Читать книгу Lebenslänglich - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 9

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Kapitel 6

Nur wenige Minuten später fuhren Tamora und Violett mit der weißblonden Schwedin in die Londoner City, um bei ›Harrods‹ nach einem passenden Kleid für sie zu suchen. Die Parkplatzsuche gestaltete sich erstaunlicherweise recht problemlos. Sie ließen den Wagen am ›Brompton Place‹ zurück und absolvierten den kurzen Fußmarsch zum weltberühmten Kaufhaus.

Sie waren noch nicht lange unterwegs, da kam eine attraktive schlanke und hochgewachsene Brünette auf sie zu. »Wen sehe ich denn da«, lächelte Josephine Muller, die die beiden bereits im Rahmen ihres Junggesellinnenabschieds betreut hatte. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Myladies?«

»Wir suchen ein festliches Kleid für unsere Freundin, Josephine«, erwiderte Violett höflich lächelnd.

»Sehr gern, Mylady. Wenn Sie mir bitte folgen würden«, nickte Josephine und schritt langsam voran. »Wir haben hinten eine ausgezeichnete und wirklich bezaubernde Auswahl an neuen Designerkleidern.« Fragend und interessiert schaute sie Violett an. »Haben Mylady eine bestimmte Vorstellung bezüglich des Kleides?«

»Weiß und Rosé geht definitiv nicht«, erklärte Violett. »Ansonsten muss es ihrem Typ entsprechen und ihr schmeicheln.« Sie deutete auf Solveig. »Sie hat eine aufregend schöne Figur, die auf keinen Fall unter allzu vielen Stofflagen versteckt werden sollte.« Ihr Blick richtete sich wieder auf Josephine. »Eines muss etwas formell sein, das andere kann und darf sehr gern auffällig und auch provokant sein. Ein ›Eyecatcher‹ quasi, der Männerblicke wie ein Magnet auf sie lenkt.«

»Nicht nur Männerblicke, auch Katzenaugen«, hüstelte Tamora leise und zwickte Solveig unauffällig leicht in den Po, die darauf etwas zusammenzuckte und versuchte, sich nichts weiter anmerken zu lassen. »Ich würde diese stolze Nordin gern in einem strahlenden Blau sehen, Josephine«, wandte sie sich nun direkt an die leitende Mitarbeiterin des Kaufhauses. »Das würde perfekt zu ihrem Teint und ihren Augen passen … Vielleicht haben Sie auch ein Kleid in einem aufregenden Rot. Auch das würde ihr sicher gut stehen.« Sie sah vor ihrem inneren Auge bereits, wie aufregend und strahlend schön ihr neues Familienmitglied darin aussah.

Violett nickte zustimmend. »Ja. Kann ich mir auch gut vorstellen.«

»Da denke ich an ein sehr edel gearbeitetes Kleid in Kornblumenblau.« Josephine musterte Solveig kurz, mit den Augen maßnehmend. »Ja, Sie haben recht. Wird ihr ausgezeichnet stehen.«

Solveig kam sich im Augenblick ein wenig überflüssig vor. Sie war es nicht gewöhnt eingekleidet zu werden. Ich habe es immer geliebt shoppen zu gehen, meine eigenen Vorstellungen umzusetzen und auch mal etwas Verrücktes auszuprobieren. Aber die beiden haben wirklich ein gutes Auge. Ich trage Blau tatsächlich sehr gern. Sie seufzte in sich hinein. Aber ich werde mich in meiner devoten Rolle üben und einfach warten, bis ich angesprochen werde. Wird sicher spaßig die Kleiderpuppe für meine Herrinnen zu machen, überlegte sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Außerdem habe ich ja eh nicht mehr über meine Kleidung zu befinden. Je schneller ich mich daran gewöhne desto besser.

Ihr Grinsen war Violett nicht entgangen. »Ich weiß, du bist noch völlig überwältigt von deiner Willkommensfeier«, schmunzelte Violett, »und gerade nicht wirklich sicher, was du tun, oder wie du dich am besten verhalten sollst, nicht wahr?«

»Ja, Mistress!«, antwortete sie kaum hörbar, weshalb sie zusätzlich nickte und sich kaum traute ihren Blick zu heben.

»Du darfst und sollst keine Angst davor haben Fehler zu begehen«, fuhr Violett leise fort. »Die wirst du früher oder später eh machen. Wir wissen alle, dass du noch einiges zu lernen hast, … auch über dich selbst. Aber wenn du dich aus Angst vor Fehlern gar nichts mehr traust, wirst du auf deinem Weg nicht vorankommen.« Sie legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an. »Sei einfach du selbst, wenn wir unterwegs sind. Ich werde dir zu Anfang immer deutliche Zeichen geben, wenn wir mit einem Spiel beginnen. Mit der Zeit wird es einfacher und wie ein gleitender Übergang sein.« Sie lächelte Solveig mütterlich an. »Jetzt aber sind wir nur drei große Mädels mit viel Geld, die sich etwas Schönes gönnen wollen. Also lass' das kleine, verspielte Mäuschen heraus, die verwöhnte Prinzessin, der nichts gut und teuer genug ist … und lass' uns dieses Schlaraffenland genießen.« Sie beugte sich ihr leicht entgegen und hauchte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

»Danke!«, erwiderte Solveig darauf wieder gewohnt selbstbewusst.

Josephine war an einer der unendlich vielen Kleiderstangen angekommen und hatte direkt ein äußerst elegantes und schmeichelhaftes Kleid herausgefischt, das über und über mit Perlen und aufwendigen Stickereien versehen war. Sie drehte sich den Dreien zu und hielt es gut sichtbar in die Höhe.

»Unbedingt … Ja, das probieren wir«, kommentierte Tamora das kostbare textile Kunstobjekt.

»Das ist wirklich sehr schön«, stimmte Solveig ihr zu. »Ein ansprechendes Blau, das wirklich gut zu mir passt.«

»Wollen Sie erst noch nach dem anderen Kleid sehen oder möchten Sie diese Kreation direkt schon anprobieren?«, erkundigte sich Josephine mit einem höflichen Lächeln.

»Wie es ausschaut, hat meine Verlobte das zweite Kleid bereits gefunden«, schmunzelte Violett in Tamoras Richtung, die gerade ein atemberaubendes, mittellanges Kleid in den Händen hielt, das einen tiefen V-Ausschnitt besaß.

»Wow!«, entfuhr es Solveig. »Das nenn' ich mal ein Kleid … Beide sind eine tolle Wahl.« Man merkte ihrer Stimme an, wie aufgeregt und freudig sie darüber war.

»Darin wirst du aber einem süßen Kätzchen ganz schön den Kopf verdrehen«, konnte sich Violett eine kleine Stichelei nicht verkneifen.

Solveig schaffte es nicht, eine gewisse Röte auf ihren Wangen zu verhindern. »Ist das so offensichtlich, dass ich ihr gefallen möchte?«

»Oh, ja ...«, kam es von Tamora und Violett unisono, »ist es! Sehr sogar!«

»›Cat‹ ist echt süß«, murmelte Solveig und schaute die beide aus verliebten Augen an. »Natürlich möchte ich, dass sie stolz auf mich ist, wenn wir mal weggehen sollten und sie ihre Hand besitzergreifend auf meinem Po liegen hat … Nach dem Motto: Schauen erlaubt, aber mehr auch nicht. Sie gehört mir!«

»Ich weiß, was du meinst«, lächelte Tamora und nahm sie zärtlich in den Arm. »Das wünsche ich mir auch immer … Allen sollen die Augen aus dem Kopf fallen, ein Sabbern einsetzen und das Kopfkino anlaufen … und dann: Pustekuchen … ist vergeben und in den besten Händen der Welt, die sie auch richtig zu führen wissen.«

»Ja, genau so«, nickte Solveig.

»Na, dann sollten wir jetzt Josephine folgen«, schmunzelte Violett und zog die beiden mit sich hinter der Angestellten her, die sich bereits langsam auf die Umkleidekabinen zubewegte.

*

»Vio?«, hielt Tamora ihre Freundin kurz zurück und außer Hörweite von Solveig und Josephine. »Was hältst du davon, wenn wir unsere ›Solvi‹ gleich komplett einkleiden? Ich meine auch Schuhe, Jacke und Nylons. Nicht zu vergessen süße, verspielte Dessous.«

»Ist mir auch schon durch den Kopf gegangen«, nickte Violett zustimmend. »Warum fragst du so geheimnisvoll?«

»Weil ich dich eigentlich um Erlaubnis bitten wollte, diesbezüglich schon einmal auf Jagd zu gehen und mir eine Beraterin zu schnappen«, grinste Tamora sie keck an.

»Solveig ist doch schon wie ein Gedicht, das ja wie ein Dessous sein soll … Ein Hauch von Nichts, dass einem den Gedanken der Fantasie überlässt.«

»Wie süß du das ausdrückst«, seufzte Tamora dahinschmelzend. »Aber so würde es schneller gehen. Dann bleibt uns noch Zeit für unseren Spieleabend. Den wollen wir doch nicht ausfallen lassen, oder?«

»Verzeih', aber daran habe ich gar nicht gedacht.«

»Und ein Hüngerchen verspüre ich auch so langsam«, fügte Tamora noch hinzu.

»Ach, meinem armen rolligen Kätzchen verlangt es also nach seinem Sahnetöpfchen ...«, stachelte Violett ihre Freundin an und kraulte ihr unter dem Kinn, um sie noch mehr anzuheizen.

Tamora maunzte leise, ehe sie kicherte: »Ja, wenn es deine süße, aromatische, leicht milchige Sahne ist, meine über alles geliebte, immerzu angehimmelte und zutiefst vergötterte Königin!« Und um ihre Worte noch provokanter zu gestalten, leckte sie sich dabei mit der Zungenspitze über die leicht geöffneten Lippen und rieb ihre Wange an der Schulter ihrer zukünftigen Frau. In ihren Augen war abzulesen, dass sie gerade daran dachte, ihre Geliebte am liebsten auf der Stelle lecken und schmecken zu wollen.

»Ist mein rolliges Kätzchen wieder voller sündiger Gedanken?«, grinste Violett.

»Du weißt genau, wie sündig ich sein kann …« Tamora genoss ihr erotisch-verbales Spiel. Dabei streckte sie eine Hand aus und fuhr ihrer Königin am Oberschenkel entlang unter den kurzen Rock. »Ich will nur schnell prüfen, ob ich mit meiner Aussage auch richtigliege.« Sie streckte ihren Zeigefinger aus und fuhr ihr damit durch die feuchte Spalte. Als ihre Hand wieder zum Vorschein kam, schleckte sie ihren Finger aufreizend langsam und genüsslich ab. »Diese Sahne ist wirklich die schmackhafteste ...«

Verschmitzt grinste Violett sie an. »Hattest du eine Erlaubnis, mich derart berühren zu dürfen?«

»Nein, Herrin, und ich erwarte für mein ungeheuerliches Fehlverhalten eine harte Bestrafung«, erwiderte Tamora leise, wobei sie aber in freudiger Erwartung in sich hineingrinste. »Aber meine stolze Gebieterin möge verzeihen. Ich bin einem Impuls gefolgt, und habe gespürt, dass es Euch auch wieder einmal nach Führung gelüstet. Dass ich Euch wieder einmal ganz nach meinem Gusto benutzen und lieben darf …« Sie schlug betörend ihre Augen auf und klimperte ihre Geliebte an. »Vielleicht auf die von unserer ›Chérie‹ so gern favorisierte Art und Weise? In sanften Fesseln und …«

Der verführerisch vorgebrachte Vorschlag jagte Violett eine Gänsehaut über den Körper. »Eine sehr geile Vorstellung, die du mir da gerade offerierst, meine Süße … Nun, wir wollen mal sehen, ob ich dir das gestatten werde.« Um ihrer aufsteigenden Erregung etwas Luft zu verschaffen, zog sie ihre Partnerin an sich und küsste sie stürmisch.

Als sich die beiden nach einer gefühlten Ewigkeit wieder voneinander trennten, musste Tamora erst einmal tief Luft holen, um wieder in der Realität anzukommen.

»Und jetzt beeil dich! … Hopp, hopp!«, mahnte Violett ihre Prinzessin.

»Du weißt schon, dass mich das gerade noch mehr anspornt mich zu eilen, nicht wahr?«

Violett schmunzelte, wandte sich wortlos den Kabinen zu und überließ ihre Geliebte sich selbst.

*

Emsig blickte sich Tamora nach einer Angestellten des Kaufhauses um, bis sie unweit eine junge Frau bemerkte, von der sie vermutete, dass diese sie und ihre Verlobte gerade bei ihrem kleinen Spiel beobachtet hatte. »Könnten Sie mir bitte behilflich sein, Miss?!«, sprach sie die Blondine an, die nur wenige Schritte entfernt von ihr stand und etwas im Regal vor sich ordnete.

»Natürlich. Sehr gern, Mylady!«

*

Solveig schob den Vorhang zur Seite und trat als erstes im blauen Kleid aus der Kabine. »Das ist ein wahrer Traum. So elegant und figurbetont. Und der Stoff erst, …«, schwärmte sie vor sich hin.

Die bis zum Handgelenk reichenden langen Ärmel schmiegten sich wie eine zweite Haut an, und der U-Boot-Ausschnitt schmeichelte ihrem langen, schmalen, makellosen Hals. Locker fielen ihr ihre offenen, langen, fast schon weißen Haare über die Schultern. Der Saum des Kleides endete eine Handbreit über ihren Knien, was ihre eh schon langen Beine nur noch mehr in Szene setzte und noch länger wirken ließ.

»Drehst du dich bitte einmal?!« Violett hob ihre Rechte und bedeutete ihr mit dem Zeigefinger, sich einmal um die Achse herumzudrehen. Begeistert musterte sie die Schwedin dabei. »Oh ja, das steht dir wirklich ausgezeichnet. Als wenn es für dich gemacht wurde. Das ist einfach perfekt für die Hochzeit … Und dann auch noch dieser aufregende Rückenausschnitt. Na, wenn dir da nicht alle Herzen zufliegen, dann weiß ich auch nicht.« Sie lachte herausfordernd. »Ja, ja, ich weiß … Das eine Herz reicht dir! Schon gut, aber ehrlich … Ihr beide … Da ist so süß, dass man euch immerzu necken muss!«

»So, da bin ich wieder … und mit reichlich Geschenken …«, trällerte Tamora fröhlich, als sie bei den Kabinen ankam, die Angestellte mit vollen Armen im Schlepptau.

»Ouid id est, timeo Danaos et dona ferentes![3]«. Ein Schmunzeln umspielte Violetts Lippen.

»Na, Vio! Das ist jetzt aber gar nicht nett!«, echauffierte Tamora sich und grinste frech, während Solveig die beide nicht verstehend ansah. »Erstens bringe ich kein Holzpferd und zweitens bin ich keine Griechin … oder habe ich etwa einen leichten Buckel in der Nase.« Sie drehte sich einem der großen Spiegel zu und betastete prüfend mit zwei Fingern ihr Riechorgan.

»Boah! Wie doooof du mal wieder sein kannst!«, lachte Violett.

Inzwischen starrte Solveig auf Jacke, Schuhe und Unterwäsche, die die ›Harrods‹-Mitarbeiterin auf einem Tisch ausbreitete. »Wow! … Ihr denkt aber auch wirklich an alles.« Nur eine große Tasche, deren Inhalt sich ihren Blicken entzog, blieb unberührt.

»Na, nur ein Kleid wäre nichts Halbes und schon gar nichts Ganzes, nicht wahr?« Tamora erfreute sich an Solveigs ungläubigem Blick. Sie hielt ein Päckchen naturfarbene Nylons hoch und eine ›Clutch‹ – eine kleine, elegante Damenhandtasche ohne Henkel, im gleichen Goldton wie die High Heels.

Bei genauem Hinschauen konnte Solveig an der Jacke Knöpfe in gleicher Farbe erkennen. Sie schienen aus Messing gefertigt und zeigten einen von einem Tau umwickelten Anker, wie man sie an Marinekleidung finden konnte. »Das erinnert mich daran, dass ich Männer in Uniform schon seit jeher sehr attraktiv finde. Diese Stärke und Macht, die sie darin ausstrahlen. Hui …«

Die Angestellte, die Tamora begleitet und ihre bei der Auswahl zur Seite gestanden hatte, nickte unbewusst mit dem Kopf.

»Aha!«, machte Violett darauf und schaute erst Solveig und dann ihre Prinzessin an. »Ihr findet Uniformen also scharf?«

»Oooh, jaaa …!«, antworteten die beiden mit einer Stimme.

»Ich werde es mir merken!«, lächelte Violett darauf mit einem vielversprechenden Lächeln. Dann wandte sie sich wieder an Solveig. »Probiere bitte auch Jacke und Schuhe dazu an«, und in Richtung der Mitarbeiterin: »Die Dessous nehmen wir auf alle Fälle. Sehr schön, die gefallen mir … All die Spitzen und Rosen. Sehr sexy … Du beweist wieder einmal einen sehr guten Geschmack, meine Süße.« Sie gab ihrer Prinzessin einen Kuss auf die Wange. Dann war es wieder Josephine, der ihre nächste Frage galt. »Haben Sie für den BH eine Verlängerung, sodass er den verführerischen Rücken nicht ruiniert?« Ablenkend versuchte sie wieder auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins zurückzukommen.

»Ja, selbstverständlich«, nickte Josephine. »Valery wird sich gern darum kümmern.« Sie gab ihrer Kollegin ein kurzes Handzeichen, die sich augenblicklich auf den Weg machte, das Gewünschte zu holen.

Während Solveig indessen in die vor ihr stehenden High Heels schlüpfte, neigte sich Violett ihrer Prinzessin zu. »Was ist mit der Tasche?«

»Eine kleine Überraschung für zu Hause«, flüsterte Tamora für Solveig unhörbar. »Wir wollen doch spielen, oder?«

Violett schenkte ihr ein Schmunzeln, ließ es dabei bewenden und schaute wieder zu Solveig, die sich den schwarzen Blazer übergezogen hatte, der ihr knapp bis auf den Po reichte. »Die dreifache Knopfleiste finde ich toll«, bemerkte sie, während Tamora der Schwedin die Handtasche reichte.

»Ich habe extra naturfarbene Nylons mit einer Kuba-Ferse ausgewählt. So kommen ihre Beine besser zur Geltung.« Tamora hielt ihrer Königin die Packung hin, um sich deren Zustimmung zu holen.

»Wirklich klasse. Sehr harmonisch. Aber weißt du, was mir gerade auffällt?« Violett schnippte leicht mit zwei Fingern. »Irgendwie fehlt noch etwas an Schmuck oder ähnlichem.«

»Daran habe ich auch schon gedacht ...«, nickte Tamora.

In diesem Moment kam Valery mit dem Extra für den Büstenhalter zurück. »Hier habe ich eine Auswahl der verfügbaren Verlängerungen, Mylady«, lächelte sie Violett an und breitete das Mitgebrachte auf dem Tisch an, sodass es sich alle anschauen konnten.

»Hautfarben passt nicht ganz«, stellte Tamora direkt fest.

»Finde ich auch«, stimmte Violett zu und deutete auf eine transparente Verlängerung. »Die ist besser.«

Plötzlich kam eine dritte Verkäuferin auf sie zu. »Myladies!« Sie hielt eine Schachtel in den Händen. »Hier ist, was Sie wünschten, Lady Tamora.« Als diese ihr die Box abgenommen hatte, zog sie sich wieder diskret zurück.

»Das war meine Idee, um unsere süße ›Solvi‹ noch etwas zu dekorieren.« Tamora öffnete die Schachtel und entnahm ihr einen sehr auffälligen ›Fascinator‹ – eine kleine von Blumen besetzten Kappe, die das Muster des Kleides in wundervoller Art und Weise noch einmal aufgriff.

»Oh ja«, bestätigte Violett, »wenn der Hut leicht seitlich angebracht wird … Sehr glamourös!«

»Ich würde mir eine leichte Welle ins Haar machen lassen. Dann wirkt das sicher noch besser.« Solveig sah sich in dem neuen Outfit bereits auf der bevorstehenden Hochzeit.

»Ja, das wird einfach unglaublich gut aussehen«, nickte Tamora. Plötzlich knurrte ihr Magen so laut, dass nicht nur Solveig etwas davon mitbekam.

»Ach, meine Süße, du hast ja wirklich Hunger. Ich hoffe, Courtney kann dir später etwas Schönes zaubern.« Violett lachte und zog sie in ihre Arme.

»Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gern etwas Typisches aus meiner Heimat für uns alle kochen. Ist etwas, das recht schnell zu machen geht. Dauert nur knapp eine Stunde bis es auf dem Tisch stehen würde«, bot sich Solveig an. »Und derweil wisst ihr bestimmt eine gute Ablenkung, damit du nicht immer ans Essen denken musst.« Ihre letzten Worte waren an Tamora gerichtet und von einem breiten Grinsen begleitet.

»Au, ja, ... gerne!«, freute sich Tamora über das Angebot.

»Na, dann schlüpf' mal in das rote Kleid damit wir fertig werden«, drängte Violett nun etwas. »Ich vermute stark, das wir anschließend noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen müssen, oder?«

»Ja, ein paar frische Zutaten und eventuell ein paar Kräuter.« Solveig nahm das Kleid von der Verkäuferin entgegen, der sie die Jacke reichte und huschte damit hinter den Vorhang der Kabine.

*

»Wollen wir direkt im Anschluss einkaufen?«, fragte Solveig ihre beiden Herrinnen, während sie ihnen auf dem Weg zur Kasse folgte, um die ›Beute‹ zu bezahlen.

»Ja, klar«, nickte Violett ihr zu. »Das könnt ihr beiden Süßen gleich unten im Tiefgeschoss erledigen.« Sie schmunzelte frech. »Ich werde mir derweil einen leckeren ›Latte Macchiato‹ gönnen. Immerhin ist das schon etwas nervenzehrend, mit euch aufgeregten Hühnern shoppen zu gehen. Mal ganz abgesehen von der Hierarchie, nicht wahr? … Immerhin sitze ich auf dem Thron und nicht ihr! Was wäre ich für eine Regentin, wenn ich derlei Aufgaben nicht an meine Untertanen delegieren würde?«

»Ja, Herrin«, seufzte Tamora schmunzelnd, während Solveig ein devotes »Ja, Mistress«, folgen ließ, indessen Violett der Verkäuferin an der Kasse ihre goldene Kreditkarte reichte.

Als die ›Harrods‹-Angestellte den Namen auf der Plastikkarte las, blickte sie mit vor Überraschung geweiteten Augen auf. »Mylady«, entfuhr es ihr, »ich hoffe, Sie haben alles gefunden, was Sie gesucht haben?« Sie bedeutete einer Kollegin zu ihr kommen, um ihr beim sorgfältigen Verpacken der Ware behilflich zu sein.

»Danke der Nachfrage, …«, sie las den Namen der Mitarbeiterin vom Namensschild ab, »Patricia. Josephine war uns wieder einmal sehr behilflich.« Sie hielt kurz inne und überlegte kurz. »Wäre es Ihnen wohl möglich den Einkauf für eine Weile zu deponieren«, wandte sie sich darauf mit einer Bitte an die Verkäuferin, »und veranlassen, dass er uns später zum Wagen getragen wird?«

»Aber selbstverständlich, Mylady. Das ist kein Problem und machen wir sehr gern. Wir können auch alles an ihre Adresse liefern, wenn Sie das wünschen«, bot sie freundlich an.

»Das wird nicht nötig sein, Patricia«, brachte sich Tamora darauf ein. »Wir wollen ja nicht noch einmal die Handwerker bemühen, um unsere Zufahrt aufzuarbeiten.« Damit spielte sie auf ihren letzten ausufernden Einkauf an und lachte ansteckend.

»Wir geben Bescheid, wenn wir in der Delikatessen-Abteilung fertig sind und aufbrechen«, ergänzte Violett schmunzelnd ihre an Patricia gerichtete Bitte.

*

»Ich werde es mir hier derweil gemütlich machen«, entschied Violett, nachdem sie für sich ein Plätzchen im Café im Untergeschoss ausgemacht hatte, wo sich Kunden mit heißen und kalten Getränken erfrischten – oder sofern sie es wünschten verschiedene köstliche Speisen, Salate, zahlreiche warme Gerichte und Kuchen munden lassen konnten. »Ihr beiden Hübschen erledigt, was zu erledigen ist. Mein Smartphone hat bereits mehrere Saltos geschlagen und bedarf meiner Beachtung.« Sie deutete mit beiden Händen eine wegschiebende Geste an. »Also seid brave Sklavinnen und nun … husch, husch!« Mit einem kecken Lächeln auf den Lippen gab sie den beiden einen leichten Klaps auf den Po, was Tamora direkt lustvoll aufstöhnen ließ.

»Mein Hunger, Herrin, wird durch meine unbändige Lust auf Euren wundervollen Leib und sein verborgenes Schatzkästchen nicht gerade weniger«, witzelte ihre Verlobte. In ihren Augen lag ein begehrliches Glitzern.

»Oh, ich weiß!«, schmunzelte Violett, während sie sich setzte und die Beine damenhaft aneinanderlegte, was ihre Nylons leicht und erregend rascheln ließ. »Ich werde mir inzwischen überlegen, ob ich geneigt bin, deiner vorhin ausgesprochenen Bitte zu entsprechen.« Ihre Geliebte anheizend strich sie sich dabei leicht mit den Fingerspitzen der rechten Hand über eines ihrer bestrumpften Beine. »Vielleicht sogar auf genau die erwähnte Weise … Na, ich will mal sehen, zu welcher Entscheidung ich gelange … Und jetzt solltet ihr beide loshuschen, sonst wird das heute nichts mehr!«

»Na, dann komm' mal mit, ›Solvi‹! Wir wollen unsere über Alles geliebte Herrscherin ja nicht enttäuschen«, griente Tamora. »Du machst die Ansagen was benötigt wird, und ich weise dir den Weg.« Nach einem schon fast überfallartigen, schnellen Kuss auf die Lippen ihrer Königin, huschte sie, mit Solveig im Schlepp, in die Delikatess-Abteilung des Warenhauses, ehe Violett ihr mahnend auf den Po langen konnte.

Na, wenn du mir da nicht gerade den Fehdehandschuh hingeworfen hast, meine Süße?, lächelte Violett in sich hinein. Du weißt genau, dass ich einer solchen Herausforderung nicht widerstehen kann … Und ja, du hast es verdient, dass ich mich dir heute einmal füge … Zeig' mir nachher mal, wie dominant mein süßes Kätzchen werden kann!

*

»An Gemüse brauchen wir Rote Beete und Zuckerschoten«, erklärte Solveig. »Die Rote Beete sollte möglichst schon eingelegt sein, aber bei der Auswahl«, sie schaute sich um und lächelte, ehe sie fortfuhr, »wird das sicher kein Problem sein … Dann Kartoffeln. Davon genug, damit sie auch für alle reichen.« Sie überlegte, durchrechnend, wie viel sie an Zutaten benötigte.

»Na, mach' dir deswegen mal keinen Kopf«, suchte Tamora die Anspannung ihres schwedischen Neuzugangs zu lockern, »wir werden schon nicht verhungern und vieles dürfte auch da sein. Unsere Küche ist immer gut bestückt.« Sie neckte Solveig und kniff ihr leicht in die Seite. »Du bist zwar jetzt das Küken in der Villa, aber bleib einfach locker … denk' bitte nicht laufend darüber nach was du tust oder wie das bei den anderen ankommt. Sei einfach du selbst … und bei dem Rest wird dir deine süße ›Cat‹ schon behilflich sein.«

»Ja, du hast sicher recht …«, rutschte es ihr flüsternd heraus, aber dennoch so laut, dass es ihre Herrin deutlich hören konnte.

Unwillkürlich lachte Tamora auf und legte ihr einen Arm um die schlanke Taille, um sie an sich zu ziehen. »Mir scheint, ihr beide habt euch nicht wirklich gesucht, aber dennoch gefunden … Das ist so süß!«

*

»Na, wie weit seid ihr mit euren Spielchen?«, erkundigte sich Violett telefonisch bei Courtney. »Wir sind hier gleich mit dem Shoppen fertig. Meine allerliebste Tammy und deine süße ›Solvi‹ kaufen gerade noch einige Lebensmittel ein … Das ist auch der Grund, warum ich dich anrufe, ›Cat‹.«

»Ja, Mistress?«, kam es fragend zurück.

»Solveig hat sich angeboten später für alle etwas aus ihrer Heimat zu kochen«, fuhr Violett fort, während sie die Schaumkrone von ihrem ›Latte Macchiato‹ schlürfte. »Du wirst ihr dabei nachher zur Hand gehen, hörst du?«

»Ganz wie Mistress wünscht«, bestätigte Courtney.

»Ja, Mistress wünscht!«, schmunzelte Violett in die Leitung. »Und Mistress kann dir versprechen, dass es ein sehr interessantes Kochen werden wird!« Jetzt lachte sie hell auf.

»Mistress will andeuten, dass ich mit ihr leiden werde, nicht wahr?«, kam Courtney gleich auf den Punkt.

»Exakt, genau das will deine Mistress andeuten«, nickte Violett, auch wenn ›Cat‹ sie gerade nicht sehen konnte. »Du kannst dir ja vorstellen, dass alle sehr gespannt sind, wie sehr du unseren Neuzugang magst.« Ein amüsiertes Lachen folgte.

»Verstehe, Mistress!« Wenngleich es nur zwei Worte waren, war deutlich herauszuhören, wie sehr Courtney sich über diese abendliche Planung freute. »Wie immer werde ich mein Bestes geben.«

»Nichts anderes habe ich erwartet, meine Liebe! … Dann leg' schon einmal die Würfel raus. Wir wollen den Spieleabend nicht ausfallen lassen, nicht wahr?«

»Selbstverständlich nicht. Die Mädels freuen sich doch immer alle auf den Mittwochabend«, erwiderte Courtney lächelnd.

»Dann sag' bitte den anderen Bescheid. Sie sollen sich in etwa neunzig Minuten im Salon einfinden … Und, ehe ich es vergesse, vergiss mir nicht, die Spieletruhe neben dem Sideboard auf den Tisch zu stellen … Kann gut sein, dass wir sie brauchen.«

Die Anspielung auf den Inhalt der mittelgroßen Runddeckeltruhe, die immer gut an ›Sex-Toys‹ gefüllt war, entlockte Courtney unbewusst ein lustvolles Aufstöhnen.

Violett wusste genau, was gerade in ›Cats‹ Kopf vor sich ging. »Na, mal sehen, was wir auswählen werden … Und ihr gebt euch dann Mühe nichts anbrennen zu lassen, während wir gleiches mit euch versuchen!« Damit beendete sie das Gespräch und ließ Courtney mit ihrem angesprungenen Kopfkino allein.

*

»So, jetzt noch mal schnell das Rezept durchgehen«, murmelte Solveig, »und überlegen, ob wir auch alles haben … Kartoffeln, Zuckerschoten, Kapern, Rote Beete … Gut … Eier haben wir auch, Zwiebeln, Quark … und ganz wichtig: Rinderhack.« Sie schaute durch den Einkaufswagen und schob was sie aufgezählt hatte in eine Ecke. Dann schaute sie kurz Tamora an. »Du sagtest, dass ihr Meersalz, Butter, Öl, Paniermehl und Gewürze habt, nicht wahr?«

Tamora nickte schmunzelnd.

»Prima … Und ihr habt ein Kräuterbeet?«, fragte sie noch einmal nach, sich rückversichernd.

»Ja, haben wir. Ist Kazumis kleine Leidenschaft. Sie kam damit schon wenige Tage nach ihrem Einzug und fragte, ob sie eins anlegen und pflegen dürfte. Sie meinte, es würde sie entspannen und ein wenig an ihre Heimat erinnern.« Sie lächelte. »Wie hätten wir da Nein sagen können? Den benötigten Schnittlauch und die Petersilie hat sie entweder tiefgefroren oder du bekommst beides ganz frisch. Ich meine heute Morgen noch den Pflanzkasten in der Küche gesehen zu haben.«

Noch einmal schaute Solveig prüfend in den Wagen. »Ja, ich glaub', dass wir jetzt alles haben.«

»Dann sollten wir eilen und zur Kasse gehen.« Tamora zog vorne leicht am Wagen, während Solveig hinten schob.

*

»Ach, da seid ihr schon wieder«, reagierte Violett erfreut, als sie ihre Prinzessin und Solveig auf ihren Tisch zukommen sah. »Ging ja richtig schnell.« Sie wandte sich an ihre zukünftige Frau. »Hast du oben Bescheid geben lassen, dass wir aufbrechen und die Sachen bitte zum Wagen gebracht werden?«

Tamora nickte. »Hab' ich. Eine Mitarbeiterin wartet mit den Taschen an der Rolltreppe auf uns.«

Violett nahm den noch verbleibenden Schluck von ihrem Milch-Kaffee und schob das Glas auf dem Tisch von sich fort, ehe sie aufstand. »Dann lasst uns mal nach Hause fahren, meine Süßen.« Sie griff nach der Hand ihrer Verlobten und strich ihr liebevoll mit dem Daumen über die verschränkten Finger, während diese sich bei Solveig einhakte. »Ist mein rolliges Kätzchen immer noch so hungrig?«, fragte sie leise und schaute ihre Geliebte aus den Augenwinkeln an, deren freches Grinsen registrierend, ehe sie provokant nachsetzte: »Aha, ich sehe schon. Du willst noch immer an meinem Sahnetöpfchen schlecken und hast dich nicht wirklich abgekühlt, nicht wahr?«

»Ist das so auffällig?«, griente Tamora und kicherte mädchenhaft. »Ich bin sogar noch hungriger geworden … Am liebsten würde ich ja direkt prüfen wollen, wie weit das Töpfchen schon gefüllt ist!« Ihr machten diese verbalen Anspielungen immer wieder einen Heidenspaß. »Meinst du denn, dass ich den auch wirklich allein ausschlecken kann? Nicht, dass am Ende noch etwas von den kostbaren Tropfen verschwendet wird«, verschärfte sie den ›Dirty Talk‹ noch.

»Vermutlich wird es für dich und …«, Violett zwinkerte ihr zu, »reichen, falls du darauf anspielst … Mal ganz abgesehen davon, dass wir zu Hause ja wohl reichlich Töpfe haben, die sich schnell füllen lassen, nicht wahr?«

»Oh ja …«, bemerkte jetzt sogar Solveig frech und grinste.

Überrascht blickten Tamora und Violett sie an.

»Was schaut ihr beide so«, reagierte Solveig erstaunt und hob eine Braue. »Wurde mir nicht gesagt, ich solle mehr aus mir herausgehen?« Sie fuhr sich aufreizend mit der Zungenspitze über ihre schwungvollen Lippen. »Bei einem solchen Angebot, kann ich doch nicht schweigen, oder? Und wenn doch so viele Töpfe zum Naschen da sind? … Natürlich nur, wenn es meine Mistresses mir gestatten.« Damit hatte sie gerade noch die Kurve erwischt. Upsi, da hätte ich doch fast vergessen, dass ich darüber nicht mehr zu befinden habe, schoss es ihr durch den Kopf. Aber geil wäre es schon, wenn wir alle naschen dürften.

»Du lernst wirklich schnell, ›Solvi‹«, lobte Violett. »Deine Mistress hat dich verstanden. Wir schauen mal, was der Abend bringt und vor allem, wer das Spiel bestimmt. Schließlich hängt das ja vom Würfelglück ab. Ich bin aber sicher, dass alle auf ihre Kosten kommen werden.«

Als sie das Ende der Rolltreppe erreichten, wartete dort nicht nur eine Mitarbeiterin, sondern gleich drei, die mit Tüten und Schachteln beladen waren und ihnen höflich zunickten. Wortlos bedeutete Violett ihnen, ihr, Tamora und Solveig zu folgen. Dann trat sie nach draußen auf den Gehweg und wendete sich in Richtung des geparkten Wagens.

***

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