Читать книгу Lebenslänglich - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 6
ОглавлениеKapitel 3
Fedora Viktorova erhielt an diesem Mittwochmorgen die Mitteilung, dass man die Täter verhaftet hatte. Es stand auch gleich groß in den Zeitungen. Für den Yard war dieser schnelle Erfolg besonders wichtig, da sie wegen des Serienkillers unter dem Druck der Öffentlichkeit standen und noch immer keinen Schritt vorwärtsgekommen waren. Auch wurde sie ständig angegriffen, dass sie tatenlos herumsitzen würde, während anständige Bürger belästigt und verprügelt wurden. Aber wie schwer es war, die Täter zu finden, da viele sogar eine Aussage scheuten, daran dachten die Kritiker nicht.
Fedora konnte das Krankenhaus wieder verlassen. Wenn auch ihren äußeren Wunden verheilt oder zumindest versorgt waren, litt sie innerlich noch immer. Sie konnte nicht vergessen, was man ihr angetan hatte. Ihre Freunde und Freundinnen taten alles, um ihr dabei zu helfen zu vergessen.
Nur ihr Verlobter hatte von allem eine ganz andere Meinung. Er warf ihr vor, dass sie überhaupt zu der Geburtstagsparty gegangen war. »Wärst du nicht gegangen, hätte dir das nicht passieren können, Fedora«, bemerkte er immer wieder.
»Aber sie ist doch eine Freundin. Ich war eingeladen«, verteidigte sie sich, ihn nicht verstehend.
»Es waren bestimmt nur junge Pärchen dort. Warum bist du ohne mich hingegangen?«
»Weil du nicht da warst«, reagierte sie ärgerlich. »Soll ich vielleicht die ganze Zeit in meiner Bude hocken und auf dich warten, bis du wieder Ausgang hast? Du tust ja gerade so, als hätte ich ohne dich ein furchtbar ausschweifendes Leben geführt. Du, ich bin nicht dein Eigentum, hörst du, Wesley?! Ich bin auch noch ein Mensch. Du gehst ja auch aus, wenn du in der Kaserne bist. Du willst mir doch nicht sagen, dass du immerzu nur in deiner Stube hockst, oder?«
»Das ist ja wohl was ganz anderes«, entgegnete Wesley.
»Ach, ja?«, höhnte sie. »Es ist wohl immer was ganz anderes, was ihr Männer macht, nicht wahr? Vielleicht findest du es ja auch vollkommen in Ordnung, dass man mich entführt, vergewaltigt und halb totgeschlagen hat, wie? Und dann … na klar, ich muss ja auch noch selbst schuld sein … Vermutlich habe ich die Kerle ja noch dazu animiert mir ins Gesicht zu schlagen und mich mit Gewalt zu nehmen! … Die Schweine haben nichts ausgelassen!«
»Aber, Fedora, nein, natürlich nicht. Bitte verzeih' mir, aber ich muss ständig daran denken, was sie mit dir gemacht haben, weißt du. Ich will es nicht, ehrlich, aber ich muss es. Es ist schrecklich!«
Sie war aschfahl geworden. »Ja, Wesley, glaubst du denn wirklich, ich müsste das nicht? Oh, mein Gott! Ich kann keine Nacht mehr ruhig schlafen. Immer träume ich, dass sie sich wieder über mich hermachen … durchlebe jede einzelne Sekunde!« Schluchzend ließ sie sich auf das Sofa fallen.
Wesley merkte, dass er zu weit gegangen war. Aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte es nicht beiseiteschieben. Er versuchte es zwar, aber jedes Mal, wenn er seine Verlobte in die Arme nahm, dann … »Fedora, meine Liebe, … bitte verzeih' mir doch. Ich werde nie wieder darüber sprechen. Ganz bestimmt nicht.«
»Ach, Wesley«, weinte sie. »Ich werde viel Zeit brauchen, sehr viel Zeit …«
»Ja, meine Liebe.«
***