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Früh an diesem Tag hatte der Wanninger mit dem Lorenz zusammen das Frühstück eingenommen. Um genau acht Uhr hatte eines der Madln mit einem reichhaltig gefüllten Tablett vor der Tür gestanden. Der verlockende Duft von Kaffee und frischen Semmeln hatte sich ausgebreitet, während Lorenz bereits eifrig in einem schwarzen Buch blätterte, in dem er die Termine der Klienten eintragen pflegte.

„Es scheint hier am Ort net viele Kranke zu geben, die Ihre Hilfe benötigen“, stellte er verdrossen fest. „Es sieht wirklich so aus, dass der Arzt hier seine Leut’ fest im Griff hat. Die brauchen niemanden, der mit besonderen Kräften heilt.“

„ Schmarrn, es gibt immer wen. Und du bist ja auch net ganz ohne Termin, wenn ich das recht sehe.“

„Na ja, zwei hab ich. Und der eine davon scheint mir interessant. Eine Frau hat sich angemeldet mit ihrem Kind. Leidet an akuter Leukämie, aber die Mutter lehnt die Chemotherapie mit allem Drum und Dran ab. Geld scheint auch vorhanden, die hat jedenfalls net protestiert, als ich ihr den Preis nannte.“

„Gut. Der andere Termin?“

„Ich weiß net recht, was ich davon halten soll. Frau mittleren Alters mit Herzbeschwerden, angeblich Myokardinsuffizienz, was die Ärzte nicht unter Kontrolle kriegen. Normale Therapie mit ACE-Hemmern und Diuretika, offenbar nicht sehr erfolgreich. Scheint nicht besonders interessant, könnte sich aber lohnen für uns, weil diese Frau hier am Ort sehr bekannt ist. Sie hat sich allerdings mit vielen Worten über das Honorar ausgelassen und deutlich gefragt, ob wir nicht einen Sonderpreis machen können.“

Der Wanninger runzelte die Stirn, grinste dann aber. „Ich werd’ mir das anschauen und dann entscheiden. Ab und zu muss man mal ein bisserl wohltätig sein, das beruhigt das Gewissen. Außerdem kann sie für uns Werbung machen. Und bevor ich hier tatenlos herum sitze ... Aber, Lorenz, eines noch. Während ich mir gleich Mutter und Kind anschau’, wirst einen Termin mit dem hiesigen Arzt machen. Wir müssen unbedingt die Bestätigung der Diagnosen bekommen. Schließlich brauchen wir auch in Zukunft was für die Werbung.“

„Und wenn der Doktor nix sagen will?“

„Ach, irgendwas bekommen wir schon heraus, darin sollten wir mittlerweile Übung haben. Schließlich ist das hier nur ein kleiner Landarzt ohne jegliche Erfahrung. Das wird eine leichte Sache.“

Davon war Lorenz Jäger nicht so ganz überzeugt, er hatte hier in Hindelfingen sehr wohl die unterschwellige Abneigung gespürt, so einfach würde der Arzt es ihnen wohl kaum machen. Aber er hielt sich an seine Anweisungen, dafür wurde er schließlich außerordentlich gut bezahlt. Auch dafür, über alles zu schweigen, was er sah und hörte.

Er führte das denkwürdige Gespräch mit der Hermine, nachdem er die Regina mit der kleinen Toni in das Wohnzimmer des Bungalows geführt hatte.

Nicht einmal Lorenz Jäger war herzlos und ohne Mitleid, ihn dauerte das schlechte Aussehen des Kindes. Doch er sah auch die Hoffnung im Gesicht der Frau. Ob sie mit der Enttäuschung fertig werden konnte, wenn der Wanninger keinen Erfolg hatte?


Hoffnung, Wunder und Liebe: 7 Arztromane

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