Читать книгу Frischfleisch - Thorsten Henk - Страница 7
Kapitel 4
ОглавлениеSie begriff schnell, das es ohne körperliche Gefälligkeiten nicht im Knast funktionierte. Sie könnte sich wehren, widersetzen, doch dann käme jemand und würde sich nehmen, was er oder sie wollte. Es wäre also klug, dachte sich Kim, würde sie selbst den Handel bestimmen können. Zumindest könnte sie dann entscheiden, wer ihren Körper haben dürfte. Innerlich redete sie sich mögliche Preisabsprachen schön. Immerhin müsste sie ansonsten die nächsten Jahre ohne Sex leben. Eine junge Frau, hübsch und von jedem begehrt, wie könnte so jemand, so lange, ohne sexuelle Nähe überleben?
Kim spürte den Druck, schon wenn sie in den großen Duschraum ging, der sich nur wenige Meter neben ihrer Zelle befand. Gegen Nachmittag brach die offizielle Duschzeit an. Das Massen-Badezimmer bestand aus zwei riesigen Räumen. Ein Vorraum, mit zehn oder mehr Waschbecken und Sitzgelegenheiten. Gleich dahinter, ein wenig ums Eck gezogen, befand sich der schäbige, in die Jahre gekommene, Duschraum. Ein länglich gezogenes Zimmer. Vielleicht drei mal sechs Meter oder länger. Links und rechts hingen die Duschköpfe von oben herab. Eine kleine kopfhohe Mauer gewährte eine gewisse Intimität. Zumindest wurde der Schein gewahrt. Dazwischen war der Gang, der gegen Abend probevoll war, als würde es hier etwas umsonst geben. Aus den Duschen kam meistens nur lauwarmes Wasser herausgeschossen. Der Kalk hatte sich bereits überall auf die Armaturen gelegt. Am schönsten waren die Tage, an denen es nur Kaltwasser gab. Dann verweigerten sich die meisten und Kim konnte in aller Ruhe duschen, wenn gleich auch das Wasser verdammt kalt war.
Doch der Duschraum war nicht nur für die Reinigung und Hygiene gedacht. Es war so eine Art offener Kontaktraum, an dem nicht nur, wegen dem viel zu kalten Wasser, gestöhnt wurde. Erst gestern stand Kim unter Dusche, plötzlich kamen zwei andere den Gang entlang, die sich in die gegenüberliegende Duschkabine verzogen. Ungeniert, wackelten die Ärsche. Die eine hatte einen richtig geilen Knackarsch, die andere war von ihrer Sucht gekennzeichnet, der Po war wesentlich dicker als die herunterhängenden Titten. Sie umarmten, fingerten und küssten sich heiß. Ein paar laute Stöhner folgten, die jeweils durch das Fließgeräusch des prasselnden Duschwassers hin und wieder unterbrochen wurden. Es musste ziemlich zur Sache gegangen sein. Die harten Klatscher, wenn die eine gegen die Wand stieß, waren immer wieder deutlich herauszuhören. Es dauerte aber nur kurz, dann verzogen sich die beiden. Vermutlich zurück in den Haftraum, um ihre gemeinsamen Ergüsse weiter fortzusetzen.
Natürlich zog es auch die Wärter immer wieder einmal in die Duschräume. Schließlich mussten sie kontrollieren, nach dem Rechten schauen, so erklärten sie sich. Und so falsch lagen sie ja nicht. Immerhin hatte der Drogenhandel im Knast Hochkonjunktur. Einige der Frauen versteckten das Zeugs in der Dusche. Der einzige Schönheitsfehler bei der Erklärung der Wärter bestand darin, dass sie meistens das Zeug selbst hineinschmuggelten. Entweder gegen Bezahlung oder gegen Sex. Oder gegen beides.