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RUSSLAND UND DER KAUKASUS (GEORGIEN & ASERBAIDSCHAN) IM RIESENREICH DER ANGST


Bergiger Ausweg: Der Kaukasus ist der ersehnte Höhepunkt nach den gefährlichen russischen Straßen.

Eben Optimismus, jetzt Shithole. Es ist Freitagabend, die erste Woche im Sattel ist bald geschafft, die erste wichtige Grenze auf ihrem Abenteuer liegt jetzt nur einige Schritte vor ihnen. Jonas und Philipp haben eben noch das Gefühl genossen, dass sie dem Ziel ihres großen Abenteuers nähergekommen sind. Sie haben aufgeatmet, sie hatten Rückenwind, der leckere Kartoffelauflauf in Parikkala ist verdaut. Jetzt betreten sie ein Land, das für sie epische Qualen bereithalten wird.

Was sie als Erstes sehen, bedrückt sie. »Was ist das hier für ein Shithole!«, entfährt es Philipp. Im waldigen Nordwesten Russlands bleibt wenig von der landschaftlichen skandinavischen Idylle. Denn Swetogorsk, der 20.000-Einwohner-Ort direkt hinter der Grenze, ist eine heruntergekommene Industriestadt. Erschöpft von ihrem bislang kilometerreichsten Reisetag mit 298 Kilometern schauen sich die beiden um. Es ist erdrückend. »Hier sieht es aus wie in einem der schlimmsten Stadtteile, die man sich in einem deutschen Ort vorstellen kann«, findet Philipp, und als Düsseldorfer kennt er die tristen Ecken des Ruhrgebiets nur zu gut. Eine Stadt der Einöde, der Plattenbauten, dreckige Straßen, überall Industrieanlagen. Swetogorsk hat eine lange Geschichte als Forst- und Papierindustriestandort, eine der größten Zellstofffabriken Russlands liegt hier. Für die Wirtschaft ist Swetogorsk bedeutsam, für die Stimmung der beiden ein erster Test. Noch lachen sie. Noch denken sie, dass es vielleicht nicht so schlimm wird. Sie gönnen sich die erste Hotelübernachtung ihrer Reise, in einem ordentlichen Business-Hotel freut sich Jonas sogar über einen kleinen Flirt mit der Rezeptionistin. Seit Tagen haben sie kaum Menschen gesehen. »Nur dein Hinterteil, Philipp, und Rentiere«, sagt Jonas. Da werde man doch auch mal mit einer netten Frau schäkern dürfen. »Stell dir mal vor, du heiratest jetzt Svetlana und bekommst Kinder hier, wie wäre das?«, scherzt Philipp. Beide lachen. Philipp freut sich über eine erste heiße Dusche seit Tagen. Sie sind müde, erschöpft. Es wird schon alles nicht so schlimm werden, denken sie. Dabei sind sie in einem viel größeren Shithole, als sie es ahnen.

QUÄLENDER START

Und sie wissen es ja eigentlich besser. Am ersten Morgen in Russland sind sie so müde vom Vortag, dass sie erst gegen halb acht auf dem Rad sitzen. »Lass uns das Hotelfrühstück noch mitnehmen«, hat Philipp gesagt, und der Rekordmensch Jonas hat nicht eine Sekunde gezögert. Draußen scheint sogar schon die Sonne, es ist trocken. Sie könnten also guter Stimmung sein, als die beiden ihre Räder beim Pförtner wieder aus dem Häuschen holen. Aber gleich hinter der Ortsausfahrt aus Swetogorsk deutet sich an, dass es jetzt hart wird, härter, als sie es sich bislang vorstellen konnten.

Noch befinden sich Jonas und Philipp erst im Vorspiel der Qualen im Riesenreich der Angst. Noch sind sie nicht bei Kilometer 5 auf ihren beinahe 3.000 Kilometern durch Russland. Doch schon beginnen die Widrigkeiten. »Was ist das denn für eine Scheiße?«, entfährt es Philipp, als sie vor sich eine Baustelle sehen, die auf Sicht nicht endet. Die Straße ist nicht nur teilweise aufgerissen, sie ist auch voll mit Schwerverkehr, sie ist hügelig. Philipps Hintern tut weiter weh, und die Luft ist kalt. Überall stehen Baustellenmitarbeiter, überall ist Schmutz. So geht es über die ersten 40 Kilometer nach Süden in Richtung Sankt Petersburg. Als sie das überstanden haben, sind sie wieder optimistisch: Der Asphalt ist gut, die Sonne scheint, inzwischen sind es sogar 15 Grad. »Wird schon«, sagt Jonas, »jetzt sind wir unterwegs!«

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