Читать книгу Canadian Boys: Nico & Logan - Tim Glaab - Страница 5

1. Kapitel

Оглавление

„Also, wann starten wir?“ Erwartungsvoll sehe ich meine beste Freundin Ava an.

„So schnell wie möglich? Was ist das denn bitte für eine Frage! Buchen und dann nichts wie ab.“ Ihre grünen Augen funkeln voller Vorfreude auf unseren ersten gemeinsamen Urlaub. Und das Ganze auch noch in Jasper, nahe des Jasper National Parks!

„Ich werde mich dann gleich mit meinen Eltern abstimmen und dir schreiben, sobald ich einen Termin habe, in Ordnung?“

Mit einem strahlenden Lächeln, das ihre weißen Zähne blitzen lässt, streicht sie sich eine Strähne ihrer blonden Haare aus dem Gesicht. „Ja!“

Ich lehne mich in dem gemütlichen Ledersessel zurück und nehme einen Schluck von meinem Latte Macchiato. Wir sitzen in unserem Lieblingscafé, hier in Kamloops und beobachten durch die große Scheibe die Schneeflocken, die sanft vom Himmel schweben und mittlerweile eine geschlossene Schneedecke auf den Straßen bilden.

„Weißt du eigentlich, wie abgefahren das wird? Ich meine, wir zwei im schönsten Nationalpark der Welt und das Ganze auch noch in der Vorweihnachtszeit? Besser geht’s doch gar nicht, oder?“ Ava fiepst und klatscht dabei wie ein kleines Kind.

„Ich schätze, es wäre einen kleinen Tick besser, wenn wir gemeinsam mit einem Partner den Trip machen würden. So als Doppeldate“, überlege ich laut. Ava kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

„Reiche ich dir etwa nicht?“, beschwert sie sich gespielt.

„Wenn ich die Wahl zwischen dir und einer wohlgeformten, vollbusigen, schwarzhaarigen Frau hätte, dann würde ich nicht lange überlegen müssen, auf wen meine Wahl fällt“, meine ich. Dass ich in Wirklichkeit einen Kerl bevorzugen würde, weiß sie nicht.

„Klar, die würde nämlich auf mich fallen“, beantwortet sie die Frage und wir beide fangen an zu lachen.

Ihr Lachen ist herzhaft, meins gespielt.

Zwischen Ava und mir war schon immer eine tiefe Verbindung. Zu Beginn der Highschool hatten wir beschlossen, es miteinander zu versuchen, doch es sollte nicht mehr als eben dieser Versuch sein. Innerhalb von drei Monaten haben wir festgestellt, dass es nichts Ernstes mit uns wird. Klar, schuld daran war ich, denn mir wurde in dieser Zeit immer deutlicher, wie sehr ich mich nach einem Mann sehne und eben nicht nach einer Frau. Wir haben damals miteinander gesprochen und ich hatte behauptet, dass ich noch nicht über meine vergangene Beziehung hinweg war.

Klar, es war alles andere als fair von mir, ihr so ins Gesicht zu lügen, doch weder damals noch heute konnte ich ihr die Wahrheit sagen. So verständnisvoll sie auch ist, auch in ihrer Gegenwart kann ich meinen Schweinehund nicht überwinden.

Wir haben uns im Guten voneinander getrennt, doch sind seither die besten Freunde, die es gibt, auch wenn ich ihr diese eine Sache über mich nicht sagen kann.

Zum Glück ist sie ebenfalls mit einer kreativen Ader gesegnet, weshalb uns unser gemeinsamer Weg ans College führte. Mittlerweile verdienen wir beide unser Geld mit unserer Leidenschaft für das Schreiben. Ava ist als Bloggerin unterwegs und stellt ihren Followern verschiedene Urlaubsziele vor, während ich als Romanautor meinen Unterhalt verdiene.

„Ich möchte unbedingt so eine Tour mitmachen, bei der man den Gletscher sieht. Und Wellness sollte natürlich auch nicht zu kurz kommen“, plant Ava und ich grinse sie an. „Was?“, möchte sie wissen.

„Lass mich mal machen, ich bin mir sicher, wir finden schon einen guten Mittelweg zwischen sportlichen Aktivitäten mit Sightseeing und Entspannung.“

„Na, wenn du das sagst. Und wehe, wir hetzen uns ab! Das wird unser erster gemeinsamer Urlaub. Denn glaub mir, es kann sonst leicht sein, dass du deinen Urlaub baumelnd an einem Baum verbringen wirst, wenn du mich durch die Gegend hetzt.“

Sie nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee.

„Habe ich schon mal erwähnt, wie unglaublich ich mich darauf freue?“

„So an die einhundert Mal, ja.“

***

Zu Hause angekommen, lasse ich mich in mein Bett fallen. Es war ein wirklich anstrengender Tag, weshalb ich mich bereits jetzt auf mein Entspannungsritual freue.

Zuallererst steht das Abendessen an, anschließend folgt ein Saunagang und zum Abschluss geht es eine Stunde in den Whirlpool ... oder auch zwei.

Nachdem ich mich in etwas Bequemes geworfen habe, spaziere ich die große Treppe im Foyer hinunter in unser großes Esszimmer.

Meine Familie besitzt ein großes Anwesen mit riesiger Villa, die neben einem Fitness- und Wellnessflügel über sechs Schlafzimmer, drei Bäder, eine gewaltige Küche, einem Esszimmer, die zwei Büros meiner Eltern, ein Wohnzimmer in der Größe eines Kinos – deshalb von meinem Vater auch liebevoll als Cinema bezeichnet – und eine Bibliothek, von der sich so manch andere eine Scheibe abschneiden kann, verfügt. Das alles ist auf zwei Ebenen aufgeteilt.

Im Esszimmer angekommen, finde ich meine Eltern an der großen Tafel in einem Gespräch vertieft vor. Beide blicken völlig gebannt auf die Stapel mit Papieren, die sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet haben.

„Hey“, begrüße ich sie und tätschle beiden die Schulter im Vorbeigehen, ehe ich mich neben meinem Vater auf dem unbequemen Holzstuhl niederlasse, die mein Vater schon seit Jahren gegen etwas modernes, bequemes austauschen möchte. Meine Mutter jedoch hängt an diesen Stühlen, weshalb er sie ihr zuliebe nicht austauschen lässt.

„Hey mein Schatz, du kommst gerade richtig. Das Essen ist gleich fertig.“ Meine Mutter lächelt mich freundlich an und packt die vor sich ausgebreiteten Papiere zusammen. „Das besprechen wir am besten wann anders, Frank. Hat ja keine Eile“, richtet sie sich an meinen Vater, der zustimmend nickt und sich dann an mich wendet.

„Wie war dein Tag? Habt ihr schon einen Termin für euren Trip zum Nationalpark?“

„Na ja, Termin nicht direkt. Wir würden gerne noch innerhalb der nächsten Wochen dorthin, ein bisschen die Vorweihnachtszeit in Ruhe genießen, um relaxed in die Feiertage zu starten. Das alte Jahr also entspannt ausklingen lassen und dabei noch ein bisschen was von der Welt sehen“, lasse ich ihn wissen. „Ava möchte ein abwechslungsreiches Programm zwischen Sightseeing und Wellness. Ich werde mich also morgen mal näher damit befassen müssen, damit wir möglichst schnell buchen können. Vermutlich sind wir jetzt sowieso schon zu spät dran. So kurz vor Weihnachten würde es mich nicht wundern, wenn bereits alles ausgebucht ist.“

Mein Vater wirft meiner Mutter einen Blick zu, fast so als würde er sie um Erlaubnis für etwas bitten. Diese nickt unmerklich und mit einem breiten Grinsen sieht er mich wieder an.

„Was hältst du davon, wenn wir euch euer Weihnachtsgeschenk bereits vorab überreichen?“ Das Grinsen in seinem Gesicht reicht mittlerweile von einem bis zum anderen Ohr. Ehe ich ihn fragen kann, was er damit meint, taucht auch schon unsere Haushälterin Maria auf und stellt die üppig gefüllten Teller vor uns auf den Tisch. Sie wünscht uns noch einen guten Appetit und schon ist sie wieder aus dem Esszimmer verschwunden. Sie ist der „gute Geist“ in unserem Haus und versorgt uns mit den köstlichsten Menüs.

Doch das Essen wird noch einen Moment warten müssen. Zuerst muss mir mein Vater erklären, welches Geschenk er mir überreichen möchte.

Und das über einen Monat vor Weihnachten.

„Also, Dad. Von welchem Geschenk war die Rede?“

Er schneidet sich ein Stück von dem Steak ab und schiebt es sich in den Mund, ehe er genüsslich kaut.

Klar, den Sohn schmoren zu lassen ist ganz toll!

„Deine Mutter und ich haben uns gedacht, wir beteiligen uns an eurem Ausflug. Wir haben ein paar unserer Kontakte genutzt und für euch ein unglaubliches Angebot ausgehandelt. Ihr werdet in einem Ferienhaus in der Nähe des Jasper National Parks übernachten, von dem ihr es nicht sonderlich weit zu dem Gletscher habt. Ihr habt über euren gesamten Aufenthalt persönliche Ansprechpar-“

Mitten im Satz unterbricht ihn meine Mutter. „Ihr habt Ansprechpartner für eure Ausflüge, für das hervorragende Wellnessangebot und ein persönlicher Koch steht euch ebenfalls zur Verfügung. Wir haben euch nur das Beste vom Besten organisiert, damit sichergestellt ist, dass ihr nicht an irgendeinen Möchtegern geratet.“ Mit solchen Bemerkungen bringt mich meine Mutter regelmäßig in Verlegenheit.

Zum einen weil sie meinem Vater andauernd ins Wort fällt, zum anderen weil in ihren Augen alle Menschen, die nicht mindestens genauso viel Geld verdienen wie sie, nie gut genug sind.

„Genau. Und das Haus gehört die gesamte Zeit des Trips euch alleine“, ergänzt mein Vater kleinlaut, lächelt mich jedoch trotzdem freudig an.

Mit offenem Mund sehe ich meine Eltern an. Trotz der unhöflichen Unterbrechung meiner Mutter ist der Kern der Botschaft bei mir angekommen.

„Ihr sponsert uns den Ausflug?“, frage ich ungläubig.

„Na ja, nicht alles“, stellt meine Mutter klar, „alles, was ihr euch außerhalb des Ferienhauses leisten möchtet, geht auf eure Kappe. Es sind lediglich die Übernachtungen, der Wellnessbereich, das Essen, die Ausflüge und der Chauffeur frei. Das Taschengeld solltet ihr also nicht vergessen.“ Auch das Gesicht meiner Mutter ziert ein Lächeln, auch wenn es durchaus als kühl eingestuft werden kann.

Mein Kopf schwirrt und unweigerlich frage ich mich, ob ich im falschen Film bin. Oder träume ich das alles einfach nur? Ganz sicher! Gleich wache ich auf und es stellt sich heraus, dass das alles nur ein unglaublich toller Wunschtraum war. Klar, Wellness ist für mich jetzt nichts neues, doch die unbekannte Umgebung zu erkunden, ausgepowert in das Ferienhaus zurückzukehren, um anschließend eine Runde im Whirlpool zu entspannen, klingt zu schön, um wahr zu sein. Da geplant war, dass Ava und ich den Trip aus eigener Tasche zahlen wollen und weder sie mit ihrem Blog noch ich mit meinen Büchern ein so großes Vermögen angehäuft haben, um uns den gleichen Luxus zu gönnen, den ich von zu Hause gewohnt bin, habe ich mich bereits darauf eingestellt, alles auf ein Minimum reduzieren zu müssen.

„Ein Chauffeur? Das heißt, es muss nicht mal jemand von uns fahren?“, hake ich nach und meine Mutter nickt mir bestätigend zu.

Das ist noch das Beste an der ganzen Sache: Weder Ava noch ich müssen stundenlang hinter dem Steuer sitzen.

„Also, was sagst du dazu?“ Mein Vater sieht mich mit strahlenden Augen an.

„Was ich dazu sage? Ich bin sprachlos. Ich bin wirklich einfach sprachlos. Das wird der reinste Wahnsinn! Ava wird umkippen, wenn ich ihr erzähle, dass ihr den Trip sponsert. Und dann auch noch mit Personal, das uns rund um die Uhr zur Verfügung steht.“ Spätestens jetzt bin ich vom Grad der Aufregung auf dem gleichen Stand wie Ava noch vor wenigen Stunden bei unserem Treffen.

„Dann heißt das, diese Geschenkidee stößt auf Wohlgefallen?“, fragt meine Mutter.

„Was ist das denn für eine Frage? Natürlich! Das ist das mit Abstand beste Geschenk, das ich bisher von euch bekommen habe!“

Okay, jetzt höre ich mich sogar schon so an wie Ava!

„Hey, das hast du von den Socken zu deinem Geburtstag letztes Jahr auch gesagt“, erwidert meine Mutter entrüstet, schenkt mir jedoch ein breites Lächeln. „Schön, wenn wir euch eine Freude machen können.“

„Ihr müsst euch nur noch um einen Termin kümmern und uns mitteilen, wann ihr gerne mit eurem Ausflug starten möchtet. Um alles Weitere werden wir uns dann kümmern“, ergänzt mein Vater und tätschelt sanft die Hand meiner Mutter. Ein stilles Zeichen seiner Freude, wenn er jemandem etwas Gutes tun konnte. Ich springe vom Stuhl auf und drücke den beiden einen Kuss auf die Wange. Etwas, das ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr getan habe, doch in diesem Augenblick bin ich den beiden einfach unendlich dankbar für dieses unglaubliche Geschenk.

Canadian Boys: Nico & Logan

Подняться наверх