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EINLEITUNG DAS ENDE
ОглавлениеDie Natur ist verrückt. Wenn man zu den Grundgesetzen der Physik gelangt, direkt ins Kellergeschoss, findet man sich in einem Reich des Wahnsinnes und des Chaos wieder, wo Erkenntnis und Einbildung ein und dasselbe werden.
Das sollte natürlich nicht überraschen – man muss die Vernünftigkeit eines Universums, das die Existenz von Seesternen erlaubt, einfach infrage stellen –, aber selbst wenn man auf den exzentrischen Charakter der Natur gefasst ist, wird man durch nichts auf die Quantenphysik vorbereitet.
Es begann am Ende des 19. Jahrhunderts, als jedermann mit sich selbst zufrieden war. Wir hatten die Sterne kartiert, die DNS isoliert und standen kurz vor der Atomspaltung. Unser Wissen war fast vollständig, und es sah so aus, als ob wir im Begriff wären, Zeugen des großen Finales aller Errungenschaften des Menschen zu werden: des Endes der Naturwissenschaft selbst.
Es gab zwar noch ein paar missliche naturwissenschaftliche Rätsel, die niemand ganz gelöst hatte, aber das waren unbedeutende Kuriositäten, die auf einer Seite herabbaumelten, wie Fransen von einem Wandteppich herabhängen. Erst wenn wir an diesen Fransen kräftig zogen, begann das ganze Bild, das wir jahrhundertelang gewebt hatten, sich aufzulösen, und wir standen Auge in Auge einem neuen Bild der Wirklichkeit gegenüber. Einem Quantenbild.
Der Nobelpreisträger Richard Feynman eröffnete einst eine Vorlesungsreihe über die Quantenphysik mit der Bemerkung: »Meine Physikstudenten verstehen sie nicht. Ich verstehe sie nicht. Niemand versteht sie.«1 Das sind ernüchternde Worte von wohl dem größten Quantenphysiker der Geschichte. Wenn schließlich nicht einmal jemand, der so brillant war wie Feynman, sein Gehirn um das Thema herumwickeln konnte, welche Chance haben dann wir übrigen Sterblichen?
Man sollte jedoch im Auge behalten, dass Feynman nicht sagte, dass die Quantenphysik zu kompliziert ist, um verstanden werden zu können. Er sagte, dass die Quantenphysik zu verflucht sonderbar ist.
Angenommen, jemand würde Ihnen sagen, dass Sie sich ein vierseitiges Dreieck vorstellen oder sich eine Zahl ausdenken sollten, die kleiner als zehn, aber größer als eine Milliarde ist. Diese Anweisungen sind zwar nicht kompliziert, aber sie könnten sie nicht leicht befolgen, weil sie unsinnig sind. Genau so wird unsere Reise in die Quantenphysik aussehen.
Es handelt sich um eine Welt vierseitiger Dreiecke und von Zahlen, die keinen gewöhnlichen Regeln folgen; um einen Ort, an dem parallele Universen und Paradoxien hinter jeder Ecke lauern und die Gegenstände nicht auf Raum oder Zeit achten müssen.
Leider ist unser Gehirn nicht dazu gemacht, um mit dieser Art von Wahnsinn umzugehen, und die Wörter, die uns zur Verfügung stehen, sind nicht verrückt genug, um die Natur so zu erfassen, wie sie wirklich ist. Darum sagte der Physiker Niels Bohr, dass, wenn es um die Quantenphysik geht, »die Sprache nur als Dichtkunst verwendet werden kann«2.
Der Fehler, den viele Leute machen, besteht darin, die ganze Sache verwirrend zu finden und zu denken, dass sie nicht klug genug sind, um sie zu verstehen. Lassen Sie sich jedoch nicht abschrecken. Offen gestanden, wenn Sie dieses Thema skurril und beunruhigend finden, sind Sie in Gesellschaft der größten Geister der Geschichte.