Читать книгу Il Maestro - Tim Siegler - Страница 3
PROLOG
ОглавлениеIL MAESTRO
von
Tim Siegler
2017
Es mag vieles geben was beständig ist. Der Ruhm ist es nicht. Mit der Zeit verhallen die größten Ehrerweisungen. Die Kritiken der Zeitungen sind vergilbt und fast nicht mehr lesbar. Ein ständiges Gefühl der Leere stellt sich ein und lässt den Blick für das Schöne verebben. Ruhm. Dieses große Wort welches Menschen strebsam macht, sie hungrig nach immer mehr werden lässt, bis sie schließlich jeden Skrupel und Anstand ablegen, um ihren Platz an der Sonne zu beanspruchen. Ein Mensch fühlt sich zuweilen arm wenn nicht mehr über ihn gesprochen, geschrieben und gespottet wird. So arm, dass er eben jenen Anstand von sich streift, damit das goldene Licht des Erfolgs nur auf sein Haupt am glühendsten Scheinen kann. So war es früher, so ist es heute. Niemand ist gern das kleine, hilflose Etwas den die Geier des bösen Versagens als Ersten hinwegraffen.
Und dennoch gibt es diese Menschen. Sie verkriechen sich, schwelgen in Erinnerungen oder gleiten gar in blanken Zynismus über. Sie sind allein, fühlen sich gehasst von der Außenwelt. Zuweilen scheinen sie gar nicht zu begreifen, dass sie vielleicht eine Mitschuld an ihrem Abstieg tragen. Wenn der Vorhang des Lebens fällt wird es meistens einsam um diese Personen. Sie sehnen sich nach vergangener Größe und nehmen ihr gegenwärtiges Leben nur mit größtem Missmut hin.
Egal ob Künstler, im Boulevard oder der Politik. Der narzisstische Glaube an das eigene, unbeugsame Ich lässt Menschen ihre Menschlichkeit vergessen und hinter dem Nebel der Unwahrheit wird ein grausames Leben brach gelegt. Ruhm ist im Allgemeinen schnell erreichbar und das normale, bodenständige Leben ebenso schnell vergessen.
Wenden wir unsere Blicke also nicht von diesen Menschen sondern betrachten ihr Schicksal als das unsere oder zumindest als einen Bruchteil davon. Beenden wir die Oper des Lebens erst dann, wenn auch die dicke Dame ihre Arie gesungen hat, wenn auch der letzte Vorhang gefallen ist und wenn auch der letzte Gast seinen Platz verlassen hat.