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5. Zersa

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Pehajas Band.

Zersa vergrub das Gesicht in den Händen. Zusammengekauert hockte sie auf dem Baum in Tianos altem Lager und schluchzte. Er sollte sie nicht weinen sehen. Er würde Fragen stellen – und was sollte sie ihm dann sagen? Sie biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuheulen. Das Ding, das Tiano angegriffen hatte ... das Ding, das sie verfolgt hatte, das sie aus bleichen, toten Augen angesehen hatte und dessen geistige Berührung sie beinahe den Verstand verlieren lassen hatte – war das der Mörder? War das der Schuldige? Zersa war gelaufen, wie sie noch nie in ihrem Leben gelaufen war, aber das Biest war zu schnell gewesen. Und dann war es irgendwann stehengeblieben. Und es hatte sie angesehen. Zersa schluchzte auf, sie rollte sich zu einem Ball zusammen und kniff die Augen zu. Aber die Erinnerungen waren da. Und sie blieben.

Sie rannte, das Biest war vor ihr. Ein Pfeil steckte in seinem Hinterteil, einer in seiner Seite, einer in seinem Rücken. Warum bei der Waldmutter wurde es nicht langsamer, warum fiel es nicht endlich hin? Zersas Lungen brannten. Sie spürte ihre Pfoten nicht mehr, sie wusste nicht, wie lange sie schon gerannt war. Fauchend hielt sie inne, als sie merkte, sie hatte das Biest verloren. Sie witterte. Sah sich um. Es war weg. Und dann spürte sie es. Eine Berührung, die keine war und doch da war. Das letzte Mal hatte sie eine solche Berührung gespürt, als ihre Mutter kurz vor ihrem Tod in der Geistessprache mit ihr geredet hatte. Aber damals war die Berührung sanft gewesen, liebevoll. Warm. Was sie jetzt spürte, war widerlich. Kalt und voller Hass. Wie ein schleimiger Wurm drang die geistige Berührung in sie ein. Zersa jaulte auf. Sie versuchte, ihre geistigen Schilde zu heben, aber der andere war stark. So stark, dass seine Berührung durch die winzigen Risse ihrer Schilde sickerte wie Regen, der im Boden versank. Widerlich. Es war so widerlich! Sie schrie, immer wieder. Und dann wandte sie sich um und rannte. Rannte, bis sie das Lager erreicht hatte, in dem sie den Menschen zurückgelassen hatte. Er schlief. Und sie rollte sich an seinen Füßen zusammen und zitterte wie ein Kind, das zu lange im Regen gewesen war. Sie fühlte sich nackt. Wie vergewaltigt.

Es hatte gedauert, bis sie den kalten Gedankenschleim aus ihrem Kopf herausbekommen hatte. Erst dann war sie in der Lage gewesen, die Panthergestalt abzustreifen, wieder eine Frau zu werden und Kragen und Gürtel wieder anzulegen. Und dann hatte Tiano sie abgelenkt. Solange, bis ... bis er ihr Pehajas Fußband gezeigt hatte. Sie würgte. Sie musste sich erinnern. Bilder aus dem Echo dieser Gedankenberührung ziehen, Bilder, die sie nicht sehen wollte. Sie weinte immer noch, als sie den Bildern erlaubte, aufzutauchen.

Bleiche Augen, die sich auf ein ockerfarbenes, gepardenfleckiges Gesicht richteten. Ein Mund, zu einem stummen Schrei geöffnet. Und dann Blut, so viel Blut. So viel Schmerz. So viel Lust am Töten. So viel Wahnsinn.

„Nein.“

Sie schluchzte das Wort in die Geräusche des Waldes hinein. „Nein, das kann nicht, das darf nicht sein. Bitte nicht. Waldmutter, warum?“

„Zersa?“

Etwas knirschte, klapperte, knirschte wieder. Ein Ächzen, dann hievte Tiano sich über die Kante der Plattform und blieb einen Moment keuchend liegen. Der Verband auf seiner Brust war blutbefleckt. Er richtete sich auf und sah sie an. Seine Himmelsaugen blickten verwirrt, fast ein wenig ängstlich. In der Hand hielt er Pehajas Band.

„Zersa, was ist passiert? Warum weinst du? Kanntest du ...?“ Er legte das Band auf den Boden.

Zersa zuckte zusammen. Wut stieg in ihr auf. „Du bist wahnsinnig. So werden deine Wunden nie heilen! Warum hast du das getan?“

„Ich habe mich gesorgt.“ Der Blick, den er ihr zuwarf, berührte etwas in ihr. „Du bist nicht wiedergekommen. Aber du warst traurig und aufgebracht. Also habe ich dich gesucht.“

„Du willst sterben“, knurrte Zersa. „Ja, ich habe sie gekannt. Die, der das Band gehörte. Sie war eine Stammesschwester. Ich bin entsetzt über die Art, wie sie sterben musste, wundert dich das?“

Tiano schüttelte den Kopf. „Nein. Aber da ist doch noch mehr. Du zitterst. Zersa, lass mich dir helfen. Du hast mir geholfen. Ich schulde dir etwas. Lass mich meine Schuld begleichen.“

„Schuld? Ich hätte dich sterben lassen können, aber das ist gegen das Gesetz der Waldmutter. Leben ist kostbar. Nur darum habe ich dir geholfen.“

Sie wollte ihn wegstoßen, aber sie tat es nicht, als er näher an sie heran kroch und eine Hand ausstreckte.

„Ich bin dir trotzdem dankbar. Und bei meinem Volk bedeutet das, irgendwann dem das Leben zu retten, der einem selbst das Leben gerettet hat. Das ist unser Gesetz von Ehre. Warum bist du allein im Wald unterwegs, Zersa? Ich weiß, wo dein Dorf ist, ich sagte es schon, ich war da, mit den Menschen. Falls du dich fragst, wer eure Schlingenfallen geplündert hat ... das bin ich gewesen. Ich war nahe bei deinem Dorf und ich weiß, dass eure Jäger und Kundschafter immer zu zweit ausziehen. Nie allein. Warum bist du allein?“

Zersa schluckte. Sie fühlte, wie die Ata sich in ihr regte und hervorbrechen wollte. Sie knurrte und grub die Fingernägel in die Handflächen.

Nicht jetzt. Er darf es nicht wissen.

„Du bist ein Mensch“, murmelte sie schließlich und spürte im gleichen Moment, wie lahm dieses Argument klang, „es geht dich nichts an. Nur meinen Stamm und mich. Ich werde ... ich werde eines Vergehens beschuldigt und suche hier draußen Beweise für meine Unschuld. Und ich glaube, ich habe sie gefunden. Durch dich. Ich sollte dir dankbar sein.“

„Bist du es nicht? Willst du nicht vielleicht doch versuchen, mir zu vertrauen?“ Er streckte eine Hand aus. Zersa zuckte zusammen, aber sie konnte nicht verhindern, dass er ihr kurz über das Haar strich. Sie schauderte.

Tiano zog seine Hand zurück. Er seufzte. „Also gut. Ich werde dir erzählen, warum ich allein durch die Wälder streife. Und vielleicht sagst du mir dann deine Gründe.“ Er holte tief Luft. Zersa sah ihn an. Es schien ihm schwerzufallen, über das zu reden, worüber er reden wollte, aber es schien ihm wichtig zu sein.

„Ich glaube, ich bin ein Bastard“, begann er. Zersa legte den Kopf auf die Seite. Sie hatte keine Ahnung, was das bedeutete.

„Was ist das?“

Tiano holte tief Luft. „Mein Vater ist ein Mensch. Er ist ein Priester Hirus. Ich bin bei ihm aufgewachsen. Er hat nie über meine Mutter geredet und mich immer zum Schweigen gebracht, wenn ich ihn nach ihr gefragt habe. Er sagte mir, ich solle nicht darüber nachdenken. Aber ich merkte schon bald, dass ich anders war. Andere Jungen verspotteten mich, weil ich einfach keinen Bart bekam. Sie lachten mich aus, weil ich nirgendwo Haare bekam, wo ein erwachsener Mann Haare zu haben hat. Sie lachten mich aus und nannten mich Milchbrot, weil meine Haut so hell ist. Und dann nannten sie mich irgendwann Bastard.“ Tiano senkte den Kopf und starrte auf seine Hände. Nach einer Weile sprach er weiter

„Ich bin auf der Suche nach meiner Herkunft. Und ich glaube, dass sie irgendwo hier in den Wäldern liegt. Ich habe den Wald immer geliebt. Er hat mich immer zu sich gezogen. Schon als kleiner Junge bin ich einige Male meinen Lehrern entwischt, weil ich lieber im Wald sein wollte als über Büchern zu sitzen und schreiben, lesen und rechnen zu lernen. Mir war es wichtiger, einfach zu leben.“

Zersa spürte seinen Blick, sie sah sein Lächeln. Er wirkte verlegen.

„Vielleicht ist das alles dumm“, murmelte er und zupfte an dem Verband auf seiner Brust.

Zersa schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie. „Das ist nicht dumm. Es ist nie dumm, wenn man wissen will, woher man kommt. Wir wissen es. Die Uruni sind Kinder der Waldmutter. Viele vergessen es langsam, weil ihr uns von Hiru und Alnea erzählt.“

Tiano nickte. „Ich schloss mich Priestern an, die mich mit in die Wälder nahmen. Ich arbeitete für sie, im Gegenzug ließen sie mich mitkommen. Aber ich trennte mich von ihnen, als wir im Lager bei eurem Dorf in Streit gerieten. Ich sagte ihnen, sie sollten damit aufhören, euch euer Leben wegzunehmen und euch ihres aufdrängen zu wollen. Was für einen Menschen gut ist, muss für euch nicht richtig sein. Wir entzweiten uns darüber so sehr, dass ich allein weiterzog. Irgendwann hätte ich mich sowieso von ihnen getrennt, um weiter zu suchen. Ich wollte ihnen nicht sagen, warum ich mit ihnen in die Wälder gegangen bin.“

Zersa versuchte, in Tianos Gesicht zu lesen, während er sprach. Sagte er das nur, um ihr zu schmeicheln? Wollte er, dass sie ihm vertraute? Sie sah ihn an und rief die Kraft der Ata. In seinen Augen sah sie tief hinter all der ihn wie eine Aura umgebenen funkelnden Abenteuerlust Schmerz. Einsamkeit und Leid. Und Hunderte von Fragen, auf die kein Mensch eine Antwort wusste. Kein Mensch. Aber vielleicht der Wald. Die Mutter. Und die Uruni. Sie beugte sich zu ihm.

„Ich hole meine Sachen. Ich muss dich neu verbinden.“ Zersa kletterte nach unten und war in Windeseile mit ihrem Beutel wieder oben auf dem Baum.

Tiano wehrte sich nicht, als sie begann, den Verband zu lösen, das Blut abzuwischen und die Schrammen wieder mit Salbe zu bestreichen. Während sie arbeitete, suchte sie nach Worten.

„Pehaja ist nicht die Einzige, die umgebracht wurde“, murmelte sie schließlich. „Es gab mehrere solcher Todesfälle, und immer sah es so aus, als sei es ein wildes Tier gewesen, das das getan hat. Gestern früh ... wurde ich zu einer Stammesschwester gerufen, deren Kinder in der Nacht gerissen worden waren.“

Tiano schaute sie an, Mitleid in seinem Blick. „Du konntest nichts mehr für sie tun?“

Zersa unterdrückte nur mühsam ein Fauchen. „Ich wurde nicht geholt, weil ich Heilerin bin. Ich wurde geholt, weil sie mich für die Mörderin halten.“

Tiano zuckte zusammen. „Warum?“

Zersa senkte den Blick. „Ich war es nicht. Ich bin eine Heilerin. Ich kann ein Tier töten, um es zu essen. Aber ich kann keinen Uruni töten. Glaubst du mir, Tiano?“

Als sie ihn fragte, wurde ihr schmerzlich bewusst, wie sehr sie sich wünschte, dass ihr jemand sagte, sie sei unschuldig. Er sollte es sagen. Jetzt.

Sie spürte seine Hand unter ihrem Kinn. Sanft hob er ihr Gesicht und sah ihr in die Augen.

„Ich glaube dir“, sagte er. „Du hast mir geholfen. Deine Hände sind sanft. Du hast ganz sicher niemanden umgebracht.“

Warum tat es so gut, das zu hören? Von ihm? Diesem Menschen, der nicht wusste, wer er war und woher er kam? Warum fühlte sich seine Berührung so gut an? Zersa schloss für einen Moment die Augen. Wann hatte sie das letzte Mal jemand mit so viel Freundlichkeit und Dankbarkeit angesehen und berührt? Musste erst ein Mensch kommen, damit sie sich wieder gemocht fühlte? Sie schluckte. Die verdammten Tränen kamen schon wieder. Sein Daumen wischte sie fort.

„Warum weinst du?“

„Wegen der Toten. Weil ich ...“ Sie würgte die Tränen hinunter. „Ich habe noch drei Tage Zeit, herauszufinden, wie sie gestorben sind, Tiano. Wenn es mir nicht gelingt, werden die Ältesten mich töten. Sie glauben, dass ich es war. Und ich muss mich dafür rechtfertigen. Wenn ich nicht beweisen kann, dass ich es nicht war, dann bin ich eine Verurteilte.“

Eigentlich wollte sie sagen: Ich habe Angst. Ich will nicht sterben.

„Zersa, du hast mir geholfen. Ich will mich erkenntlich zeigen. Kann ich dir helfen?“

„Du bist verletzt. Ich weiß nicht, wie. Die Zeit ist knapp.“

Tiano atmete tief durch. Zersa spürte seinen Blick, spürte, wie er sich in ihre Augen senkte. Sie wollte wegschauen, aber sie konnte es nicht. Tianos blaue Augen zogen sie in ihren Bann. Als er die Hand ausstreckte und ihre Wange berührte, zuckte sie nicht zurück. Einen Moment zögerte sie, dann lehnte sie sich an seine Hand und rieb sich leicht daran. Er wischte ihre Tränen ab. Und dann war er auf einmal sehr nah neben ihr. So nah, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte.

„Wie schön du bist“, hörte sie ihn flüstern.

Schön, sie?

Sie hatte sich immer hässlich gefunden, dunkelhäutig wie sie war und mit kaum sichtbaren Geisterflecken auf ihrer Haut. Ihre Augen waren gelb – als Kind hatte sie sich immer gewünscht, die grünen Augen ihrer leopardenfarbigen Mutter zu haben. Doch sie hatte die schwarze Haut und die gelben Augen ihres Vaters geerbt und musste damit leben, dass die anderen sie Schattenkatze nannten.

„Ich habe noch nie eine von deinem Volk so nahe gesehen“, murmelte Tiano wieder. „Ich wollte mich nie in eure Belange einmischen und bin euch deswegen fern geblieben, auch wenn ich euch faszinierend finde und gern mehr über euch wüsste. Wie ihr lebt. Ob es noch andere Stämme gibt. Ich mochte Katzen schon immer.“ Sein Arm kroch um Zersas Taille. Einen Moment lang versteifte sie sich.

„Ich ... bin auch zum ersten Mal einem Menschen so nah“, flüsterte sie. „Ich wollte sie nie an mich heranlassen, weil ich immer glaubte, sie verstünden nicht. Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, du bist anders. Ja. Ja, Tiano. Ich will, dass du mir hilfst, wenn du es kannst. Ich will den Mörder finden.“

Tiano nickte. Er zog sie an sich heran, und Zersa ließ es geschehen. Sie war so müde. Und sie war lange genug allein gewesen. Es fühlte sich zu gut an, einen anderen so nah bei sich zu spüren. Ein lebendes, atmendes Wesen. Jemand, der ihr zuhörte ohne zu verurteilen. Sie schluckte. Ob er immer noch so ruhig bei ihr sitzen würde, wenn er erfuhr, dass sie eine Ata war?

Zersa lehnte sich an und schloss die Augen. „Ich weiß nicht, ob das gut ist“, murmelte sie.

„Warum tust du es dann?“ In Tianos Stimme klang der Hauch eines Lachens mit, und er fasste sie fester.

„Weil ich nicht weiß, warum du das tust ...“

Sie spürte eine Berührung auf ihrem Haar, die sie im ersten Moment nicht deuten konnte. Dann rieselte die Erkenntnis mit einem warmen Schauer durch ihren Körper. Seine Lippen berührten ihr Haar. Ihr wurde heiß. Ihr Atem ging schneller.

„Weißt du, was du da tust?“ Sie biss sich auf die Lippen. An das letzte Mal, dass sie bei einem Mann gelegen hatte, konnte sie sich kaum noch erinnern. Tianos Hände waren sanft, er hielt sie fest und doch vorsichtig, sie fühlte seinen Atem durch ihr Haar. Schauer rannen über ihren Rücken.

Flieh. Jetzt. Noch ist es Zeit.

„Zersa.“ Tiano murmelte ihren Namen, ein zärtliches Flüstern, das ein angenehmes Kribbeln in ihrer Magengrube aufsteigen ließ.

„Du bist wirklich wunderschön. Und ich glaube ...“

Sie sah auf. „Was?“ flüsterte sie atemlos.

„Ich glaube“, er schluckte. „Ich glaube, ich würde dich gern küssen.“

Dann tu es endlich.

Sie sagte nichts. Stumm sah sie zu ihm auf und öffnete leicht den Mund. Er musste sie sehen, diese leicht verlängerten Eckzähne, die wie die Fänge einer Katze aussahen. Er beugte sich über sie. Sein Atem streifte ihr Gesicht.

„Zersa“, murmelte er noch einmal. Seine Stimme klang rau. Sie fühlte, dass auch Tiano schneller atmete. Die sanfte Wärme seines Körpers war einer flammenden Hitze gewichen. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Zitternd wartete sie – und dann, endlich, verschlossen seine Lippen ihren Mund und sie spürte nur noch seinen Kuss. Er küsste sie sanft, als wäre er selbst überrascht über sein Tun. Leicht, zärtlich. Als Tiano Anstalten machte, sie wieder freizugeben, schlang Zersa entschlossen die Arme um seinen Nacken und zog ihn näher.

Nicht aufhören. Bitte nicht.

Es war pures Verlangen. Sie öffnete den Mund und ließ zu, dass Tiano den Kuss vertiefte. Zitternd schmiegte sie sich an ihn und hielt ihn so fest, wie sie es wagte, ohne ihm Schmerzen zu bereiten. Seine Hände wühlten sich in ihr Haar. Dann spürte sie seine Hände unter ihrem Schulterkragen, tastende Fingerspitzen, die ihre Brustwarzen streiften. Jetzt war Zersa es, die den Kuss unterbrach und nach Luft schnappte.

Tiano sah sie an.

„Entschuldige ...“ Er zog die Hände zurück.

„Nein. Nicht entschuldigen. Hör nicht auf. Tiano. Hör nicht auf. Bitte. Ich will es.“

Einen Moment lang sah sie Zweifel in seinen Augen, doch dann beugte er sich entschlossen wieder über sie und küsste sie – so selbstsicher dieses Mal, dass ihr die Luft wegblieb. Eine seiner Hände glitt in ihren Nacken, die andere blieb unter ihrem Kragen und streichelte ihre Brüste. Schauer rannen über ihren Körper. Zitternd ließ sich auf die weichen Moosmatten sinken und zog Tiano mit sich. Seine Hände waren überall. Sie spürte seine Wärme, die Hitze in seinem Schoß, hörte sein leises Stöhnen, als sie spielerisch die Wölbung unter seinem Lendentuch berührte. Sie lachte rau, als er keuchend nach Luft schnappte.

„Zersa ... bist du sicher ... ich meine ... ich bin ein Mensch, und du magst uns nicht sonderlich.“

Sie packte seine Schultern und grub ihre Fingernägel in die unverletzte Haut.

„Und ich“, murmelte sie mit einem Schnurren in der Stimme, „bin eine Wilde. Tiano ... willst du mich haben? Jetzt?“

Sie sah ihn schlucken. Er nickte. „Du bist wunderschön“, flüsterte er in ihr Haar. „Ich will das Lager mit dir teilen, Zersa. Du bist keine Wilde. Du bist eine Frau. Eine begehrenswerte, fremdartige und wunderschöne Frau. Wenn du mich willst ...“

Statt einer Antwort löste Zersa Tiano das Lendentuch und streifte ihren Schulterkragen ab. Unter den Schurztüchern an ihrem Gürtel war sie nackt. Tiano brauchte nicht lange, um das herauszufinden.

Nachtjägerherz und Nachtjägerseele

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