Читать книгу Der Narrenturm - Tomàs de Torres - Страница 9
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Der Gong der Türglocke riss Miguel mitten aus der spannendsten Szene des Kapitels, die somit auch die höchste Konzentration verlangte. Wütend schlug er mit der geballten Faust auf den Schreibtisch, so dass die Maus einen Satz machte. Er hasste es, beim Schreiben gestört zu werden, und dann ausgerechnet an so einer Stelle!
Als er die Treppe zum Wohnzimmer hinunterhastete, schoss ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.
Die Polizei! Ist es die Polizei? Haben sie vielleicht …?
Hinter dem dicken, vielfach gebrochenen Glas der Haustür zeichnete sich eine dunkle, nicht allzu große Gestalt ab.
Keine Polizei, schlussfolgerte er, die sind meistens zu zweit …
Es war Cristina.
»María ist noch nicht zurück«, seufzte er. »Ich hatte doch gesagt …«
Ganz entgegen ihrer sonstigen Zurückhaltung fiel ihm die Sklavin ins Wort. »Bitte, Herr! Ich habe einige schreckliche Tage hinter mir und muss unbedingt mal weg von all den Firmenproblemen! Ich habe morgen frei; sollen die doch sehen, wie sie ohne ihren Sündenbock zurechtkommen! Ich könnte bis Sonntagabend bleiben und …«
»Völlig unmöglich!«, wehre Miguel erschrocken ab. Sie hat einige schreckliche Tage hinter sich? In der Firma?, dachte er ungläubig. Und ich?
Laut sagte er: »Ich kann mich nicht um dich kümmern; ich habe zu arbeiten! Ein neuer Roman …«
»Bitte, Herr! Sie brauchen sich gar nicht um mich zu kümmern, wirklich! Stecken Sie mich einfach übers Wochenende in den Käfig und vergessen Sie mich! Es genügt, wenn Sie mir zweimal am Tag etwas zu essen bringen! Bitte! Ich muss einfach hierbleiben!«
Erneut seufzte Miguel. Er war drauf und dran, ihr die Tür vor der Nase zuzuschlagen, doch dann kam ihm der Gedanke, dass er ebenfalls eine Ablenkung vertragen könne. Er öffnete die Tür weit und wies mit der Hand in den Flur. »Aber nicht bis Sonntagabend, das ist völlig unmöglich! Nur bis morgen früh!«
»Aber …«
»Keine Widerrede! Nur bis morgen früh! Und da du mich gestört hast, werde ich dich bestrafen!«
Cristina schlug die Augen nieder. »Ja, Herr! Vielen Dank, Herr!«
Als sie den Flur in Richtung der Kellertreppe entlangschritten, die rechts von der Wohnzimmertür hinabführte, fragte sie: »Wann kommt Ihre Frau zurück, Herr?«
»Das weiß ich nicht, das hängt von den Umständen ab. Außerdem geht dich das gar nichts an!«
»Entschuldigung, Herr, ich meinte nur … wegen der Blumen!«
Miguel blieb abrupt stehen. »Blumen!?«
Cristina wies auf zwei große, links und rechts des Eingangs zum Wohnzimmer stehende Töpfe mit Gewächsen, von denen Miguel nicht einmal die Namen kannte. Die Blumen sahen in der Tat ziemlich traurig aus; eine hatte bereits zwei Blätter verloren.
»Sie brauchen Wasser, Herr.«
»Ich werde mich darum kümmern! Aber erst …«
Schweigend stiegen die beiden in den Keller hinunter. Am Fuß der Treppe blieb Miguel stehen und sah Cristina bei dem Ritual zu, das María als »Einführungszeremonie« festgelegt hatte und an das sich die Sklavin stets halten musste.
Zunächst zog Cristina sich langsam aus, Stück für Stück. Ihre Kleidung – hellblaue Bluse, ebensolcher Rock, Strümpfe, Stöckelschuhe, Büstenhalter, Slip und zuletzt zwei Klammern, die ihre schwarzen Haare in Zaum gehalten hatten – legte sie penibel auf den dafür bereitstehenden Stuhl. Miguel betrachtete ihren Körper, ihre Bewegungen. Wieder faszinierte ihn das Spiel ihres Keuschheitspiercings. Ein Jammer, dass er dafür keinen Schlüssel besaß … Ob María ihn bei ihrer Entführung bei sich getragen hatte? Vielleicht in ihrer Handtasche? Plötzlich fiel ihm ein, dass der »große Unbekannte« ja auch Marías Handtasche mitgenommen hatte – war das nicht verrückt? Na, egal, seinen Briefen nach zu urteilen handelte es sich sowieso um einen kompletten Irren.
Doch er nahm sich vor, sich bei nächster Gelegenheit auf die Suche nach dem Schlüssel zu Cristinas Heiligtum zu machen.
Als die Sklavin bereit war, öffnete Miguel die Eisentür, die ins »Spielzimmer« führte, und schaltete darin das Licht ein. Cristina, Marías Ritual gehorchend, senkte den Blick, ließ sich auf alle viere nieder und begann dann, in den Raum hineinzukriechen. Miguel folgte ihr, wobei er den Blick nicht von ihrer nackten Kehrseite mit dem Piercing wenden konnte.
Innen angekommen stand sie auf und legte die Hände auf den Rücken. Den Blick hielt sie nach wie vor gesenkt, denn sie durfte Miguel – oder María – nicht in die Augen sehen.
Auch das gehörte zum Ritual.
Miguel ließ seinen Blick durch das »Spielzimmer« schweifen. Cristina sollte für ihre Aufdringlichkeit eine Strafe erhalten, die sie so bald nicht vergessen würde – und die sie hoffentlich davon abhielt, so etwas allzu bald zu wiederholen. Doch er hasste es zu improvisieren. Wenn er mit seiner Frau für einige »entspannende« Stunden in den Keller ging, hatte er stets einen bis ins Detail ausgearbeiteten Plan dessen im Kopf, was er mit ihr anzustellen gedachte. Dieser fehlte ihm nun.
Das »Spielzimmer« war Marías ganzer Stolz. Viele der darin enthaltenen Gerätschaften hatte sie, die – im Gegensatz zu Miguel – handwerklich begabt war, eigenhändig zusammengeschreinert oder zumindest eingebaut. Der Raum lag direkt unter dem Wohnzimmer und hatte daher genau dessen Ausmaße, also etwa zehn Meter Länge und vier Meter Tiefe. Erhellt wurde er am Tag durch vier kleine und hoch gelegene Fenster mit Milchglasscheiben; jeweils zwei an den schmalen Seiten des Raums. In der breiten, dem Eingang gegenüberliegenden Rückwand gab es keine Fenster, da sich dort im Erdgeschoss die Terrasse anschloss.
Unmittelbar rechts der Tür befand sich in Augenhöhe der kleine Kasten, mit dem der Elektromotor der Aufhängung gesteuert wurde. Die zugehörigen, an stabilen Eisenhaken befestigten ledernen Hand- und Fußfesseln hingen nun wieder knapp unter der Decke des 2,30 Meter hohen Raums, etwa in der Mitte der nördlichen Hälfte.
In der vom Eingang aus gesehen rechten Ecke stand ein alter und hoher Schrank – Miguels und Marías ehemaliger Schlafzimmerschrank –, der nun als Aufbewahrungsort für eine Unzahl von Utensilien aller Art, die man in so einem »Spielzimmer« benötigte, diente. Daneben stand ein großer Karton mit Erwachsenenwindeln, denn María konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn ihre Sklavin bei einer länger dauernden Sitzung den von ihr selbst verlegten Parkettboden beziehungsweise den Käfig oder die enge Holzbox beschmutzte.
Der auffälligste Gegenstand an der sich anschließenden schmalen Wand, genau zwischen den beiden Oberlichten, war eine hässliche, große und runde Uhr mit Sekundenzeiger. Miguel pflegte sie die »Bahnhofsuhr« zu nennen, obwohl die dort verwendeten noch ein gutes Stück größer waren. María hatte auf der Uhr bestanden, damit ihre Sklavin in bestimmten Situationen sehen konnte, wie viele Minuten oder gar Stunden sie in ihrer jeweiligen Position noch auszuharren hatte.
Unterhalb der Uhr hing an eisernen Haken, die in die nackte Betonwand eingelassen waren, eine große Zahl unterschiedlicher Stöcke, Gerten und Peitschen. Darunter wiederum fanden sich Stricke, Riemen und Ketten verschiedener Stärken und Längen sowie eine kleine Sammlung von Brustklammern mit und ohne Verbindungsketten.
In der nächsten Ecke – der nordwestlichen also, an die sich oberirdisch das Türmchen mit Miguels Büro anschloss – stand die wichtigste und meistverwendete Vorrichtung des »Spielzimmers«: Ein Käfig, bestehend aus dicken, anderthalb Zentimeter starken Eisenstangen. Er hatte eine Grundfläche von einem mal anderthalb Metern und eine Höhe von einem Meter. Eine kleine, mit zwei Vorhängeschlössern gesicherte Tür, durch die sich die Sklavin zwängen musste, bildete den einzigen Zugang. Der Käfig wies einige Besonderheiten auf: Eine alte, mit einem blauen Gummituch bespannte Matratze nahm beinahe die gesamte Grundfläche ein; darauf lag ein kleines, ebenfalls mit Gummi überzogenes Kissen. Und außen, an der Seitenwand, hing in etwa einem halben Meter Höhe ein fünf Liter fassender Wasserbehälter. Dieser Behälter verfügte unten über ein dickes, penisförmiges Plastikrohr, das in den Käfig hineinragte und mit dessen Hilfe die Insassin Wasser trinken konnte, indem sie ihre Lippen um das Rohr schloss und dieses zusammenpresste, woraufhin sich ein dünner Strahl in ihren Mund ergoss. Miguel erinnerte sich noch gut an Marías Begeisterung über diese ihre eigene Idee, als sie den Behälter eingebaut hatte.
Miguels Blick ruhte nun auf der breiten Westwand, die der Eingangstür gegenüberlag. Links an den eisernen Käfig schloss sich ein Utensil an, das in keinem derartigen Raum fehlen durfte: das Andreaskreuz. Es bestand aus zwei langen, gekreuzten Balken aus lackiertem Holz. Lederne Hand- und Fußfesseln hingen an eisernen Ketten von den vier Enden, und in der Mitte – dort, wo sich die Balken kreuzten – hing ein breiter, lederner Bauchgurt, mit dem die Bewegungsmöglichkeiten des »Opfers« noch weiter eingeschränkt werden konnten.
Neben dem Andreaskreuz stand jenes enge, hölzerne Gefängnis, das María gemeinhin »die Box« nannte und das Cristina – und vor ihr auch bereits Consuela – fürchten gelernt hatte. Es bestand aus dicken Holzbohlen, die nicht nur die Seitenwände, sondern auch Boden und Decke bildeten, und maß innen weniger als einen Meter im Kubik. Verfügte der Käfig noch durch die Matratze und das Kopfkissen über eine gewisse Bequemlichkeit, so fehlte so etwas in der »Box« völlig. Einer Sklavin, die darin ausharren musste, begannen alsbald sämtliche Glieder zu schmerzen. Im Gegensatz zum Käfig war in dieser Box auch keinerlei Möglichkeit zur Versorgung mit Wasser vorgesehen. Ein Ein- oder Ausgang wurde dadurch geschaffen, dass man einige der Bohlen, die die Frontseite bildeten, einfach aus ihrer eisernen Führungsschiene hob und später wieder einsetzte.
Die »Box« war ein vollkommenes Gefängnis – und ein grausames dazu. Sogar María setzte sie nur sehr sparsam ein, und Miguel hatte seine Frau erst ein einziges Mal, und da nur für eine Stunde, darin eingesperrt. Allerdings hatte er ihr vorher gesagt, sie müsse die ganze Nacht darin verbringen. Als er sie herausgelassen hatte, hatte er dann feststellen müssen, dass sie sich vor Angst, er würde seine Drohung wahr machen, nass gemacht hatte.
Die Ecke links von der »Box« war frei. Nicht, dass María dafür keine Verwendung gehabt hätte – sie sprach oft davon, dort eine richtige, gemauerte mittelalterliche Kerkerzelle einzubauen. Der Eingang dazu sollte sich auf der Oberseite befinden, in etwa anderthalb Metern Höhe. Der Boden, so Marías detaillierter Plan, sollte ebenfalls gemauert und dann mit Stroh bedeckt werden, und an den Innenwänden müsste natürlich eine Vielzahl eiserner Ringe und Ketten zur Befestigung der Insassin eingelassen werden.
Doch dieser Plan war bislang noch nicht in die Tat umgesetzt worden, und Miguel wusste auch nicht, wann dies geschehen sollte. In dieser Hinsicht war María völlig unberechenbar: Manchmal ließ sie ein oder gar zwei Jahre verstreichen, ehe sie dann, völlig überraschend, mit einer Anhängerladung voll Baumaterial ankam. So war es gewesen, als sie die »Box« konstruiert hatte.
Die Südwestecke des »Spielzimmers« war somit in voller Absicht freigehalten worden. Derzeit stand dort eine eiserne Liege aus ausgemustertem Krankenhausbestand, zwei Meter lang und mit relativ schmaler und harter, grün gepolsterter Liegefläche. Eine Anzahl Lederriemen, die es ermöglichten, jemanden darauf beinahe zur völligen Bewegungsunfähigkeit zu verurteilen, hing daran herunter.
Nicht weit von der Liege entfernt nahmen zwei hölzerne Böcke den freien Raum zwischen dieser und der kleinen Duschkabine ein. Beide waren jeweils einen Meter lang und hoch. An ihren vier Füßen waren Hand- und Fußschellen befestigt. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Böcken bestand in ihrer »Auflagefläche«: Während die eine knapp zehn Zentimeter breit und einigermaßen gut gepolstert war, so dass es eine Sklavin darauf auch längere Zeit aushalten konnte, konnte man bei dem zweiten Bock von einer »Fläche« überhaupt nicht sprechen, denn er lief nach oben hin spitz zu und bildete so eine beinahe einen Meter lange und höchstens einen Millimeter breite, scharfe Kante. Auf dieser »Sitzfläche« mehr als nur wenige Minuten verbringen zu müssen war eine harte Strafe – härter noch als die »Box«. An einigen Stellen war die Kante durch runde Vertiefungen unterbrochen, in die nach Bedarf Dildos unterschiedlicher Größe eingeschraubt werden konnten.
Die Südostecke, vom Eingang gesehen also auf der linken Seite, wurde beherrscht durch die kleine Duschkabine, die María nach anfänglichem Zögern eingebaut hatte. Mittlerweile hatte sie sich aber als äußerst praktisch erwiesen. Eines der vier kleinen Kellerfenster befand sich in dieser Kabine, so dass auch eine ausreichende Entlüftung gewährleistet war. Sie war nur etwas mehr als einen Meter breit und zweieinhalb Meter lang. Den hinteren Teil nahm eine Duschwanne mit durchsichtiger Plexiglastür ein, davor befand sich ein Waschbecken, neben dem zwei Eimer standen. Der eine diente bisweilen als Sklavinnentoilette; der andere hingegen war ein normaler Plastikeimer, in dem sich einige Putzlappen befanden. Denn manchmal gab es doch etwas aufzuwischen im »Spielzimmer«. Die komplette Kabine war ebenfalls von Plexiglas umkleidet, damit jemand, der sich außerhalb befand, genau beobachten konnte, was innen vorging.
Sklavinnen hatten schließlich keine Geheimnisse vor ihren Herrinnen und Herren.
Zwei weitere Gegenstände vervollständigten die Einrichtung des großen Raums: Links neben der Tür hing ein runder, eiserner Käfig von der Decke. Sein aus metallenen Streben bestehender Boden schwebte einen halben Meter über dem Parkett. Sehr zu Marías Leidwesen konnte er nicht elektrisch gehoben und gesenkt werden, denn die Kosten eines Motors, der in der Lage war, das schwere Gewicht des Käfigs mitsamt Insassin zu bewegen, überstiegen den María von Miguel für das »Spielzimmer« zugestandenen Etat um einiges.
Das Zentrum des Raums schließlich wurde durch eine dicke, bis zur Decke reichende hölzerne Säule gebildet, die allerdings keinerlei tragende Funktion hatte. Auch an ihr waren lederne Hand- und Fußschellen sowie weitere Riemen befestigt. María zog diese Säule dem Andreaskreuz vor, wenn es darum ging, die Sklavin einmal gründlich auszupeitschen.
Schließlich schweiften Miguels Blicke zurück zu Cristina, die nach wie vor nackt und reglos, mit gesenktem Blick und auf dem Rücken verschränkten Händen, vor ihm stand.
Er fasste einen Entschluss.
Mit einer Geste bedeutete er ihr, sich zum anderen Ende des Raums zu begeben – dorthin, wo die beiden Böcke standen. Als sie den ersten, den mit der gepolsterten Liegefläche, erreicht hatte, sagte er: »Halt!«
Cristina blieb stehen. Sie wandte sich nicht um und hob auch nicht den Kopf.
»Leg dich auf den Bock!«
Die Sklavin machte einen Schritt, der sie zum Ende des Bocks brachte, und spreizte leicht die Beine. Langsam ließ sie ihren Oberkörper auf die schmale Fläche nieder, wobei sie sich mit den Händen abstützte. Als sie schließlich auflag, ragte ihr Kopf vorn in die Leere und ihre Brüste, die in dieser Stellung größer aussahen, als sie tatsächlich waren, hingen links und rechts der schmalen Auflagefläche hinunter.
Mit schnellen, geübten Griffen schloss Miguel die Lederfesseln um Cristinas Hand- und Fußgelenke, dann zog er die daran hängenden Ketten so weit nach, dass die Frau fest auf die Auflagefläche gepresst wurde. Zusätzlich schnallte er ihren Oberkörper mit zwei am Bock befestigten Lederriemen fest.
Ganz egal, was nun mit ihr geschehen würde – Cristina konnte keinerlei Bewegung zur Abwehr machen, geschweige denn sich selbst befreien.
Routinemäßig steckte Miguel einen Finger in die kahlrasierte Spalte der Sklavin, soweit das Piercing dies zuließ. Sie sog tief die Luft ein, gab sonst aber keinen Laut von sich.
Sie war patschnass.
Miguel grinste und ging zu der Wand mit der »Bahnhofsuhr«, wo er aus einem halben Dutzend Brustklammern ein mit einer kurzen Kette verbundenes Paar auswählte, das sich durch spitze, stählerne Zähne auszeichnete. Außerdem nahm er einen aufblasbaren Knebel und einen langen Rohrstock mit.
Cristina entfuhr ein Wehlaut, als er die erste Klammer um ihre rechte Brustwarze schnappen ließ. Dann führte er die Verbindungskette unter der Liegefläche des Bocks durch und befestigte auch die zweite Klammer.
Wieder stöhnte Cristina.
Nun packte Miguel die Klammern und verdrehte sie einige Male nach links und rechts. Die Sklavin begann zu wimmern.
Miguel ließ sich nicht beirren. »Du hast mich bei der Arbeit gestört«, sagte er ruhig, »und deshalb werde ich dich bestrafen! Für den Rest dieses langen Wochenendes wirst du kaum mehr den Wunsch verspüren, dich zu setzen.«
Als nächstes kam der Knebel an die Reihe. Miguel arbeitete zur Strafverschärfung häufig mit aufblasbaren Knebeln. Er schob die Vorrichtung in Cristinas Mund, die diesen gehorsam öffnete. Es handelte sich um einen brutalen Spreizknebel, der innen aus zwei miteinander verbundenen Kugeln bestand. Nachdem Miguel das Lederband in Cristinas Nacken festgezurrt und verschlossen hatte, blies er die Kugeln so weit wie möglich auf.
Die Sklavin gab einen würgenden Laut von sich.
»Du wirst gleich sehr froh sein um diesen Knebel«, prophezeite er, »und außerdem dauert es ja nicht lange.«
Er nahm den Rohrstock auf, den er in voller Absicht in Cristinas Sichtbereich abgelegt hatte, und ließ ihn prüfend durch die Luft sausen. Bei diesem Geräusch zuckte die Sklavin zusammen, so, als hätte der Stock bereits in ihr nacktes Fleisch geschnitten.
Miguel lachte.
Dann holte er aus.
»Eins«, sagte er ruhig, und noch in der gleichen Sekunde klatschte der Stock mit voller Wucht auf Cristinas exponiertes Hinterteil.
»M-hm-hmmmmm!«, machte die Frau und bäumte sich auf, soweit ihre Fesseln dies zuließen. Ihre durch die Kette miteinander verbundenen Brüste bebten.
»Zwei!«
Erneut grub sich der Stock in das Fleisch und hinterließ dort einen fingerbreiten, roten Strich, in nächster Nachbarschaft zur Spur des ersten Streichs. Diesmal fiel Cristinas Reaktion noch heftiger aus.
»Drei!«
Als Miguel bei »Sieben!« angelangt war, gingen die durch den Knebel stark gedämpften Schreie der Sklavin in ein langgezogenes Wimmern und Schluchzen über. Ein langer Speichelfaden hing von ihrem Knebel lotrecht nach unten; auf dem Parkett hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet. Ungerührt zählte Miguel weiter.
Nach 20 Hieben hielt er endlich inne. Sein rechter Arm schmerzte, so fest hatte er zugeschlagen. Er tröstete sich damit, dass Cristinas Po erheblich mehr schmerzte – und dass dieser Schmerz auch wesentlich länger anhalten würde.
Die Kehrseite der Sklavin war gezeichnet von einem bizarren Muster; die ersten der Striemen begannen sich bereits bläulich zu verfärben. Zufrieden stellte Miguel fest, dass kein Blut geflossen war; er hatte die Schläge also richtig dosiert.
Als er ihr den Knebel abnahm, weinte sie immer noch haltlos vor sich hin. Er ging in die Duschkabine, nahm einen Lappen und befeuchtete ihn mit kaltem Wasser. Sie murmelte etwas, das er nicht verstand, während er ihr Gesicht mit dem Lappen abrieb. Wahrscheinlich ein »Danke, Herr!«
»Ich gehe jetzt nach oben und komme später wieder, um dich für die Nacht vorzubereiten. Ich nehme an, du hast etwas gegessen, bevor du gekommen bist?«
Er musste die Frage zweimal wiederholen, bevor sie sie endlich verstand. Sie nickte schwach.
Miguel überlegte, ob er ihr nach dem Knebel auch noch die Brustklammern abnehmen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Cristina hatte eine Lektion verdient.
Er löschte das Licht und ging hinauf in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen. Das Einzige, was er kochen konnte, war Kaffee – wie er manchmal scherzhaft, aber zutreffend sagte –, und das ewige kalte Essen begann, ihn zu nerven. Er nahm sich vor, am Samstag oder spätestens Sonntag in ein Restaurant zu gehen. Er war schon monatelang nicht mehr bei Pepe in Torelló gewesen.
Draußen dunkelte es bereits, als er in der Küche fertig war. Er überlegte, ob er noch am »Narrenturm« weiterschreiben sollte – schließlich stand der Abschluss des zweiten Kapitels noch aus –, entschied sich dann jedoch dagegen. Er war kein Nachtarbeiter. Morgen war auch noch ein Tag. Der Entführer würde wohl zwölf Stunden länger auf die Fortsetzung warten können; schließlich hatte Miguel fast vier Tage auf eine Reaktion des »großen Unbekannten« warten müssen.
Er ging wieder hinunter ins »Spielzimmer«. Cristinas Po schillerte in blau, rot und grün sowie allen denkbaren dazwischenliegenden Schattierungen. Er schnallte ihre Hände und Füße los. Als sie nicht aufstand, schlug er mit der flachen Hand auf ihre malträtierte Kehrseite. Es war nur ein leichter Schlag; dennoch jaulte sie auf wie ein getretener Hund.
»Hopp! Warum stehst du nicht auf?«
»Die Kette, Herr! Die Klammern!«, schniefte sie.
»Ach so, die Klammern!« Die hatte er tatsächlich vergessen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Er war zur Zeit wirklich nicht so ganz bei sich …
Cristina schrie auf, als er die erste Klammer von ihrer Brustwarze löste und das Blut in diese zurück schoss.
»Nur noch eine …«
Ein erneuter Schrei, dann stand sie in gebeugter Haltung und mit tränenverschmiertem Gesicht vor ihm. Ihre Hände zuckten nach oben, in Richtung ihrer Brüste, doch dann ließ sie sie wieder sinken. Sie wusste genau, dass sie sich unter Androhung harter Strafen nicht selbst berühren durfte; nicht einmal, um Schmerzen zu lindern.
Cristina hob ihren Kopf, und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Erschrocken senkte sie die Augen wieder. Eine unausgesprochene Frage stand zwischen ihnen.
Was kommt nun?
Anstelle einer Antwort deutete Miguel auf den großen Karton neben dem alten Schlafzimmerschrank. Schicksalsergeben nickte Cristina, ging zu ihm hin und entnahm ihm eine Erwachsenenwindel.
»Eine zusätzliche Einlage«, befahl Miguel.
Sie nahm auch diese heraus, breitete die Windel aus und legte die Einlage hinein. Während sie beides anlegte, gelehnt an die kalte Betonwand des »Spielzimmers« und dabei sorgfältig darauf achtend, ihr pochendes Hinterteil nicht zu belasten, erinnerte sich Miguel, wie sehr sie anfangs die Windeln gehasst hatte. Wahrscheinlich tat sie das immer noch, aber sie hatte sich damit abfinden müssen. Was sollte eine Sklavin, die länger als einige Stunden mehr oder weniger bewegungsunfähig gefesselt war, auch tun, wenn sie sich erleichtern musste? Schließlich sollte sie ja nicht den Parkettboden des »Spielzimmers« oder die Matratze des Käfigs versauen. Manchmal legte ihr María auch Gummihosen oder einen Gummi-Ganzanzug an, doch Miguel zog wegen der leichteren Reinigungsprozedur die Wegwerfwindeln vor. Die ersten paar Male, als Cristina gekommen war, hatte sie trotz ihres Status als Sklavin, die alles widerspruchslos mit sich geschehen lassen sollte, jedes Mal gequengelt, wenn sie eine Windel anlegen musste. Sie hatte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden können, dass ein gesunder, erwachsener Mensch in vollem Bewusstsein dessen, was er tat, sein kleines oder manchmal sogar großes Geschäft in die Hose machen sollte.
Doch María hatte darauf eine passende Antwort gefunden.
Als Cristina sich an einem Freitagabend wieder einmal beschwerte, dass sie kein kleines Kind sei, das noch Windeln brauche, und dass sie lieber den Eimer benutzen wolle, befahl ihr María unwirsch und mit unheilverkündendem Unterton in der Stimme, sie solle sich wieder anziehen. Sie brachte die Straßenkleidung ihrer Sklavin ins »Spielzimmer«, und nachdem die überraschte Cristina diese wieder angelegt hatte, musste sie sich auf der ehemaligen Krankenhausliege ausstrecken, die in der Ecke stand, die für das Projekt »Kerkerzelle« reserviert war. María schnallte sie so, wie sie war, fest und überließ sie dann sich selbst.
Am nächsten Morgen hatte sich bereits ein kleiner See unter der Liege gebildet, doch das war María noch nicht genug. Sie ließ Cristina geschlagene 36 Stunden so liegen, wobei sie sie freigiebig mit Speise und Trank versorgte. Als die Sklavin dann endlich, am Sonntagabend, befreit wurde, konnte sie sich kaum auf den Beinen halten. Der Gestank, der von ihr ausging, raubte María beinahe den Atem; dennoch bestand sie darauf, dass Cristina zunächst den Boden aufwischte. Als sie damit fertig war, erlaubte sie ihr nicht etwa, sich im Duschraum zu säubern, sondern steckte sie so, wie sie war, in ihren damals nagelneuen Mercedes und befahl ihr, nach Hause zu fahren.
Seither hatte es Cristina niemals mehr gewagt, ein Wort gegen die Windeln zu sagen.
»Was meinst du«, fragte Miguel, als sie fertig war, »brauchst du darüber eine Plastikhose – sicherheitshalber?«
Cristina schüttelte heftig den Kopf.
Miguel öffnete die Tür des alten Schlafzimmerschranks und kramte in einer Schublade. Dann warf er ihr ein zusammengefaltetes Teil aus durchsichtigem Plastik zu. »Zieh trotzdem eine über die Windel!«
Wieder gehorchte sie, ohne ein Wort zu sagen. Während sie die Hose zuknöpfte, kramte Miguel im Kleiderabteil des Schranks. Hier hingen, fein säuberlich aufgereiht wie Soldaten auf einem Exerzierplatz, Korsetts aus Gummi und Leder, Gummihosen verschiedener Länge, Gummi-Ganzanzüge, eine Art Zwangs-Schlafsack aus Leder sowie verschiedene Zwangsjacken.
Zwangsjacken!
Miguel dachte an den »Narrenturm« und nahm eine vom Bügel. Sie war aus dickem, schwarzem Gummi gefertigt und verfügte über einen Schrittgurt sowie Reißverschlüssen an den Brüsten. Er reichte sie Cristina.
»Hier!«
Cristina schlüpfte in die Jacke, was nicht ohne zupackende Hilfe von Miguel abging. Endlich schloss er den Reißverschluss im Rücken und verknotete dann die am Ende der langen Ärmel angebrachten Bänder, so dass die Arme der Sklavin fest unter ihren Brüsten verschränkt wurden. Dann kam der Schrittriemen an die Reihe; Miguel führte ihn zwischen ihren Beinen durch und befestigte ihn dann mittels einer am Rückenteil angebrachten Schnalle. Er zog ihn so fest wie möglich, wodurch die dicke Windelpackung eng an Cristinas Unterleib gepresst wurde. Endlich gab er ihr einen Klaps auf das gut gepolsterte Hinterteil und wies auf den Käfig, dessen Tür einladend offen stand.
Breitbeinig stelzte sie zu dem winzigen Gefängnis, in dem sie die ganze Nacht würde zubringen müssen, und ging davor in die Knie. Etwas unbeholfen, da sie sich nicht mit den Händen abstützen konnte, passierte sie die Öffnung und ließ sich dann auf die gummibespannte Matratze fallen. Sie wälzte sich auf ihre linke Körperseite und brachte das kleine Kissen mit dem Kopf in eine passende Position. Sie musste die Beine anziehen, da der Käfig nicht groß genug war, dass sie sich lang ausstrecken konnte.
Als sie endlich eine einigermaßen bequeme Lage gefunden hatte, schlang ihr Miguel noch einen Lederriemen um beide Fußgelenke und zurrte ihn fest, so dass Cristinas Beine aneinandergepresst wurden. Dann nahm er den Wasserbehälter aus seiner Halterung und füllte ihn am Waschbecken des Duschabteils. Cristina, wiewohl in jeder Beziehung gut verpackt, hatte genügend Bewegungsfreiheit, um gegebenenfalls das Trinkrohr erreichen zu können.
»Nun«, meinte er schließlich, »wirst du es noch einmal wagen, hier ohne Anmeldung aufzukreuzen?«
Cristina schüttelte den Kopf, stets bemüht, ihm nicht direkt in die Augen zu sehen. »Nein, Herr! Gewiss nicht!«
Miguel grinste säuerlich.
Er wusste es besser – und Cristina auch.