Читать книгу Bruckmann Wohnmobil-Guide: Ostseeküste mit dem Wohnmobil. Routen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. - Torsten Berning - Страница 23

DIE LETZTE ETAPPE BIS KIEL

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Die Landspitze zwischen Eckernförder Bucht und Kieler Förde ist das Schwedeneck, das auch einen Stellplatz sein Eigen nennt. Wir empfehlen, die Schleife zum Bülker Leuchtturm und an der nordwestlichen Spitze die Einfahrt zur Kieler Förde zu nehmen. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis zum Marine-Ehrenmal in Laboe auf der anderen Uferseite. Gegen frühen Abend werden die Tagestouristen weniger und man kann versuchen, einen der zehn Wohnmobilstellplätze zu ergattern. Die kostenlosen Plätze haben keinerlei Versorgung, bieten aber einen perfekten Blick über das Wasser in die untergehende Abendsonne.


Blick über die Börde bis nach Laboe

Mit »Schwedeneck« wird eine der wohl schönsten Gemeinden der Ostseeküste bezeichnet, die Familien und Naturliebhaber gleichermaßen begeistert. Einen eigenen Ort Schwedeneck gibt es allerdings nicht. Denn nach der Gebietsreform 1927 wurden die alten Gutsbezirke Dänisch Nienhof, Hohenhain, Grönwohld und Birkenmoor zu einer politischen Landgemeinde zum sogenannten Schwedeneck zusammengeschlossen.

Die prachtvollen Gutshäuser machen noch heute einen Teil des Reizes dieser Gemeinde aus. Doch damit nicht genug: Kinder können am 16 Kilometer langen Strand nach Herzenslust im Sand oder im Wasser spielen, denn an den meisten Stränden ist das Wasser flach. Erst nach vielen Metern vertieft es sich zum eigentlichen Meer, auf dem in der Ferne die Boote vorüberziehen. Im Norden und Osten von der Eckernförder Bucht und der Kieler Förde umrahmt, ahnt der Strand- und Steilküstenwanderer die Weite der Ostsee und die Schönheit Schleswig-Holsteins, wenn er auf einer Bank ausruhend das in der Ferne gegenüberliegende Ufer oder einfach nur das offene Meer betrachtet und hinter sich die traumhafte Landschaft Schwedenecks weiß. »Wir Schwedenecker garantieren, dass die klassischen Tugenden Schleswig-Holsteins wie Ruhe und Naturnähe, gute und reine Luft und sauberes Wasser, vertraute Heimatlichkeit und gutes Essen bei uns noch vorhanden sind«, bringt es ein Infoschreiben der Kurverwaltung Schwedeneck von 1997 auf den Punkt.

Mit Kiel als Ziel vor Augen, folgen wir nun der Beschilderung Richtung Olympiastützpunkt der Segler in Schilksee, wo 1972 auch die Olympischen Segelwettbewerbe ausgetragen wurden. Jetzt sind es noch 13 Kilometer bis zum Wohnmobilstellplatz in Kiel-Wik. Er liegt direkt an der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal, der meist befahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt. Für uns sind die Stellplätze viel zu eng, die Lage schäbig und die Gebühr von 15 Euro eher unangemessen. Sicherlich ist der Anblick der großen Schiffe beeindruckend, doch gibt es im Verlauf des Kanals weitaus schönere Flecken, die zum Übernachten einladen.

Kiel hat heute 246.000 Einwohner, gehört zu den 30 größten Städten Deutschlands und ist Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt. Sie wurde im 13. Jahrhundert gegründet und als Holstenstadt tom Kyle erstmals erwähnt. 1900 überschritt sie erstmals die Marke von 100.000 Bürgern und wurde damit zur nördlichsten Großstadt Deutschlands. Sie ist der Endpunkt der meistbefahrenen Wasserstraße der Welt, dem »Kiel Canal«, zu Deutsch Nord-Ostsee-Kanal. Von hier geht es für die Schiffe über die Kieler Förde weiter über die Meere der Welt. Kiel ist traditionell ein bedeutender Stützpunkt der Deutschen Marine und Heimat des erfolgreichsten deutschen Handballvereins, dem THW Kiel. Der bekannteste kulinarische Verkaufsschlager ist die »Kieler Sprotte«. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind neben dem Dienstleistungssektor die größte deutsche Werft ThyssenKrupp Marine Systems, ehemals Howaldtswerke-Deutsche Werft, und der Kieler Ostseehafen mit den Fähren nach Skandinavien und ins Baltikum.


Bülker Leuchtturm mit Stellplatz

Das größte Ereignis in der Region ist und bleibt aber die Kieler Woche. Diese jährlich stattfindende Segelregatta wird seit Ende des 19. Jahrhunderts in Kiel ausgetragen und gilt als die größte Segelsportveranstaltung der Welt. Auch für die Wohnmobiltouristen eine große Herausforderung! Denn wer nicht schon ein Jahr zuvor auf einem der umliegenden Campingplätze gebucht hat, wird wohl buchstäblich »in die Röhre« schauen. Die Stadt bemüht sich allerdings, in dieser Zeit Zusatzparkplätze für Wohnmobile bereitzustellen. Zu erwähnen ist besonders der Bereich Kiel-Holtenau im hinteren Bereich der Ruder- und Seglervereine. Hier gilt: Wer zuerst kommt, hat einen Platz, allerdings ohne jegliche Versorgung. Entsorgung und Wasser gibt es am Clubhaus des Rudervereins. An der Promenade entlang sind es dann ca. 1,5 Kilometer zur Vergnügungsmeile und einem Teil der Anleger der historischen Windjammer.

Die Kieler Woche findet immer in der letzten vollständigen Juni-Woche statt, genauer: Sie endet stets am letzten Sonntag im Juni. Am Samstagabend acht Tage zuvor wird sie mit dem sogenannten Glasen, dem Typhon-Signal »Leinen los« und dem daran anschließenden Holstenbummel offiziell eröffnet. Inoffizieller Beginn des Volksfestes ist jedoch bereits am Freitagabend mit dem Soundcheck auf den Bühnen in der Kieler Innenstadt. Damit sind es insgesamt zehn Festtage, die mit einem 20-minütigen Feuerwerk über der Kieler Innenförde festlich enden.

Rund 5000 Segler aus über 50 Nationen bestreiten mit etwa 2000 Booten die Wettbewerbe. Die meisten Segelwettfahrten beginnen in Schilksee (Olympiazentrum Schilksee), dort liegt zum großen Teil das sportliche Zentrum der Kieler Woche. Aber auch an der Kiellinie entlang der Kieler Förde kann man vor allem vom Westufer aus weitere, kleinere Sportaktivitäten verfolgen wie Marinekutterregatten, Optimistensegeln, Kanupolo oder klassisches Kutterpullen. Ferner liefern sich stets am Mittwoch der Kieler Woche die großen Kieler Ruderclubs – EKRC, Germania, die Rudersportgruppe der Uni, der Akademische Ruderverein und die Schülerruderclubs – das Stadtachter-Rennen von der Blücherbrücke zum Schülerrudersteg. Die bereits 1893 ins Leben gerufene »Aalregatta« ist seit 1906 Teil der Kieler Woche und mittlerweile ihre traditionelle Eröffnungsregatta. Gesegelt wird die Strecke Kiel-Eckernförde-Kiel.

Zur Kieler Woche kommen jedes Jahr über drei Millionen Besucher in die Stadt. Dann bieten sich auch tolle Gelegenheiten, einmal mit einem der großen Windjammer mitzusegeln oder diese wenigstens ausgiebig zu besichtigen. Die großen Segelschiffe bieten zur Deckung ihrer Kosten mehrstündige Ausfahrten oder Regattabegleittouren an. Außerdem funktionieren sie in dieser Zeit einen Teil ihrer Messen (Speisesäle) zu Cafés um.

Für uns geht es nach fast einer Woche weiter nach Laboe, auf den zweiten Strekkenabschnitt entlang der Ostsee.


Wohnmobilstellplatz Kiel Wiek

PRAKTISCHE HINWEISE

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