Читать книгу Bruckmann Wohnmobil-Guide: Ostseeküste mit dem Wohnmobil. Routen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. - Torsten Berning - Страница 8

DIE OSTSEEKÜSTE MECKLENBURG-VORPOMMERNS

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Weißer Strand und blaues Meer, das sind Attribute, die den geneigten Wohnmobilfahrer gemeinhin in Gedanken an das Mittelmeer entführen. Aber falsch, traditionsreiche Seebäder mit Seebrücken, die so manches englische Seebad vor Neid erblassen lassen, alte Hansestädte und Biosphärenreservate, dies alles finden wir an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern, kurz Meckpomm genannt. Inzwischen lockt es alljährlich Hunderttausende Urlauber in den Nordosten der Republik. Nichts mehr zu spüren von dem Mief vergangener Zeiten, stattdessen prunkvolle Bauten, die nach ihrer Restaurierung wiederauferstanden sind.

Die oftmals unbeachtete Seite dieses Küstenstrichs, die zu entdecken sich lohnt, ist das Hinterland der Halbinseln und Inseln mit ihren Boddenlandschaften. Hier schlendern Sie an Rapsfeldern entlang und erfreuen sich später im Jahr an Mohn- und Kornblumen. Stundenlang können Sie hier zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein – vor allem im Frühjahr und Herbst –, ohne einem Menschen zu begegnen.


Kühlungsborn

Verträumte und abgeschiedene Ecken auf Rügen und Usedom. Der Darß, den Wind und Wellen immer weiter angreifen und dem sie unaufhörlich Land abnagen, um es an der Nordspitze wieder anzulanden. Fisch- und Seeadler haben sich diese Regionen als ihr Zuhause gewählt und zuvor niemals gesehene Hinweisschilder am Straßenrand machen auf den Fischotter aufmerksam. Zehntausende von Kranichen kommen jeden Herbst in die flachen Gewässer zwischen Zingst und Rügen geflogen. Die untergehende Sonne verdunkelt sich, wenn sie in den Abendstunden der Spätsommer- und Herbsttage von ihren Futterplätzen mit trompetenhaften Rufen in die Nachtquartiere einschweben, bevor es weitergeht auf die lange Reise in den Süden.

Ebenso beeindruckend, wenn auch nicht so unberührt und alles andere als unbekannt, sind die kreideweißen Felsen auf Rügen, die aus den dunklen Buchenwäldern leuchten. Sie machen 20 Prozent der Landesfläche aus und stehen unter besonderem Schutz: An der Küste gibt es zwei Nationalparks, einen Naturpark und ein Biosphärenreservat, um das größte Potenzial des Landstrichs, die Naturschönheiten, zu bewahren.

Den Großteil der Bäderarchitektur konnte man nach der Wende mit viel Aufwand und vor allen Dingen mit viel Geld retten. Denn in der DDR fiel leider vieles, vor allem in den 1970er-Jahren, der Abrissbirne zum Opfer und wurde durch Zweckbauten ersetzt. Wenn Sie heute durch die Seebäder Boltenhagen, Ahlbeck, Kühlungsborn oder Binz flanieren, werden Sie bestimmt das Gefühl haben, in einem Freilichtmuseum zu sein. Prächtige Villen mit Türmchen, verzierten Balkonen und Erkern schmücken die Straßen. Vor allem Schlösser und Herrenhäuser wurden durch die Umnutzung zu Hotels vor dem Untergang gerettet.

Auch die Einheimischen haben schnell die magnetische Wirkung ihrer Schätze auf Touristen zur Kenntnis genommen. Darum wurde das Angebot zügig ausgebaut, es entstanden Yachthäfen, Freizeitbäder, Golfplätze und vor allen Dingen Seebrücken, die einen über den Ostseewellen schweben lassen.

Ein weiteres Utensil lässt sich von der Küste nicht wegdenken – der Strandkorb! Tausende dieser Exemplare hievt der Sommer Jahr für Jahr an den Strand. Schließlich meint der Mecklenburger, nicht nur den »aufrecht stehenden Wäschekorb«, sondern auch den Badeurlaub an der Ostsee erfunden zu haben. Denn als Großherzog Friedrich Franz I. von seinem Leibarzt den Rat bekam, im Meer zu baden, blickte Seine Hoheit sich um und der Heilige Damm gefiel ihm besonders. Also entstand hier 1793 das erste Seebad Deutschlands – das heutige Heiligendamm. In Doberan ließ Friedrich Franz I. dazu noch die passende Sommerresidenz entstehen. Aus verschlafenen Fischerdörfern entwickelten sich so bald elegante Seebäder, in denen Badekuren rasch in Mode kamen. Waren es am Anfang nur die Reichen, gesellte sich schnell der normale Bürger hinzu, um seinen Strandurlaub mit den Kindern auch hier zu verbringen.

Doch die Zeiten, in denen die Urlauber sich von früh bis spät in der Sonne aalten und mit dem alleinigen Badevergnügen ausgelastet waren, sind vorbei. Mecklenburg-Vorpommern gilt inzwischen als Gesundheitsland Nummer eins in Deutschland. Wellness, Thalasso und Kurlaub sind die Zauberworte, die Geld in die Kassen spülen. Kinder und J ugendliche wollen ihre Grenzen ausloten und schwingen sich wie Tarzan in Hochseilgärten von einem Baum zum anderen oder reiten mit bis zu 45 Stundenkilometern durch die Wellen. Die Mecklenburger Bucht und die Gewässer um Rügen gehören zu den beliebtesten Surfrevieren. Der Wohnmobilfahrer entdeckt als Radler gern das Hinterland mit seinen stillen Dörfern, reetgedeckten Häusern und uralten, backsteinernen Kirchen. Dorthin führen nicht immer asphaltierte Wege, oft sind es Alleen, bedeckt mit gnadenlosem Kopfsteinpflaster, auf dem sich vermutlich schon so mancher »Trabbi« einen Achsenbruch geholt hat.


Am Strand Wackerballig


Hügelgrab Karlsminde

Ein besonderes Herz hat man in Meckpomm für die Erhaltung der beiden alten Schmalspurbahnen entwickelt und wenn man die Fahrgastzahlen sieht, wohl zu Recht. Von Kühlungsborn bis Bad Doberan schnaufen die Dampflokomotiven der »Molli« und auf Rügen zieht der »Rasende Roland« seine Bahnen. Pustend und pfeifend zuckeln sie mitten durch die Landschaft. Bad Doberan bietet sogar das Erlebnis, damit mitten durch die Stadt zu fahren, da ist es gut, dass es hier keine Umweltzone gibt.

Wismar und Stralsund gehören zu den Städtehighlights. Nach einem Bummel versteht man schnell, warum die Zentren der beiden Städte Weltkulturerbe geworden sind. Beide bieten dem Wohnmobilfahrer einen Stellplatz, der fußläufig zur Innenstadt liegt. In beiden Touristeninformationen gibt es kostenlose Kurz-Reiseführer, die Sie fachkundig durch die Stadt begleiten.


Lemkenhafen auf Fehmarn

Auch für die Camper und Wohnmobilfahrer wurde zwar viel getan, aber ich würde sagen, noch lange nicht alles. Denn der Wohnmobiltourist nimmt natürlich gern die infrastrukturellen Entwicklungen in Anspruch. In puncto sportliche Ausrüstung liegt er dank der vielseitigen Zuladungsmöglichkeiten gegenüber herkömmlichen Urlaubern ganz weit vorn.


Stellplatz Bülker Leuchtturm

Die vielen Erlebnisse machen nicht nur müde, sondern auch hungrig. Gasthäuser mit langer Tradition haben ihre Pforten wieder geöffnet und laden zu einem meist zünftigen Mahl ein. Doch auch der Feinschmecker kommt nicht zu kurz, denn inzwischen arbeiten in Meckpomm die meisten Sterneköche. Diskotheken und Musikkneipen, wo man bis in die frühen Morgenstunden »abtanzen« kann, sind leider selten. Darum entsteht auf den Wohnmobil- und Campingplätzen oft eine ganz besondere Geselligkeit. Für jugendliche Campinggäste ist dann auch ein Feuer am Strand ein toller Event – und Musik gibt es auch dazu. Doch damit kein falscher Eindruck entsteht: Bei aller Bedächtigkeit und Zurückhaltung sind die Mecklenburger und Vorpommern gastfreundlich und immer am Überlegen, was sie für die Gäste noch tun könnten. Fröhliche Feste und Events, Traumstrände, romantische Städte und eine urwüchsige Landschaft – nicht zuletzt ist es dieser Mix aus Kunst, Kultur und Natur, der die Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern wieder zu einer der beliebtesten Feriendestinationen in Deutschland gemacht hat – entdecken Sie sie!

Bruckmann Wohnmobil-Guide: Ostseeküste mit dem Wohnmobil. Routen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

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