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»Treffen« im Bregenzer Wald


Blick am Badeplatz über den Attersee

Kaum ein Land in Europa kann mit so vielen Gegensätzen aufwarten wie die Alpenrepublik Österreich. Von der alpinen Unzugänglichkeit im Hochgebirge der Hohen Tauern bis hin zum Neusiedler See, dem größten Steppensee Europas, gibt es eine mannigfaltige Natur zu entdecken. Mit Ausnahme kleiner Teile Ober- und Niederösterreichs, des Salzburger Landes, Kärntens und des Burgenlandes durchziehen die Alpen – mit dem Großglocknergipfel auf 3798 Metern als höchstem Punkt – das ganze Land. Wer südwestlich von Wien beginnt und bis Feldkirch in Vorarlberg fährt, könnte mit dem Wohnmobil nahezu 700 Kilometer durch Berglandschaften mit Tälern und Passüberquerungen fahren!

Diese Tatsache sollte man bei der Tourenplanung mit dem Wohnmobil nicht aus dem Auge verlieren. Denn wer z. B. die Berge über Passstraßen queren möchte, um sich mit einem Fahrzeug über 3,5 Tonnen die Nutzung der mautpflichtigen Autobahnen zu ersparen, die mittels GoBox kilometergenau abgerechnet werden (davon kann man oftmals schon die nächste Übernachtungsgebühr auf dem Campingplatz bezahlen!), benötigt schnell mal die drei- oder vierfache Fahrzeit – was bei der Planung der Urlaubstage kalkuliert werden muss. So kann bei einer 80-Kilometer-Strecke mit zwei Besichtigungen oder einer kleinen Wanderung gleich ein ganzer Tag vergehen. Zum Ausgleich wird dem mobilen Reiseteam allerdings auch Natur vom Feinsten geboten, die man auf der Autobahn nicht entdecken würde!

VON NORD NACH SÜD? ODER VON OST NACH WEST?

Bei der Anreise ist es wichtig, von welcher »Seite« man sich Österreich nähert. Während man im westlichen Teil des Vorarlbergs lediglich eine Nord-Süd-Ausdehnung von ungefähr 50 Kilometern hat, können es im östlichen Teil, von der tschechischen Grenze im Norden bis an die südliche Grenze nach Slowenien, fast 400 Kilometer werden. Bei einem Blick in den Atlas sieht man sich im Südwesten einer scheinbar undurchdringlichen Wand von Dreitausendern gegenüber – entsprechend klein sind die Streckenvarianten im Bundesland Vorarlberg.


Einfacher Stellplatz in der Natur der Wachau

Von Feldkirch im östlichsten Bundesland Vorarlberg kommend, kann man sich für die S16 mit dem 14 Kilometer langen Arlbergtunnel oder eine Überfahrt über die B197 mit dem Arlbergpass entscheiden. Einzige Alternative hierzu ist südlich ab Bludenz die Auffahrt durch das Montafon, vorbei am Silvretta-Stausee mit der Abfahrt durch das Paznauntal bis in die Ebene nach Landeck. Für die 90–Kilometer-Silvretta-Hochalpenstraße benötigt man, großzügig gerechnet, zwei Tage, da ein pures Durchfahren viel zu schade wäre – zu viel gibt es dort zu entdecken. Es folgt die Einfahrt nach Tirol mit seiner Landeshauptstadt Innsbruck. Hier entscheidet man sich, seinen Weg entweder nördlich über Salzburg oder südlich durch das Gebirge der Hohen Tauern nach Osttirol (das ans italienische Südtirol und das Bundesland Kärnten grenzt) fortzusetzen.

Der südöstliche Abschnitt mit den Bundesländern Kärnten und der Steiermark gehört zu den landschaftlich reizvollsten Teilen Österreichs mit beeindruckenden Bergen und zahlreichen Seen, etwa dem Millstätter, dem Ossiacher oder dem Wörthersee, um nur die bekanntesten zu nennen. Unterwegs im steirischen Murtal, stößt man auf die Niederen Tauern, deren Straßen (zur Freude aller) immer wieder als Sackgasse in den Bergen enden. Das Bundesland Steiermark, dessen Landeshauptstadt Graz definitiv einen Besuch wert ist, zieht sich bis in die dünn besiedelten Ebenen des Burgenlandes, das schließlich bis an die Grenze zu Ungarn reicht. Während die »grüne Steiermark« mit ihrem dörflichen Charakter und zahlreichen ausgebauten Radwegen entlang der Mur zum Verweilen einlädt, reizt das Burgenland mit seiner wunderbaren Landschaft um den Neusiedler See, an dessen Ufern gut genächtigt werden kann, und natürlich mit der Möglichkeit, einen Abstecher nach Ungarn einzuplanen. Dass außerdem viele Winzer ihre Pforten für Weinproben öffnen und vermehrt Stellplätze für Wohnmobile anbieten, erhöht häufig die Aufenthaltsdauer.


Alle Richtungen sind interessant.


Marktplatz St. Johann in Tirol

Mit dem Gebiet um Wiener Neustadt taucht man in den nördlichen Teil Österreichs ein und nähert sich dem unbestrittenen Highlight: der Hauptstadt Wien. Seine vielgerühmte Kunst und Kultur und seine besondere Lebensfreude machen die Metropole zu einer der schönsten Städte Europas. Zudem laden viele Camping- und Wohnmobilstellplätze dazu ein, mindestens zwei bis drei Tage (gerne auch mehr) hier zu verbringen.

Von Wien aus lässt sich anschließend Niederösterreich erkunden, das Bundesland, das für seine Wachau berühmt ist. Eine Fahrt durch das liebliche Donautal zwischen Krems und dem Kloster Melk sollten Sie unbedingt einplanen. Im Norden Richtung tschechischer Grenze lohnt sich das Kennenlernen des niederösterreichischen Waldviertels und, daran anschließend, des oberösterreichischen Mühlviertels – mit dem nächsten Städte-Highlight Linz, der Landeshauptstadt Oberösterreichs. Sowohl im Wald- als auch im Mühlviertel spürt man als Gast die Gelassenheit und Gastfreundschaft seiner Einwohner und sollte keinesfalls auf das eine oder andere Glaserl Wein oder Stück Linzer Torte verzichten.

Etwas weiter südlich beginnt die abwechslungsreiche Landschaft des Salzkammergutes. Die Vielzahl der Gewässer – Traunsee, Attersee, Mondsee oder Wolfgangsee sind nur die größten – garantiert einen hohen Freizeitwert. Auf Wohnmobilisten ist man hier bestens eingestellt – vom einfachen Stellplatz am Traunsee bis zum Camping am Bauernhof mit allem Komfort kommt hier jeder auf seine Kosten. Malerische Wiesen schmiegen sich sanft an die Hügel, und über die Seen hat man eine tolle Fernsicht auf die Berge, wenn sie nicht ohnehin direkt von den Ufern in die Höhe ragen. Nicht versäumen sollte man die historische Altstadt der Mozartstadt Salzburg, die in der Welterbe-Liste der UNESCO geführt wird. Übrigens steht hier das Wohnmobil sehr komfortabel am Stadtrand, während ein Bus, der direkt davor startet, seine Insassen in zehn Minuten ins Herz der Stadt bringt.

Da jede der im Folgenden beschriebenen Routen für sich alleinstehen kann, haben Sie die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, von wo Sie Ihre Reise beginnen wollen. Damit können Sie flexibel und individuell auf Ihre Anreise, aber auch auf das Wetter und andere Gegebenheiten reagieren. Jeder Abschnitt bietet ein ausgewogenes Programm aus Natur, Stadtbesichtigungen und Kultur. Außerdem kommen Ausflugsziele, sportliche Aktivitäten und kulinarische Genüsse nicht zu kurz. Und natürlich ist auch für alle Altersklassen das Richtige im Angebot. Ein ganzes Land in einem Urlaub zu erobern, ist kein leichtes Unterfangen, deshalb sollte man sich gut überlegen, wie groß die »Portion Tourenerlebnis« jeweils sein soll oder darf. Unsere Zeitempfehlungen und Kilometerleisten geben Ihnen eine optimale Planungshilfe.


Kaffeehaustradition in Gars am Kamp


Ein Herz für Wohnmobilisten am Wegesrand


Das älteste Gasthaus der Steiermark in St. Georgen am Kreischberg

LAND UND LEUTE

Das deutsche und das österreichische Volk haben eine gemeinsame Geschichte – das lässt sich bis in die heutige Zeit nicht verleugnen. Dass man die gleiche Sprache spricht, verbindet und macht den Kontakt unkompliziert. Rasch ist man bei einem Gläschen im Gespräch. Natürlich gibt es regionale Unterschiede – wie in Deutschland auch, wo nicht jeder Ostfriese einen Niederbayern versteht oder umgekehrt –, doch die meisten alten Vorurteile sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Vielmehr erlebt man als Tourist in Österreich Menschen, die hilfsbereit und Touristen gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Die jüngeren Generationen beider Nationen sind ohnehin in ihrem Freizeitverhalten sehr ähnlich – Hauptsache, es wird etwas geboten, schon ist man dabei. In den letzten 20 Jahren sind deshalb auch unzählige Touristenattraktionen entstanden!

In Österreich wird bodenständig und frisch gekocht – und es gibt definitiv mehr Köstlichkeiten als Wiener Schnitzel (das Sie auf keinen Fall versäumen sollten!) oder Kaiserschmarrn. Besonders an den Grenzen zu Tschechien oder Ungarn spürt man die Einflüsse der böhmischen und ungarischen Küche. Fleischgerichte wie Rouladen oder Gulasch kommen hier genauso auf den Teller wie gegrillte oder gebackene Hendl. Zudem zeichnet die Küche ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus – dass man hungrig vom Tisch aufsteht, kommt eigentlich nirgends vor.

In den großen Städten ist inzwischen die kulinarische Vielfalt so ausgeprägt wie fast überall in Europa. Niemand muss auf asiatische Küche, Hamburger oder eine Pizza verzichten. Und auch beim Einkauf bleiben keine Wünsche offen – selbst deutsche Discounter wird man sichten. Sehr empfehlenswert sind die regionalen Märkte, die gerne für frische Einkäufe besucht werden. In den letzten Jahren hat außerdem die direkte Vermarktung ab Hof stark zugenommen – folgen Sie also getrost unterwegs mal einem der Schilder an der Landstraße, die Sie zu frischen Eiern, Käse oder anderen Köstlichkeiten lotsen.


Rafting an der Ybbs

Und natürlich sollten Sie, so oft es geht, in einem Kaffeehaus einkehren, denn Kaffeehäuser (allen voran in Wien) und großartige Konditoreien haben in Österreich eine lange Tradition, die auch heute noch geliebt und gepflegt wird.

KLIMA UND REISEZEIT

Da die Anzahl an Wintercampern stetig zunimmt, kann man Österreich getrost als Ganzjahresziel bezeichnen. Als beste Reisezeit sind aber sicherlich die Monate Mai bis Okt. zu nennen, denn gerade auf den alpinen Straßen bestehen die Sperren für Passstrecken teilweise bis weit in den Mai hinein, je nach Intensität des Winters. Das Klima ist mit dem Süden Bayerns vergleichbar und liegt in den Übergangsbereichen vom ozeanischen zum kontinentalen Klima. Besonders der nördliche Teil mit Wald- und Weinviertel wird mit bis zu 2100 Sonnenstunden im Jahr verwöhnt, während in den Grenzregionen nach Süden, z. B. in den Karnischen Alpen und den Karawanken, von April bis Sept. ergiebige Regenmengen fallen. Besonders der Okt. ist aber sehr regenarm und bei Temperaturen von 20 Grad sehr angenehm.

Beliebte Winterreiseziele wie die Kitzbüheler Alpen sollte man bereits Ende des Sommers reserviert haben. Mit wenig Schnee ist vor allem im Südosten, in den Gegenden von Steiermark und Burgenland, sowie in Oberösterreich zu rechnen, während in den Gebieten von Lech, Warth oder dem Montafon zur Schweiz hin mit frühen Wintern und hohen Schneemengen kalkuliert werden muss. Grundsätzlich sollte Österreich von November bis April nicht ohne Winterbereifung befahren werden.

AKTIVITÄTEN UND AUSRÜSTUNG

So vielfältig wie seine Natur und die Landschaften, so vielfältig und attraktiv sind die Freizeitmöglichkeiten. Österreich ist sehr kinderfreundlich und bietet zahlreiche Aktivitäten für jedes Alter. Ob Tier- und Kletterparks, Erlebniswege in Naturschutzgebieten oder der Surfkurs am See … hier findet jeder das Richtige.


Geschafft! Der Ausblick ist gigantisch!

Natürlich beherrschen die hohen Berge die Szenerie. Wem deren Besteigung vom Tal aus zu viel sportliche Herausforderung ist, kann auf technische Hilfsmittel wie eine Bergbahn zurückgreifen und muss so nicht auf das eine oder andere Abenteuer – auch für die ganze Familie – verzichten: mit der Seilbahn auf den Gipfel und zu Fuß wieder hinunterwandern, die Passhöhe mit dem Bus erklimmen und zurück die Abfahrt bequem mit dem Fahrrad genießen … Es gibt wunderschöne Radwege entlang von Flussläufen wie Donau oder Mur. Oder Sie wählen gleich den Weg auf dem Wasser, etwa beim Rafting mit einem Boot die wilde Salzach hinab!

Bei allem, was Sie planen, sollten Sie daran denken, dass in alpinen Bergregionen jederzeit das Wetter gefährlich umschlagen kann. Ein Rucksack mit allen notwendigen Utensilien – Regenjacke, ausreichend Getränke, Obst oder andere Snacks, Erste-Hilfe-Paket und (bei einer nicht ausgeschilderten Strecke) eine Karte oder ein GPS-Gerät zur Orientierung, denn nicht immer ist ein störungsfreier Empfang des Smartphones gewährleistet – sollte deshalb unbedingt dabei sein.


Neugieriger Besuch am Gasthof Friedburg

Österreich mit dem Wohnmobil

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