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[29]3 Kriegsbild und Kontrahenten

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Der Marsch in den Tod. Sowjetische Karikatur Metamorphose der deutschen Wehrmacht von der Künstlergruppe KukryniksyKukryniksy (Maler) 1942

Im Frühjahr 1942 standen sich an der Ostfront zwei schwer angeschlagene Gegner gegenüber. Beide hatten im Kriegsjahr 1941 schwere Verluste erlitten, beide hatten Schwierigkeiten, ihre Streitkräfte zu regenerieren. Und doch wollten HitlerHitler, Adolf und StalinStalin, Josef 1942 die Initiative, den Angriff und einen baldigen Sieg – das Deutsche Reich, weil es einen Abnutzungskrieg gegen den riesigen sowjetischen Staat nicht gewinnen konnte, die UdSSR, weil sie um ihr Überleben kämpfte.

HitlerHitler, Adolf fasste die Ziele ins Auge, die er schon 1941 anvisiert hatte – die Ölfelder des Kaukasus, die Wolga als Lebensader der UdSSR und die Rüstungsmetropole Stalingrad (heute Wolgograd). In Maikop, Grosny und Baku wurden 90 Prozent des sowjetischen Erdöls gefördert, und an der Wolga lagen große Industriezentren der Sowjetunion. Mit deren Eroberung hoffte HitlerHitler, Adolf, der Roten Armee die rüstungswirtschaftliche Grundlage zu nehmen. Er vermutete,Stalin, Josef die Sowjetunion werde die Erdölfelder mit allen Kräften verteidigen. Das würde der Wehrmacht ermöglichen, deren »lebendige Wehrkraft endgültig zu vernichten«.

[30]Doch die Wehrmachtführung stand vor einem Dilemma. Alles, was sie gegen die UdSSR geplant hatte, war auf den »Blitzkrieg« fixiert. Ein Plan B fehlte. Es blieb nur, auf den militärischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch von StalinsStalin, Josef Reich zu hoffen. In dieser Zwickmühle zeigte sich die ganze Ratlosigkeit der Wehrmachtführung, die HitlersHitler, Adolf wahnwitzigem Plan mangels eigener Alternativen folgte. Nur zaghafte Einwände wurden erhoben. Der Chef des Ersatzheeres, Generaloberst Friedrich FrommFromm, Friedrich, verkündete hinter vorgehaltener Hand, dass angesichts der katastrophalen Versorgungslage der Wehrmacht ein Friedensschluss die einzige Alternative sei. Generalmajor Eduard WagnerWagner, Eduard, der Generalquartiermeister des Heeres, verspottete intern die »utopischen Offensivpläne«. Doch offiziell gab es keinen Widerspruch gegen die kommende Offensive.


Adolf HitlerHitler, Adolf und Franz HalderHalder, Franz (r.) mit dem Oberbefehlshaber der ungarischen 2. Armee Generaloberst Gusztáv JányJány, Gusztáv Vitéz bei Planspielen der Wehrmacht am 21. Mai 1942

Mit der Weisung Nr. 41 vom 5. April 1942 legte HitlerHitler, Adolf die Ziele für die Operation »Blau« fest. Die Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall Fedor von BockBock, Fedor von hatte den eigentlichen Angriff zu führen. Zu[31]nächst war vom nördlichen Flügel in einer Zangenbewegung die Stadt Woronesch am Don zu nehmen (Blau I). Anschließend sollte am Don entlang mit der 6. Armee aus dem Raum Charkow heraus die Masse der sowjetischen Kräfte vernichtet werden (Blau II). Daraufhin wollte das OKH mit dem südlichen Flügel die Wolga und Stalingrad erreichen (Blau III). Schließlich sollte die Eroberung der Ölfelder bis hinunter nach Baku und zum Kaukasus (Blau IV) folgen. Ferner enthielt die Weisung weitere Ziele, so die Besetzung der Halbinsel Krim als Flankendeckung des Stoßes in den Kaukasus im Süden und die Eroberung Leningrads im Norden.


Der Plan aber hatte ganz erhebliche Schwächen, sodass nicht einmal StalinStalin, Josef an ein solches Risikounternehmen seines Gegners glaubte. Ein operativer Fehler war, dass »Fall Blau« mit dem Vorstoß zur Wolga und in den Kaukasus gleich zwei Hauptziele hatte. Die Aufsplitterung und damit Schwächung der Kräfte war also programmiert. Hinzu kam die gewaltige Distanz, die beim Vorstoß zurückzulegen war: Stalingrad lag 500 Kilometer, Baku gar 1200 Kilometer entfernt. Die Wehrmacht sollte diese gewaltige Strecke noch vor Einbruch des Winters überwinden. Gleichzeitig war der Nachschub über diese Entfernungen sicherzustellen, ein Problem, das schon den Vormarsch 1941 behindert hatte. Über den Dnjepr gab es nur eine Eisenbahnbrücke, die zum Engpass der Versorgung zu werden drohte.

Mit dem Vorstoß verlängerte sich die abzusichernde Frontlinie um Hunderte Kilometer. Die Wehrmacht war schon kaum in der Lage, die materiellen und personellen Voraussetzungen für die Sommeroffensive zu schaffen. Wie aber wollte sie den neugewonnenen Raum sichern? HitlerHitler, Adolf plante, die lange Nordflanke vorrangig mit Armeen der Verbündeten zu besetzen. Da diese Einheiten in ihrer Erfahrung und Kampfkraft jedoch nicht an die Wehrmachtverbände heranreichten, sollten zwischen ihnen zur Stabilisierung der Front einzelne deutsche Verbände »eingezogen« werden. Und so blieb das Unternehmen eine regelrechte Einladung zum sowjetischen Gegenangriff.

Stalingrad 1942/43

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