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Vorwort

von Daniel Goleman

Eine vergleichsweise tiefgreifende Errungenschaft moderner Wissenschaft ist die Entdeckung, daß Geist und Körper nicht getrennt und unabhängig voneinander existieren, vielmehr als eine Ganzheit, die wir lediglich aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erfassen. Descartes irrte sich, als er Körper und Geist auseinanderdividierte. Und die westliche Medizin, die ihm darin folgte, befindet sich ebenso im Irrtum, wenn sie die Bedeutsamkeit des Geisteszustands von Patienten für deren körperliche Verfassung unberücksichtigt läßt.

Wie stark die Verbindung zwischen Geist und Körper ist, läßt sich beispielsweise am Ergebnis einer Feldstudie ablesen, die in über hundert Einzelstudien das Verhältnis von Emotionen und Gesundheitszustand untersuchte: Menschen, die chronisch unter innerlichem Druck stehen – sei es, daß sie ängstlich und beunruhigt, deprimiert und pessimistisch oder verärgert und feindselig sind –, tragen ein durchschnittlich doppelt so hohes Risiko, in den folgenden Jahren an einem schwereren Leiden zu erkranken. Rauchen erhöht das Risiko einer ernsten Erkrankung um 60 Prozent; chronischer emotionaler Druck erhöht es um 100 Prozent. Bei einer bedrückenden Gefühlslage ist also die Gesundheit doppelt so stark gefährdet wie beim Rauchen.

Forscher in dem neuen Wissenschaftszweig der Psychoneuroimmunologie, die die biologischen Zusammenhänge zwischen Geist, Gehirn und dem Immunsystem untersuchen, liefern heute in rascher Folge noch fehlende Einsichten in funktionale Wechselbeziehungen zwischen Geist und Körper nach. Die Gefühlszentren des Gehirns, so entdecken sie, sind nicht nur mit dem Immunsystem, sondern auch mit dem kardiovaskulären System eng verknüpft. Wenn wir unter chronischem Streß stehen – wenn der Körper bei starker Ausschüttung von Streßhormonen fortwährend in das Reaktionsschema »Kämpfen-oder-Fliehen« katapultiert wird –, dann schwächt dies die Fähigkeit des Immunsystems, die unterschiedlichsten Viren abzuwehren und Krebswachstum im Keim zu ersticken; ebenso wird dadurch das Herz veranlaßt, den Blutdruck zu erhöhen und heftiger zu pumpen, um den Körper auf die kritische Lage vorzubereiten. Das hat schließlich zur Folge, daß unsere Anfälligkeit für Krankheiten zunimmt.

Im Gegensatz dazu schützt ein friedvoll in sich ruhender Geist die körperliche Gesundheit. Dies ist ein fundamentales Prinzip der traditionellen tibetischen Heilkunde, einem altüberlieferten therapeutischen System, das den entscheidenden Zusammenhang zwischen Geist und Körper nie aus dem Blick verloren hat.

Tulku Thondup, ein Meister der Nyingma-Übertragungslinie des tibetischen Buddhismus, hat für Menschen aus dem Westen die Quintessenz der Einstellung seiner Kultur zur Gesundheit – zur körperlichen, psychisch-mentalen und geistigen Gesundheit – herausdestilliert. Wie er verdeutlicht, sind die drei Bereiche unauflöslich miteinander verknüpft. In dem Maße, in dem wir die »Festigkeit des Ergreifens lockern« können – das heißt, die kleinen und großen Fixierungen fallenlassen können, die unsere Sicht begrenzen und einengen –, um uns statt dessen entspannt einem weiteren, umfassenderen Empfinden unserer selbst und unserer Stellung im Universum zu öffnen, in ebendiesem Maße können wir die Heilkraft des Geistes aktivieren.

Tulku Thondup bietet uns mehr als nur einen theoretischen Zugang zur Gesundheit: Er gibt uns konkrete Methoden an die Hand, deren heilsame Wirkung seit Jahrhunderten bewährt ist. Darin werden für uns die Umrisse eines Heilungsprozesses sichtbar, der sich nicht auf körperliche, psychisch-mentale und geistige Gesundheit beschränkt, sondern auch die des Herzens umfaßt. So gesehen ist dieser Heilpfad eine spirituelle Praxis, eine Möglichkeit, unser Leben von Grund auf umzuwandeln.

Die heilende Kraft des Geistes

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