Читать книгу Der Monddiamant - Уилки Коллинз, Elizabeth Cleghorn - Страница 4
II.
ОглавлениеEine der abenteuerlichsten unter diesen Geschichten bezog sich auf einen gelben Diamanten, einen in den Annalen Indiens berühmten Edelstein
Nach der ältesten darüber bekannten Tradition befand sich der Stein in dem Stirnband des vierarmigen indischen Gottes, welcher als Personifikation des Mondes betrachtet wird.
Zum Theil wegen seiner eigenthümlichen Farbe, zum Theil in Folge eines Aberglaubens, nach welchem der Stein den Einflüssen der Gottheit, die er schmückte, unterliegen, und mit dem Zu- und Abnehmen des Mondes einen erhöhten oder verminderten Glanz erhalten sollte, bekam derselbe den Namen, unter welchem er noch heute bekannt ist: Der Mondstein.
Ein ähnlicher Aberglaube soll, wie ich gehört habe, einst im alten Griechenland und Rom geherrscht haben, jedoch nicht wie in Indien, in Bezug auf einen dem Dienste eines Gottes geweihten Diamanten, sondern in Bezug auf einen nicht ganz durchsichtigen Halbedelstein, der auch dem Einfluß des Mondes unterliegen sollte und gleichfalls vom Monde seinen Namen erhielt, unter welchem er den Sammlern noch in unsern Tagen bekannt ist.
Die Schicksale des gelben Diamanten beginnen mit dem elften Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung.
Um jene Zeit durchzog der mohammedanische Eroberer Mahmoud von Ghizni Indien, nahm die heilige Stadt Somnauth ein und beraubte den seit Jahrhunderten berühmten Tempel, das Ziel der indischen Pilger, das Wunderwerk des Orients, seiner Schätze.
Von allen in diesem Tempel verehrten Gottheiten entging der Mondgott allein der Raubgier der mohammedanischen Eroberer. Von drei Brahminen gerettet, wurde die unverletzte Gottheit, die den gelben Diamanten an ihrer Stirn trug, bei nächtlicher Weile nach der zweiten heiligen Stadt Indiens, nach Benares gebracht. Hier wurde der Mondgott in einem neuen Heiligenschrein, in einer mit Edelsteinen geschmückten Halle unter einem von goldenen Pfeilern getragenen Dach aufgestellt und angebetet. Hier erschien, als der Schrein vollendet war, »Wischnu, der Erhalter« den drei Brahminen in einem Traum.
Der Gott hauchte mit seinem göttlichen Atem den Diamanten auf der Stirn des Mondgottes an und die Brahminen knieten nieder und verbargen ihr Antlitz in ihren Gewändern. Gott Wischnu befahl, daß der Mondstein von nun an bis an das Ende der Tage Nacht und Tag abwechselnd von drei Priestern bewacht werden solle.
Und die Brahminen vernahmen sein Wort und beugten sich vor seinem Willen. Der Gott verkündete dem verwegenen Sterblichen, der sich an dem geheiligten Edelstein vergreifen würde, und allen seinen Angehörigen und Nachkommen, die nach ihm in den Besitz desselben gelangen möchten, sicheres Verderben. Und die Brahminen ließen diese Verkündigung über den Eingangsthoren des Tempels in goldenen Buchstaben anbringen.
Jahrhunderte vergingen und noch immer bewachten durch alle Generationen hindurch Nachfolger jener drei Brahminen ihren unschätzbaren Mondstein Nacht und Tag.
Es war im Beginn des achtzehnten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, als der Groß- Mogul Aurungzebe regierte. Auf sein Gebot entlud sich aber plündernde Raubgier über die der Anbetung Brahma’s geweihten Tempel. Die heilige Stätte des vierarmigen Gottes ward durch das Abschlachten gottgeweihter Thiere geschändet, die Bildnisse der Gottheit zertrümmert und der Mondstein wurde von einem höheren Offizier der Armee Aurungzebes geraubt. Außer Stande, ihren verlorenen Schatz mit offener Gewalt wieder zu erlangen, beschlossen die den Edelstein bewachenden Priester, demselben zu folgen und ihrem Wächteramt in einer Verkleidung treu zu bleiben.
Wieder vergingen Jahrzehnte. Der Offizier, welcher die Tempelschändung verübt hatte, war elend umgekommen, der Mondstein ging, seinen Fluch mit sich führend, von einer gottlosen mohammedanischen Hand in die andere über, und noch immer lagen die Nachfolger der drei Priesterwächter durch allen Wechsel von Ort und Zeit ihrem Wächteramte ob und harrten des Tages, wo es Wischnu dem Erhalter gefallen werde, ihr geheiligtes Juwel wieder in ihre Hand zu geben.
Die Jahre vergingen vom Beginn bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts, der Diamant gelangte in den Besitz des Sultans Tippo Saib von Seringapatnam der ihn als Verzierung in den Griff eines Dolches setzen und diesen als eines der schönsten Stücke in seiner Waffenkammer aufbewahren ließ.
Auch jetzt wußten die Priesterwächter ihr heimliches Amt bis in den Palast des Sultans wahrzunehmen. In dem Gefolge Tippo Saib’s befanden sich drei Offiziere von unbekannter Herkunft, die sich durch das vorgebliche Bekenntnis des Islam das Vertrauen ihres Herrn zu gewinnen gewußt hatten, und diese drei Männer bezeichnete das Gerücht als die drei verkleideten Priester.