Читать книгу Der Monddiamant - Уилки Коллинз, Elizabeth Cleghorn - Страница 5

III.

Оглавление

So lautete die in unserm Lager kursierende Phantastische Erzählung über den Mondstein. Auf keinen von uns machte die Geschichte einen besonderen Eindruck, ausgenommen auf meinen Vetter, dessen Neigung zum Wunderbaren ihn ernsthaft an die Sache glauben ließ. Am Vorabend des Sturmes auf Seringapatnam wurde er abgeschmackter Weise ärgerlich über mich und Andere, weil wir das Ganze wie eine Fabel behandelten. Es entspann sich ein thörichter Streit, bei welchem Herncastle’s unglückliches Temperament die Herrschaft über ihn gewann. Er vermaß sich in seiner prahlerischen Manier, uns den Diamanten noch an seinem Finger zu zeigen, wenn die englische Armee Seringapatnam nähme. Diese Großsprecherei wurde von uns mit schallendem Gelächter aufgenommen und damit hatte, nach unser Aller Meinung, die Sache ein Ende.

Sehen wir nun, was sich am Tage der Erstürmung begab. Mein Vetter und ich waren beim Aufbruch getrennt. Ich sah ihn auch weder beim Passiren des Flusses, noch als wir die englische Fahne auf der ersten Bresche aufpflanzten, noch als wir den jenseits dieser Bresche gelegenen Graben durchschritten und uns jeden Schritt unseres Weges erkämpfen mußten, bis wir die Stadt betraten. Erst mit Dunkelwerden waren wir Herren des Platzes und trafen Herncastle und ich wieder zusammen, nachdem General Baird selbst den Leichnam Tippo Saib’s unter einem Haufen von Erschlagenen aufgefunden hatte. Jeder von uns wurde einem auf Befehl des Generals zur Verhütung der Plünderung und Unordnung ausgesandten Detachement beigegeben. Die Soldaten begingen klagenswerthe Exzesse und fanden durch eine unbewachte Thür den Eingang in die Schatzkammer des Palastes, wo sie sich mit Gold und Edelsteinen beluden. In dem Hofe vor der Schatzkammer trafen mein Vetter und ich bei dem Versuch zusammen, unsere eigenen Soldaten von ähnlichen Exzessen abzuhalten. Herncastle’s feuriges Temperament war, wie ich sofort sah, durch das fürchterliche Gemetzel, das wir eben erlebt hatten, zu einer Art von Wahnsinn gesteigert worden und schien mir äußerst ungeeignet zur Erfüllung der ihm übertragenen Aufgabe. In der Schatzkammer ging es zwar wild und unordentlich her, ohne daß jedoch, soweit ich sehen konnte, Gewaltthätigkeiten verübt worden wären. Die Leute begingen ihre Exzesse, wenn ich mich so ausdrücken darf, mit guter Laune. Derbe Scherze und Schlagworte liefen unter ihnen um und die Geschichte von dem Diamanten trat auf einmal unerwarteter Weise in Gestalt eines schlechten Witzes wieder auf. »Wer hat den Mondstein gefunden?« war der spottende Ruf, welcher das Plündern fortwährend, wenn es an einer Stelle eben nachgelassen hatte, an einer andern wieder in Gang brachte. "Während ich noch vergeblich bemüht war, Ordnung zu schaffen, vernahm ich ein entsetzlich gellendes Geschrei von der andern Seite des Hofes her und eilte sofort der Richtung dieses Geschreies in der Besorgnis nach, dort einem neuen Ausbruch der Plünderung zu begegnen.

Ich gelangte an eine offene Thür und fand die Leichen zweier Indier (nach ihrer Kleidung Offiziere des Palastes) quer vor der Schwelle der Thür liegend. Ein aus dem Innern hervordringender Schrei trieb mich in ein Gemach, welches als Waffenkammer zu dienen schien. Ein dritter Indier sank eben tödtlich verwundet zu den Füßen eines Mannes hin, dessen Rücken mir zugekehrt war. Als ich eintrat, wandte er sich um, und ich erkannte John Herncastle, mit einer Fackel in der einen und einem bluttriefenden Dolch in der andern Hand. Ein als Degenknopf an dem oberen Ende des Dolchgriffs befindlicher Stein funkelte mir, als Herncastle sich umdrehte, bei dem Schein der Fackel wie ein Feuerstrom entgegen. Der sterbende Indier sank in die Knie, deutete auf den Dolch in Herncastle’s Hand und sagte in seiner Landessprache »Der Mondstein wird sich an Dir und den Deinigen rächen.« Als er diese Worte gesprochen, fiel er todt zu Boden.

Ehe ich noch zur Besinnung gekommen war, drangen die Soldaten, die mir in den Hof gefolgt waren, ein. Mein Vetter stürzte wie ein Wahnsinniger aus sie los.

»Räume das Gemach,« rief er mir zu, »und stelle eine Wache an der Thür auf.« Die Soldaten wichen zurück, als er sich mit seiner Fackel und seinem Dolch auf sie warf. Ich stellte zwei Mann Wache von meiner Compagnie, auf die ich mich verlassen konnte, als Wache an der Thür auf. Bis zum folgenden Tage sah ich meinen Vetter nicht wieder.

Am frühen Morgen des nächsten Tages ließ General Baird, da das Plündern noch fortdauerte, öffentlich unter Trommelschlag verkünden, daß jeder auf der That ertappte Dieb, er sei wer er wolle, gehenkt werden solle. Zum Zeichen, daß dieser Erlaß des Generals ernst gemeint sei, begleitete der Generalprofoß den Ausrufer, und in dem Gedränge von Menschen, welches durch die Proklamation veranlaßt wurde, trafen Herncastle und ich wieder zusammen. Er wollte mir, wie gewöhnlich, die Hand zum Guten Morgen bieten. Bevor ich ihm aber meine Hand reichte, sagte ich: »Erzähle mir erst, wie der Indier in der Schatzkammer ums Leben gekommen ist und was er mit seinen letzten Worten gemeint hat, als er auf den Dolch in Deiner Hand deutete?«

»Der Indier,« antwortete Herncastle, »ist vermuthlich an einer tödtlichen Wunde gestorben. Was er mit seinen letzten Worten gemeint hat, weiß ich so wenig wie Du.«

Ich sah ihm scharf ins Gesicht; seine bis zum Wahnsinn gesteigerte Aufregung vom vorigen Tage war einer vollkommenen Ruhe gewichen. Ich beschloß, ihm noch einmal Gelegenheit zu einer offenen Erklärung zu geben.

»Ist das Alles, was Du mir zu sagen hast?« fragte ich.

Und seine Antwort, war: »Das ist Alles.«

Ich kehrte ihm den Rücken und seitdem haben wir nicht wieder mit einander gesprochen.

Der Monddiamant

Подняться наверх