Читать книгу Umsonst in den Urlaub - Ulf-Gunnar Switalski - Страница 21

ECONOMY ODER BUSINESS? Das ist hier die Frage …
Ich hab es getestet!

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Endlich ist es so weit: Mein erster Flug in der Business Class steht an und ich muss gestehen, ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Es geht in acht Stunden von Berlin-Tegel nach New-York-JFK. Eigentlich weiß ich gar nicht, was mich erwartet. Klar, Priority-Check-in, viel Beinfreiheit, besseres Essen, ein Loungezugang. Aber ist das überhaupt so toll und ist es das normalerweise so teure Ticket wirklich wert?

Urlaub verbunden mit Fliegen bedeutet automatisch Stress. Wem macht es schon Spaß, vier Stunden vor Abflug zu Hause loszufahren, nur weil man theoretisch in einen Stau geraten könnte oder weil vielleicht der Zug ausfällt? Und passiert so etwas dann tatsächlich, ist man trotz des eingeplanten Zeitpuffers sofort total in Panik und fürchtet, seinen Flug zu verpassen. Und passiert es nicht? Dann ist man Stunden zu früh am Flughafen, streunt durch die Duty-free-Shops und lässt sich auf den Laufbändern im Schneckentempo hin- und hergleiten. Jedenfalls sind das meine altbewährten Taktiken zum Zeitvertrieb. Schlimm ist das Ganze vor allem bei Rückflügen nach Deutschland. Man kennt beispielsweise den Flughafen nicht, was zwar die erste Stunde Laufbandriding ziemlich interessant macht, allerdings andere Probleme mit sich bringt, wie beispielsweise die Schwierigkeiten bei der Erstellung eines groben Zeitplans für den Aufenthalt, um am Ende nicht doch noch den Flieger zu verpassen. Und das Allerschlimmste ist: kein Internet! Langeweile oder Stress sind also vorprogrammiert. Jedenfalls im Ecotarif …

Natürlich kann dich dein Businessclassticket nicht vor einem Zugausfall oder Stau bewahren. Aber es kann dir trotzdem sehr, sehr viel Stress ersparen. Denn sollte dein Zug ausfallen und du kommst nur 30 Minuten vor Abflug an, ist das Problem nur halb so groß. Denn mit Priority-Check-in und Fast-Lane bist du im Eiltempo am Gate. Ich bin allerdings gute 90 Minuten vor dem Boarding am Flughafen. Mein Check-in habe ich bereits online abgeschlossen, deswegen muss ich eigentlich nur noch meinen Reisepass vorzeigen, den QR-Code scannen lassen und dann kann ich auch schon meinen Koffer abgeben. An der langen Schlange darf ich natürlich vorbeigehen und durch eine gläserne Schiebetür an der Seite direkt zum Priority-Check-in. Von der Eingangstür bis zur Abgabe meines Koffers vergehen kaum 4 Minuten, anstatt der üblichen 20. Ein Zustand, an den ich mich direkt gewöhnen könnte. Danach gehe ich zum Securitycheck und auch dort gilt: Wer ein Businessclassticket in Händen hält, der darf abkürzen. Schnell das Ticket gescannt, durch einen Extraeingang getreten und schon verkürzt sich die Wartezeit auch in diesem Bereich um bestimmt 75 Prozent. Das führt zwar zu einigen kurzen Auseinandersetzungen mit Economypassagieren, die sich betrogen fühlen, aber wer mehr „zahlt“, der bekommt ganz einfach auch mehr. Vielleicht passen ein Businessclassflug und ein 24-jähriger Passagier in den Augen der anderen nicht so richtig zusammen. Doch das ist mir völlig egal, denn mit einem Prämienticket passt jeder nach vorn ins Flugzeug.

Kurz vor knapp am Flughafen anzukommen ist bei der Geschwindigkeit, mit der ich die üblichen Problemzonen am Flughafen passiere, also schon mal kein Problem mehr. Aber was passiert, wenn man die bereits erwähnten vier Stunden zu früh erscheint? Zum Glück gibt es auch hier Abhilfe. Einfach ab in die Lounge! Welche einem offensteht, hängt davon ab, an welchem Gate man abfliegt und von welchem Flughafengebäude aus es losgeht.

In der Lounge gibt es für mich Softdrinks, Tee, Kaffee, Bier und Wein sowie kleinere Snacks und richtige Mahlzeiten. Dort genieße ich eine kleine Zwischenmahlzeit vor dem Boarding und ruhe mich in meinem gemütlichen Stuhl aus, mit Ausblick auf den Runway. Obwohl unerfahren, bin ich doch schlau genug, mich nicht zu sehr vollzustopfen. Denn auf das Essen im Flugzeug freue ich mich fast am meisten.

Als das Boarding beginnt, darf ich als Businessclasskunde schon wieder an der Schlange vorbeiziehen und als Erster in das Flugzeug bzw. in den Bus. Die Businesslane wird separat von der normalen Schlange geführt und ich werde direkt mit den maximal fünfzehn anderen Businessclasspassagieren und jenen, die aufgrund ihres hohen Status Priorityboarding nutzen dürfen, in einem eigenen Bus zum Flugzeug gefahren. Normalerweise knüpft man dort als Economypassagier zwangsläufig die ersten Kontakte, da man, wie die Ölsardinen gedrängt, dicht an dicht die Fahrt „genießen” muss.

Im Flugzeug selbst gehts dann also zum ersten Mal nach links und damit nach vorn für mich. Ich schreite durch einen geöffneten Vorhang und befinde mich in einer neuen, mir bis dato völlig unbekannten Welt. Eine kleine Armee aus freundlichen und hilfsbereiten Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern begrüßt mich und begleitet mich zu meinem Sitz. Im Vorderteil des Flugzeugs findet erst einmal ein kleiner Champagnerempfang statt. Außerdem erwartet mich ein Kulturbeutel – Profis nennen ihn Amenity-Kit –, ausgestattet mit Schlafbrille, Zahnbürste, Ohrenstöpseln, Socken und anderen Hygieneartikeln. Das Ganze kommt ziemlich hochwertig und irgendwie auch praktisch daher, vor allem die Stöpsel und die Brille gefallen mir gut. Da ich als einer der Ersten im Flugzeug bin, gilt es, eine Wartezeit von circa 20 bis 30 Minuten zu überbrücken. In dieser Zeit mache ich mich erst mal mit der Bedienung des Sitzes vertraut. Wer schon einmal in einem neueren Mercedes der Oberklasse gesessen hat, wird einige der Funktionen wiedererkennen. Aber eben nur einige.

Der Sitz lässt sich per Knopfdruck nach vorn und hinten fahren, die Rückenlehne in verschiedene Positionen bringen, der Abstand zur Fußstütze ist verstellbar, man kann ihn als Bett in eine vollständige Liegeposition bringen und gefühlt auch auf den Kopf drehen. Von der Massagefunktion ganz zu schweigen. Die lässt sich zwar nicht mit einer richtigen Massage vergleichen, trotzdem genieße ich die erste halbe Stunde.

Schließlich heben wir ab. Ich wende mich dem Highlight des Fluges zu, dem Essen. Zuerst einmal muss ich überrascht feststellen, dass es tatsächlich eine Menükarte gibt. Während ich sie durchstöbere, bekomme ich einen Gin Tonic serviert, daran könnte ich mich doch glatt gewöhnen ... Auf der Karte stehen Gerichte wie Garnelen mariniert mit Knoblauch und Chili in Kokosnuss-Curry-Sauce mit Brokkoliröschen und asiatischen Nudeln in Sojasauce. Oder gegrilltes Hähnchenbrustfilet an Pesto-Rosso mit Rahmkartoffeln und sautiertem Staudensellerie. Oder Lammmedaillons in delikater Sauce provençale mit Rosmarin-Polenta-Galletinis und Rustica-Karotten. Als Nachtisch gibt es Saint-Nectaire und Frischkäse mit Kornblumen oder französische Apfeltarte. Oder, oder, oder. Denn das ist noch nicht einmal alles an Hauptgerichten. Snacks wie Nüsse, Chips und andere Kleinigkeiten kann ich mir den ganzen Flug über bestellen. Außerdem ist im Menü eine mehrseitige Weinkarte enthalten.

Meine Wahl fürs Essen fällt übrigens auf Bresaola an weißem Blumenkohltimbale mit Frischkäse als Vorspeise. Ich bin mir zwar selbst nach der freundlichen Erklärung meines Flugbegleiters noch nicht ganz sicher, was das ist, kann aber im Nachhinein mit 100%iger Sicherheit behaupten, dass es absolut lecker war. Als Hauptgericht folgt dann slow cooked Beef mit Apfelrotkohl an Pilzragout mit Knöpflinudeln. Auch das ist ziemlich wohlschmeckend, obwohl ich schon nach der Vorspeise gesättigt bin. Die Snacks in der Lounge waren wohl doch ein wenig zu verführerisch. Aber so satt, dass ich mir die französische Apfeltarte als Nachtisch nicht auch noch schmecken lassen könnte, bin ich dann auch wieder nicht. Wofür verfüge ich schließlich über einen Dessertmagen, nicht wahr?

Bemerkenswert ist übrigens auch, dass ein Becher in der Businessclass zum Glas wird und aus Plastikbesteck wird Metall. Das Tischchen wird mit einem Tuch aufgedeckt und es fehlt eigentlich nur noch die Kerze für das abgerundete Restaurantfeeling. Aber anscheinend haben Airlines gewisse Vorbehalte beim Thema Feuer ... Wein gibt es für mich nicht, jedoch lasse ich mir einen Whisky (Chivas Regal 12 Jahre) sowie einen Cognac (Martell VSOP Médallion) schmecken. Außerdem gibt es drei sogenannte Fliegercocktails, die man sich im Flugzeug bestellen kann. Nach einigen Stunden Flug habe ich tatsächlich Lust auf etwas Erfrischendes und überlege mir, einen der drei zu bestellen, werde jedoch darauf hingewiesen, dass ein Campari O wohl die noch erfrischendere Variante wäre. Gesagt, getan, bereut. Aber das ist natürlich Geschmacksache.

Grundsätzlich ist der Service super, jede meiner Fragen wird beantwortet, man erhält heiße feuchte Tücher zum Reinigen der Hände (und des Gesichts, wie ich hoffe). Außerdem sind alle Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter gut gelaunt und unterhalten sich mit mir. Die Zeit vergeht wie im Flug, auch wenn dieser Witz mittlerweile alt ist. Über die Ankunft lässt sich eigentlich nicht viel sagen, außer vielleicht, dass ich etwas wehmütig bin, als der Flug vorbei ist. Aber, na ja, alles hat ein Ende. Beim Aussteigen passiert übrigens nicht sehr viel, jeder geht so hinaus, wie es ihm beliebt, da gibt es keine Sonderbehandlung mehr. Bei der Gepäckausgabe ist mein Gepäck jedoch unter den ersten zehn, und da es in Amerika nicht ganz so leicht ist, durch die Passkontrolle zu kommen, ich aber Glück habe, bin ich dank des Prioritygepäcks tatsächlich der Erste, der sich seinen Rucksack vom Gepäckband holt. Ein erhabenes Gefühl.

Umsonst in den Urlaub

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