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Kapitel 3

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Um sich nicht zu verlaufen, schlug Jennifer einen Bogen um das Dorf, den Kirchturm immer fest im Blick. Über die weite Landschaft legte sich langsam die Dämmerung. Die Luft war abendlich kühl, bald brannten ihre Lungen. Ein Pony stand am Zaun einer Weide, beäugte sie und schüttelte Feuchtigkeit aus seiner Mähne. Jenny war, als wollte das Tier ihren Laufstil tadeln. Bemüht, alle Gedanken auszuschalten, konzentrierte sie sich auf den Rhythmus ihrer Schritte, lauschte dem Pochen auf dem weichen Grund der Feldwege. Sie spürte, dass sie diesmal nicht richtig warm werden würde. Die Temperaturen hier draußen auf dem Land hatte sie unterschätzt und sich nicht warm genug angezogen. Als Toms Gutshaus im Zwielicht wieder in Sicht kam, atmete sie erleichtert auf.

Gib Gas, Jenny, ermutigte sie sich selbst, nur noch ein paar Meter!

Das eiserne Gartentor fiel quietschend hinter ihr ins Schloss. Sie wollte rasch ins Warme, doch der Haustürschlüssel hatte sich im Futter ihrer Jogginghose verhakt und ließ sich nur widerstrebend lösen. Ihre Finger waren einfach zu klamm. Sie nahm die Handflächen vor den Mund und hauchte ihren heißen Atem hinein, während sie weiter auf Toms Haustür zustrebte.

Zu spät bemerkte sie, dass ihr etwas im Weg war. Im Halbdunkeln stolperte sie darüber und fiel auf einen Berg Stoff, der die Stufen zum Haus versperrte. Nun lag der Stoffberg unter ihr, vorsichtig tastete sie danach.

Samt, es fühlte sich wie Samt an. Aber darunter war noch etwas anderes. Massig und fest.

Oh Gott, was war das?

Sie hob den Kopf, versuchte etwas zu erkennen und blinzelte doch nur hilflos. Toms Außenleuchte war eine verdammte Funzel, und ihre Augen tränten erbärmlich. Etwas Faseriges war hineingeraten. Sie nahm nur Farben wahr: Rot. Feuerrot. Blutrot. Und ein bisschen Weiß.

Sie wollte aufstehen, suchte nach Halt und erschrak. Das, worauf sie sich abstützte, fühlte sich wie Fleisch an. Warmes Fleisch, bedeckt mit rotem Samt.

Da, da! Aus dem roten Stoff ragte eine blasse, schlaffe Hand heraus. Sie schrie. Wollte schreien. Schrie nicht, weil ihre Kehle vor Angst wie zugeschnürt war.

Holy shit, das, worauf sie lag, war ein Mensch. Immer noch konnte sie kaum etwas sehen. Die Erhebung dort drüben musste der Kopf sein. Sie griff danach, und ihre zitternden Hände fanden ein Gesicht. Warum nur war es so kalt und glatt? An der Stelle, wo sie den Mund vermutete, fasste sie in ein Loch. Wo die Augen hätten sein sollen, waren zwei weitere Löcher.

Nein, nein, brüllte es in ihrem Hirn.

Sie rollte sich von dem Monster herunter, schaffte es mit letzter Kraft, sich aufzurichten. Schwer atmend starrte sie auf die undeutlichen Umrisse des Körpers.

Scheiße, sei kein Feigling!, ermahnte sie sich.

Entschlossen ergriff sie den samtenen Stoff und zog ihn glatt. Es war ein weiter, langer Mantel, weiß umsäumt, mit einer ausladenden Kapuze daran.

Ein Lachen quälte sich ihre Kehle hoch, rau und verzweifelt. Der Weihnachtsmann! Jemand in einem Santa-Claus-Kostüm lag auf den Stufen zu Toms Landhaus. Doch schien er nicht mehr zu leben, so still, wie er dalag.

Oh Gott, oh Gott.

Sie presste ihre zitternden Hände zusammen. Atmete tief durch. Dann bückte sie sich und sah sich den Toten näher an. Er trug eine Santa-Claus-Maske aus Plastik mit rosig aufgemalten Wangen. Dieses Ding hatte sich so glatt und fremd angefühlt. Fasern des künstlichen weißen Bartes waren ihr in die Augen geraten. Vorsichtig zog sie an dem Bart. Als sie ihn losließ, schnalzte er ohne Vorwarnung zurück.

Gummiband!

Die Absurdität der Situation weckte ihr erstarrtes Hirn wieder auf. Beinah musste Jennifer lachen. Vorsichtig nahm sie dem Weihnachtsmann die Maske ab, jedoch nur, um erneut zu erschrecken. Die Plastikmaske hatte das Gesicht einer Frau verborgen. Nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht alt. Ihre Haut musste viel Sonne gesehen haben. Eine Abenteurerin also. Den Kopf mit starrem Blick zur Seite gewandt, lag sie zusammengekrümmt auf dem Bauch.

Was, wenn sie doch noch lebte? Musste sie nicht Hilfe rufen?

Los, mach was, hämmerte es in Jennifers Kopf.

Langsam streckte sie ihre Hand aus und legte sie der Leiche auf die Stirn. Sie hatte erwartet, einen erkalteten Körper zu spüren, doch er war noch so warm wie der eines lebendigen Menschen. Sie hielt ihre Finger vor den Mund der Toten, fühlte aber keinen Atem. Unter dem weißen Zottelbart wagte sie sich bis zur Halsschlagader vor. Kein Puls. Nichts mehr.

Die Weihnachtsfrau war tot.

***

Kalter Schweiß umhüllte Jennifers Körper wie ein feiner Film. Sie fror erbärmlich, schlang die Arme um sich und trat von einem Bein aufs andere. Ins Warme hatte sie gewollt, raus aus ihren Sportklamotten. Heißes Duschwasser hatte sie auf der Haut spüren wollen. Doch jetzt versperrte ihr eine Leiche den Weg ins Haus. Sie hatte mit der Polizei telefoniert und wartete nun auf die Beamten.

Die Außenleuchte, die an der Eingangstür brannte, warf ihr spärliches Licht auf die Tote. Jennifer hatte nicht gewagt, sie zu bewegen, und so sah sie ihr Gesicht nach wie vor nur im Profil. Trotz ihres abwesenden und starren Blicks wirkte ihr Gesichtsausdruck friedlich. Aber das war bei den meisten Verstorbenen der Fall, zumindest hatte sie das mal im Weblog eines Bestatters gelesen. Wenn sich die Muskeln im Tod entspannten, entstand der Eindruck, sie seien ruhig eingeschlafen. Die verkrampfte Körperhaltung der Toten sprach für etwas anderes. Diese Frau hatte sich im Sterben zusammengekrümmt, vermutlich vor Schmerz.

Wer war sie?

Auf der Treppe zum Hauseingang entdeckte Jennifer einen Stapel Werbeblättchen. Der Wind spielte mit der Zeitung, die zuoberst lag, und ließ einen Zipfel aufflattern. Hatte die Verstorbene Zeitungen verteilt? Oder hatte sie Tom aufsuchen wollen, weil sie ärztliche Hilfe brauchte, und es nicht mal mehr bis zum Praxiseingang um die Ecke geschafft?

Jennifer hatte keine Antwort auf diese Fragen.

Motorengeräusch zerschnitt die Stille. Lautlos und rhythmisch strich Blaulicht über die Hausfront. Ein Krankenwagen und ein Polizeifahrzeug hielten zeitgleich vor dem Landhaus. Ein Mann in einer Outdoorjacke stieg aus dem Dienstwagen und kam zielstrebig auf Jennifer zu. Mitte vierzig, Naturbursche, nicht unattraktiv, registrierte sie trotz der unwirklichen Situation.

»Kriminalhauptkommissar Waldner«, stellte er sich vor. Seine Stimme klang tief und angenehm ruhig. Ihren Blick suchend fuhr er sich mit beiden Händen an den Zopf, zu dem er das krause dunkle Haar zusammengebunden hatte, so als wollte er überprüfen, ob das Gummi noch fest genug saß. Dann hielt er ihr seinen Ausweis hin. »Sie haben die Notrufzentrale alarmiert?«

Sie nickte, und Waldner bückte sich zu der Toten hinab. Wie Jennifer vorhin zog auch er kurz an dem künstlichen Bart und zuckte zusammen, als das Gummiband ihn wieder zurückschnalzen ließ.

Aus dem Krankenwagen war ein zweiter Mann herbeigeeilt, der sich die tote Frau ebenfalls ansah.

»Wir brauchen hier einen Leichenwagen«, stellte er fest. An Jennifer gewandt ergänzte er: »Im Krankenwagen dürfen wir keine Toten befördern.«

Waldner stimmte ihm zu, dann galt sein Interesse Jennifer.

»Haben Sie die Leiche berührt?«

»Ich bin auf sie draufgefallen.«

»Und dabei haben Sie sie angefasst?«

»Nur ihren Mantel und ihre Maske.«

»Kennen Sie die Frau?«

»Nein, nie gesehen.«

»Wann genau haben Sie die Tote entdeckt?«

»Als ich vom Joggen zurückkam.«

»Joggen? Hat Sie jemand dabei gesehen?«

Ihr war kalt, und sie schlang die Arme um sich, doch das schien der Kommissar nicht zu bemerken. Weitere Fragen prasselten auf sie ein. Wer bewohnte das Haus? In welchem Verhältnis stand sie zu dem Besitzer?

Während sie artig Auskunft gab, wurde ihr immer beklommener zumute. Der Mann schien nicht zu glauben, dass die Weihnachtsfrau eines natürlichen Todes gestorben war. Verdächtigte dieser Kommissar etwa … sie?

»Könnten Sie sich bitte etwas anderes anziehen und uns Ihre Kleidung überlassen?«, fragte er prompt. »Die Kriminaltechniker werden sie nach Fasern und anderen Spuren untersuchen. Keine Angst, ist reine Routine.«

Jennifer erhielt die Erlaubnis, ins Haus zu gehen, um sich umzuziehen, und umrundete respektvoll die Tote. In ihrem Gästezimmer entledigte sie sich ihrer Sportklamotten und stieg rasch unter die Dusche. Es tat gut, das warme Wasser über den Körper und ins Gesicht prasseln zu lassen, und ihr kam der beklemmende Gedanke, dass die Frau da draußen vor der Haustür auch liebend gern lebendig unter einer heißen Dusche stehen würde.

Das Leben war nicht gerecht.

Als sie warm angezogen wieder vor die Tür trat und dem Kommissar ihre Joggingklamotten in einer Einkaufstüte überreichte, befand sich keine Tote mehr vor dem Hauseingang. Stattdessen lag auf einer rollbaren Trage nahe dem Gartentor ein schwarzer Sack, unter dem sich die Konturen eines menschlichen Körpers abzeichneten. Der Krankenwagen war abgerückt, doch Waldner hatte nun drei Mann zur Verstärkung bei sich. In weißen Overalls gossen sie weiße Masse in Fußabdrücke seitlich des Wegs, der zur Haustür führte, und fast überall stellten sie kleine Tafeln mit Nummern auf. Scheinwerfer tauchten den Vorgarten in gleißendes Flutlicht.

»Jesses, was ist denn hier passiert?« Toms Stimme drohte sich zu überschlagen, als er von seinem Patienten zurückkam und sein Haus betreten wollte. Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Man könnte annehmen, hier wird eine ›Tatort‹-Folge gedreht.«

»Eine Tote lag vor deinem Haus, als ich vom Joggen kam«, sagte Jennifer. »Sie war als Weihnachtsmann verkleidet.«

»Urs Waldner, Kriminalpolizei.« Der Kommissar war auf Tom zugetreten und hielt nun auch ihm seinen Ausweis hin. »Und Sie sind?«

»Tom Kramer, Allgemeinmediziner. Ich wohne hier.«

»Ah, sieh an, der Hausherr.«

»Darf ich einen Blick auf die Tote werfen?« Die Frage hatte Tom passgenau an den Mann gerichtet, den Jennifer für den Rechtsmediziner hielt. Wahrscheinlich konnten sich Ärzte untereinander wittern.

Der andere sah ihn gleichmütig an. »Die Leiche liegt schon im Sack, Herr Kollege, aber für Sie ziehen wir den Reißverschluss gern noch mal auf.«

Langsam gingen die beiden zu der Trage hinüber, und Jennifer folgte ihnen in pietätvollem Abstand. Sie hatte die Tote lange genug vor sich liegen sehen, ihr war nicht danach, sie erneut zu betrachten. Aber sie wollte mitkriegen, was los war.

Der Leichensack wurde wie versprochen geöffnet, und Tom beugte sich über den Leichnam. Ohne ein Wort zu verlieren, studierte er das Gesicht der toten Frau. Der Rechtsmediziner wedelte mit der Hand vor Mund und Nase der Toten hin und her und sog dabei die Luft ein. »Und? Riechen Sie es auch?«

»Ich rieche gar nichts.« Tom starrte stur auf die Leiche.

Der Rechtsmediziner wiegte den Kopf. »Wer weiß, vielleicht gehören Sie ja zu den zehn Prozent, die den Geruch gar nicht wahrnehmen können.«

»Worum geht es denn?« Widerstrebend trat Jennifer näher an den Leichnam heran. In dem schwarzen Sack war er ihr noch unheimlicher als vorhin vor dem Hauseingang.

»Der Duft von Bittermandelöl«, sagte der Rechtsmediziner. »Er weist auf die Einnahme von Zyankali hin. Im Magen verwandelt es sich zu tödlicher Blausäure.«

Jennifer fasste unwillkürlich nach Toms Arm. »Heißt das, die Frau wurde vergiftet?«

Der Rechtsmediziner nickte. »Schon möglich. Nach der Obduktion wissen wir Genaueres.«

»Ganz bestimmt.« Nun war auch Waldner wieder zu ihnen getreten. »Können Sie sich vorstellen, was die Frau von Ihnen wollte, Herr Dr. Kramer?«

Tom schien darüber nachzudenken. »Wenn tatsächlich Cyanide im Spiel waren, muss sie unter schmerzhaften Krämpfen gelitten haben«, sagte er schließlich. »Womöglich hat sie mich deshalb aufsuchen wollen.«

Jenny wies auf den Stapel Werbeblättchen, der auf den Stufen zur Haustür abgelegt worden war. »Wollte sie in ihrem Kostüm nicht vielmehr Zeitungen verteilen?«

»Das auch.« Tom warf seinerseits einen Blick auf den Zeitungsstapel und nickte. »Das machte sie schon den ganzen Advent im Weihnachtsmannkostüm. Und statt das Blättchen wie sonst in den Briefkasten zu werfen, schellte sie an der Haustür und wünschte den Bewohnern eine gesegnete Weihnachtszeit.«

»Sie kennen diese Frau?«, stieß Waldner hervor.

»Wie nett von ihr«, murmelte Jenny.

Tom schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Von ihrem Auftritt als Weihnachtsmann erhoffte sie sich ein Trinkgeld. Ein ›Neujährchen‹ eben. Im Dorf erzählten einige, dass sie ihnen gegenüber grantig geworden sei, weil sie ihr angeblich nicht genug gegeben hätten.«

»Und weiter?« Waldner verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. »Kennen Sie den Namen der Frau? Hat sie Sie schon einmal in Ihrer Praxis aufgesucht? War sie Ihre Patientin?«

»Nun mal langsam.« Tom hob abwehrend eine Hand, seine Arzttasche in der anderen verhinderte, dass er diese ebenfalls hochhielt. »Die Frau hieß Uta Möbius, sie wohnte bei Sandra Kaspar im Seelenhof, das ist im ganzen Dorf bekannt. Mehr darf ich Ihnen aufgrund meiner ärztlichen Schweigepflicht leider nicht über sie mitteilen.«

Einen Moment lang sagte keiner etwas. Toms Miene war unergründlich, und falls Waldner über die Antwort enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken. Er stellte den Kragen seiner Jacke hoch, vergrub seine Hände in den Taschen und betrachtete das Schild am Haus, auf dem neben einem Äskulapstab mit gewundener Schlange und einem Hinweis auf den Praxiseingang Toms Name stand. »Ich komme noch mal auf Sie zu, Dr. Kramer«, meinte er schließlich. »Sie hören von mir.«

Jetzt klang es wie eine Drohung.

***

»Uta Möbius war deine Patientin, nicht wahr?« Als sie endlich mit Tom allein war, wollte Jennifer es genau wissen. »Du unterliegst auch mir gegenüber der ärztlichen Schweigepflicht, das weiß ich, aber du könntest ja vielleicht mal ein Nicken andeuten.«

Er lachte amüsiert auf. »Das stellst du dir so vor.«

Sie hatten es sich im nahezu möbelleeren Salon mit einem Primitivo aus seinem Weinkeller bequem gemacht, einträchtig hockten sie auf dem einsamen Sofa. Die Beine von sich gestreckt, ließ er den Wein im Glas kreisen und sog dessen Bouquet mit Kennermiene in die Nase. Sie hatte die Füße untergeschlagen, nippte an ihrem Glas und sah zu Toms präparierten Schmetterlingen auf dem Sekretär hinüber, ohne sie wirklich wahrzunehmen.

»Oh Tom, diese Frau tot vor deiner Haustür aufzufinden, das war so gruselig. Das wird mich noch im Schlaf verfolgen. Irgendetwas musst du mir geben, quasi zum Trost.«

»Ich bin Arzt und nehme meinen Beruf ernst. Und damit auch meine Schweigepflicht.« Kurz schienen seine Augen ärgerliche Funken zu sprühen. »Oder spielst du jetzt die Detektivin?«

»Gott bewahre. Mit Mord und Totschlag mag ich nichts zu tun haben. Das ist Aufgabe der Polizei.«

»Na siehst du.«

»Am besten warten wir ab, was die Beamten herausfinden. Es wird sich schon alles aufklären.«

Er nahm einen Schluck aus seinem Glas, schmeckte dem Abgang nach. »Das meine ich auch. Abwarten und Wein trinken.«

Er hatte sich wieder beruhigt, und eine Weile hingen sie still ihren Gedanken nach.

Jennifer sah die Tote wieder vor sich. Sie glaubte, erneut das schnalzende Geräusch zu hören, mit dem der falsche Bart zurück an ihr Kinn geschnappt war. Erinnerte sich an diese Mischung aus harten Knochen, weichem Fleisch und samtigem Stoff, die sie unter sich gespürt hatte, als sie auf die Tote gefallen war. Um die schrecklichen Bilder zu verdrängen, hätte sie sich am liebsten eng an Tom gekuschelt.

»Tom? Woran denkst du?«

»Ich muss noch mal runter in die Praxis«, sagte er und stand auf. »Kurz die Mails checken.«

»Mach das.« Jennifer leerte zügig ihr Glas. Ihr wurde bewusst, wie müde sie war. Morgen würde sie sich um den Stollen kümmern. Überlegen, wo Tom die Reisebetten aufstellen sollte.

Ganz ohne Gans, Baum und Gedöns, hatten sie sich versprochen. Nun dachte sie darüber nach, wo sie essen gehen könnten und ob sie einen großen oder kleinen Tannenbaum besorgen sollte. Sie hatte ganz vergessen, Tom zu fragen, wo es hier im Dorf Christbäume zu kaufen gab.

Das Sofa war so lang, dass sie sich darauf ausstrecken konnte, und in ihrer schläfrigen Phantasie verzauberte sie das Landhaus in eine Weihnachtswunderwelt. Sie spürte noch, wie Tom eine Decke über ihr ausbreitete, bevor sie in Morpheus’ Armen versank.

Leise rieselt der Tod

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