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PALM BEACH HOTEL

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Als im Raum Köln/​Bonn die inzwischen berüchtigten ›Herz-Kreise‹ in Mode waren, tat sich in meiner Umgebung eine Frau hervor, die besonders durchtrieben war. Diese Frau hatte ich über Freunde kennengelernt und war auf sie hereingefallen, weil sie so gut lügen konnte. Aber auch sie war eine Hurghada-Freundin und so bildete sich eine Gruppe, die über Weihnachten/​Neujahr 2001 ins Hotel »Palm Beach« fuhr, zirka vier Kilometer nördlich von Dahar gelegen. Ein typisches Hurghada-Hotel mit etwa 600 Betten, einem Publikum sehr bescheidenen ›Niveaus‹ aus mehreren Ländern, einem beflissenen Animationsteam, das täglich pünktlich um zehn am Swimmingpool sein lautes ›Anti-Langeweile-Programm‹ startete: Morgens Wassergymnastik, ›Waterpolo‹ usw., abends Disco-Ähnliches für die Kleinsten, bevor danach allerhand ›Remmi-Demmi‹ und anderes für die Gäste inszeniert wurde, und das Tag für Tag, penetrant laut und mitunter niveaulos – aber genau das Richtige für Gäste, die nichts Besseres wussten, als schon vor dem Frühstück ihre Liegen am Pool zu ›reservieren‹, obwohl das per Hinweisschild ›verboten‹ war. Nun ja, ich war eben mitgefahren – also galt »mitgefangen – mitgehangen«.

Am nächsten Tag stapfte ich aus Prinzip die 5 Kilometer bis zum Geisum zu Fuß, begrüßte froh meine Bezugsperson Nr. 1, K., den Besitzer, und wurde von ihm am Strand köstlich bewirtet. Wir sprachen von alten Zeiten, unserem Freund E. und verabredeten ein Treffen mit ihm, bei dem wir unter anderem über Geldanlagen sprachen; ich hatte nämlich gerade in Deutschland mit Aktien einiges Geld gemacht. Ich möge doch morgen mal am Vormittag gegen 11 : 00 Uhr zum Hotel kommen, sie hätten da vielleicht etwas für mich. Ich fand mich anderntags dort ein, und wir fuhren zu einem Villen-Viertel, das ich bereits seit Tagen auf den Fahrten mit dem Minibus vom Hotel ins Zentrum bewundert hatte: ›Da müsste man wohnen!‹

Unser Fahrer stoppte vor einer dieser Villen, wir gingen in den ersten Stock (Donnerwetter, ein richtig schönes Treppenhaus!) und betraten eine voll eingerichtete, über 100 Quadratmeter große Wohnung mit amerikanischer Küche und ganz passablen Möbeln, einschließlich Waschmaschine und Bügeltisch. Der größere Balkon, der mit Meerblick, wies –typisch ägyptisch – eine Stütz-Säule in der Mitte auf, was meinen Kopf sogleich arbeiten ließ: ›Wo soll denn hier ein Tisch hin?‹

Kurz und gut: Diese Wohnung sollte verkauft werden, für 22.500,- Euro. Ich überschlief die Sache. Und am nächsten Morgen war es für mich klar: Das mache ich! Jederzeit im Winter hierherkommen zu können, zu schwimmen und zu schworcheln – das wär’s doch! Also kaufte ich. Für 21.000,-(!). Was kann man mit diesem Geld denn schon in Deutschland anfangen!?

Ich gab einige Arbeiten in der Wohnung in Auftrag, bevor ich nach Bonn zurückflog und das Geld beschaffte; bald darauf kehrte ich wieder nach Hurghada zurück – mit den Euro in der Innentasche meiner Jacke.

Welch neues Bewusstsein! Ich war Eigentümer einer großen, schönen und gut geschnittenen Wohnung im besten Villen-Viertel Hurghadas – und das, ohne irgendwelche Steuern zahlen zu müssen! Ausländer sind in Ägypten voll geschäftsfähig, sie dürfen Grund und Boden erwerben und ein Gewerbe ausüben.

Neben meinem großen Koffer hatte ich zwei bunte Mandarinen-Kisten dabei, meine studentischen Bücherregale, die ich vollgepackt hatte mit Dingen, die ich nicht missen mochte: Bücher sowie eigene CDs. Das war eine Reise! An den Rolltreppen erst den Koffer oder die schweren Kisten? Und in Frankfurt dann 50 Euro zusätzlich für die Extra-Fracht!

Aber ich hatte ein ganz persönliches Etwas von meiner Habe mitgebracht und war ›happy‹!

Damit begann eine neue Qualität meines Lebens in Hurghada.

Warum ich zum ›Ägypter‹ wurde

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