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Freiheit

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„Nein, nicht!“, rief Frido, „Nicht auf Vorlauf!“

„Wieso?“, blickte Steve verdutzt.

„Na toll! Jetzt ist die Kassette im Eimer“, regte sich Frido auf.

„Du meinst wohl im Radio?“

„Steve! Der Radio frisst bei Vorlauf das Band“, meinte Frido.

„Tut mir leid!“, entschuldigte sich Steve.

„Nein, nicht! Nicht herausnehmen! Das muss ich … Na toll, meine Guns and Roses Kassette.“ „Die habe ich auf Platte mit dabei“, entgegnete Steve gelassen. „Super Steve! Dreh den Radio auf, und wehe sie spielen dort wieder nur Mist“, drohte Frido. Die beiden waren so mit dem Radio beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkten, dass sie mittlerweile auf einen Grenzposten zufuhren. „Schnell die Pässe!“, sprach Frido laut. Steve kramte im Handschuhfach. „Scheiße, beeil dich!“ Fridos Arme begannen zu zittern. Doch die Aufregung war umsonst. „Cool, der hat uns einfach durchgewunken“, meinte Steve.

„Zahnfeh, Zahnfeh, Zahnfeh“, sang Steve einige Kilometer später.

„Das heißt Zombie! Du Vollpfosten!“, bemängelte Frido.

„Ach so, was du nicht sagst“, grinste er und sang weiter.

„Moment mal!“, meinte Frido.

„Was ist?“, fragte Steve.

„Wieso sind wir eigentlich hier über die Grenze gefahren?“, wollte Frido wissen.

„Ich weiß nicht?“

„Verdammt! Wir fahren Richtung Norden!“

„Norden, wieso Norden? Ich dachte wir wollten nach Süden“, meinte Steve.

„Na, was du nicht sagst“, regte sich Frido auf und trat voll auf die Bremse.

Glücklicherweise wurden sie vom Grenzposten abermals durchgewunken.

Blöde Frage, wohin wollen wir denn nun wirklich?“, fragte Steve.

„Ich dachte ans Meer, oder?“

„Meer, mhm, okay. Kroatien oder Italien?“

„Ich würde sagen Italien“, antwortete Frido.

„Okay, dann auf zu den Bellas“, freute sich Steve, welcher fortan von seinen Sexgeschichten erzählte.

„Mit Ficken meine ich wirklich Ficken. Und nicht dieses Blümchen Rumgebumse mit all dem Pi Pa Po“, meinte Steve.

„Blümchensex ist was für Vegetarier!“, grinste Frido.

„Hast du schon mal in unserem See gepoppt?“, fragte Steve.

„Nein, habe ich noch nicht.“

„Alter, das musst du unbedingt mal machen! … He! Was ist?“

Frido musste stark bremsen.

„Hast du schon mal A – gepoppt?“

„Nein leider. Das ist sich leider noch mit keiner ausgegangen“, seufzte Steve und fragte: „Du?“

„Ja habe ich. Wieso?“, antwortete Frido, wie wenn es die alltäglichste Sache der Welt wäre.

„Mit wem? Kenn ich sie?“, wollte Steve nun wissen.

„Nein, keine aus unserem Dorf.“

„Wirklich? Cool“, meinte Steve.

„Dülü, dülü“, übertönte die Musik aus dem Radio ihre Unterhaltung, „derzeit liegen uns keine weiteren Verkehrsmeldungen vor.“

„Mann! Fahr zur Seite du blöder Wixer!“, schrie Frido und zog mehrmals die Lichthupe.

„Mich wundert es wirklich, wie diese Opas ihre Benzes noch lenken können“, fragte sich Steve, nachdem er den Mittelfinger an die Scheibe drückte. „Wieso eigentlich die Eile? Wenn man Urlaub macht, sollte man ihn auch genießen!“, fuhr er fort. „Was heißt hier Urlaub!?“ „Man eh, entspann dich!“, beschwichtigte Steve. Frido seufzte: „Wir hätten doch lieber was rauchen sollen.“ „Wie? Hast du was?“, hakte Steve nach. „Na klar, ein ganzes Kilo. Liegt hinten in der Werkzeugkiste!“, scherzte Frido. „Ach komm“, sprach Steve. Frido holte tief Luft und sprach: „Was komm? Ich brauch das Zeugs nicht!“ Nur noch wenige Kilometer bis zur Grenze. Dieser eine Übergang – diese eine Grenze zwischen Ihnen und ihrem Ziel.

„Schwein gehabt!“, sprach Frido.

„Der hat die Pässe nur durchgeblättert“, freute sich Steve über das ganze Gesicht grinsend, während die Sonne über die Berge blinzelte.

„Ja cool, aber wir haben nun ein anderes Problem.“

„Welches?“, fragte Steve.

„Wo ist die nächste Tankstelle?“

„Vor der Grenze war noch eine“, meinte Steve.

„Super!“, regte sich Frido auf.

Dann ließ er den Benzin fressenden Van mittlerweile nur noch im Leerlauf die Bergautobahn hinunter rollen.

„Da vorne!“

Steve grinste: „Yeah, wir müssen doch nicht schieben“.

„Das Auto tankt Super“, sagte Frido.

„Ja find ich auch“, lachte Steve.

„Schau, da ist der alte Opa wieder!“

„Ach ja, stimmt. Das gibt’s doch nicht“, entgegnete Frido nachdem sie wieder zurück auf die Autobahn fuhren.

„Ich glaube du fährst zu langsam. Sollen wir mal tauschen?“, scherzte Steve.

„Ja genau. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich die letzte Geschwindigkeitsbeschränkung eingehalten habe und schon gar nicht daran, dass du eine Fahrprüfung bestanden hast“, schmunzelte Frido.

„Wie geht’s eigentlich deinen Eltern?“, wollte Steve wissen.

Frido zog die Stirn hoch und sprach: „Ja, was soll ich sagen. Leise kriselt die Liebe.“

„Streiten sie immer noch so viel?“

„Ja schon. Ich wünschte sie würden ihre Kräfte anders einsetzen“, meinte Frido.

„Und ich wünschte, meine Eltern würden wenigstens noch streiten“, seufzte Steve.

„Ich dachte, die verstehen sich so gut.“

„Schön wär‘s. Mein Vater spricht mehr mit der Bierflasche, als mit meiner Mutter“, sprach Steve.

„Tut mir leid, das wusste ich nicht.“

Song um Song verging, bis sich Steve plötzlich freute: „He! Ich sehe das Meer.“

„Das kann nicht sein. Wo?“

„Da vorne!“, rief Steve und zeigte mit dem Finger Richtung Windschutzscheibe.

„Oh doch, jetzt sehe ich es auch“, freute sich Frido.

Die Berge waren mittlerweile dem schier endlos wirkenden blauen Horizont gewichen.

Frido ging vom Gas. Das Ziel schien zum Greifen nah.

Wenige Autobahnkilometer noch. Dann fuhren sie – in der Hoffnung endlich ans Meer zu gelangen – ab.

„Ich glaube wir fahren im Kreis“, meinte Frido nach etlichen Minuten.

„Achtung die Bullen!“, rief Steve plötzlich.

Frido grinste: „Ja, aber ohne Blaulicht.“

Blaulichter – die Lichter, die für die beiden seit der Pubertät immer nur Gefahr signalisierten – egal ob Rettung oder nicht.

„Jetzt nicht nervös werden“, dachte sich Frido und versuchte den Überblick im Stadtverkehr zu behalten.

Die Polizei fuhr eine Weile hinter ihnen her, überholte sie und bog dann ab.

„Such mal bitte nach einer Landkarte“, bat Frido.

Steve kramte die Karten aus dem Handschuhfach und meinte: „Alles da, nur keine Karte für diese Stadt hier.“

„Man eh. Mir reicht’s!“, schimpfte Frido und parkte den Van in eine Seitengasse.

„Was machst du?“, fragte Steve.

„Alter, ich möchte mal Pause machen“, meinte Frido.

„Und was mache ich?“

„Du hältst Wache!“, sprach Frido im Befehlston.

„Wieso ich?“

„Weil du in letzter Zeit sicher mehr Schlaf hattest und einer aufpassen sollte“, setzte Frido nach.

„Und wie lange?“, wollte Steve wissen.

„Man, was weiß ich. Ungefähr eine Stunde.“

„Eine Stunde?“ erwiderte Steve und setzte nach einer Atempause fort: „Okay, von mir aus. Aber danach wecke ich dich.“

„Passt, bis später“, sprach Frido und klappte den Sitz nach hinten.

„Man ist es hier heiß“, erwähnte Steve, während sein Freund sich zur Seite lehnte.

„Alter, wer schnarcht hier so?“, dachte sich Frido, als er nach einer Weile wieder aufwachte. Er konnte nicht wirklich schlafen und traute seinen Augen kaum. Warum waren alle Fenster und die Seitentüre sperrangelweit offen? Und was machte Steve?

„Steve. Wach auf Man!“, rüttelte ihn Frido.

Steve hatte ebenso den Sitz umgeklappt.

„He, was soll das? Überfall!“, schrie er.

„Geht’s noch? Was soll das? Hättest du wenigstens zugesperrt!“, ärgerte sich Frido.

„Ja doch. Tut mir leid. Ich bin eingeschlafen“, entschuldigte sich Steve.

Frido aber regte sich weiter auf: „Tut mir leid, tut mir leid. Ich weiß nicht ob du das auch noch gesagt hättest, wenn wir ausgeraubt worden wären.“

„Jetzt mach mal halblang“, erwiderte Steve.

„Ach, halt die Fresse!“, sprach Frido wütend.

„Was machst du da? Bist du jetzt sauer?“, fragte Steve nach einer Weile.

„Ich muss nachdenken“, antwortete Frido forsch und fuhr im nächsten Atemzug fort: „Ich schlage vor, wir fahren den Weg den wir gekommen sind zurück aus der Stadt und suchen das Meer von der Autobahn aus.“

„Okay, klingt gut und vorher gehen wir was essen“, freute sich Steve.

„Schauen wir mal.“

Doch anstatt einfach nur nach dem Weg zu fragen, dauerte es eine kleine Ewigkeit bis sie aus der Großstadt wieder Richtung Meer gelangten.

„Hey, ich habe Hunger!“, meinte Steve.

„Iss ein paar Erdnüsse und hilf mir lieber den Strand suchen“, erwiderte Frido.

„Mmh, mehr haben wir nicht?“, seufzte Steve.

Frido grinste: „Nein man! Außer noch die Kiste Bier.“

„Alter! Ist das, eine geile Bucht da unten“, freute sich Steve wenige Minuten später.

Mittlerweile fuhren die beiden direkt am Meer entlang.

„Und mit Restaurant!“, fuhr Steve fort.

„Jetzt brauchen wir nur noch eine Abfahrt“, meinte Frido.

Lebensflucht

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