Читать книгу Das Haus in den Dünen - Ulrich Hefner - Страница 11
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ОглавлениеAls Trevisan nach Dienstschluss nach Hause zurückkehrte, ließ er sich erschöpft in den Liegestuhl auf der neu gefliesten Terrasse sinken. Die Temperatur lag noch immer weit über zwanzig Grad, und der Himmel war wolkenlos.
»Was hat er denn, mein kleiner Kommissar?«, begrüßte ihn Angela, die noch ein paar Tage Resturlaub bei ihm verbrachte. »Stress im Büro?«
»Ich dachte, ich hätte es hinter mir«, erwiderte Trevisan. »Aber kaum ist der eine Spinner unter der Erde, taucht schon der Nächste auf.«
Angela lächelte. »Die Welt ist voller Spinner, das solltest du doch am besten wissen.«
Trevisan knöpfte das Hemd auf. »Vielleicht hast du recht, vielleicht ist das Ende der Welt bald in Sicht und alles ist nur noch eine Frage der Zeit. Wie sagte der Fernsehpfarrer unlängst in einem Interview: ›Eine Gesellschaft, die ihre Grundwerte verliert, wird früher oder später untergehen.‹«
»Na, jetzt hörst du dich aber an wie zu den Zeugen Jehovas konvertiert. Die sagen auch jedes Jahr den Weltuntergang voraus.«
»Nein, ich bin nur ein kleiner Kriminalbeamter, der als Erster hautnah den Verfall der Gesellschaft zu spüren bekommt«, erwiderte Trevisan. »Schau dich doch um – immer mehr Verrückte laufen herum. Manchmal denke ich, man kann diese Welt nur noch ertragen, wenn man irgendwo eine Macke hat. Politiker, die sich selbst bedienen und im Gegenzug das Hohelied der Moralapostel singen. Manager, die sich die Taschen füllen und im gleichen Atemzug Betriebe an die Wand fahren. Immer mehr Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, die ihren Frust im Alkohol ertränken. Man muss schon ein bisschen schizophren sein, um das alles noch zu kapieren.«
Angela setzte sich neben ihn und legte ihm zärtlich die Hand auf die Brust. »Und du hast dich jetzt wohl zum Kreuzritter ernannt und bist angetreten, das letzte Stück Paradies auf Erden zu retten?«
»Nein, ich bin angetreten, um einen irren Pyromanen zu finden, der Häuser ansteckt, in denen sich Menschen zum Schlafen niedergelegt haben.«
»Mord?« Ihre Finger fuhren über seine Brusthaare.
»Mord, Totschlag, Zufall, nenne es, wie du willst«, entgegnete Trevisan. »Auf alle Fälle ist der Kerl bibelfest. Zumindest hinterlässt er Zitate aus dem Buch der Bücher.«
»Der Papst kann es nicht sein«, unkte Angela. »Der ist vor ein paar Stunden in Südamerika gelandet.«
»Und wie ist es mit dir?« Trevisan schlang seine Arme um ihre Schultern und zog sie zu sich heran.
»Vielleicht solltet ihr damit warten, bis es dunkel ist.«
Trevisan ließ seine Arme sinken und wandte den Kopf. Paula stand auf der Terrasse und schleckte an einem Eis.
»Ich glaube, Paula hat recht«, sagte er. »Heute Nacht ist noch genug Zeit, um die Welt zu retten. Jetzt habe ich erst einmal Hunger.«
Angela sprang auf. »Verdammt! Jetzt ist die Pizza bestimmt schon schwarz.«
»Und im Anfang war das Feuer«, zitierte Trevisan.
»Das ist, soviel ich weiß, aber nicht aus der Bibel«, rief ihm Angela zu, als sie durch die Terrassentür im Haus verschwand.
»Nein, aber aus einem verdammt guten Film.«
*
»Die Penner wissen zumindest nichts von einem Streit«, sagte Till Schreier. »Aber der Tod von Baschwitz erschüttert sie nur wenig. Ich glaube nicht, dass er viele Freunde hatte. Nach allem, was wir erfahren haben, muss er ein ganz unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein.«
»Und diese beiden Wohnsitzlosen?«, fragte Trevisan. »Der Beraubte und der Mittäter?«
»Wie vom Erdboden verschwunden. Die Fahndung läuft.«
»Die sollen sich nach der Geschichte aus Wilhelmshaven verzogen haben«, erläuterte Dietmar, während er seine Hände knetete, damit die Feuchtigkeitscreme einziehen konnte. »Sie sind schon seit Wochen nicht mehr hier gesehen worden.«
»Fakt ist, dass die hiesigen Penner Baschwitz gemieden haben wie die Pest«, ergänzte Till. »Sie machten wegen seiner plötzlichen Gewaltausbrüche einen großen Bogen um ihn.«
»Und ich dachte, man ist schon ganz unten, wenn man seine Arbeit und seine Bleibe verloren hat, aber offenbar kann man immer noch tiefer sinken«, murmelte Trevisan. »Eure Erkenntnisse unterstützen nur die Theorie, dass es möglicherweise doch eine gezielte Tat im Milieu gewesen sein könnte. Wir müssen diese beiden Pennerkollegen, diesen Schmitt und diesen Ammann, ausfindig machen. Ich denke, wir schreiben sie umgehend zur Aufenthaltsermittlung aus.«
Till Schreier erhob sich. »Dann mache ich mich mal an die Arbeit.«
»Und wie läuft es bei euch?«, fragte Trevisan Monika Sander.
»Das wird eine langwierige Sache. Wir sind Schneiders Liste noch einmal durchgegangen. Zusätzlich waren wir inzwischen bei zwei Firmen, die eine Betriebsfeuerwehr unterhalten. Wir haben bereits über zwanzig Verdächtige, die ins Muster passen würden.«
»Denkt bitte daran, dass der Kerl zurzeit kein Feuerwehrmann mehr sein muss. Es wäre möglich, dass er rausgeworfen wurde oder aus irgendeinem Frust heraus von selbst gegangen ist.«
»Das haben wir bereits in Erwägung gezogen«, antwortete Monika. »Ich habe um neun einen Termin mit dem Kommandanten der Betriebsfeuerwehr vom Ölhafen. Du könntest mich begleiten, während Anne am Computer das Umfeld unserer Verdächtigen abcheckt.«
»Jetzt, nachdem feststeht, dass der Tote zweifelsfrei dieser Baschwitz ist, habe ich Zeit. Komm bei mir vorbei, wenn du losfährst. Es kann nur sein, dass du ein paar Minuten warten musst, Beck will mit mir reden.«
»Den treibt schon wieder die Angst vor schlechter Publicity an«, witzelte Dietmar Petermann.
»Kann man es ihm verübeln, so kurz nach den Serienmorden im Frühjahr?«, entgegnete Trevisan. »Er steht schließlich in der Verantwortung.«
»Dann könnte er sich doch auch ein paar Namen von unserer Liste vornehmen und überprüfen.«
»Lass mal«, sagte Trevisan mit einem Lächeln. »Ich möchte mich auf das Ergebnis der Überprüfungen schon verlassen können.«
*
»Ah, Trevisan.« Kriminaldirektor Beck erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Gut, dass Sie gekommen sind. Wie kommen Sie voran?«
Beck trug trotz der Hitze im Büro einen grauen Anzug und hatte die Fenster geschlossen. Die Luft schmeckte abgestanden und Trevisan betrat nur unwillig das Zimmer unter dem Dach.
»Wir stecken mitten in den Ermittlungen«, antwortete er und schlenderte zum Stuhl vor Becks Schreibtisch.
»Brauchen Sie noch Leute?«
»Könnte nicht schaden. Alex Uhlenbruch und Tina Harloff sind noch bis Ende der Woche im Urlaub und es stehen eine Menge Überprüfungen an.«
Trevisan spürte, dass die unausgesprochene Befürchtung in der Luft lag, Wilhelmshaven könne erneut von einem Serientäter heimgesucht werden, so wie im Frühsommer des Jahres. Er hatte noch immer die Schlagzeilen vor Augen, die von einer überforderten und unfähigen Polizei berichteten, die der Lage nicht Herr werden konnte.
Auf Becks Stirn zeichnete sich ein dünner Schweißfilm ab. »Wir können uns einen zweiten Amoklauf in unserer Gegend nicht leisten«, sprach er Trevisans Gedanken aus. »Jetzt, wo sich die Touristen in unserem schönen Landstrich aufhalten, müssen wir umsichtig und schnell handeln. Ich habe Schneider und das 3. Fachkommissariat informiert. Er wird euch unterstützen. Die Streifen sind informiert und fahren Sonderschichten in den entlegenen Gebieten. Sie wissen, wie schnell wir wieder eine negative Presse bekommen, wenn es uns nicht gelingt, den Mann zu fassen, bevor er noch weiteres Unheil anrichtet.«
Trevisan schmunzelte. »Schneider hat den Fall schon seit sechs Wochen auf dem Tisch, aber bislang ergab sich noch kein Ansatzpunkt. Wir können auch nicht hexen.«
»Bislang hatte der Brandstifter aber auch nur marode Buden angezündet«, entgegnete Beck. »Jetzt ist ein Mensch zu Schaden gekommen, das ist etwas anderes. Wir müssen den Kontrolldruck und gleichzeitig die Ermittlungsaktivitäten verstärken, dann werden sich schon Ansatzpunkte ergeben.«
»In der Theorie hört sich alles ganz einfach an«, widersprach Trevisan. »Doch in der Realität hat die Sache einen Haken: Unsere Kunden halten sich nicht an unsere schönen Polizeistrategien, die unsere Cheftheoretiker in ihren feinen Büros entwerfen.«
Beck winkte ab. »Mensch, Trevisan, das weiß ich doch selbst. Ich bin auch nicht von gestern, aber unsere Direktorin lebt nun einmal in ihrer theoretischen Zahlenwelt. Also, machen wir ein paar Aktionen und hoffen darauf, dass uns der Zufall hilft.«
»Ich will damit ja auch nicht sagen, dass Sonderstreifen Blödsinn sind. Natürlich erhöhen wir durch mehr Leute auf der Straße die Möglichkeit, dass er uns in die Arme läuft. Ich will bloß nicht, dass der Eindruck entsteht, es wäre ein Kinderspiel. Wir werden Zeit, wir werden Geduld und wir werden ein dickes Fell brauchen, bis wir ihn haben.«
Beck nickte. »Ich weiß, aber ich bezweifele, dass uns genügend Zeit bleibt. Nach diesem verflixten Frühjahr liegen die Nerven einiger Verantwortlicher noch immer blank.«
*
Es war kurz vor Mittag und das Thermometer war auf 28 Grad Celsius geklettert. In den Schwimmbädern am Fliegerdeich lagen die gecremten Körper der Badegäste dicht an dicht.
Trevisan und Monika Sander fuhren über den Friesendamm hinaus zum Heppenser Groden. Der Ölhafen lag direkt an der Küste und die riesigen, weißen Tanks glänzten im Sonnenlicht. Trevisan hatte die Fensterscheibe ein Stück heruntergekurbelt und streckte seine Hand in den Fahrtwind.
»Dein Urlaub muss schön gewesen sein«, sagte Monika und bog in die kleine Straße zum Ölhafen ein. »Man konnte es an deiner Karte merken.«
»Ich wünschte, er hätte nie geendet.« Trevisan seufzte. »Angela übernimmt möglicherweise die Chefredaktion eines neuen Magazins.«
Monika bremste den Wagen vor dem großen Werkstor ab. »Ein neues Magazin?«
»Reisen, Essen, Glamour und Lifestyle«, antwortete Trevisan. »Alles für die Frau aus der gehobenen Schicht. Ein Exklusivmagazin für Neureiche.«
»Und das geht?«
»Die Marketingabteilung des Verlages meint, das ist genau die Marktlücke, die sie bedienen sollten. Ein potentieller Kundenkreis mit viel Geld und viel Freizeit.«
Monika schüttelte den Kopf. »Da gehöre ich nicht dazu. Außer meiner Fernsehzeitung lese ich keine Illustrierten. Ein gutes Buch, das ist schon eher etwas für mich.«
»Krimis?«
»Gott behüte. Davon habe ich genug im Büro.«
Ein Wachmann öffnete das Tor und kam auf sie zu. Tankwagen donnerten auf einer eigens eingerichteten Fahrspur vorbei. Monika Sander öffnete die Seitenscheibe und zeigte ihre Kripomarke. »Wir haben einen Termin bei Herrn Borowski.«
Der Wachmann nickte und erklärte ihr den Weg.
Der Kommandant der Betriebsfeuerwehr war fast zwei Meter groß und hätte einen fabelhaften Ringer abgegeben. Trevisan schätzte ihn auf Anfang fünfzig. Er saß in einem klimatisierten Büro mit Blick auf die riesige Abfüllanlage und trug wider Erwarten keine Uniform, sondern eine kurze Hose und ein grünes T-Shirt mit der Aufschrift Wilhelmshaven, die Perle am Jadebusen.
»Insgesamt sind wir dreißig Mann stark«, erklärte Borowski. »Aber jeder hier hat einen normalen Job. Egal ob Mechaniker, Chemiker, Kontrolleur oder ob man an einem der Befüller arbeitet – wenn es brennt, dann ziehen unsere Leute ihre Montur über und begeben sich unverzüglich an den Einsatzort.«
»Das heißt, es gibt eigentlich keine ausschließlichen Feuerwehrmänner hier in dieser Firma«, folgerte Monika Sander.
»Nicht das, was Sie landläufig unter einer Feuerwehr verstehen«, erklärte der Kommandant. »Im Brandfall ist der Unterschied zu den Freiwilligen Wehren nicht groß. Außer, dass wir ausgesprochene Spezialisten in unseren Reihen haben, wenn es um Ölunfälle oder Gefahrgutunfälle geht. Unsere Ausbildung ist intensiver als bei den Freiwilligen Wehren. Bei uns hat jedes Mitglied einen Atemschutzlehrgang oder ist mit den modernen Brandbekämpfungsmethoden vertraut. Meine Männer fahren den Tanklöschzug oder auch den Leiterwagen. Wir unterstützen oft die örtlichen Wehren bei Großlagen und werden auch in Alarmierungsfällen von der Feuerwehrleitstelle angefordert.«
Monika Sander schaute Trevisan fragend an. »Das heißt aber, jeder Feuerwehrmann hat in der Firma einen festen Job.«
Borowski nickte, und Trevisan fragte: »Haben Sie in den letzten Monaten einen Mann entlassen?«
»Aha, daher weht der Wind«, schmunzelte der Kommandant. »Sie suchen diesen Brandstifter und meinen, es ist ein Feuerwehrmann. Glaubt ihr noch immer an dieses alte Klischee?«
»Immerhin werden über fünfzig Prozent aller Brandstiftungen von …«
»… Feuerwehrmännern begangen, die enttäuscht wurden, weil sie nicht befördert werden oder einfach nur geil auf Feuer sind und gerne mit Blaulicht und Horn durch die Straßen pfeifen«, vervollständigte Borowski Monikas begonnenen Satz. »Bei uns liegen Sie falsch. Für meine Männer lege ich die Hände ins Feuer und Entlassungen gab es schon seit Jahren keine. Wir könnten sogar noch ein paar Leute brauchen, aber vielen ist die Bezahlung zu schlecht, die Arbeit zu schwer und das Stundensoll zu hoch.«
»Wie sind denn die Arbeitszeiten?«
»Wir stehen hier jeden Tag unter Strom«, erklärte der Kommandant und nahm den Schichtplan der vergangenen Tage von der Pinnwand. »Wir fangen mit der ersten Schicht ab fünf Uhr an. Die Männer arbeiten bis drei, die zweite Schicht übernimmt dann bis zweiundzwanzig Uhr. Auch am Wochenende haben wir Sonderschichten laufen, da kommen die Dampfer rein und löschen ihre Ladung. In den letzten Wochen mussten wir wegen des hohen Aufkommens sogar weitere Sonderschichten fahren. Da wird bei uns jeder Mann gebraucht. Da bleibt keine Zeit für Sperenzchen, das können Sie mir glauben.«
Nachdem Trevisan einen Blick auf den Schichtplan der letzten Wochen geworfen hatte, erhob er sich und reichte Borowski die Hand. »Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen.«
»Und was ist mit der Liste?«, fragte Monika Sander, als sie wieder im Wagen saßen.
Trevisan winkte ab und legte den Gurt an. »Denk an die Zeiten der Brandstiftungen. Die Schichtzeiten decken sich nicht mit unserem Zeitschema. Die Jungs vom Hafen können wir bedenkenlos streichen. Wer steht noch auf deiner Liste?«
Monika ließ den Wagen an. »Dann fahren wir jetzt hinüber nach Roffhausen.«
*
Die nächsten sieben Tage überprüfte Trevisans Ermittlungsteam Stadtverwaltungen, Betriebsfeuerwehren und Hafenbehörden. Sogar die Marinesoldaten am Arsenalhafen wurden nicht ausgelassen, denn auch dort gab es eine Betriebsfeuerwehr. Einige der verantwortlichen Ressortleiter verhielten sich kooperativ, andere murrten und lehnten zuerst ihre Mitarbeit unter Hinweis auf den Datenschutz ab. Am Ende hatten sie fast vierhundert Personen überprüft und alle bis auf vierzig ausgeschieden. Vierzig Männer im Alter zwischen achtzehn und vierzig Jahren, alle arbeitslos, in der Gegend ansässig und – zumindest laut Eintragung im Register der Zulassungsstelle – im Besitz eines dunklen Kleinwagens. Vierzig Überprüfungen, vierzig Ansatzpunkte, vierzigmal Hoffnungsschimmer. Und vierzigmal anschließende Ernüchterung.
Trevisan betete, dass der Feuerteufel vom Wangerland in der Zwischenzeit keine weiteren Bibelzitate neben verkohlten Leichen hinterlassen würde.
Am Abend des 27. belud Angela ihren Wagen. Ihr Urlaub war zu Ende und ihre neue Aufgabe führte sie für die nächste Woche nach Hamburg. Zum Wochenende wollte sie wieder zurückkehren. Als ihr Wagen die Straße hinunterfuhr und hinter der nächsten Biegung verschwand, fühlte sich Trevisan schlecht. Er hatte die letzten Tage mit Angela genossen, und mehr als einmal war ihm durch den Kopf gegangen, sie zum Bleiben zu überreden. Er ließ es, denn er wusste, dass ihre Antwort längst feststand. Darüber hatten sie in der Vergangenheit schon öfter gesprochen. Angela liebte ihre Arbeit und er wusste, wie wichtig ihre Karriere für sie war.
In dieser Nacht schlief Trevisan schlecht, und das änderte sich auch in den folgenden Nächten nicht.
Im Büro entspannte sich nach der Rückkehr von Alex Uhlenbruch und Tina Harloff die Situation. Gemeinsam mit den Kollegen des 3. Fachkommissariats überprüften sie weitere Tatverdächtige. Auch die Sonderstreifen der Kollegen vom Streifendienst schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen. In Wilhelmshaven und im Wangerland blieb es ruhig. Die nächtlichen Kontrollen führten zu diversen Beschlagnahmen von Führerscheinen betrunkener Autofahrer und in Altengroden konnte sogar ein steckbrieflich gesuchter Ausbrecher wieder dingfest gemacht werden, doch den Brandstifter erwischten sie nicht.
Das Wetter blieb heiß und schwül und es schien, als ob die Luft über der Küste wie unter einer Glocke festgehalten wurde. Der Wind blies nur mäßig. Sieben Tage herrschte Ruhe, bis sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, dem letzten Tag im August, über Wilhelmshaven ein kräftiges Gewitter entlud. Auch in dieser Nacht fand Trevisan wenig Schlaf. Zuvor hatte er fast zwei Stunden mit Angela telefoniert. Sie fehlte ihm.