Читать книгу Motte und Co Band 4: Die Insel der Drogenbande - Ulrich Renz - Страница 8
Оглавление2. KAPITEL
Wunder geschehen auch heute noch
Tja, und ein paar Wochen später fing der Traumurlaub tatsächlich an – und zwar in der absoluten Traumbesetzung: ohne Melanie, dafür mit allen meinen Freunden. Und zwar wirklich allen, MM inklusive. Ja, Wunder geschehen auch heute noch.
Das MM-Wunder hatte allerdings ein Weilchen auf sich warten lassen. „Das erlaubt meine Mutter niemals“, hatte MM sofort gesagt, als ich ihr zum ersten Mal von unseren Ferienplänen erzählte. Und damit natürlich recht gehabt. „Du hast wohl einen Vogel! Mit drei Jungs!“, beschied ihr ihre Mutter kurz und knapp. Jungs sind für sie etwas, von dem Mädchen unbedingt fernzuhalten waren. Ganz besonders ihre Tochter. Sie stellt sich was weiß ich vor, was sonst passieren würde.
Die Rettung kam von Tati – so nennt MM ihren Papa. Genauer gesagt von der Tatsache, dass er so was wie ein halber Grieche ist; sein geliebter Großvater „Babu“ stammt nämlich aus Griechenland. Er ist vor Urzeiten nach Deutschland gekommen, als Tati noch ein kleiner Junge war. Tati spricht sogar noch ein bisschen Griechisch, so erzählte mir MM einmal.
Tatis rettende Idee war: „Wir könnten doch alle zusammen mit den Blohms fahren!“ Sie traf bei seiner Frau aber wohl nicht auf Gegenliebe. „Auf einen Campingplatz? Im Ernst? Urlaub im Schmodder?“ Ihre Welt ist eher die der Sterne-Hotels, was von der Inhaberin einer Mode-Boutique vielleicht auch nicht anders zu erwarten ist.
Tati ließ aber nicht locker. Es folgten tagelange Ausein-andersetzungen zwischen MMs Eltern, bei denen es wohl ziemlich hoch herging, wie MM berichtete. Am Ende einigten sie sich aber, und zwar auf die denkbar beste Lösung: Tati würde zusammen mit MM mit uns in den Urlaub kommen, und Frau Marienhoff würde zu Hause bei ihrer Boutique bleiben. Ich habe es ja schon gesagt, Wunder geschehen auch heute noch. Tati musste natürlich hoch und heilig versprechen, dass er immer ein wachsames Auge auf MM haben würde. „Vor allem, dass mir die Kleine um Punkt zehn im Bett ist!“
Bei JoJo war die Sache dagegen reibungslos gelaufen. Als ich ihm den Ferienplan vorstellte, konnte er sich gar nicht mehr einkriegen vor Freude. Er ist seit den Jahren, als sein Vater noch bei der Familie gelebt hatte, nur ein einziges Mal im Urlaub gewesen – als seine Mutter in irgendeinem Preisausschreiben eine Woche Urlaub auf Mallorca gewonnen hatte. Auf meine Frage, ob seine Mutter denn einverstanden sei, dass er mit uns kommt, zuckte er bloß mit den Achseln. So wie MM überbehütet ist, so ist er unterbehütet.
JoJo machte sich gleich begeistert und kompromisslos an die Urlaubsvorbereitungen. Er recherchierte im Internet nach allem, was – seiner Meinung nach – für so einen Urlaub wissenswert sein konnte. Als Weltexperte für alles, der er ja ohnehin schon ist, wurde er dann bald auch Weltexperte für Fluglinien, Wetterstatistiken und griechische Inseln.
Simons Eltern hatten, ganz wie erwartet, keinerlei Einwände. Simons einziges Problem waren seine Tiere. Er hat zuhause im Garten so etwas wie ein Tierkrankenhaus, in dem er alle möglichen Tiere aufpäppelt und versorgt: ausgesetzte Kätzchen, angefahrene Igel und Vögel mit gebrochenen Flügeln. Und dann natürlich das Rehkitz Nala, das auf drei Beinen durch die Welt hoppelt, weil es als ganz Kleines in einen Mähdrescher geraten ist. Wer sollte die Tiere in Simons Abwesenheit versorgen? Seine drei kleinen Schwestern waren zwar sofort Feuer und Flamme, aber er hatte mit deren Tierliebe schon schlechte Erfahrungen gemacht. Die kleine Judith hatte einmal ihre ganzen Süßigkeiten an Nala verfüttert und sie damit fast ins Jenseits befördert. Simons Mutter versprach ihm dann aber hoch und heilig, sich „mit den Mädchen zusammen“ um die Tiere zu kümmern.
Es konnte also losgehen mit unserem Traumurlaub.