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I

Im Südwesten des nordamerikanischen Kontinents, auf dem Colorado Plateau, einer gebirgigen Hochfläche, die im Sommer in drückender Hitze und im Winter in eisiger Kälte erstarrt daliegt, erheben sich drei langgezogene, dunkle und karge Höhenzüge. Auf diesen Mesas, wie die ersten spanischen Reisenden die Tafelberge nannten, die sich aus der umgebenden Wüste erheben, liegen bis heute die Dörfer des Volkes der Hopi.

Nach langen Wanderungen, die die Vorfahren der Moqui, oder wie sie heute meist genannt wurden, Hopi, von Küste zu Küste und bis in die entferntesten Winkel des Kontinents geführt hatten, waren die Klans des Stammes schließlich hier zusammengekommen. Drei Welten hatten die Ahnen des Volkes durchlebt, in denen sie sich der Aufgabe, die ihnen gestellt war, nicht als würdig erwiesen hatten. Nur den Aufrechten unter ihnen, die in Bescheidenheit und Demut gegenüber der Schöpfung und ihrem Schöpfer gelebt hatten, wurde der Aufstieg in die nächste Welt ermöglicht. In der jetzigen, vierten Welt, Tuwaqachi, kamen die Hopi in dieser kargen und menschenfeindlichen Landschaft zusammen.

Ihr Schöpfer, Taiowa, hatte sie schließlich hierher geführt, fernab von den fruchtbaren Böden und dem regenreichen Klima anderer Gegenden, in denen sie gesiedelt hatten. Massau, der göttliche Verwalter der vierten Welt und Hüter des Landes, wies ihnen dieses trockene und unfruchtbare Land, um darauf in Einfachheit und Demut vor der Schöpfung zu leben.

In weitem Umkreis umgeben von den Ruinen der Dörfer und Städte der „Alten“, der Anazasi, die dieses Gebiet vor Zeitaltern bewohnt hatten, fristeten die Hopi seit Jahrhunderten ihr einfaches und entbehrungsreiches Leben im Einklang mit der sie umgebenden Natur und den Gesetzen des Schöpfers. Ihr Leben war bestimmt von der Landwirtschaft im Wechsel der Jahreszeiten und den vielen religiösen Zeremonien, Tänzen und Gebeten, die sie im Rhythmus des Jahreszyklus ausführten, um Regen, Fruchtbarkeit und den Erhalt der Welt sicherzustellen.

Nach dem Glauben des Volkes war es unabdingbar für die Harmonie im Universum, die althergebrachten Rituale des Jahres-Zyklus in der richtigen Weise auszuführen.

Scharen von Anthropologen und Soziologen, die versucht hatten, das komplexe Zeremonialsystem des Volkes zu entschlüsseln und zu verstehen, waren daran gescheitert.

An den meisten dieser Zeremonien durfte kein Fremder teilhaben. Nur bei wenigen unbedeutenderen Tänzen konnten Beobachter zugegen sein. Die wichtigsten Phasen der Rituale aber fanden in den geheimen unterirdischen Versammlungsräumen der verschiedenen Klans, den Kivas, statt. Und dort hatten nur die Angehörigen der jeweiligen Kiva Zutritt, so dass selbst anderen Hopi verborgen blieb, was sich dort ereignete.

Bis heute konnte man aus der Ferne das Flackern der nächtlichen Feuer sehen und gemurmelte Beschwörungsformeln aus den unterirdischen Räumen wahrnehmen, zu bestimmten Zeiten klangen die Gesänge und Trommeln aus den verschiedenen Dörfern herab, und verhallten in der endlosen Landschaft zu Füßen der Mesas.

Tanz mit Schlangen

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