Читать книгу Der sanfte Schnitt - Ulrike Aufderheide - Страница 8
Die Gestalt der Pflanzen
ОглавлениеSchauen Sie einmal, wie sich die Gestalten der verschiedenen Pflanzenarten unterscheiden. Selbst im Winter, wenn die Blätter fehlen, die ja die Bestimmung einer Pflanzenart schnell möglich machen, können wir Gehölzarten oft an ihrer Gestalt erkennen. Da sind die weit ausladenden, breitovalen Kronen der Apfelbäume, die hochovalen, aufstrebenden Kronen der Birnbäume, die lichten Birken, deren dünne Äste sich auch ohne Blätter leicht im Wind bewegen, und die in sich ruhenden, starken und knorrigen Kronen der Eichen.
Aber auch die verschiedenen Arten der Sträucher können im Winter an ihrer Gestalt erkannt werden. Wildrosen wachsen beispielsweise zumeist wie ein Springbrunnen: Junge Zweige wachsen straff aufrecht. Wenn die Zweige älter werden, biegen sie sich an ihren Spitzen immer mehr nach außen und nach unten. Bei anderen Sträuchern bleiben die einzelnen Triebe aufrecht und verzweigen sich nur wenig, wie bei der Hasel oder dem Faulbaum. Dann gibt es auch Sträucher, die eher wie kleine Bäume wachsen, sie bilden kurze Stämme und mehr oder weniger kugelige Kronen. Dazu gehören zum Beispiel die Kornelkirsche oder der Kreuzdorn.
Jede Pflanze hat aber nicht nur eine arttypische, genetisch bedingte Gestalt, sie ist auch ein unverwechselbares Individuum. Ihre Gestalt resultiert aus den Bedingungen, unter denen die Pflanze bis jetzt gewachsen ist, sie erzählt ihre Geschichte. Dazu gehören auch Unfälle wie Rindenverletzungen durch Schubkarren oder Autos und natürlich die Pflegemaßnahmen des Gärtners.
Pflanzen können auch an ihrer arteigenen Gestalt erkannt werden, bei Gehölzen ist das im Winter anhand der Kronenarchitektur besonders gut möglich. Der Apfelbaum (oben) lässt sich mit seiner weit ausladenden, breitovalen Krone deutlich vom Birnbaum (unten), der eine aufstrebende, hochovale Krone ausbildet, unterscheiden.