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Architektinnen in der Kriegs- und Nachkriegszeit

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Seit Öffnung der Universitäten für Frauen und den Studienmöglichkeiten strebten verstärkt Frauen in die Architekturausbildung. In dem Zeitraum zwischen der Jahrhundert-wende und 1945 sind im deutschsprachigen Raum ca. 80 Architektinnen auszumachen. Zwei Drittel von ihnen sind als Architektinnen registriert, ca. ein Drittel als Innenarchitektinnen, Möbeldesignerinnen oder künstlerisch kreative Frauen 2. Zu den Architektinnen zählen zum Beispiel die Regierungsbauführerin Elisabeth Arnet, die Anfang der 1920er-Jahre in Darmstadt tätig war; zu ihnen gehörte auch die 1923 an der Technischen Hochschule Braunschweig diplomierte spätere Stadtbaurätin in Dessau, Edith Dinkelmann, Meisterschülerin Lucy Hillebrand, und viele andere, die sich als Architektinnen behaupteten. Nicht allen gelang dies, wie die Biografie von Elisabeth von Knobelsdorff zeigt. Die Nachfahrin des Baumeisters Georg Wenzeslaus von Kobelsdorff absolvierte ihre Ausbildung an der Technischen Hochschule Berlin, war von 1914 bis 1918 bei der Militär-bauverwaltung tätig und ab 1919 als Regierungsbaumeisterin. Nach ihrer Heirat mit einem Diplomaten wurde sie 1922 „nach geltendem Recht als verheiratete Frau“ aus dem Staatsdienst entlassen. Ihr Versuch, weiter in ihrem Beruf tätig zu sein, scheiterte ebenso wie bei Liselotte von Bonin, die 1924 an der Technischen Hochschule Berlin studierte, ihr Vordiplom in München ablegte, bei Tessenow ihr Hauptstudium absolvierte und 1932 zum BDA berufen wurde. Nach ihrer Heirat mit dem Architekten Wilhelm von Gumberz gründete sie mit ihm ein Büro in Berlin. 1936 wurde die Ehe geschieden, das Büro aufgegeben, ihr Ausschluss aus der Kammer der Bildenden Künste verkündet. Ob ihre sehr erfolgreich begonnene Karriere durch die Ehe oder die Machtübernahme der Nationalsozialisten stagnierte, bleibt zu erforschen, erwiesen ist aber, dass die politische Entwicklung in den 1930er-Jahren generell zu einem heftigen und nachhaltigen Einschnitt in der Berufsentwicklung für Architektinnen sorgte. So gab es nicht nur eine große Anzahl jüdischer Architektinnen, wie Ilse Bloch, Irma Compart, Marie Frommer, Gusti Hecht, Adelheid Lesser, Dr. rer. oec. Erna Meyer, Ursula Nachtlicht, Bertha Sander, Judith Segall, die aus ihrem Beruf verdrängt wurden oder zwangsweise emigrierten, generell waren Frauen in akademischen Berufen nicht erwünscht. Ein ähnliches Schicksal erlitt Elisabeth Nießen (1894 — ?), die ihr Studium an der Kunstgewerbeschule Wien absolvierte, als einzige „technisch arbeitende Frau“ bzw. „Beamtin“ in der kommunalen Bauverwaltung der Stadt Wien arbeitete. Sie wurde Anfang 1932 entmündigt. Ihr weiterer Verbleib ist unbekannt.

Die Nationalsozialisten sorgten durch Agitation nicht nur dafür, dass Frauen generell aus akademischen Berufen herausgedrängt wurden, sie versuchten nach ihrer Regierungsübernahme auch den Anteil der Studentinnen auf unter zehn Prozent zu senken.

Architektinnen. Ihr Beruf. ihr Leben.

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