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Der morgendliche Unterwegs-Kick

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Völkerumspannende Verbundenheit erfahren hingegen Pendler und sonstige Reisende. Kaum ein Bahnhof, der ohne amerikanische Francise-Kaffeekette auskommt. Das heißt, so lange Sie irgendwo zentral unterwegs sind. Am Land schauts da gleich dünn aus mit der Auswahl.

Die ganze Palette an Kaffeeangebot und die unglaubliche Vielfalt der Zubereitungsarten ist daheim schon prekär. Unterwegs gipfelt Feilgebotenes dann direkt noch ins Befremdliche.

Mit schrägem Roasted-irgendwas-Angebot auf der handgeschriebenen Schiefertafel verwirren sie die ganzen Leute, denen das Morgengrauen eigentlich eh so schon langt. Zur rechten Zeit frisch geduscht, geföhnt und vernünftig angezogen zu sein und sich an dem Gleis einzufinden, das laut Fahrplan für ein pünktliches Erscheinen am Zielort empfohlen wird – keine einfache Angelegenheit. Wenn das Timing also passt, vertrödelt sich das aufs eigene Auto verzichtende Volk den trüben Frühstart gern mit einem Pendlerkaffee. Falls es denn klappt und man kurz vor sieben schon kommunikativ und entscheidungsstark ist. Bestellen Sie an der heimelig ergonomisch gestylten Designertheke Ihrer morgendlichen Redefreudigkeit entsprechend wortkarg einen schlichten Kaffee, sind Sie fällig. Milky Blend, Cappuccino Frappé, Cinnamon Macchiato, Dark roasted Bean, Doppio oder auf die schnelle einen Kurzen, mit Flavor Shots White oder Dark Chocolat, Caramel, Toffee, Vanille?

Falls Sie es bis hierhin geschafft haben, Gratulation! Wer lesen und zu dieser Uhrzeit schon schnell sprechen kann, ist meistens im Vorteil. Üblicherweise steht vor Ihnen mindestens noch ein Schüler oder ein Tourist, was beides witzig sein kann, so lange es Ihnen nicht pressiert. Da bleibt ausreichend Zeit, sich zu überlegen, ob Sies gern small, tall oder in XL, mit oder ohne Milch hätten. Ihren eigenen Kaffeebecher haben Sie parat. Pappbecher to go ist heut mindestens so unkorrekt wie das Plastiksackerl und total out.

Laktosefrei, Soja, Vollfett mit 1,5 bis 3,8 Prozent oder überhaupt gleich Mandel- oder Hafermilch, geschäumt, nicht gerührt, und mit braunem Rohrohrzucker oder einer schlanken Chemietablette oder richtig weltmännisch kalorienfrei mit Stevia oder Birkenzucker versüßt, falls der Zug noch nicht abgefahren ist. Und Sie bereit sind, zu bezahlen. Die bunten Coffee Companies bieten herrlich fantasievolle Rezepturen an, für die man gern üppiges Salär für die beste Bohne lässt. Im Flughafen in Singapur übrigens werden Sie ähnliche Probleme haben wie untertags an irgendeiner alpenländischen Kaffeebar. Einen ordinären Kaffee kriegen Sie dort nämlich auch nicht.

In semi-metropolischen Haltestellen – sagen wir am Hauptbahnhof Passau – da rauft man sich im Backshop mit Stehcafé zusammen. Da bekommen Sie mit ein bisschen Glück sogar noch ein ordentliches Stück Hefezopf dazu. Im Coffee-Shop-Café hingegen müssen Sie irgendwas Dreifach-Schokobefülltes nehmen oder etwas, das sich Chocolat-Fudge-Swirrl nennt, sofern Sie bei der Bestellung nicht scheitern.

Sind Sie einmal später dran und es geht sich einfach nicht mehr aus, gibts immer noch die Selbstbedienungserfahrung. Für einen Schluck vom Fusel aus dem Automaten können Sie jedenfalls selbst entscheiden, ob Sie die schaumig-trübe Brühe mit einem eleganten Fingertipp auf Kaffeeweißer veredeln möchten. Das müssen Sie mit niemandem diskutieren, klappt aber nur dann, wenn Sie gerade Kleingeld bei sich und auch sonst wenig Ansprüche haben.

Retten Sie den Guglhupf!

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