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1.4 Die Sexualmoral der Nazi-Oberschicht

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Jegliche Liberalisierung des Lebensstils, wie sie in den Zwanzigerjahren praktiziert worden war, wurde nach der Machtergreifung Hitlers – wie beschrieben – weitestgehend abgewürgt. So wandten sich die Nationalsozialisten vehement auch gegen die Kultur der freien Liebe und die – wie es damals hieß – „bolschewistische Verseuchung unserer Sexualmoral“159. Wer mit wem intim verkehrte und vor allem wie man sich in sexuellen und Liebesbeziehungen zu verhalten hatte, sollte nun ebenfalls vom Staat diktiert werden. Nazi-Ideologen betonten, es gebe nur einen einzigen Zweck der Sexualität, nämlich den „der Familie, der Ehe; das ist der, dem Volk gesunde Kinder zu schenken und sie zu gesunden, anständigen deutschen Frauen und Männern zu erziehen“160. Frauen wurden systematisch aus speziellen Berufsgruppen gedrängt161, denn das Ideal einer (linien) treuen deutschen Ehefrau sah nach den Moralvorstellungen der Nationalsozialisten folgendermaßen aus: Sie hatte sich um ein schönes Zuhause und um ihren arischen Nachwuchs zu kümmern. Um diesem Ansinnen Nachdruck zu verleihen, hatte bereits ab August 1933 jede deutsche verheiratete Frau, die ihren Job aufgab, Anspruch auf eine staatliche Förderung, ein sogenanntes Ehestandsdarlehen, von dem ihr bei jeder Geburt eines Kindes 25 Prozent der Rückzahlung erlassen wurden.162 Besonders kinderreiche Mütter mit mindestens vier Sprösslingen wurden später sogar mit dem „Ehrenkreuz der deutschen Mutter“ ausgezeichnet.163


Abb. 7: Ehrenkreuz der Deutschen Mutter. Trägerin und Übergabedatum sind unbekannt.

Auf die männliche Bevölkerung war der Druck von außen, möglichst viele Kinder zu zeugen, um nichts geringer: Beamte ohne Nachwuchs galten als Saboteure und eine Lehrstelle war oft nur in Verbindung mit dem Versprechen einer Heirat am Ende der Ausbildungszeit zu ergattern.164 Werte wie Liebe und geistige Gemeinschaft zwischen Eheleuten wurden dem primären Zweck der Fortpflanzung und Nachwuchssicherung untergeordnet.165 Der Familienrechtsausschuss der Akademie für deutsches Recht formulierte 1936 den Begriff Ehe als

(…) die von der Volksgemeinschaft anerkannte, auf gegenseitige Treue, Liebe und Achtung beruhende dauernde Lebensgemeinschaft zweier rassegleicher, erbgesunder Personen verschiedenen Geschlechts zum Zweck der Wahrung und Förderung des Gemeinwohls durch einträchtige Zusammenarbeit und zum Zweck der Erzeugung rassegleicher, erbgesunder Kinder und ihrer Erziehung zu tüchtigen Volksgenossen.166

Geburtenförderung und Gebärverbot gingen demnach Hand in Hand, denn dass sich die Fortpflanzung lediglich auf die arische Bevölkerung beziehe, das formulierte Hitler unmissverständlich in „Mein Kampf“: „(…) als ob die Behandlung seines Körpers jedes einzelnen Sache selber wäre. Es gibt keine Freiheit, auf Kosten der Nachwelt und damit der Rasse zu sündigen.“167 Eine Vermischung mit „Nicht-Ariern“, „Asozialen“ oder „Degenerierten“ bringe nur „unwerten“ Nachwuchs und war strengstens untersagt.168

Ganz unumstritten war Hitlers Sexualmoral jedoch selbst unter seinen engsten Gefolgsleuten nicht. Während manche Nazis die Ehe als zwingende Voraussetzung für die so dringlich gewünschte Vermehrung der arischen Rasse sahen169, bezeichneten sie andere – darunter Reichsführer SS Heinrich Himmler − sogar als „satanisches Werk der katholischen Kirche“170 und somit als Hemmschuh der sexuellen Fortpflanzung. Klar definierte sexuelle Verhaltensregeln für den arischen Bürger gab es nicht. „Sitte und Moral wurde zwar oft zitiert, aber nie definiert“171. Inmitten der Wirren um die Sexualreform ergriffen somit viele Nationalsozialisten aus der Führungsriege selbst die Initiative, um ihre eigenen Bedürfnisse − und nicht selten exzessiven Fantasien − verwirklichen zu können. Kaum ein Vertreter der NS-Elite hielt sich an die dem Volk gepredigten moralischen Floskeln wie etwa: „Bescheiden, ehrlich und treu stehst du am Webstuhl des neuen Deutschlands.“172 Ganz im Gegenteil: Hinter den Kulissen lebten die Parteibonzen in Saus und Braus, gleichsam in einem „NS-Sündenbabel mit Doppel- und Dreifachmoral“173. Propagandaminister Joseph Goebbels‘ Spitzname war bezeichnenderweise „Kaulquappe“, denn es hieß, er bestehe nur aus Kopf und Schwanz.174 SS-Chef Heinrich Himmler vergnügte sich neben seiner Ehefrau auch mit seiner Sekretärin175, Reichsleiter Martin Bormann zeugte zehn eheliche Kinder und hielt sich – mit Einverständnis seiner Gattin176 − eine Nebenfrau. Extreme, maßlose und übertriebene Sexualvorstellungen wurden von der Nazi-Oberschicht ausgelebt und ehebrecherische Eskapaden standen auf der Tagesordnung − und das alles „Mit Wissen und Billigung Hitlers (…)“177. Es wurde nach zweierlei Maß gemessen. Was für die Masse bestimmt war, galt nicht für die Elite. Sie war durch nichts gebunden, weder durch ihr eigenes politisches Programm noch durch Weltanschauung oder ethische Normen178, urteilte der frühe Parteigänger und erste prominente Abtrünnige des Nationalsozialismus, Hermann Rauschning179, aus eigener Erfahrung.

In diesem bunten Treiben war auch der sonst eher „verklemmte“180 „Führer“ alles andere als ein „Spaßverderber“:

Ich hasse diese Prüderie und Sittenschnüffelei (…) Ich werde keinem meiner Leute ihren Spaß verderben. Wenn ich von ihnen das Aeußerste verlange, so muß ich ihnen auch freigeben, sich auszutoben wie sie wollen, nicht wie es alten Betschwestern paßt. Meine Leute sind, weiß Gott, keine Engel, und sollen es nicht sein. Sie sind Landsknechte und sollen es bleiben. Ich kann Duckmäuser und Tugendbündler nicht brauchen. Ich kümmere mich nicht um ihr Privatleben, so wie ich es mir verbitte, daß man hinter meinem Privatleben herschnüffelt.181

Prinzipiell kümmerte sich Hitler nicht um Moral oder Unmoral seiner wichtigsten Paladine, solange diese nicht seine Pläne durchkreuzten. Wo Hitlers Toleranzgrenze lag, wusste allerdings niemand so genau und so lebte die NS-Elite wie unter einem Damoklesschwert, denn nur der „Führer“ selber bestimmte, wann und wer seine ungeschriebenen Moralvorschriften verletzte und daraufhin bestraft werden sollte.182

Jede Menge Spielraum gewährte Hitler beispielsweise seinem Reichsorganisationsleiter Robert Ley. In der Öffentlichkeit nur selten nüchtern, erhielt er den Spitznamen „Reichstrunkenbold“183 und auch seine hemmungslosen Affären – vorwiegend mit sehr jungen Mädchen – sorgten im Reich für ausreichend Gesprächsstoff. Drei Jahre lang hatte der allseits als „Schürzenjäger“ bekannte Ley ein Verhältnis mit Inga Spilker, der Tochter des Opernsängers Max Spilker. Als seine Geliebte schwanger wurde, ließ Ley sich 1938 von seiner herzkranken Frau Elisabeth scheiden und heiratete noch im selben Jahr die um 26 Jahre jüngere Sopranistin. Sogar Hitler war auf seiner Hochzeit zu Gast. Aber auch diese Ehe hielt Ley von sexuellen Abschweifungen nicht ab. Von ihrem Ehemann ständig betrogen, verfiel die junge Künstlerin dem Alkohol und wurde depressiv.184 Himmlers Masseur Felix Kersten erlebte im Hause Ley, wie der betrunkene Reichsorganisationsleiter seiner Frau die Kleider vom Leib riss, um seinen Gästen das Wunder deutscher weiblicher Schönheit zu präsentieren. Die weinende Inga beschimpfte daraufhin ihren Mann als wildes Tier: „Er behandelt mich schamlos (…) eines Tages bringt er mich noch um.“185 Ein Jahr später, am 29. Dezember 1942, nahm sich Inga Ley das Leben.186 Hitler ignorierte die im Selbstmord endenden ehelichen Streitigkeiten der Familie Ley gänzlich. In einem Kondolenzschreiben behauptete er, dass die jahrelange Krankheit den Lebenswillen der jungen Frau gebrochen hätte. Nach dem Tod seiner Gattin fand der trauernde Witwer Ley rasch Trost bei der noch minderjährigen Estländerin Madeleine Wanderer. Aber auch diese nach nationalsozialistischen Grundsätzen moralische wie rechtliche Verfehlung wurde von Hitler und seiner Justiz wohlwollend geduldet.187 Und nicht nur das, Hitler amüsierte sich über Leys exorbitante und zügellose Auftritte. Augenzeugenberichten zufolge erschien der völlig betrunkene Ley eines Tages in den Modellräumen der ihm nicht ressortzuständigen Stadtplanung im piekfeinen Maßanzug mit Handschuhen und Strohhut und gab den Architekten Anweisungen zum Bau von Bordellen: „Ich bebaue hier den ganzen Block (…) und Nutten brauchen wir auch! Viele, ein ganzes Haus, ganz modern eingerichtet. Alles werden wir in die Hand nehmen, ein paar Hundert Millionen für den Bau, das spielt keine Rolle!“188


Abb. 8: Reichsorganisationsleiter, „Reichstrunkenbold“ und „Schürzenjäger“ Robert Ley mit seiner jungen Frau, der Sopranistin Inga Ley im Wiener Raimundtheater am 16. November 1938

Sah Hitler in jemandem einen politischen Nutzen, so existierte für ihn weder die NS- noch sonst irgendeine Moral. Er duldete Fehltritte, tolerierte Korruption ebenso wie Verbrechen und lachte herzlich über die sexuellen Ausschweifungen und Anekdoten seiner wichtigsten Männer. Angesichts dieser offen zur Schau gestellten Laisser-faire-Haltung des „Führers“ wiegten sich die NS-Bonzen allerdings in trügerischer Sicherheit. Denn so manche Verfehlung eines unbequemen Politikers oder Parteigenossen wurde, wenn die Zeit dafür reif war und Hitler es so wollte, ans Tageslicht gezerrt.189

Die legalisierte Willkür Hitlers, dass jeder Bürger bestraft werden durfte, der „nach gesundem Volksempfinden Bestrafung verdient“190, wurde auch auf die Sexualmoral seiner politischen Gegner ausgedehnt. Dies bekam beispielsweise Kriegsminister Werner von Blomberg zu spüren. Als bereits 59-Jähriger verliebte sich der Minister in die junge Stenotypistin Eva Gruhn, eine Frau mit einer gewissen Vergangenheit. Die um 35 Jahre jüngere Auserwählte hatte im Alter von 18 Jahren für Nacktfotos posiert und als registrierte Prostituierte, die zudem gelegentlich ihre Kunden bestahl, gearbeitet.191 Weil Blomberg die junge Schönheit heiraten wollte, ersuchte er Hermann Göring192 um Rat. Der Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe riet dem Minister, der zudem Hitlers Kriegspläne behinderte, mit ruhigem Gewissen zu heiraten, und Göring half außerdem, Blombergs Nebenbuhler ins Ausland zu vertreiben. Während Hitler und Göring als Trauzeugen bei der Hochzeit im Januar 1938 auftraten, bearbeitete die Gestapo bereits den Fall Blomberg-Gruhn und sammelte Beweismaterial gegen den Kriegsminister. Als ein Foto auftauchte, das die junge ehemalige Prostituierte beim Geschlechtsverkehr mit einem jüdischen Tschechen zeigte, reagierte Hitler offiziell entgeistert, war insgeheim aber erleichtert, seinen unliebsamen politischen Gegner nun auf diese Weise loszuwerden. Hitler informierte Blomberg kurz nach dessen Hochzeitsreise, dass er für sein Amt als Minister untragbar geworden sei, und forderte seinen Rücktritt.193

Auch Joseph Goebbels überspannte den Bogen und erreichte Hitlers Toleranzgrenze. Der Propagandaminister galt als Weltmeister im Seitensprung. Dass seine zahlreichen Liebesabenteuer – die Goebbels in seinen Tagebüchern verewigte – auch in der Öffentlichkeit bestens bekannt und berüchtigt waren, war dem „Edlen Bock von Babelsberg“194, dem „Hahn von Schwanenwerder“195 selbst − und wohl auch dem „Führer“ − eher gleichgültig, solange seine amourösen Eskapaden nicht seine politische Stellung gefährdeten.196 Sein starker Drang zum weiblichen Geschlecht war Goebbels schon als 28-Jährigem durchaus bewusst. Am 15. Juli 1926 schrieb er in sein Tagebuch:

Jedes Weib reizt mich bis aufs Blut. Wie ein hungriger Wolf rase ich umher. Und dabei bin ich schüchtern wie ein Kind. Ich verstehe mich manchmal selbst kaum. Ich müßte heiraten und ein Spießbürger sein! Und mich dann nach acht Tagen aufhängen! Gute Nacht!197


Abb. 9: Reichspropagandaminister und „Kaulquappe“ Joseph Goebbels und seine tragische Geliebte, die Schauspielerin Lída Baarová, als Gäste bei der Uraufführung des Films „Olympia“ von Leni Riefenstahl im Berliner Ufa-Palast am 20. April 1938

Ein „Spießbürger“ wurde er dann schließlich aber doch, als er im Dezember 1931 Magda Quandt heiratete und Hitler selbst als Trauzeuge seinen Segen zu dieser Ehe gab.198 Doch neben seinen ungefährlichen, flüchtigen Liebschaften lernte der Reichspropagandaminister 1936 die damals 19-jährige tschechische Schauspielerin Lída Baarová kennen. Die Liebesaffäre der beiden wurde schnell zu einem öffentlichen Skandal. Weil Goebbels sich weigerte, seine Geliebte aufzugeben, ließ seine Ehefrau Magda Beweismaterial gegen ihren Mann sammeln. Karl Hanke, Unterstaatssekretär im Propagandaministerium, half ihr dabei und erstellte eine Liste von Goebbels‘ insgesamt 36 Ehebrüchen, darunter fanden sich viele Schauspielerinnen und Damen der Gesellschaft. Erst als Hitler von Magdas Scheidungsabsichten erfuhr, beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, weil er Goebbels‘ Frau sehr schätzte.199 Er erteilte seinem Minister den Führerbefehl, den Kontakt zu Lída Baarová umgehend einzustellen, welchen Goebbels schließlich widerwillig befolgte.200 Doch Magda hatte sich in der Zwischenzeit in Hanke – den Unterstaatssekretär ihres Mannes – verliebt und wollte ihn sogar heiraten. Aber nun war es Goebbels selbst, der eine erzwungene Versöhnung unbedingt durchsetzen wollte.201 Hitlers Kommentar dazu: „Bei Frauen ist Goebbels ein Zyniker.“202 Der Propagandaminister hatte später weiterhin zahlreiche sexuelle Abenteuer, die allerdings seine Ehe nicht gefährdeten und für Hitler harmlos genug waren, um nichts gegen ihn zu unternehmen.203

Auch bei den exzessiven Frauengeschichten von Reinhard Heydrich, dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), drückte Hitler wohl beide Augen zu. Es werden möglicherweise nicht zuletzt Heydrichs zahlreiche Bordellbesuche gewesen sein, die ihn angeblich später auf die Idee brachten, ein eigenes NS-Edelbordell in Berlin zu eröffnen. Seine Ehe mit Lina Heydrich war alles andere als glücklich und so suchte er wohl oft Ablenkung in Berliner Bars und Nachtlokalen. Gerüchteweise war ihm keine sexuelle Praktik abartig genug und Ehefrau Lina wusste von seinen ausgefallenen „horizontalen Bedürfnissen“.204 Oft wurden seine engsten Mitarbeiter, wie etwa der damals noch junge SD-Auslandschef und spätere letzte Spionagechef Hitlers, Walter Schellenberg, verpflichtet, Heydrich bei solchen nächtlichen Streifzügen zu begleiten: „Er zog dann mit mir von Lokal zu Lokal und erging sich dabei ständig in obszönen Gesprächen – sein ungehemmtes sexuelles Triebleben war wohl seine einzige Schwäche, die er nicht zu verbergen vermochte.“205

24Adolf Hitler (1889-1945) war „Führer“ und Reichskanzler Deutschlands, ab 4. Februar 1938 auch Oberbefehlshaber der Wehrmacht; siehe Personenbeschreibung im Anhang

25Hitler zit. n. Domarus 1962: 762

26Adolf Hitlers Werk „Mein Kampf“ galt zwischen 1925 und 1945 mit 12.450.000 Exemplaren in mindestens 1.122 Auflagen und 17 Sprachen als Bestseller (vgl. Hartmann et al. 2016: 9). Die Erstausgabe von „Mein Kampf“ wurde 1925 vom Verlag Franz Eher in München publiziert (vgl. ebd.: 1754).

27Hitler 1939: 275

28Joseph Goebbels (1897-1945) war ab 1926 Gauleiter von Berlin und ab 1930 Reichspropagandaleiter. Er zählte zu den engsten Vertrauten Hitlers; siehe Personenbeschreibung im Anhang

29Tagebuchnotiz Joseph Goebbels vom 9. Mai 1935. In: Fröhlich 2005: 229

30vgl. Gordon 2015: 37

31vgl. Freund-Widder 2013: 42

32„Strich: (allg.) volkstümliche Bezeichnung für einen Ort im Freien, an dem Prostituierte u. Kunden sich treffen; sprachliche Herkunft unklar, üblich seit dem Mittelalter, entweder hergeleitet von „Schreff“ (Prostituierte) oder Anspielung auf die Tatsache, dass in manchen mittelalterlichen Städten die Straßen, in denen sich Bordelle befanden, durch einen auf den Boden gemalten Strich gekennzeichnet waren (daher die Wendung ‚auf den Strich gehen‘ für das Ausüben von Prostitution).“ (Dressler / Zink 2003: 524)

33vgl. Gordon 2015: 35

34vgl. Freund-Widder 2003: 33. Beispielsweise beschloss die Hamburger Bürgschaft am 17. Juni 1921 die Aufhebung der Kasernierung für Prostituierte (vgl. Zürn 1986: 130).

35Zwischen Staat und Bordellwirten gab es oft Unstimmigkeiten: Die Wirte warfen der Polizei vor, sie zu schikanieren, etwa mit überhöhten Geldbußen bei Ausschank einer Tasse Kaffee. Hingegen wurde den Bordellwirten vorgeworfen, unerlaubte gepanschte Sektflaschen zu verkaufen und somit Steuern zu hinterziehen. (vgl. Freund-Widder 2013: 37)

36Im Juli 1921 standen in Hamburg, um beim Beispiel dieser Stadt zu bleiben, 1.600 Frauen als Prostituierte unter Kontrolle. 560 von ihnen hatten bis dahin in einem der 800 Zimmer in den 114 Bordellen, die sich in den von der Polizei freigegebenen acht Bordellstraßen befanden, gewohnt und mussten sich nun eine neue Bleibe suchen. Die übrigen 1.040 Prostituierten lebten zum damaligen Zeitpunkt bereits mitten unter der Hamburger Bevölkerung. (vgl. ebd.: 42)

37vgl. Gordon 2015: 37

38vgl. ebd.: 38f

39Die Dunkelziffer dieser umherziehenden Prostituierten lag allerdings schätzungsweise bei 30.000 (vgl. Gordon 2015: 43).

40vgl. Pröger 1930: 8

41vgl. ebd.: 19

42vgl. ebd.: 22. Der Zimmerpreis in einem Stundenhotel, der zusätzlich zur Entlohnung einer „billigen Frau“ vom Freier zu entrichten war, lag mit drei Reichsmark (heute etwa 10 Euro, siehe Tabelle der Kaufkraftäquivalente der Deutschen Bundesbank 2019) in etwa bei der gleichen Summe. Der Zimmerpreis in einer privaten Absteige für die Benutzungsdauer von höchstens 10 Minuten kostete zwischen 50 Reichspfennig und einer Reichsmark (heute etwa 2-4 Euro, siehe Tabelle der Kaufkraftäquivalente der Deutschen Bundesbank von 2019, vgl. OQ1).

43Die Reichsmark wurde am 11. Oktober 1924 in Deutschland eingeführt (vgl. Deutsche Bundesbank 1965: 107). Die Deutsche Bundesbank hat mit Stand August 2019 eine Tabelle veröffentlicht, welche historische Beträge in deutschen Währungen seit 1810 in die heutigen Kaufkraftäquivalente in Euro umrechnet. Demnach hat eine Reichsmark aus dem Jahr 1930 übertragen auf das Jahr 2019 eine Kaufkraft von etwa 3,6 Euro (vgl. OQ1).

44vgl. Pröger 1930: 19f

45ebd.: 9

46ebd.: 13

47Kunze und Schwéers beziehen sich im Interview mit Willy Pröger auf die in den 1920er-Jahren in Berlin gegebenen Zustände der gewerblichen Prostitution (vgl. ebd.: 9-15).

48vgl. Pröger 1930: 10

49vgl. ebd.: 10

50vgl. ebd.: 85f; das würde heute einem Kaufkraftäquivalent von etwa 200 bis 320 Euro entsprechen.

51Die Deutsche Bundesbank hat mit Stand August 2019 eine Tabelle veröffentlicht, welche historische Beträge in deutschen Währungen seit 1810 in die heutigen Kaufkraftäquivalente in Euro umrechnet. Demnach hätte eine Reichsmark aus dem Jahr 1925 übertragen auf das Jahr 2019 eine Kaufkraft von etwa 3,8 Euro, d.h. 100 Reichsmark wären rund 380 Euro und 200 Reichsmark etwa 760 Euro. (vgl. OQ1)

52Demnach haben 300 Reichsmark heute ein Kaufkraftäquivalent von ca. 1.140 Euro. (vgl. ebd.)

53vgl. Statistisches Bundesamt 1987: 36

54Pröger 1930: 83f

55vgl. Gordon 2015: 53

56Gordon (2015: 228) gibt 50 dieser Etablissements in seinem Buch „Sündiges Berlin“ an und geht davon aus, dass diese nur zwischen fünf und zehn Prozent aller bekannten sexuell gefärbten Gaststätten repräsentierten.

57vgl. ebd: 66

58Die Einwohnerzahl in Berlin lag nach Volkszählungsergebnissen vom 16. Juni 1925 bei 3.931.071 Menschen (vgl. Statistisches Reichsamt 1925: 20).

59Pröger (1930: 86f) fasst hier die Tagebucheintragungen einer Prostituierten aus den 1920er-Jahren zusammen.

60Joseph Goebbels, Tagebucheintrag vom 30. April 1926. In: Fröhlich 2005: 229

61Ein Nationalsozialist äußert sich zu Prostituierten, zit. n. Bock 1982: 81

62vgl. Gordon 2015: 222

63Hitler 1940: 275

64Ayaß 1995: 184

65ebd.: 190

66ebd.: 188

67Bis zum November 1933 erhielten beispielsweise in Hamburg 800 von insgesamt 1.800 erfassten „Personen mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr“ ein solches Strichverbot (vgl. Ayaß 1995: 186).

68vgl. ebd.: 186

69vgl. ebd.: 185

70Reichsgesetzblatt, Teil 1, vom 29. Mai 1933, Nr. 56, S. 297

71vgl. Ayaß 1995: 186

72Die sogenannten „Kontrollmädchen“ und „Fohsen“ verließen den Berliner Bezirk Friedrichstadt sowie den Kurfürstendamm und wanderten entweder in den Berliner Norden ab oder gaben ihr Gewerbe gänzlich auf (vgl. Gordon 2015: 225).

73vgl. Breger 1936: 114

74vgl. Sigmund 2008: 9 und 252

75Wilhelm Frick (1877-1946) war von 1933 bis 1943 Reichsminister des Inneren; siehe Personenbeschreibung im Anhang

76vgl. Breger 1936: 106

77vgl. Gordon 2015: 225

78vgl. Zürn 1986: 137f

79Frauen mit „häufig wechselndem Geschlechtsverkehr“ (Abk.: „h.w.G.-Frauen“) wurden als „gefährdete Frauen“, die noch keine „gewerbliche Unzucht betrieben“, eingestuft. Auch diese galt es künftig zu überwachen. (vgl. ebd.: 130)

80In Hamburg wiederum wurden zusätzlich zum „Intelligenzprüfungsbogen“ eigene Fragen, die angeblich die geistigen Fähigkeiten einer Person beurteilen sollten, entwickelt, wie u.a. folgende: „Was ist Elektrizität?“, „Was bedeutet Weihnachten?“, „Warum schwimmen Schiffe aus Eisen?“, „Erkläre das Sprichwort: Hunger ist der beste Koch“ oder etwa „Was war 1870/71?“ (vgl. ebd.: 135)

81Unter den zu sterilisierenden Frauen befanden sich hauptsächlich Dienstmädchen sowie Fabrik- und Landarbeiterinnen, da aus diesen drei Gruppen erfahrungsgemäß die meisten Prostituierten stammten (vgl. Bock 1982: 419; Ayaß 1995: 187).

82Dieses Zitat stammt aus einer Schilderung des Historikers Wolfgang Ayaß zur Lage der Prostitution im Dritten Reich anlässlich der 4. Frankfurter Prostitutionstage im November 2015 (vgl. OQ2).

83Zürn 1986: 140

84ebd.

85zit. n. Zürn 1986: 141f

86Ayaß 1995: 189

87Die bereits bestehenden Arbeitshäuser dienten den Nationalsozialisten zur Internierung von „Asozialen“. Standen sie in der Weimarer Republik halb leer, so waren sie nach den sogenannten „Bettelrazzien“ 1933 wieder gut belegt. Bettler, Landstreicher, Prostituierte und Zuhälter konnten so mittels des 1934 in Kraft getretenen „Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung“ auf unbestimmte Zeit in ein Arbeitshaus eingewiesen werden, wovon im Jahr 1934 bei mehr als 1.800 Personen auch Gebrauch gemacht wurde. In den Jahren danach sanken die Einweisungen allerdings stetig, denn aufgegriffene Wohnungslose und Prostituierte wurde vermehrt in Konzentrationslager verschleppt. (vgl. Ayaß 1995: 43ff) 1925 gab es im Deutschen Reich insgesamt 26 solcher Arbeitsanstalten. 1969 verschwand die Arbeitshausunterbringung aus dem deutschen Strafgestzbuch. (vgl. Ayaß 1992: 14)

88vgl. Ayaß 1995: 189

89vgl. Zürn 1986: 140

90Die entsprechende Anweisung lautete: „Es müssen in weitgehendem Maße Sterilisationsanträge gestellt werden. In Zukunft soll von jeder Fürsorgerin des Pflegeamtes wöchentlich ein Sterilisationsvorschlag geliefert werden.“ (zit. n. Zürn 1986: 134)

91vgl. Ayaß 1995: 190

92Peterson zit. n. Zürn 1986: 141

93Ayaß 1995: 191

94ebd.: 191

95vgl. ebd.

96vgl. Large 2002: 280

97Heinrich Himmler (1900-1945) war ab 1936 Chef der deutschen Polizei und Adolf Hitler persönlich unterstellt; siehe Personenbeschreibung im Anhang

98Heinrich Himmler am 18. Februar 1937, zit. n. Schoppmann 1997: 29

99Der Runderlass „Wiedereinrichtung von Bordellen und kasernenartige Zusammenfassung von Prostituierten“, welcher Prostitution auf Straßen und Plätzen grundsätzlich untersagte, wurde am 16. März 1940 auf das gesamte Reichsgebiet (mit Ausnahme des Protektorats Böhmen und Mähren) ausgedehnt. (vgl. Paul 1994: 13)

100vgl. Sommer 2009: 37

101vgl. Ayaß 1995: 191f

102vgl. Sommer 2009: 37

103Der Besitz von Verhütungsmittel war bis zu Kriegsausbruch offiziell verboten und Apotheken mussten deren Import und Vertrieb einstellen. Und obwohl im Gesetz zur „Abänderung strafrechtlicher Vorschriften“ vom 26. Mai 1933 „(…) die Ankündigung, das Anpreisen und Ausstellen von Mitteln, Gegenständen und Verfahren zum Zweck der Empfängnisverhütung oder Abtreibung“ (Reichsgesetzblatt, Teil 1, vom 26. Mai 1933, S. 295, zit. n. Siegmund 2008: 218) unter Strafe gestellt worden war, hielt sich dennoch kaum jemand an diese Vorschrift. Verhütungsmittel waren beinahe überall erhältlich, in U-Bahn- und Zugstationen, auf öffentlichen Toiletten sowie in Apotheken. 1938 wurden 27 Millionen Kondome verbraucht, woraus der NSArzt Ferdinand Hoffmann auf die sinkende Geburtenrate schloss. Daraufhin wurde das Verbot der Werbung für Verhütungsmittel mit dem neuen Passus „Jede Aufklärung über Verhütung ist für Arier verboten“ verschärft. (vgl. Siegmund 2008: 218f)

104vgl. Seidler 1977: 135; Bleuel 1981: 293

105vgl. Ayaß 1995: 192

106vgl. Bleuel 1981: 292

107vgl. Seidler 1977: 136

108Die sogenannten „Fürsorgestreifen“ bestanden aus Mitarbeitern der Polizei und der Gesundheitsämter.

109Reinhard Heydrich (1904-1942) war ab 1932 Leiter des Sicherheitsdienstes (SD), ab 1936 Chef der Sicherheitspolizei (Sipo) und deren Abteilungen Geheime Staatspolizei (Gestapo) und Kriminalpolizei (Kripo). Im September 1939 folgte unter der Leitung von Heydrich der Zusammenschluss von SD und Sipo im Reissicherheitshauptamt (RSHA); siehe Personenbeschreibung im Anhang

110Rundschreiben von Reinhard Heydrich vom 5. Mai 1941, zit. n. Sommer 2009: 37

111vgl. Bleuel 1981: 291; Ayaß 1995: 192

112vgl. Schoppmann 1997: 213. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die als „asozial“ stigmatisierten nicht-jüdischen Deutschen unter den von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager Deportierten anteilsmäßig die größte Gruppe darstellten: Von den 110.000 zwischen 1937 und 1943 erfassten, in KZ eingewiesenen nicht-jüdischen Deutschen waren 70.000 als „Asoziale“ gekennzeichnet und 40.000 als politische Häftlinge. (vgl. Schoppmann 1997: 217)

113vgl. Sommer 2009: 42

114Rundschreiben von Heinrich Himmler an SS und Polizei, 15. November 1941, zit. n. Bleuel 1981: 288f

115Brief von Himmler an Pohl vom 23. März 1942, zit. n. Paul 1994: 23

116vgl. Paul 1994: 23

117Brief von Himmler an Pohl vom 5. März 1943, zit. n. Sommer 2009: 71

118Eine Reichsmark aus dem Jahr 1943 hat übertragen auf das Jahr 2019 eine Kaufkraft von etwa 3,8 Euro; 10-20 Reichspfennige entsprechen demnach rund 38-76 Eurocent (vgl. OQ1: Deutsche Bundesbank, Tabelle der Kaufkraftäquivalente, Stand 2019).

119Brief von Himmler an Pohl vom 5. März 1943, zit. n. Sommer 2009: 71

120Mit dem Privileg der „Hafterleichterung“ durfte der Häftling beispielsweise mehr Post bekommen oder er durfte etwa seinen Haarschnitt beibehalten (vgl. Sommer 2009: 83).

121Mit dem Privileg der „Verpflegungszulagen“ erhielten die Häftlinge oft die sogenannte „Buna-Suppe“ aus Kartoffeln und Steckrüben, die allerdings keine wirkliche Verbesserung der Lebensbedingungen darstellte (vgl. ebd.: 83f).

122Die Verteilung der „Geldprämien“ war oft willkürlich und hatte in der Realität nichts mit dem Fleiß des Häftlings gemein (vgl. ebd.: 84).

123Das Privileg des „Tabakwarenbezugs“ war dem Häftling von Nutzen, denn Zigaretten waren im KZ das geheime Zahlungsmittel, etwa für Nahrungsmittel oder andere nützliche Gegenstände (vgl. ebd.: 84).

124Dienstvorschrift gezeichnet Pohl, zit. n. Paul 1994: 25

125Unter den Spitzenkräften fanden sich vorrangig Stuben-, Block- und Lagerälteste sowie Kapos (vgl. Paul 1994: 28).

126Eine Reichsmark aus dem Jahr 1943 hat übertragen auf das Jahr 2019 eine Kaufkraft von etwa 3,8 Euro; zwei Reichsmark wären heute also etwa 7,6 Euro (vgl. OQ1: Deutsche Bundesbank, Tabelle der Kaufkraftäquivalente, Stand 2019).

127Dienstvorschrift gezeichnet Pohl, zit. n. Paul 1994: 25

128vgl. Sommer 2009: 78. Der Preis von drei Reichsmark für eine Packung Zigaretten würde heute etwa elf Euro entsprechen, während der Bordellbesuch für den Häftling mit nur etwa acht Euro zu Buche schlug. Eine Reichsmark aus dem Jahr 1943 hat übertragen auf das Jahr 2019 eine Kaufkraft von etwa 3,8 Euro (vgl. OQ1).

129Bereits am 2. Juli 1943 wurden elf Frauen aus dem KZ-Ravensbrück als für die Prostitution geeignet selektiert und ins KZ Buchenwald transportiert (vgl. Sommer 2009: 79).

130vgl. Paul 1994: 24f

131vgl. ebd.: 28

132vgl. Sommer 2009: 162

133Das KZ Ravensbrück wurde im Mai 1939 in Fürstenberg/Havel errichtet. Es lag 80 Kilometer nördlich von Berlin und war bis 1941 ein reines Frauen-KZ. Insgesamt wurden 132.000 Frauen nach Ravensbrück deportiert, etwa 28.000 überlebten das Lager nicht. (vgl. ebd.: 87)

134vgl. Paul 1994: 30

135vgl. Sommer 2009: 89

136Eidesstattliche Erklärung Schiedlausky vom 4. März 1947, Institut für Zeitgeschichte München (IfZ), No. 2332, S. 4, zit. n. Sommer 2009: 89

137vgl. Sommer 2009: 88f

138Geheimes Schreiben Himmlers an Pohl vom 15. November 1942. In: Internat. Militärgerichtshof Nürnberg, Prozess, S. 349, zit. n. Sommer 2009: 89

139Unter den 13 im Dezember 1944 im KZ Dachau im Bordell gelisteten Frauen waren zwölf Deutsche und eine Polin. Auch im Bordell Auschwitz-Stammlager fanden sich vorwiegend deutsche Frauen, einige von ihnen waren aus Polen und Russland (vgl. Paul 1994: 43).

140Unter den von den Nazis zwischen 1937 und 1943 insgesamt 110.000 in KZ inhaftierten nicht-jüdischen Deutschen befanden sich 70.000, die als „Asoziale“ klassifiziert waren (vgl. Schoppmann 1997: 217).

141vgl. Paul 1994: 42

142Jeder Häftling erhielt bei seiner Aufnahme in einem KZ eine Registrierungs- bzw. Häftlingsnummer, welche fortan den Namen des Gefangenen ersetzte. Die jeweiligen Nummern wurden an der Kleidung angebracht; nur im KZ Ausschwitz wurden die Häftlingsnummern direkt auf den linken Oberarm tätowiert (vgl. OQ3).

143vgl. Sommer 2009: 172f

144Frau W. zit. n. Paul 1994: 54; die Interviews mit der Zeitzeugin Frau W. wurden am 12. und 26. August 1990 durchgeführt (vgl. ebd.: 49).

145Der volle Name von Frau W. ist nicht bekannt. Er wurde von der Autorin Christa Paul vermutlich bewusst anonymisiert.

146vgl. Paul 1994: 48f

147Frau W. zit. n. Paul 1994: 57

148vgl. Paul 1994: 56

149vgl. Seidler 1977: 186

150„Während des Zweiten Weltkriegs leidet phasenweise jeder zehnte deutsche Soldat an Syphilis, Tripper oder Schanker.“ (Maiwald / Mischler 1999: 194)

151Seidler 1977: 139

152Da sich nach Beginn des Russlandfeldzuges im August 1941auch im besetzten Gebiet der Sowjetunion die Geschlechtskrankheiten zu häufen begannen, befahl das Oberkommando des Deutschen Heeres am 20. März 1942 die Errichtung von ärztlich kontrollierten Bordellen in Russland (vgl. Seidler 1977: 139).

153vgl. Sommer 2009: 40

154Eine Reichsmark aus dem Jahr 1941 hat übertragen auf das Jahr 2019 eine Kaufkraft von etwa 4 Euro; 2 bis 5 Reichsmark entsprechen demnach rund 8 bis 20 Euro (vgl. OQ1).

155Die Einnahmen der Prostituierten waren teils beachtlich. „Spitzen-Prostituierte“ bedienten täglich bis zu fünfzig Männer und verdienten an manchen Tagen sogar 200 Reichsmark (vgl. Bleuel 1981: 294). Da eine Reichsmark aus dem Jahr 1941 übertragen auf das Jahr 2019 eine Kaufkraft von etwa 4 Euro hat, entsprächen 200 Reichsmark heute etwa 800 Euro (vgl. OQ1: Deutsche Bundesbank, Tabelle der Kaufkraftäquivalente, Stand 2019).

156vgl. Seidler 1977: 145f, 155, 162, 174

157vgl. ebd.: 186

158vgl. Sommer 2009: 41

159Mayer 1938: 31

160Staemmler 1933: 61, 64

161Mit der sogenannten „Doppelverdienerkampagne“ der Nationalsozialisten wurden erwerbstätige ver hei - ratete Frauen mit der Begründung, den Männern den Arbeitsplatz wegzunehmen, aus ihren Berufen gedrängt. Das betraf vor allem „unweibliche“ Berufssparten, die einen akademischen Titel voraussetzten, wie etwa die Tätigkeit als Richterin, Staatsanwältin oder Ärztin. Berufe wie Volksschullehrerin oder Krankenschwester galten hingegen als frauengemäß anerkannt (vgl. Wilke 2003: 38f).

162vgl. Pini 1992: 50f

163Das „Ehrenkreuz der deutschen Mutter“ wurde ab Dezember 1938 in Bronze für vier, in Silber für sechs und in Gold für acht Kinder – immer am 12. August, dem Geburtstag von Hitlers Mutter – verliehen (vgl. Bleuel 1981: 201).

164vgl. Pini 1992: 51

165vgl. Donath 2004: 357

166Mößmer zit. n. Bialas 2014:186

167Hitler 1939: 278

168vgl. Grenz 2009: 416. Aus Angst, die Reinheit der Rasse zu beschmutzen, waren Liebesverhältnisse zu zivilen ausländischen Arbeitern, Zwangsarbeitern oder Kriegsgefangenen verboten und wurden bestraft (vgl. Kundrus 1995: 380ff).

169vgl. Jütte 2003: 260

170Himmler zit. n. Kersten 1952: 224

171Sigmund 2008: 10

172zit. n. Sigmund 2008: 57

173Sigmund 2008: 11

174vgl. Bleuel 1981: 97

175Heinrich Himmler hatte ein Verhältnis mit seiner Sekretärin Hedwig Potthast, die er seit 1937 kannte und „Häschen“ nannte. Er verliebte sich in die attraktive Kölnerin und verließ wegen ihr auch 1940 seine Ehefrau Margarete. Dem Verhältnis mit Potthast entsprangen 1942 und 1944 die beiden Kinder Helge und Nanette-Dorothea (vgl. Schröm / Röpke 2002:108f).

176Martin Bormanns Ehefrau Gerda ermutigte ihren Ehemann sogar, Nebenfrauen zu haben. In einem Brief schreibt Bormann an seine Frau: „O mein Süßes, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie glücklich ich mit Euch beiden bin (…) all das Glück, das Du mir geschenkt hast, und all die Kinder, und jetzt habe ich dazu noch M.“ Gerda Bormann erwiderte den Brief mit folgendem Wortlaut: „Es ist jammerschade, daß so prächtige Mädchen wie sie keine Kinder haben sollen. In diesem Fall wirst Du das ja ädern können, aber dann mußt Du darauf achten, daß in einem Jahr M. ein Kind bekommt und im nächsten ich, so daß Du immer eine Frau frei hast.“ (Bormanns Briefe zit n. Der Spiegel vom 25. September 1972: Immer eine Frau sein, S. 80)

177Sigmund 2008: 11

178Hermann Rauschning zit. n. Bleuel 1981: 11

179Hermann Rauschning (1887-1982) war seit 1932 Mitglied der NSDAP, lehnte deren Methoden aber bald ab, trat 1934 aus der Partei aus und wurde zum Kritiker des NS-Regimes. Mehr zu seiner Biografie: Hagemann, Albrecht (2018): Hermann Rauschning. Ein deutsches Leben zwischen NS-Ruhm und Exil.

180vgl. Bleuel 1981: 59; Schwers 2002: 40

181Hitler zit. n. Rauschning 1973: 94f

182vgl. Sigmund 2008: 69

183Hachtmann 2006: 64

184vgl. Sigmund 2008: 86ff

185zit. n. Bleuel 1981: 9

186Inga Ley wurde auf Gut Rottland mit einer Kugel im Kopf tot aufgefunden. Offizielle Todesursache: Selbstmord. Nach der Geburt ihrer Tochter Lore Ley stand die inzwischen morphiumabhängige Inga am Fenster und beobachtete ihren Mann, der sich von einer im Auto sitzenden Liebschaft verabschiedete. Daraufhin legte sie ihr Baby aufs Bett, nahm ihre Pistole, die ihr ihr Mann als Schutz gegen die Fremdarbeiter zuvor gegeben hatte, und schoss sich in den Kopf. Bei der Beerdigung seiner Frau soll Ley gestottert haben: „Mmmein Führer, nnnun haste mich wieder janz.“ (Der Spiegel vom 26. Februar 1949: Nun haste mich wieder janz. Ley-Ruinen, S. 6f)

187vgl. Sigmund 2008: 88f

188Robert Ley zit. n. Speer 1969: 158

189vgl. Sigmund 2008: 90

1901935 wurde im Bürgerlichen Strafgesetzbuch folgende Ergänzung festgehalten: „Bestraft wird, wer eine Tat begeht, die das Gesetz für strafbar erklärt oder die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und nach gesundem Volksempfinden Bestrafung verdient.“ (zit. n. Bleuel 1981: 16)

191vgl. Sigmund 2008: 91

192Hermann Göring (1893-1946) war ab März 1935 Oberbefehlshaber der Luftwaffe. Im Juli 1940 erhielt er den für ihn geschaffenen höchsten militärischen Dienstgrad „Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches“; siehe Personenbeschreibung im Anhang

193vgl. Maiwald / Mischler 1999: 44; Sigmund 2008: 91f

194Bleuel 1981: 97; „Bock von Babelsberg“ ist eine Anspielung auf seine Verführungskünste gegenüber den vorwiegend aus den Babelsberger Filmstudios in Berlin entstammenden Nachwuchsschauspielerinnen.

195Sigmund 2008: 78; „Hahn von Schwanenwerder“ ist eine Anspielung auf Goebbels, weil er die jungen Künstlerinnen in sein Haus auf der Havelinsel Schwanenwerder bestellte.

196vgl. ebd.

197Joseph Goebbels, Tagebucheintrag vom 15. Juli 1926. In: Fröhlich 2005: 107

198vgl. Fraenkel / Manvell 1960: 147

199Hitler war von Magdas Eleganz, ihrer Schönheit, ihrem Charme und Humor sowie ihren Qualitäten als Hausfrau und Mutter, die sechs Kinder zur Welt gebracht hatte, sehr angetan. Magda Goebbels ihrerseits schwärmte für Hitler und war der Partei völlig ergeben (vgl. ebd.: 146f).

200vgl. Fraenkel / Manvell 1960: 226-232

201vgl. Bleuel 1981: 99f

202Hitler zit. n. Speer 1969: 165

203vgl. Fraenkel / Manvell 1960: 233

204vgl. Dederichs, Mario: Ich kann euch alle ins KZ schicken. In: Stern vom 28. November 2003, Teil 2

205Schellenberg 1959: 37

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