Читать книгу Kirsch und die schwarze Katze - Ursula Hass - Страница 5

Kapitel 1

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Kirsch werkelte mal wieder in seinem Garten, denn es herrschte gerade schönes sonniges Wetter und Kirsch machte es einfach Spaß im Garten an der frischen Luft zu arbeiten. Diesmal ist es nicht Johanna Merkle, die um die Ecke kam und für ihren Halbmarathon in Freiburg trainierte, sondern seine neue Freundin Bella Weigand mit ihrem Hund Seppi. Nachdem sich Kirsch und auch sein Assistent Eugen sich so nett um die alte Dame gekümmert hatten, war sie des Öfteren schon im Kommissariat anzutreffen, denn sie hatte nun den Kommissar und vor allem Eugen ganz besonders in ihr Herz geschlossen. Allerdings hat ihr Hund Seppi immer noch den Ehrenplatz darin.

Seppi hob schon mal sein Beinchen, um an Kirschs Gartenzaun seine Markierung zu hinterlassen, aber Bella Weigand zog ihn schnell weiter. Gerne hätte sie noch ein Schwätzchen mit ihrem Kommissar, wie sie Kirsch nun nannte, gehalten. Doch Kirsch hatte Bella Weigand gar nicht bemerkt, weil er gerade an einer Rosenhecke herumschnippelte und Moni mit Argusaugen dabei stand und schaute, dass er ja die Rosen an der richtigen Stelle abschnitt. Kirsch ist eigentlich gar kein Hobby-Gärtner, im Gegenteil zu Moni, die einfach ein grünes Händchen hat. Aber ihr zuliebe würde er ja alles machen, wenn ihn nicht gerade wieder mal seine Arbeit im Kommissariat abhalten würde. Und so muss er, so wie heute auf die Leiter steigen, und einigen Obstbäumen einen Frühjahrsschnitt verpassen.

„Hallo, Herr Kirsch“, rief schon Bella Weigand von weitem und winkte mit ihrem Taschentuch.

Kirsch vernahm zwar eine Stimme, aber er konnte sie nicht einordnen. Aber dann sah er Bella Weigand am Eingang zu seinem Garten stehen und da rief er Moni zu, dass er unbedingt einmal seine alte Freundin, Bella Weigand, die bekannte Hobby-Detektivin, begrüßen wolle.

Moni nickte nur und verstand in diesem Fall ihren Mann.

Also marschierte Kirsch zu Bella Weigand, die ihm schon freundlich zunickte.

„Herr Kirsch, wie geht es Ihnen? Haben Sie schon Ihren letzten Fall wieder gut verarbeitet?“, meinte sie etwas lebhaft zu Kirsch gewandt, der eigentlich gar nicht mehr gerne an seine alten Fälle erinnert werden möchte.

„Ja, alles gut überstanden, Frau Weigand. Doch wie geht es Ihnen, Frau Weigand. Ich habe gehört, dass Sie nicht mehr im Wäldchen spazieren gehen, ist das richtig?“

Frau Weigand schluckte ein bisschen und bejahte es aufrichtig.

„Ja, ich meide das Wäldchen, obwohl es eigentlich der direkte Weg ist, um zu meiner alten Freundin Anna Metzger zu gehen. Sie wissen ja, Anna Metzger, wohnt im gelben Häuschen am Rand von Wiesenbach.“

Doch Kirsch erfreute diese Bemerkung gar nicht, denn mit Anna Metzger verbanden ihn keine guten Gedanken.

„Erinnern Sie mich nicht an Anna Metzger, Sie wissen ja, sie ist nicht gerade gern gesehen in Wiesenbach, vor allem bei ihren Nachbarn, weil sie dort in ihrem Häuschen geradezu jede Menge Tiere hortet.“

„Ich hatte schon zig Anzeigen vorliegen und habe auch schon mit ihr Gespräche geführt, aber sie weigert sich ja direkt, weniger Hunde und Katzen in ihrem Häuschen zu halten und hat gar kein Einsehen.“

„Und Bürgermeister Wohlgemuth schaut auch nur zu und die Heimleiterin des Tierheims unternimmt ebenfalls nichts dagegen.“

„Das ist einfach eine falsche Tierliebe, Frau Weigand.“

Kirsch redete sich geradezu wieder einmal in Rage und dabei hüpfte wieder sein Schnauzer mal auf und ab, was auch Bella Weigand staunend bemerkte.

„Ja, Herr Kirsch, ich weiß es ja, ich rede da auch immer auf sie ein, stoße aber nur auf taube Ohren. Aber sie liebt diese Tiere einfach abgöttisch und lenkt da auch nicht ein. Angefangen hat ja alles mit ihrem Hund Kasper, der jetzt schon sehr alt ist. Dazu kam dann noch eine junge Hündin und so wurde eifrig Nachwuchs produziert und dazu hat sie noch aus Spanien Hunde zu sich genommen. Ich gehe auch gar nicht gerne in das Haus rein, aber solange sie noch ihre Putzfrau hatte, war alles sauber. Aber irgendwie hatte sie sich auch mit ihr verkracht und jetzt ist alles in Unordnung, das dürfen Sie mir glauben“, meinte Bella Weigand treuherzig zum Kommissar.

„Ich hoffe nur, dass sie irgendwann in ihrem Alter jetzt doch noch zum Einsehen kommt“, sagte Kirsch, der sich nichts sehnlicher wünschte, dass endlich Ruhe einkehren würde in Wiesenbach, auch wenn es sich zwar bei diesem Fall nur um Nachbarschaftsstreitigkeiten handelt.

„Wenn nur endlich auch dort Ruhe einkehren würde“, meinte Kirsch etwas verhalten und verabschiedete sich von Bella Weigand, denn die letzten Rosen mussten noch geschnitten werden und Moni schaute auch schon ganz ärgerlich zu ihm herüber.

Bella Weigand zottelte dann mit ihrem Hund Seppi davon. Unterwegs traf sie noch jede Menge Bekannte, die immer wieder gerne ein Schwätzchen mit Bella Weigand hielten, denn die alte Dame war ja als ehemalige Schauspielerin am Theater stadtbekannt. Und so genoss sie noch immer gerne die ihr dargebrachte Bewunderung.

Kirsch ging noch zu seinen letzten Rosenstöcken und schnitt kurzerhand die verblühten Rosen ab. Schnipp, schnapp machte seine Schere und dazu murmelte er nur immer wieder Worte, die jedoch Moni nicht verstand, weil er sie richtig in seinen Schnauzer presste.

Was ist denn nur wieder los, dachte Moni und schaute schon mal nach, was Kirsch so mit den Rosen fabriziert hatte.

„Du musst nochmals nachbessern, Kirsch“, meinte sie nur, als sie sah, dass Kirsch nach seinem Gespräch mit Bella Weigand nur die verblühten Rosen geköpft hatte und nicht weit genug unten die Rosen im Gehölz geschnitten hatte.

„Das mache ich morgen“, meinte er nur, denn die Freude an der Gartenarbeit war ihm reichlich entgangen, als er mit Bella Weigand über das gelbe Häuschen am Rande von Wiesenbach und über seine Besitzerin, Anna Metzger, gesprochen hatte.

„Ich kenne Frau Metzger gar nicht“, sagte Moni nur, als Kirsch ihr die Geschichte von Anna Metzger und dem gelben Haus mitteilte.

„Aber ihren Neffen kenne ich gut, er kauft immer des Öftern im selben Geschäft ein, wo ich auch freitags immer unseren Wochenendeinkauf mache“, meinte Moni.

„Es ist ein netter junger Mann, ja so ganz jung ist er auch nicht mehr, ich schätze ihn über 40 Jahre alt. Er muss immer Unmengen von Hunde- und Katzenfutter einkaufen und dabei macht er gar keinen glücklichen Eindruck. Ich glaube, dass gefällt ihm gar nicht. Er wirft als die Schachteln und Dosen von Hunde-und Katzenfutter immer ziemlich wütend in seinen Korb, habe ich schon gesehen“, teilte Moni Kirsch mit, der interessiert zuhörte, aber auch gleichzeitig ziemlich gedankenverloren an den Rosen weiter herumschnitt.

„Was du immer siehst, Moni“, bemerkte Kirsch zu seiner Frau, denn solche Dinge entgehen Kirsch für gewöhnlich.

„Also wenn du da nochmals nachschneidest, dann mache ich uns nachher ein schönes Abendessen, aber nachschneiden muss sein und zwar heute. Morgen geht es gar nicht und dann bist du wieder in deiner Amtsstube und hast keine Zeit mehr zum Rosenschneiden“, sprach Moni ziemlich energisch zu Kirsch, der nur perplex schaute, weil so kannte er seine Ehefrau gar nicht.

„Die paar Rosen, die könnte ich noch in der nächsten Woche schneiden“, murmelte Kirsch etwas entschuldigend, aber dann wollte er es sich doch mit Moni nicht verderben und er fing dann an wie ein braver Junge, die restlichen Rosenstöcke in eine richtige Fasson zu bringen.

Moni ging derweil in ihre Küche und bereitete ein schmackhaftes Mahl vor. Schnitzel und Kartoffelsalat gehörten auch zur Leibspeise von Kirsch und das wollte sie ihm heue Abend servieren.

Kirsch freute sich schon auf einen gemütlichen Abend.

Doch da schrillte das Telefon in einer Lautstärke und Kirsch zuckte nur so zusammen, denn die Idylle wurde gewaltig gestört und den schrillen Telefonton wollte er gar nicht hören.

„Wer kann denn das sein?“, meinte Moni nur, als sie zum Telefon lief und Kirsch den Hörer brachte.

„Ich weiß es auch nicht, hoffentlich nicht Helen oder Eugen. Obwohl, die haben ja heute auch frei, wenn man das so sagen darf“, gab Kirsch nur kurz von sich.

Kirsch hatte schon den Hörer in der Hand, als plötzlich die Stimme von Helen erklang.

„Chef, wir hatten gerade einen Anruf, da tut sich was beim gelben Häuschen von Frau Metzger.“

„Was tut sich denn da?“, wollte Kirsch genau wissen, denn mit dem Ausdruck „da tut sich was“, konnte er ja gar nichts anfangen.

„Die Nachbarn beschweren sich wieder einmal, weil immer mehr Hunde und Katzen aus dem Haus aufgetaucht sind und die Häuser in der Nachbarschaft aufgesucht haben. Deshalb wollten ein paar Männer und Frauen mit Anna Metzger reden, aber es macht niemand auf.“

„Ist Bella Weigand nicht bei Frau Metzger, die habe ich doch gerade getroffen und sie wollte zu ihrer alten Freundin gehen?“, fragte Kirsch bei Helen nach.

„Das kann ich nicht sagen.“

„Am besten wird wohl sein, dass ich zum gelben Haus gehe und selbst mal nachsehe, was da los ist. Aber erst esse ich noch mein Schnitzel auf, Helen. Vielleicht kannst du ja auch Eugen erreichen und dann soll er bei mir vorbeikommen, dann fahren wir gemeinsam zum gelben Haus“, sprach Kirsch und wartete gar nicht mehr die Antwort von Helen ab. Denn erst wollte er noch gemütlich sein Schnitzel verdrücken.

Doch kaum saß Kirsch am Küchentisch kam der nächste Anruf. Moni holte dann das schnurlose Telefon wieder an den Küchentisch und Kirsch hörte nur eine lautstarke Stimme.

„Was ist denn los?“, brüllte er dann auch ins Telefon, weil er hörte nur viele laute Stimmen im Hintergrund und konnte sich gar keinen Reim darauf machen, wer direkt sein Ansprechpartner war.

„Wer ist denn dran?“, schrie er nochmals ins Telefon, dass Moni fast der Teller aus der Hand gefallen wäre, so erschrocken zuckte sie zusammen.

„Hier am Apparat ist Winzer Sänger, Herr Kirsch, ich bin es, wir kennen uns doch“, meldete sich Winzer Sänger und Kirsch ahnte schon mal nichts Gutes.

Was will der denn wieder? dachte er nur, sagte aber nichts, denn mit den Winzern wollte er es sich nicht verderben.

„Was ist denn los, Herr Sänger?“, meinte Kirsch nur und senkte seine Stimme.

„Wir stehen vor Anna Metzgers Haus und wollen mit ihr sprechen, aber sie öffnet nicht. Wir sind es jetzt leid, dass immer ihre Katzen und auch Hunde um unsere Anwesen streichen.“

„Wir müssen ihre Hinterlassenschaften wegmachen und wir wollen das auch nicht in unseren Reben haben, der Dung ist nicht gut, das ist amtlich erwiesen“, wurde Winzer Sänger jetzt wieder laut und heftig pochte er auf eine Antwort.

„Herr Kirsch, Sie müssen diesem Tun ein Ende setzen oder wir holen die Hunde- und Katzenfänger, dann sind die Tiere weg“, sprach Winzer Sänger gar nicht mehr freundlich ins Telefon.

„Am besten wird sein, ich komme vorbei mit meinem Assistenten, den habe ich schon zu mir zitiert“, beruhigte Kirsch den aufgebrachten Winzer.

„Wir sind gleich bei Ihnen und sprechen Sie auch mit den anderen Nachbarn, damit nicht noch ein Unglück geschieht“, meinte Kirsch, dem gar nicht wohl in seiner Haut war, denn mit den Winzern war nicht gut Kirschen essen in dieser Angelegenheit, was Kirsch ja auch durchaus verstehen konnte.

Nur wie sollte Kirsch diese unleidige Angelegenheit Anna Metzger näher bringen. Sie war halt in dieser Sache einfach uneinsichtig und gab auch noch groß mit ihrem Vermögen an.

„Ich bezahle den Winzern und Nachbarn alles. Sie können mir ja Rechnungen schreiben“, stänkerte sie als Kirsch sie schon einmal in dieser Angelegenheit angesprochen hatte.

Doch das machte natürlich kein Winzer oder Landwirt, Rechnungen an Anna Metzger schreiben, denn sie waren ja alle unmittelbar betroffen, weil das gelbe Häuschen von Anna Metzger direkt am Ausgang von Wiesenbach steht, wo die Winzer ihre Reben und die Landwirte ihre Flächen hatten. Denn im Grunde ihres Herzens waren die Winzer und Landwirte auch Tierfreunde und hatten ja selber Hunde und Katzen.

Doch die Hunde und Katzen von Anna Metzger waren einfach ein paar zu viel, sagten die Winzer und maulten und stänkerten dann immerzu nur herum.

Aber wie auch immer, Bürgermeister Wohlgemuth zögerte auch mit seinem Eingreifen, denn er wollte die alte Dame nicht erzürnen und ihr natürlich auch immer gerne entgegenkommen.

Er hatte ja auch schon diesbezüglich viele Gespräche mit ihr geführt, aber sie hob dann immer wieder hervor, dass sie dem Ort, ihrem Heimatort, einmal viel Geld nach ihrem Tod hinterlassen würde und dann könnte ja der Bürgermeister auch die Nachbarn etwas entschädigen.

Deshalb machte der Bürgermeister auch viele Bücklinge vor der alten Dame, das ihr natürlich gefiel, weil sie wusste, sie hatte ihn in der Hand, denn das Geld, das sie Wiesenbach bei ihrem Ableben hinterlassen würde, war enorm hoch. Doch genaue Zahlen kannte der Bürgermeister auch nicht.

So war halt sowohl für den Bürgermeister, als auch für Kommissar Kirsch, die Angelegenheit sehr heikel und keiner wollte irgendwie auch bei diesen unschönen Streitigkeiten eingreifen.

Kirsch machte sich derweil beim Verspeisen seines Schnitzels und des Kartoffelsalats schon mal Gedanken, wie er die Winzer und Landwirte und die Nachbarn und auch Anna Metzger wieder einmal wie schon so oft besänftigen könnte.

Dann klingelte es an der Haustüre und Eugen kam. Als er die knusprigen Schnitzel da auf dem Teller liegen sah, machte er schon mal große Augen, und Kirsch bot ihm auch gleich noch ein Schnitzel an.

„Damit du mir nicht vom Hocker fällst, Eugen, da iss‘ ein Schnitzel mit, denn nachher wird’s ungemütlicher, wenn wir zum gelben Haus fahren.“

Eugen ließ sich das nicht zweimal sagen und dann machten sich Kirsch und Eugen auf ihren Schlichtungsweg, wie sie vorläufig beide dachten.



Kirsch und die schwarze Katze

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