Читать книгу Kirsch und die schwarze Katze - Ursula Hass - Страница 7

Kapitel 3

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Kirsch ging schnellen Schrittes ins Kommissariat, Eugen kam ihm gar nicht nach.

Was hat er denn, weshalb rennt er so schnell davon?, dachte Eugen nur.

Helen erwartete die beiden schon. Und welch ein Wunder, sie hatte diesmal gar keine Schreckensbotschaft für die beiden parat.

Der Kaffeeduft erfüllte den ganzen Raum und Kirsch freute sich schon auf eine warme Brezel und einen guten Kaffee.

„Helen, wenn ich meinen Kaffee ausgetrunken habe, gehe ich gleich mal zum Bürgermeister ins Rathaus. Wir wollen zusammen überlegen, wie wir Anna Metzger dazu bringen können, dass sie ein paar Tiere an das Tierheim oder an Katzenliebhaber abgibt.“

„Oh, Gott, die kleinen Kätzchen, die armen Tiere“, jammerte Helen nur so vor sich hin, denn sie war eine große Tierfreundin, wie Kirsch wusste.

„Ja, Helen, es tut mir ja auch leid, aber es muss sein und vielleicht finden die Tiere ja auch dann ein schönes neues Zuhause“, meinte Kirsch.

„Aber die Tiere streichen überall herum und ihre Hinterlassenschaft gefällt nicht allen, vor allem den Nachbarn nicht. Es sollen ja nur 20 Tiere sein, sagt der Neffe, aber die Nachbarn vermuten weit mehr. So genau weiß man es ja nicht.“

Und Kirsch betonte das „nur“ bei den 20 Tieren besonders sarkastisch. Doch dann marschierte Kirsch schweren Herzens zum Bürgermeister, denn er wollte ihn nicht warten lassen.

Angekommen im Bürgermeisteramt klopfte er natürlich erst mal bei der Assistentin des Bürgermeister an, die ihm auch freundlich die Tür öffnete.

„Sie können gleich zum Bürgermeister gehen, er hat Sie mir schon angekündigt“, meinte die Assistentin, die ansonsten immer ein bisschen kurz angebunden war, wenn Kirsch auftauchte. Aber heute war sie ganz umgänglich und begrüßte ihn sehr freundlich.

„Gell, das macht das Wetter, dass Sie mich so freundlich begrüßen, denn dann ist man einfach gut aufgelegt“, meinte Kirsch etwas spitzbübisch zu Frau Klein, die ihn nur erstaunt anschaute und sich gleich rechtfertigte.

„Ich bin immer freundlich zu jedermann, auch zu Ihnen, Herr Kirsch“, gab sie schlagfertig, aber mit einem Augenzwinkern, zurück.

Und da öffnete sich auch schon das Zimmer des Bürgermeisters und dann stand er breitbeinig im Türrahmen.

„Ah, guten Morgen, Herr Kirsch, pünktlich wie immer, das freut mich. Kommen Sie herein, wir haben ja einiges zu besprechen“, und zu Frau Klein gewandt, sagte er nur:

„Ich will nicht gestört werden.“

Frau Klein runzelte die Stirn, was so viel heißen sollte, das weiß ich doch, Herr Bürgermeister.

„Nehmen Sie Platz, Herr Kirsch“, meinte der Bürgermeister, der sich auch gleich hinter seinen großen Eichentisch setzte.

Der Bürgermeister kam dann auch gleich zur Sache.

„Ja, Herr Kirsch, gestern Abend wurde mir signalisiert, dass sich Winzer Huber als weiterer Bürgermeisterkandidat bewerben will.“

„Was sagen Sie denn dazu?“, meinte der Bürgermeister, der erst mal gar nicht die Antwort von Kirsch abwartete, sondern gleich weiter erzählte, dass er es vom neuen Geschäftsführer der Winzergenossenschaft erfahren hatte.

„Ich bin da nicht so erfreut, denn Winzer Huber hat natürlich eine große Lobby, die gesamte Winzerschar, hinter sich.“

Ja, glauben Sie das denn, dass Winzer Huber mehr Chancen hat als Sie?“, bemerkte dann Kirsch, denn das glaubte er gar nicht, dass Winzer Huber so gut in den Winzerkreisen vernetzt ist.

Für Kirsch war die Neuigkeit auch gewöhnungsbedürftig und er ahnte, dass die Bürgermeisterwahl auch nicht ganz so harmlos für ihn von statten gehen würde.

„Ich hoffe nur, dass kein Mord in dieser Zeit geschieht“, sagte der Bürgermeister ziemlich hektisch zu Kirsch, der nur zusammenzuckte und gar nicht wusste, wohin er blicken sollte.

Denn des Bürgermeisters Augen ruhten auf ihm wie ein Damoklesschwert und er fürchtete sich gerade ein bisschen vor diesem durchdringenden Blick.

„Herr Bürgermeister, ich tue mein Bestes, das wissen Sie ja, aber gerade gestern Abend hatten die Winzer und Landwirte sich vor dem Haus von Anna Metzger aufgebaut und das war gar nicht lustig.“

„Sie wollen einfach, dass Anna Metzger, die ja schon alt ist, einige der Katzen und auch Hunde ins Tierheim gibt und vor allem auch keine neuen mehr anschafft.“

„Ich kann das gut verstehen“, sagte der Bürgermeister, „ aber Kirsch mir sind ja quasi die Hände gebunden. Sie wissen doch, sie verspricht mir einen hohen Nachlass bei ihrem Ableben für unsere Gemeinde und das kann ich nicht ausschlagen, das müssen Sie verstehen“, meinte der Bürgermeister, der immer leiser wurde, denn die ganze Geschichte passte auch nicht in seinen Kram und vor allem jetzt nicht, wo die Bürgermeisterwahl gerade vor der Tür stand.

„Kirsch, Sie wissen in einem Monat ist Wahl und da darf einfach nichts passieren. Deshalb reden Sie mit Anna Metzger, nehmen Sie doch ihre Freundin, Bella Weigand, mit hinzu. Sie hat doch einen großen Einfluss auf Anna Metzger. Vielleicht gibt sie ja ein paar Katzen ab und wir machen einen Aufruf in unserem Verkündblatt. So erhalten die Katzen ein neues Zuhause bei neuen Leuten. Das wäre doch toll und allen gedient.“

„Anna Metzger kann sich doch gar nicht um alle Katzen kümmern. Dass sie die Hunde behalten will, kann ich ja verstehen. Es sind die Nachkommen ihres Hundes Kasper. Da müssen wir sehr sorgfältig und umsichtig vorgehen, versprechen Sie mir das das, Herr Kirsch.“

Kirsch fand auch, dass die Hunde, es sollen ja nur vier sein, bei ihr bleiben könnten, aber einige der Katzen sollten dringend in das Tierheim.

„Sprechen Sie doch mit der Heimleiterin, Frau Isabel Roth, sie ist sehr vernünftig und kennt ja auch Frau Metzger. Bei ihr sind die Katzen in guten Händen, das muss doch Frau Metzger auch verstehen“, meinte Kirsch zum Bürgermeister.

„Zuerst werde ich jetzt mal die Heimleiterin aufsuchen und ich bespreche mit ihr nochmals die leidige Angelegenheit“, versprach der Bürgermeister, denn das war ja nicht eigentlich Kirschs Aufgabe.

Und als alles besprochen war, machte sich Kirsch mal wieder auf ins Kommissariat.

Dort warteten schon Helen und Eugen auf Kirsch, der sich zuerst in seinem Zimmer niederließ, um das mit dem Bürgermeister Besprochene zu verarbeiten. Besondere Gedanken machte er sich allerdings um den neuen Bürgermeisterkandidaten, Winzer Huber, den er ja auch kannte.

Neugierig waren Helen und Eugen schon und wollten wissen, wie alles beim Bürgermeister abgelaufen ist. Eugen hatte ja Helen erzählt, dass er im „Goldenen Becher“ gehört hatte, dass es einen neuen Bürgermeisterkandidaten geben soll. Aber Kirsch ließ davon nichts verlauten, denn es war ja noch Top-Secret, dass Winzer Huber ein weiterer Kandidat bei der Bürgermeisterwahl war.

Da wird noch einiges auf mich zukommen, ahnte Kirsch schon und blickte etwas trostlos in den wunderschönen blauen Himmel, der sich für ihn nun nicht mehr so schön darstellte.

Und als Kirsch gerade die Post durchschaute und sich wünschte, das es immer so still im Kommissariat sein könnte, wie es gerade war, da hörte er plötzlich draußen ein Gerumpel und einen Krach.

Was ist denn das? dachte er noch und da wurde die Tür aufgerissen und herein kam Bella Weigand, die ihren lautstark bellenden Hund hinter sich herschob.

„Was ist denn nun wieder los, Frau Weigand?“, meinte Kirsch nur, der schon nach Helen und Eugen rief.

Die beiden stürzten auch gleich herein und hätten fast Frau Weigand umgeworfen. Seppi hopste an Eugen hoch, den er gut kannte und Eugen hatte gar keine Angst vor dem Hund, der freudig an seinen Beinen herumstrich, bemerkte Kirsch noch.

Frau Weigand konnte sich gar nicht beruhigen und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.

„Ich habe es gesehen“, rief sie immer wieder.

„Was gesehen?“, rief nun auch Kirsch mehrmals aus.

„Ich habe das Hundefängerauto gesehen“, meinte sie dann resolut.

„Ich kenne dieses Auto, das war schon mehrmals bei uns im Ort. Und zur gleichen Zeit sind auch schon Hunde plötzlich in unserer Stadt verschwunden, und auch Katzen“, meinte sie ziemlich erregt.

„Meine Freundin Marianne hatte so ihren Hund verloren und Susi, die kleine Enkelin meiner Schwester, hatte ihre Katze nicht mehr aufgefunden. Alle waren sie von einem Tag zum anderen verschwunden. Das waren alles die Hundefänger, das sage ich nur zu Ihnen, Herr Kirsch. Ich hatte die schon mal angezeigt, aber natürlich konnte man sie nicht dingfest machen. Aber heute habe ich dieses Auto wieder gesehen.“

„Meine Freundin Anna Metzger hatte diese Leute auch schon mehrmals angezeigt, aber natürlich kamen die nicht vor Gericht, doch sie hatten gegen meine Freundin fürchterliche Drohungen ausgesprochen. Und heute sehe ich dieses Auto wieder. Ich habe mir nämlich die Nummer aufgeschrieben und es war das gleiche weiße Auto und die gleiche Nummer. Was wollen die denn wieder in unserem Ort?“, jammerte sie ziemlich lautstark vor sich hin.

„Frau Weigand, jetzt beruhigen Sie sich bitte mal, Helen soll Ihnen einen Kaffee bringen und dann erzählen Sie mir alles haargenau, damit wir dieses Mal die Hundefänger selbst einfangen können“, beruhigte Kirsch die alte Dame, die schon ziemlich erregt auf einen Stuhl plumpste.

„Helen bring doch bitte Frau Weigand einen Kaffee“, meinte Kirsch und Helen beeilte sich dem Wunsch von Kirsch Folge zu leisten.

Dann erzählte ihm Bella Weigand nochmal alles ganz genau und Kirsch strich sich ein bisschen gedankenverloren die Haare aus der Stirn, denn er erinnerte sich an die Worte der Winzer, dass sie die Hundefänger gestern Abend ins Spiel brachten. Doch davon wollte er der alten Dame nichts erzählen, denn er wollte sie nicht beunruhigen. Schon möglich, dass die Winzer keine Ruhe geben. Aber überhaupt, wie kannten sie die Hundefänger?, dachte Kirsch weiter nach. Sie haben ja selbst Hunde und müssten ja geradezu auch Angst haben, dass die Hundefänger ihre eigenen liebgewonnen Tiere mitnehmen.

So glaubte er nicht, dass es die Winzer waren, die die Hundefänger herbestellt hatten. Aber wer war es dann? Dass sie so einfach wieder in Wiesenbach auftauchten, daran glaubte er nicht, denn Anna Metzger und auch Bella Weigand kannten kein Erbarmen mit ihnen und wären ihnen wieder auf die Schliche gekommen.

Bella Weigand schaute den Kommissar an, der ganz in seine Gedanken versunken war, und wusste gar nicht, was sie davon halten sollte.

„Können Sie mir nun helfen, Herr Kommissar?“, meinte sie sehr energisch zu Kirsch, denn der Kommissar sollte sich endlich wieder ihr und ihrem Anliegen widmen.

„Ja, natürlich, Frau Weigand, bitte entschuldigen Sie, aber ich musste gerade daran denken, dass die Hundefänger ja schon einige Zeit nicht mehr bei uns aufgetaucht sind und weshalb sollten sie jetzt wiederkehren, das macht mich schon etwas stutzig, finden Sie nicht auch?“

„Herr Kommissar, die kommen und gehen und immer sind es wieder neue Leute. Auch die Tierschutzvereinigung kümmert sich schon darum. Meine Freundin Anna Metzger ist auch ganz begeistert von der Tierschutzvereinigung, wie sie mir mal anvertraut hat.“

„Frau Weigand, gut dass Sie gerade bei mir vorbeigekommen sind, wir müssen mal zusammen zu Ihrer Freundin Anna Metzger gehen und mit ihr sprechen, damit sie vielleicht ein paar ihrer Katzen an das Tierheim abgibt und Frau Isabel Roth, die Heimleiterin, die Katzen dann in gute Hände weitergeben kann.“

„Oh, Gott, Herr Kirsch, das mache ich gar nicht gerne. Meine Freundin ist auf diesen Ohren taub und das wird sie nicht machen, das glaube ich nicht.“

„Wir müssen etwas unternehmen, denn die Winzer und Landwirte, die Nachbarn von Ihrer Freundin, wollen es nicht mehr länger dulden, dass die Katzen ihre Hinterlassenschaften in ihre Gärten und Reben setzen, verstehen Sie. Auch der Bürgermeister wird sich einmischen, denn in einem Monat ist ja seine Wiederwahl und da will er verständlicherweise keinen Ärger haben. Hoffentlich passiert nicht wieder was Schreckliches“, meinte Kirsch mit etwas leiserer Stimme, um Frau Weigand davon zu überzeugen, dass mit ihrer Hilfe vielleicht ein Unheil vom Bürgermeister und auch von Wiesenbach abgewendet werden kann.

Frau Weigand verstand sehr schnell und nur zu gut und lächelte fein.

„Gut Herr Kommissar, ich helfe Ihnen und wir gehen zusammen zu Anna Metzger. Ich werde heute schon mal bei ihr vorbeigehen und sie ein bisschen vorbereiten, was meinen Sie dazu?“, fragte sie etwas zaghaft nach.

„Und dann könnten wir morgen bei ihr vorbeischauen, was halten Sie davon?“

„Hat sie übrigens wieder ihren Lottoschein gefunden?“, meinte Kirsch, wobei diese Frage jetzt nicht unmittelbar mit dem Geschehen bei den Winzern zu tun hatte.

„Nein, der ist und bleibt verschwunden, aber Anna Metzger glaubte, dass sie einen Sechser im Lotto hatte, denn sie schreibt sich immer die Zahlen auf. Aber sie wusste halt auch nicht genau, ob sie den Schein überhaupt abgegeben hat“, erzählte Bella Weigand weiter.

Als Kirsch dies vernahm, reagierte er sehr nervös, denn er ahnte schon, dass eventuell dieser Lottoschein gestohlen worden war.

Womöglich waren dies vielleicht auch die Hundefänger, dachte Kirsch noch.

Frau Weigand verabschiedete sich von Kirsch und sagte ganz freundlich zu ihm: „Dann bis morgen, ich komme um 9 Uhr bei Ihnen vorbei, wenn es recht ist.“

Dann schnappte sie Seppi und verließ das Büro von Kirsch, nicht aber noch um Eugen einen schönen Tag zu wünschen, denn ihn hatte sie besonders ins Herz geschlossen.



Kirsch und die schwarze Katze

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