Читать книгу Kirsch und die schwarze Katze - Ursula Hass - Страница 9
Kapitel 5
Оглавление„Frau Weigand, das geht so nicht, wir müssen Frau Metzger gleich in die Pathologie bringen, denn sie ist nicht einfach nur eingeschlafen, wie sie vielleicht denken, sie ist tot, möglicherweise ermordet worden, sagte Kirsch sehr leise zu Bella Weigand.
„Doktor Dorer, der schon hier war, hat so eine kleine Andeutung gemacht, aber natürlich muss erst die Obduktion erfolgen, bevor wir mehr wissen“, sprach dann Kirsch weiter.
„Frau Metzger wird jetzt gleich abgeholt.“
Frau Weigand war ganz perplex, denn Eugen hatte auf dem Weg hierher noch nichts zu ihr gesagt und sie dachte gar nicht an einen Mord, eher glaubte sie, dass Anna Metzger an einem Herzanfall gestorben ist.
Dann fing sie plötzlich an zu weinen, es war erst ein leises Wimmern, aber es schwoll dann immer mehr an. Kirsch schob ihr schnell den Stuhl hin, denn er kriegte es plötzlich doch mit der Angst zu tun, dass ihm die alte Dame auch noch umfallen könnte und dann auch noch verarztet werden musste.
„Herr Kirsch, Herr Kirsch, haben Sie den Lottoschein gefunden?“, rief sie dann unvermittelt aus.
Kirsch schüttelte nur den Kopf, weil er an den Lottoschein schon gar nicht mehr gedacht hatte.
„Vielleicht ist ja der Lottoschein in diesem Kästchen?“, meinte er nur und Anna Metzger wusste das nicht mehr.
„Nein, nein, sie war noch sehr hell im Kopf, das dürfen Sie mir glauben.“
„Jetzt müssen wir erst mal die Tote versorgen und das Kästchen zum Notar bringen.“
„Wissen Sie, welcher Notar für sie gearbeitet hatte?“
„Der Notar wohnt auf der Himmelswiese und heißt Martin Ochs“, informierte Frau Weigand Kirsch.
„Also Eugen, dann bringe doch bitte mal das Kästchen zu Herrn Ochs. Du hast ja gehört wo er wohnt. Sage ihm, dass es das Testament von Anna Metzger enthält und vielleicht noch andere wichtige Schriften und Informationen, weil es ganz rundum versiegelt ist.“
Frau Weigand konnte sich immer noch nicht beruhigen. Seppi beobachtete seine Herrin und Kirsch mit seinen Augen und fixierte die beiden, doch er war ganz still, obwohl auch noch die anderen Hunde um ihn herumstrichen. Aber sie kannten sich ja und da war alles gut.
„Helen, wann kommt denn Isabel Roth?“
Helen hatte doch ganz vergessen, die Tierheimleiterin anzurufen und wurde ganz rot im Gesicht. Sie war halt auch noch mit anderen Arbeiten beschäftigt gewesen und hatte alles im Raum inspiziert und die Hunde und Katzen etwas versorgt und gestreichelt, damit sie nicht weiter ungeduldig wurden.
Schnell rief sie die Tierheimleiterin an, die auch versprach gleich vorbeizukommen und ihre Helfer mitzubringen.
Frau Weigand saß nun stumm in einer Ecke. Auch der Neffe war noch immer stumm wie ein Fisch, er war irgendwie erstarrt.
Kirsch tippte ihn leicht von der Seite her an, um zu schauen, ob er überhaupt noch eine Regung von sich gab. Dann plötzlich sah er auf und schaute Kirsch an, aber er war nicht weiter ansprechbar. Er reagierte überhaupt nicht auf Kirschs Worte, die dieser an ihn richtete.
„Das ist doch merkwürdig“, sagte Kirsch zu Helen.
„Vielleicht könntest du mal Frau Weigand fragen, ob Anna Metzger eine Kaffeemaschine und den dazugehörenden Kaffee hat und dann koch uns mal einen starken Kaffee. Vielleicht wacht dann der Herr Kaplan wieder auf.“
„Den Bürgermeister sollten wir auch noch schnellstens verständigen, dass er herkommt. Vielleicht wäre es überhaupt das Beste, wenn der Bürgermeister, als Amtsperson, das Kästchen zum Notar bringen würde.“
Als Helen den Bürgermeister erreichte und ihm die schreckliche Nachricht überbrachte, war der außer sich, selbst Kirsch hörte sein Schnauben und dann riss er schnell Helen den Hörer aus der Hand und sprach beruhigend auf den Bürgermeister ein.
Dieser sagte dann auch sein Kommen gleich zu.
Inzwischen kam die Tierheimleiterin Isabel Roth und hatte einige Helfer dabei und auch einige Kisten und Körbe, um die Tiere einzufangen.
Zunächst nahmen die Helfer die Hunde und brachten sie in das Auto und dann ging es auf Katzensuche. Doch inzwischen waren einige nach draußen entwischt und so konnten sie nicht alle eingefangen werden.
Kirsch war darüber gar nicht erfreut, denn dann befürchtete er, dass der Ärger wieder mit den Nachbarn losgehen würde, die schon in einigen Grüppchen zusammen standen und zum Haus herüber blickten.
Doch Isabel Roth beruhigte ihn, dass sie gleich heute noch und auch morgen nach den Katzen suchen wollte.
Dann ging sie auf Anna Metzger zu und strich ihr über das Haar. Der Neffe, beobachte sie ganz genau, das bemerkte Kirsch gleich. Er wandte kein Auge von Isabel Roth und schluckte ziemlich heftig, dass sich sein Adamsapfel nur so hin und her bewegte. Das sah lustig aus und Kirsch hätte gerne losgeprustet, aber beim Anblick der toten Frau Metzger verging ihm das Lachen. Denn die Würde der Toten wollte er nicht stören.
„Adalbert“, rief Isabel Roth und der Neffe blickte sie nur von der Seite her an, wenn du Hilfe brauchst, dann lass es mich wissen. Ich bin immer für dich da“, flötete sie ziemlich zuckersüß zum Neffen, der jedoch verschämt die Augen niederschlug und als sie ihn leicht berühren wollte, zuckte er nur zusammen und stieß sie ein wenig weg.
„Was soll das denn?“, sagte Kirsch zu Helen sehr leise, die es auch bemerkt hatte und ihre Stirn runzelte.
„Na ja, vielleicht kennen sich die beiden. Isabel Roth war des Öftern im Haus und da sind sie sich vielleicht etwas näher gekommen“, meinte Kirsch zu Helen.
Doch die Reaktion von Kaplan konnte Kirsch nicht so richtig einordnen und irgendwie passte das auch nicht in seine Überlegungen.
Doch Kirsch hing kaum diesen Gedanken nach, polterte auch schon der Bürgermeister in das Zimmer. Er stürzte sich gleich auf Anna Metzger, als wollte er sie wieder zum Leben erwecken und Kirsch hielt ihn nur mit Mühe zurück.
„Herr Bürgermeister, nicht so heftig. Lassen Sie bitte Frau Metzger ihre Ruhe. Sie können doch nicht wie ein Stier ins Zimmer stürzen und uns mitsamt den Tieren in Angst und Schrecken versetzen.“
„Entschuldigung“, sagte der Bürgermeister nur, dem dann schon bewusst wurde, was er aufgrund seiner Bestürzung angerichtet hatte.
„Was sollen wir jetzt nur machen?“, rief er unvermittelt zu Kirsch aus, der gar nicht wusste, was der Bürgermeister meinte.
„Jetzt, geht alles seinen gewohnten Gang, die Spusi war auch schon hier und hat alles aufgenommen und die Spuren gesichtet. Anna Metzger kommt jetzt gleich in die Pathologie und Doktor Dorer wird sie obduzieren und dann wissen wir mehr.“
„Hat sie denn noch gelebt, als sie eingetroffen sind?“, fragte der Bürgermeister, etwas nach Fassung ringend, nach.
„Ich glaube nicht, sie hatte die Augen fest geschlossen und ich konnte eigentlich nur noch ihren Tod feststellen. Wir wissen es nicht wie es passiert ist, ob sie einen Herzinfarkt erlitten hat oder ob sie ermordet wurde, wobei Doktor Dorer eher aufs Letztere tippt. Er hatte einen kleinen Einstich an ihrer Hand entdeckt und er vermutet, dass sie eventuell vergiftet wurde. Ob und mit welchem Gift, das muss auch der Obduktionsbericht ergeben.“
Der Bürgermeister hörte aufmerksam zu und schob dann Kirsch in eine Ecke des Raumes. Dort redete er sehr stark auf ihn ein und Helen vernahm nur, wie er sagte, jetzt haben wir den Skandal, ein Mord so kurz vor meiner Bürgermeisterwahl, das passt mir jetzt gar nicht in den Kram. Ich hatte Sie doch so gebeten, aufzupassen.
Kirsch bekam schon ein mulmiges Gefühl, aber eine Schuld bei sich zu suchen, das konnte er so nicht stehen lassen.
„Herr Bürgermeister, Sie wissen doch ganz genau, dass ich dafür nichts kann. Ich hatte das beste Verhältnis zu Anna Metzger, obwohl sie mir manchmal natürlich auch gewaltig auf die Nerven ging. Und jetzt der Zwischenfall mit den Nachbarn, vielleicht hatte sie sich dabei auch stark aufgeregt, die jüngste war sie ja auch nicht mehr. Möglich, dass der Vorfall der Verursacher ihres Todes war.“
„Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren und Sie vor allem nicht. Wir brauchen einen starken Bürgermeister. Übrigens Eugen bringt gerade ein schwarzes Kästchen zum Notar Martin Ochs. Wie Frau Weigand erzählte, ist darin das Testament von Anna Metzger.“
Und just als er das gesagt hatte, kam auch schon Eugen zurück vom Notar, ohne Kästchen.
„Hast du das Kästchen abgeben können, Eugen?“, fragte Kirsch gleich nach, um den Bürgermeister zu beruhigen und zu besänftigen.
Denn dieser erwartete ja einen beträchtlichen Nachlass für die Gemeinde und der rückte jetzt in greifbare Nähe.
„Ist ja gut, Herr Kirsch, nicht so laut, es muss ja nicht jeder wissen, dass die Gemeinde einen Nachlass erhält.“
Isabel Roth, die auch noch im Zimmer weilte und mit einigen Katzen beschäftigt war, hörte nur kurz auf, als sie das Wort Nachlass vernahm.
„Ah, Herr Bürgermeister“, sagte sie nur, „ich hörte gerade, auch Sie erwarten einen Nachlass. Ja, Frau Metzger war sehr spendabel und vor allem den Tieren gegenüber. Auch mir hat sie eine beträchtliche Summe für das Tierheim, das ja umgebaut werden muss, zugesagt. Da sind wir ja schon zwei, die vom Tod der alten Dame profitieren.“
Doch beim Wort profitieren, zuckte sie merklich zusammen und biss sich auf ihre Lippen, als hätte sie schon zu viel gesagt. Auch Adalbert Kaplan schaute sie nur wieder mit vorwurfsvollen Augen an.
Kirsch wusste gar nicht was er von allem halten sollte.
„Ja, wenn Sie das so sehen, Frau Roth, dann gehören Sie, wie auch der Bürgermeister, ja beide zu den verdächtigen Personen, denn nur sie beide profitieren vom Tod von Frau Metzger.“
„Herr Kirsch, so habe ich das doch gar nicht gemeint, das ist mir nur so rausgerutscht, bitte verzeihen Sie mir, weshalb sollte ich Anna Metzger denn umbringen. Sie war doch eine so großzügige Gönnerin, da hat doch das Tierheim mehr gehabt, als sie noch lebte.“
„Jetzt warten wir mal die Testamentseröffnung ab und dann sehen wir weiter“, warf Kirsch nur kurz ein.
„Aber ich muss natürlich auch schon gleich mit meinen Ermittlungen beginnen.“
„Also wo waren Sie denn zum Todeszeitpunkt, der so wie ich jetzt mal annehmen muss, um ca. 10 bis 11 Uhr war.“
„Da war ich im Tierheim.“
„Haben Sie denn Zeugen?“
„Ja meine Mitarbeiter müssten mich noch bemerkt haben“, antwortete Isabel Roth jetzt etwas sehr kurz angebunden.
„Und Sie, Herr Bürgermeister, wo waren Sie denn?“
„Ja, Kirsch sind Sie denn jetzt ganz und gar verrückt geworden. Sie glauben doch nicht, dass ich Anna Metzger umgebracht habe. Ich war natürlich im Amt und meine Assistentin war auch noch da.“
„Haben Sie denn Frau Metzger am heutigen Tag noch gesehen und gesprochen?“, meinte Kirsch zu den beiden.
Das verneinten beide.
„Herr Kaplan, auch ich muss Sie fragen, wo Sie zum Todeszeitpunkt waren.“
„Ich war nicht da“, meinte Adalbert Kaplan nur kurz, „ich bin zurückgekommen ins Haus und habe sie da liegen sehen und bin gleich zu Ihnen ins Kommissariat gegangen, weil ich Sie holen wollte.“
„Eigentlich hätten Sie einen Arzt rufen sollen, das wäre besser gewesen, als zu mir zu kommen, ein Arzt hätte ihr vielleicht noch helfen können.
„Ich hatte ja noch bei ihrem Hausarzt, Doktor Dorer, der ja auch der Pathologe ist, angerufen, aber es war niemand zuhause, deshalb bin ich dann losgegangen und zu Ihnen, weil ich wusste mir keinen anderen Rat mehr.“
„Gut, Herr Kaplan, jetzt warten wir mal das Ergebnis der Obduktion ab und dann sprechen wir uns wieder. Ich bitte Sie jedoch alle drei, nicht Wiesenbach zu verlassen.“
Der Bürgermeister schüttelte nur seinen Kopf, als er die Worte von Kirsch vernahm. Die beiden Assistenten, Helen und Eugen, schauten sich nur vielsagend an.
Frau Weigand saß immer noch ganz in sich versunken in einem Sessel und fing dann plötzlich wieder an zu weinen.
Kirsch und auch Eugen nahmen sich ihrer an, aber sie wollte jetzt nach Hause und Kirsch ordnete an, dass Eugen ein Polizeiauto herbestellen lassen sollte, um mit der alten Dame nach Hause zu fahren. Den Weg zu Fuß zurückzulegen, das hielt er jetzt nicht für angebracht, denn die alte Dame zitterte am ganzen Körper und der Weg war doch zu lang, zumal auch viele Schaulustige um das Haus standen. Das wollte er jetzt der alten Dame nicht zumuten, mit allen noch zu reden.
„Eugen gehe mit ihr nach Hause und versorge sie mir gut und rufe auch einen Notarzt, wenn es ihr schlechter geht.“
„Wir beide, Helen und ich, gehen jetzt zunächst ins Kommissariat. Heute Nachmittag und morgen früh werden wir die Nachbarn befragen und vor allem jene, die vor ihrem Haus so lautstark wegen der Hunde und Katzen protestiert haben.“
Inzwischen war auch die Leiche von Frau Metzger abtransportiert worden. Eugen und Frau Weigand gingen dann auch zusammen aus dem Zimmer.
Nur Adalbert Kaplan war noch alleine mit Kirsch und Helen da.
„Sie müssen sich eine andere Unterkunft besorgen, wir müssen das Haus absperren, das geht nicht anders. Wissen Sie, wo Sie unterkommen könnten? Ich frage mal bei Frau Roth nach, vielleicht hat sie ein Zimmer für Sie frei“, meinte Kirsch zu Kaplan, der aber nicht so erfreut war, dass er im Tierheim übernachten sollte.
„Helen, die Spusi soll alles absperren und versiegeln.“
Dann gingen Kirsch und Helen zurück ins Kommissariat. Unterwegs sahen sie noch Winzer Huber aus dem „Goldenen Becher“ kommen. Doch Winzer Huber bemerkte die beiden gar nicht und ging ein bisschen kopflos an ihnen vorbei.
„Der war aber kurz angebunden“, sagte Kirsch nur und schüttelte nur den Kopf.