Читать книгу Kirsch und der Ring der Keltengöttin - Ursula Hass - Страница 5

Kapitel 1

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So langsam näherte sich der ICE Baden-Baden, wo Kirsch und seine Frau wieder umsteigen müssen. Mit ihren zwei Koffern bepackt, hatten sie sich schnell auf den anderen Bahnsteig begeben und so erreichten sie gerade noch den Regionalzug, der sie dann nach Wiesenbach bringen wird. Kirsch schwitzte schon ein bisschen, denn es ist wieder ziemlich heiß hier am Oberrhein. An der Ostsee war es doch einige Grad kühler. Kirsch dachte ziemlich melancholisch an die schöne Urlaubszeit zurück. Schnell wischte er sich den Schweiß von der Stirn und auch am Schnurrbart blieben noch ein paar kleine Schweißtropfen hängen, die er gerade noch mit dem Taschentuch erwischte, als er keuchend Platz im Abteil nahm. Auch Moni sank ziemlich erschöpft auf einen noch freien Platz im Abteil, richtete ihre zerzausten Haare auf, und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche.

„Gut, dass wir es geschafft haben und den Regionalzug erreicht haben“, sagte Kirsch zu seiner Moni, die dazu nur nickte, denn sprechen konnte sie jetzt noch nicht.

Es war halt wie immer eine Hetze, den Regionalzug zu erwischen, zumal die Bahn auch einige Minuten Verspätung hatte.

„Bin gespannt, ob uns Eugen abholen kann“, sprach Kirsch nur kurz zu seiner Frau.

Dann plötzlich klingelte schon sein Handy und am Apparat war natürlich Eugen.

„Hallo Chef, wie geht’s und steht’s, ich bin pünktlich da und hole Sie ab“, rief Eugen, dessen laute Stimme direkt aus dem Handy von Kirsch zu Moni herüber schallte.

„Eugen, nicht so laut“, prustete Kirsch ins Handy, „du weckst ja alle Leute auf. Danke, dass du uns nicht vergessen hast und uns pünktlich abholst. Wir sind so gegen 17 Uhr in Wiesenbach.“

„Prima, Chef, ich bin da“, sagte Eugen und dann war das Handy von Kirsch auch schon abgeschaltet.

Kirsch und seine Moni freuten sich jetzt wieder auf ihr Zuhause. Der Urlaub war schön und den genossen die beiden auch, aber nach Hause zu kommen war auch wieder schön und jeder der beiden hing seinen Gedanken nach, was ihn wieder zuhause erwarten würde.

„Hoffentlich sind noch alle Blumen heil“, bemerkte Moni zu Kirsch und vor ihren Augen tat sich ihr kleines, aber buntes Blumenparadies auf.

Frau Schnell, die Nachbarin war ja auch eine Blumennärrin wie sie selbst und so war sie überzeugt, dass die Blumen schön gepflegt wurden. Und schon rumpelte der Regionalzug los und hatte dann in ca. 30 Minuten Wiesenbach erreicht.

Wiesenbach hat einen schönen Bahnhof, weil es schon viele Jahre eine Eisenbahnerstadt war, denn zwei Bahnlinien kreuzen hier den Bahnhof, die Schwarzwaldbahn, die bis an den Bodensee fährt und die Intercity-Linie mit direktem Anschluss an die Schweiz. Aber auch eine Verbindung nach Straßburg und Frankreich gibt es in Wiesenbach. Und so rauschen die Züge von hier bis nach Paris, bis Zürich und Mailand am kleinen Wiesenbach vorbei.

„Moni hilf mir mal, die Koffer runterzuholen“, richtete Kirsch wieder seinen Befehlston an seine Frau, die ihn natürlich beflissen unterstützte.

Schnell wuchteten sie den schweren Koffer auf den Gang und schoben sich und den Koffer langsam in Richtung Ausgang zu.

„Schau Moni, da vorne steht Eugen, schön, dass er auch auf den Bahnsteig kommt und uns abholt, dann müssen wir nicht so schwer tragen“, rief Kirsch ihr zu, die nur noch nicken konnte. Denn plötzlich ruckelte es und der Zug hielt und Moni flog fast einem anderen Mann in den Arm.

„Nicht so stürmisch, junge Frau“, lachte der Mann nur, als er sie auffing.

Moni war ziemlich erschrocken und beschämt richtete sie ihre braunen Augen auf den Mann und musterte ihn. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber so richtig einordnen, konnte sie ihn nicht.

„Wird mir schon noch einfallen“, dachte Moni, die sich rasch eine Entschuldigung murmelnd dem Mann zuwandte und sich dann aus den Armen des Mannes befreite, der sie anscheinend gerne aufgefangen hatte.

„Bitte, entschuldigen Sie das kleine Malheur“, lächelte auch sie und schaute dann schnell zu Kirsch.

Kirsch stand schon auf dem Bahnsteig und half ihr dann aus dem Zug.

Eugen kam auch schon angerannt und nahm mit leichter Hand den schweren Koffer von den beiden. Moni band sich ihre Handtasche um die Schulter, nahm den kleinen Koffer und Kirsch hatte noch zwei Taschen zu tragen.

„Ganz schön viel Gepäck, Chef“, rief Eugen Kirsch kurz zu, denn irgendwie musste Eugen auch schon nach Luft schnappen.

„Haben Sie noch Kartoffeln geladen?“, lachte Eugen, als er den schweren Koffer weiterschleppte.

„Nein, aber du weißt ja, man muss halt doch einige Klamotten mitnehmen. An der Ostsee ist es nicht so warm wie am Oberrhein. Aber irgendwie kommt es mir vor, dass es da oben im Norden auch immer wärmer wird“, meinte Kirsch zu Eugen, der nur nickte.

„Wo hast du das Auto stehen?“, wollte Kirsch von Eugen wissen, der nur nach vorne blickte, in die Richtung zeigte und schnurstracks zum Auto lief.

„Moni geht’s noch?“, fragte Kirsch leise, denn auch Moni schnappte auch immer mal wieder nach Luft.

„Nächstes Jahr nehmen wir aber nicht mehr so viel an Kleidung mit“, brachte Kirsch nur noch kurz hervor und dann waren sie auch schon am Auto angelangt.

Als die Koffer verstaut waren, fuhren sie los zum Kirsch-Haus in Wiesenbach. Es war ein Schwarzwaldhaus „en miniature“, schon Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und einfach schnuckelig anzusehen mit den kleinen Gardinen, einem Erker und den vielen Blumenkästen rund ums Haus, in denen die verschiedensten Blumen blühten.

„Das Haus steht ja noch!“, war alles war Kirsch hervorbrachte und Moni hatte nur noch Augen für ihre Blumen.

„Frau Schnell ist wirklich zuverlässig, alles blüht“, freute sie sich, als sie ihr Anwesen sah und den Garten drum herum begutachtete.

„Gut, dass es Frau Schnell, die Nachbarin gibt, die hat gut auf das Haus aufgepasst“, bemerkte Moni dann weiter zu Kirsch.

Gleich darauf verschwand sie im Haus.

„Eugen komm mit rein und trink einen Wein oder ein Bier mit uns und dann musst du mir alles haarklein erzählen, was in der Zwischenzeit in Wiesenbach passiert ist“, bat Kirsch Eugen, der sich nicht zweimal bitten ließ und schon mal im kühlen Wohnzimmer Platz nahm.

„Ich würde ein Bier trinken, das ist bei diesen Temperaturen einfach besser.“

„Mal schauen, was noch im Kühlschrank ist, aber ich habe einige Flaschen reingetan, bevor wir fortgefahren sind, ich weiß doch, dass du gerne ein Bierchen trinkst.“

„Eigentlich hätte ich dir ja was von der Ostsee mitbringen müssen, ein kühles „Flens“ wäre jetzt auch gut, aber das Gepäck, du verstehst“, entschuldigte sich Kirsch quasi bei Eugen, dass es kein „Flens“ gab.

„Ist nicht schlimm, ich trinke auch gerne ein gutes, heimatliches, Schwarzwälder Bier“, bemerkte Eugen.

„Übrigens ich habe schon mal das „Flens“ auch bei uns entdeckt, Chef“, warf er dann noch dazwischen ein.

Und dann fing Eugen an zu erzählen.

„Ein TV-Team war vor ein paar Tagen in Wiesenbach und hat einen Bericht über den antiken Schatz des Ehepaares von Monroe für das Fernsehen gedreht. Es gibt da einen ganz besonderen Ring, einen Keltenring, von unschätzbarem Wert.“

„Darüber wurde im Fernsehen berichtet?“, fragte Kirsch ungläubig nach.

„Ja, Chef“, versicherte er heftig.

„Ich hab es auch erst nicht glauben wollen, weil das heizt ja die Diebe richtig an“, gab er weiter zu bedenken.

„Da kommt Arbeit auf uns zu, das spüre ich schon in meinem kleinen Zeh‘“, meinte Kirsch noch gelassen, aber mit angespannter Stimme und gerunzelter Stirn.

„Ach, Chef, malen Sie doch nicht schon jetzt den Teufel an die Wand. Das ist alles ganz gut abgesichert. Ich war ja dabei, sozusagen als Aufpasser vom Dienst.“

„Du mit deiner Gutgläubigkeit, aber wir wollen uns jetzt den Abend nicht verderben lassen“, meinte Kirsch nachgiebig und prostete ihm kräftig zu, denn auch Kirsch freute sich wieder auf sein Zuhause.

Eugen und Kirsch saßen noch ziemlich lange zusammen, denn es gab vieles zu berichten aus Wiesenbach.

Moni ging schon zu Bett, weil sie die lange Bahnfahrt doch etwas angestrengt hatte. Irgendwann fielen aber auch bei Kirsch die Augen zu und Eugen machte sich leise davon. Mitten in der Nacht wachte Kirsch auf und bemerkte, dass er auf dem Sessel eingeschlafen war. Das Bett zuhause ist doch das Beste und so wackelte Kirsch dann auch ins Schlafzimmer und legte sich zu seiner Moni ins Bett.

In der Nacht hatte er wieder so einen merkwürdigen Traum. Er war eingeschlossen in einem Raum, den er noch nie erblickt hatte. Alles strahlte und funkelte und ganz besonders ein Ring, der golden schimmerte und wunderbare kleine Schnörkel aufwies. Er wollte den Ring an sich nehmen, aber es gelang ihm nicht. Der Ring steckte fest und wenn er sich noch so anstrengte, der Ring wich nicht von der Stelle und war wie von magischer Hand festgehalten.

Kirsch wachte an diesem merkwürdigen Traum auf und stellte erfreut fest, dass er wieder in seinem Bett in Wiesenbach lag. Kein Ring war weit und breit zu sehen.

„Das fängt ja gut an“, dachte Kirsch bei sich und legte sich auf die Seite und bald war er auch wieder eingeschlafen. Aber es gab keine Fortsetzung des Traums.

Am Morgen wachte Kirsch gutgelaunt auf. Den Traum hatte er schon wieder vergessen. Moni werkelte auch schon in der Küche und pfiff so ein Liedchen vor sich hin.

„Gut geschlafen, Kirsch“, wollte sie schließlich von ihrem Ehemann wissen, der nur nickte.

Es war schon so ein herrlicher Kaffeeduft im Raum und er freute sich auf einen guten Kaffee und frische Brötchen mit Honig und Marmelade.

„Du warst schon in der Bäckerei?“, stellte er seine Frage direkt an Moni, die nickte und lachte.

„Ja, du Langschläfer, schau mal auf die Uhr. Es ist schon nach 9 Uhr. Du weißt ja, dass ich eine Frühaufsteherin bin und ich war auch schon bei Frau Schnell und habe mich bei ihr mit einem Blumenstrauß aus dem Garten für die Pflege meiner Blumen bedankt“, erzählte Moni glücklich.

„Jetzt trinken wir erst mal Kaffee und dann schauen wir, was wir heute noch unternehmen könnten, denn am Montag ist wieder „Kiminaltango“ angesagt, lachte Kirsch und freute sich über den schönen Sonntagmorgen.

„So, so Kriminaltango tanzt du da, mit wem denn, mit der Staatsanwältin oder mit Helen“, lachte auch Moni und ging ins Schlafzimmer, um die Betten zu machen.

„Was machen wir denn heute noch? Hier herumsitzen will ich nicht den ganzen Tag, das muss ich dann wieder nächste Woche im Kommissariat“, meinte Kirsch und machte schon mal Vorschläge.

„Wollen wir die Wanderstiefel packen und an den Feldberg fahren oder ins Elsass“, hatte Kirsch weitere Vorschläge parat und wartete gespannt auf Monis Antwort.

„Du weißt doch, dass ich diese Orte liebe“, sagte Kirsch noch etwas leise, mehr zu sich selbst, und seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz.

„Ja, Kirsch, du kannst es dir aussuchen, ich mache alles mit“, erwiderte darauf Moni, die schon mal in den Keller lief, um die Stiefel und die Rucksäcke zu holen.

„Allerdings habe ich jetzt nicht so viel im Haus, das wir verspeisen könnten auf unserer Wanderung, aber ein schönes Stückchen Speck ist noch da, Brot habe ich schon mitgebracht und außerdem können wir auch irgendwo einkehren, was meinst du, Bernhard?“

Für Kirsch war es ganz ungewohnt, dass Moni Bernhard zu ihm sagte. Das kam nicht so oft vor, das waren keine großen Augenblicke, ansonsten gefiel ihr der Name „Kirsch“ so gut. Er war kurz und bündig und das passte einfach besser zur pragmatischen Moni.

„Bernhard meint“, sagte lachend Kirsch zu ihr „wir fahren an den Feldberg, da denke ich nicht immer wieder an den Keltenring. Moni, ich hab nämlich so ein komisches Gefühl, dass mit dem Keltenring noch genügend Arbeit auf mich zukommt“, entgegnete Kirsch immer leiser werdend.

„Du immer mit deinen Gefühlen und Ahnungen, was soll schon geschehen?“, beruhigte Moni ihren Mann, der immer etwas pessimistischer war als sie.

„Also dann nichts wie los – der Berg ruft!“, ging Kirsch schon mal gleich ins Badezimmer, um sich herzurichten.

„Dann kehren wir in einer gemütlichen Wirtschaft im Schwarzwald ein!“, freute sich Moni schon auf ein deftiges Essen.

„Wir stellen den Wagen in Hinterzarten ab und dann wandern wir zum Feldsee und wenn du noch Lust und Muße hast, dann gehen wir den Berg noch hoch zum Feldberg, das wär doch was“, meinte Moni zu Kirsch.

„Ja, so machen wir es, wenn ich meine praktische Frau nicht hätte“, nickte Kirsch so vor sich hin und freute sich auch auf einen schönen Sonntag und eine schöne Wanderung in der noch sommerlich warmen Schwarzwaldluft.


Kirsch und der Ring der Keltengöttin

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