Читать книгу Kirsch und der Ring der Keltengöttin - Ursula Hass - Страница 8
Kapitel 4
ОглавлениеKirsch hatte wie immer eine unruhige Nacht. Das war einfach eines seiner Probleme, dass er sich so in seine Fälle richtig verbiss und sie ganz persönlich nahm. Das sagt selbst Moni seine Frau. Auch sie konnte noch nicht ans Einschlafen denken, da sie noch ein bisschen den smarten Polizeipräsidenten vor Augen hatte.
Kirsch wälzte sich im Bett immer wieder einmal hin und her und dann hatte er wieder einen Traum. Er befand sich in einem dunklen Verließ. Am Boden lag er selbst und über ihm lachen sich Elise und Rudolf von Monroe kaputt. Schweißgebadet wachte Kirsch auf, der sich allerdings vornahm, sich bei seinen Ermittlungen nicht von diesem Traum beeinflussen zu lassen.
„Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Ehepaar mit dem Raub des Ringes was zu tun hat“, murmelte Kirsch noch schlaftrunken in sein nasses Kopfkissen hinein.
Moni lag mit einem fast verklärten Gesicht neben ihm und schlief ganz vermummt in ihrem Bett mit ruhigen Atemzügen.
Als Kirsch Moni so ruhig neben sich sah, drehte er sich auch auf die andere Seite, um weiter zu schlafen.
„Was soll’s, irgendwie werden wir die Räuber finden“, murmelte er und räkelte sich in seinem Bett.
„Ja, ich nenne sie Räuber, denn Diebe, das wäre zu einfach“, wiederholte er richtig trotzig und aufgebracht und so einfach abhaken konnte er diesen dreisten Raub einfach nicht.
Am anderen Morgen machte sich Kirsch zunächst einen Kaffee. Und der würzige Kaffeeduft durchzog das ganze Haus und weckte auch Moni, die eigentlich ansonsten vor Kirsch aufstand. Aber die Aufregung gestern war auch für sie zu groß und so ist auch ihr Schlaf ziemlich unruhig verlaufen.
„Ich lass sie noch schlafen“, dachte Kirsch, aber da stand Moni schon in der Tür und strich sich das erhitzte Haar aus dem Gesicht.
„Bist du schon auf?“
„Ja, was glaubst du, was heute los ist, da kann ich doch nicht ruhig schlafen“, meinte Kirsch und ging zum Küchenschrank und steckte sich ein Brot in den Toast.
„Noch ein Tässchen Kaffee gefällig?“, lächelte Moni Kirsch zu, der sich nicht zweimal bitten ließ.
„Ja, mach sie nur voll, die Tasse, ich brauche heute den Kaffee als Lebenselixier und Aufputschmittel.“
Kirsch verabschiedete sich von Moni, die ihm noch nachwinkte, bevor sie sich wieder in ihr Küchenparadies aufmachte. Und Kirsch spazierte schnellen Schrittes ins Kommissariat. Unterwegs traf er wie immer auch Johanna Merkle, die wieder mit Kopfhörern in den Ohren joggte.
„Hallo Hanna, steht wieder ein Marathon an?“, wollte Kirsch lachend von Hanna wissen.
„Nein, diesmal nicht, ich will mich nur körperlich fit halten“, meinte sie und joggte wieder um die Ecke.
Eugen kam wie immer aus der Bäckerei, wo er wieder Brezeln und Croissant für die Besprechung holte. Alles war wie immer, alles ging seinen gewohnten Gang, wenn nur nicht im Hinterkopf von Kirsch dieser fürchterliche Raub spuken würde.
„Irgendwie würde ich den jetzt gerne ausblenden, mich irgendwo „hinbeamen“, wenn das so einfach wäre.“ Kirsch machte sich so seine Gedanken auf dem Weg ins Kommissariat.
Ein so schöner spätsommerlicher Tag und da muss man sich wieder mit den dunkelsten Machenschaften abgeben.
Helen kam Kirsch auch schon entgegen und reichte ihm die Liste mit den Personen, die beim Tea-Dinner anwesend waren.
„Das hat später Zeit, besorge mir noch einen Antragszettel für eine Dienstreise, Helen“, bat Kirsch seine Assistentin.
„Ich muss in die Schweiz, dort gibt es Kommissar Späni, der kennt sich mit solchen Raubdelikten am besten aus. Dort fahre ich heute hin, nach Zürich“, gab Kirsch schnell weitere Anweisungen an Helen weiter.
„Derweil kümmert ihr euch hier um alles. Wo sind denn Huber und Drechsler, noch im Urlaub?“, wollte Kirsch dann noch wissen.
„Ja, Chef, sie sind beide noch im Urlaub, da müssen wir eben alleine ran“, erwiderte Helen, die dann Kirsch mit einem Lächeln aufmuntern wollte.
„Wann kommen die beiden wieder aus dem Urlaub zurück?“, bohrte Kirsch ungeduldig weiter.
„Ich kümmere mich darum, ich weiß es auch nicht genau“, erwiderte Helen.
„Ist ja gut, Helen“, Kirsch bedankte sich bei seiner treuen Assistentin, auf die er sich hundertprozentig verlassen konnte.
Eugen kam dann auch die Treppen hochgelaufen, natürlich mit einer Tüte voller Brezeln und Croissant, die er an die Kollegen verteilte, die schon mit ihren dampfenden Kaffeetassen sehnsüchtig auf die schmackhaften Backwaren warteten.
„Wollen Sie auch noch einen Kaffee trinken, bevor Sie losfahren?“, meinte Helen zu Kirsch.
„Ja, Helen, ich trinke noch eine Tasse und nehme noch ein Croissant, denn Zeit zum Essen habe ich nicht“, meinte Kirsch, der gleich an sein Telefon ging und seinen Kollegen Späni in Zürich anrief.
„Hallo Geni, kann ich heute zu dir kommen, ich habe nämlich ein Problem“, rief Kirsch ziemlich laut und schnell ins Telefon.
„Ja, Kirsch, du und dein Problem, was ist es denn diesmal?“, meinte der Schweizer Kommissar Geni Späni zu Kirsch.
„Das sag ich dir wenn ich bei dir bin, nicht dass noch mein Telefon abgehört wird, man kann ja nie wissen. Es ist alles noch sehr geheim“, flüsterte Kirsch ins Telefon und seine Rede klang ziemlich verschwörerisch. Selbst Helen und Eugen fragten sich weshalb Kirsch nur so leise flüsterte.
„Gut, Bernhard, ich erwarte dich im Büro in Zürich. Du kennst dich ja aus“, erwiderte Späni und freute sich auf seinen Kollegen aus dem Schwarzwald, den er schon lange kannte.
„Ich bin so spätestens um 12 Uhr bei dir“, antwortete Kirsch knapp.
Und dann machte sich Kirsch auf den Weg in die schöne Schweiz, wo ihn Geni Späni, mit großer Spannung erwartete. In Zürich angekommen fuhr er auf dem schnellsten Weg ins Kommissariat.
„Nimm Platz, Kirsch, willst du einen Schweizer Bohnenkaffee und ein Schweizer „Leckerli“, meinte Späni zu Kirsch.
„Ja, gerne“, sagte Kirsch und ein bisschen verfiel er dann auch in den warm klingenden Singsang der Schweizer Sprache.
Kirsch ist in der Nähe der Schweizer Grenze aufgewachsen, so dass er diesen Dialekt immer noch beherrschte und sein Akzent auch nie ganz hochdeutsch war.
„Jetzt erzähl mal, Kirsch, was ist los, weshalb kommst du so mir nichts dir nichts in die Schweiz gefahren, da muss es sich schon um was Wichtiges handeln“, meinte Späni zu Kirsch.
„Ich komme in einer geheimen Mission. Es geht nicht um Mord, sondern um einen raffinierten Diebstahl“, fing Kirsch etwas umständlich zu erzählen an.
„Bei uns in Wiesenbach gibt es ein altes Landgut mit dem Namen Amalienburg. Dort wohnt Rudolf von Monroe mit seiner Frau Elise, die eine berühmte Fernsehköchin und –autorin ist. Ihr Mann ist der bekannte Frankfurter Unternehmer von Monroe, der sich auch als Autor von Sachbüchern einen Namen gemacht hat. Von seinem Großvater besitzt von Monroe einen alten Keltenring, den sein Großvater selbst auf der Schwäbischen Alb ausgegraben hat. Irgendwie war er bis dato immer noch im Familienbesitz.“
„Von Monroe hatte kürzlich eine Pressekonferenz, wo er den Ring präsentierte, weil er ihn jetzt endlich dem Land Baden-Württemberg übergeben wollte“, brachte Kirsch in einer Kurzfassung die weiteren Details der Geschichte hervor.
„Und wann geschah dann der Diebstahl?“, fragte Späni voller Interesse nach.
„Es gab eine wunderschöne Tea-Time bei Monroes, wo ich und meine Frau auch eingeladen waren und bei dieser Gelegenheit ist dieser Ring gestohlen worden“, erläuterte Kirsch die Tat.
„Was unter deinen wachen Augen ist es passiert. Das ist schon etwas seltsam und peinlich für dich, Kirsch“, schmunzelte Späni.
Aber Kirsch war deshalb nicht ungehalten, denn er kannte ja seinen Freund schon lange und der durfte diese Kritik schon äußern, zumal sie ja auch im Spaß gemeint war.
„Ja, deshalb kümmere ich mich ja auch selbst darum, weil ich bin schon ganz untröstlich, dass es während meiner Anwesenheit passiert ist, das kannst du mir glauben, Geni“, erwiderte Kirsch.
„Das kann ich mir denken“, antwortete Geni Späni lachend.
„Der Ring hat einen immensen Wert, ich glaube er ist mit einer Million oder mehr versichert“, sagte Kirsch etwas unwirsch, denn gerne wollte er an sein Versagen nicht erinnert werden, auch nicht von seinem Freund.
Allerdings hatte er ja niemals erwartet, dass der Ring so am helllichten Tag und noch während einer Tea-Time und während seiner Anwesenheit gestohlen werden würde.
„Du kannst dir ja denken, dass ich alles daran setze, dass der Ring wieder gefunden wird, bevor er an einen Sammler und ins Ausland geht“, meinte Kirsch zu Späni.
„Du bist doch hier der Experte, was solche Raubdelikte betrifft“, erinnerte Kirsch seinen Freund an diverse Delikte, die Späni schon aufgeklärt hatte.
„Ich möchte dich hier nur an den Fall mit der ägyptischen Sphinx erinnern. Diesen Fall hast du brillant gelöst und die Diebe konnten nicht viel ausrichten.“
„Ja, aber Interpol hat mir dabei sehr geholfen“, gab Späni gewissermaßen entschuldigend zu.
„Das weiß ich, deshalb auch meine Bitte an dich, dass du mir deine Verbündeten oder deine Kontakte nennen könntest“, ging Kirsch auf sein Anliegen ein.
„Kirsch, ich helfe dir gerne. Hat die Spusi schon Spuren entdecken können“, wollte Späni dann von Kirsch wissen.
„Ich habe noch keinen Bericht von der Spusi, weil ich gleich zu dir fahren wollte, damit ich keine Zeit verliere. Die Informationen zu den Spuren kann ich dir nachliefern“, äußerte sich Kirsch schon etwas entspannter, weil er wusste, dass er sich hundertprozentig auf seinen Freund verlassen konnte.
„Das ist richtig, ich will mal in unserer Datei nachsehen, denn dabei handelt es sich sicherlich um eine internationale Bande, die sich auf solche Diebstähle spezialisiert hat“, so Späni.
„Kann ich mal meine beiden Assistenten anrufen. Vielleicht gibt es schon Informationen, die man dir gleich übermitteln kann?“, fragte Kirsch nach.
„Natürlich, tu dir keinen Zwang an!“
Helen war am Telefon.
Eugen war nochmals zur Villa gefahren und wollte sich alles ganz genau anschauen, informierte Helen den Kommissar.
„Übrigens Chef, Huber und Drechsler kommen erst wieder nächste Woche, Montag, ins Büro“, wandte Helen weiter ein.
„Gehen die eigentlich immer zusammen in Urlaub, wie Zwillinge?“, brachte Kirsch etwas ungehalten seine Meinung vor.
„Nein, aber durch unseren Fall, Sie wissen ja, Herr Kirsch, waren sie ja bis zum Schluss eingesetzt, und konnten so auch nicht früher gehen“, erwiderte Helen, die den Kommissar wieder etwas besänftigen konnte.
„Ist ja gut, Helen, ich weiß, ich war etwas ungehalten, aber die Zeit drängt“, gab Kirsch zu bedenken.
„Ich bin bald fertig bei meinem Freund Späni, dann fahre ich wieder zurück“, erwiderte Kirsch.
„Noch was, Helen, ist schon der Bericht der Spusi vorrätig, dann faxe ihn doch bitte zu Herrn Geni Späni an das Kommissariat in Zürich“, gab Kirsch doch noch eine weitere, wichtige Anweisung an Helen.
„Ich gebe dir die Faxnummer gleich durch.“
Zu Späni gewandt, erhielt er von ihm die Faxnummer und noch einige Namen von Interpol, die Experten auf dem Gebiet von Raubkunst waren.
Außerdem wollte sich Späni mal umhören, ob bei den Antiquitätenhändlern in Zürich und Basel sich etwas tat.
„Mehr kann ich jetzt für dich nicht tun, Kirsch“, entgegnete Späni, der jedoch versicherte, dass er Kirsch bei diesem Fall gerne behilflich ist.
„Ich danke dir, Geni, für deine Hilfe, wenn ich mehr weiß, melde ich mich, kannst dich darauf verlassen“, meinte Kirsch zu Späni, der sich dann herzlich vom Schweizer Kommissar verabschiedete.
„Eigentlich sollten wir uns mal wieder im Hotzenwald treffen, was meinst du, Kirsch?“
Späni kam nämlich aus Laufenburg aus der Schweiz und Kirsch aus Laufenburg in Deutschland und die beiden kannten sich schon viele Jahre. Deshalb war auch Kirsch sicher, dass er in Späni einen guten Verbündeten hatte und einen guten Freund, der ihm sicherlich noch bei diesem Fall zu Diensten war.
„Also mach‘s gut, Kirsch, und melde dich, wenn du mehr weißt, was ich auch mache“, so Späni zu Kirsch.
Im Nu war Kirsch wieder an seinem Auto und er fuhr dann gemächlich über Schaffhausen zurück. Die Landschaft am Hochrhein kannte er noch von seiner Jugendzeit her und irgendwie waren ihm auch die Menschen, obwohl sie manchmal einen etwas eigenwilligen Humor haben, einfach sehr vertraut.
Kaum fuhr Kirsch über die Grenze, kam ein Anruf von Helen. Kirsch konnte an an einer guten Stelle das Auto anhalten, denn eine Freisprechanlage hatte er nicht in seinem Auto und er kannte sich nicht so damit aus. Als er den Hörer abnahm, hört er Helen, deren Stimme sich fast überschlug.
„Was ist los, Helen, beruhige dich, ich verstehe fast nichts“, gab Kirsch von sich, bevor dann Helen so richtig loslegen konnte.
„Linette, das Dienstmädchen der von Monroes ist ermordet worden“, prustete Helen ins Telefon.
„Wer hat sie denn gefunden?“, fragte Kirsch völlig überrascht nach.
„Der Gärtner, die Eheleute von Monroe sind nicht mehr da. Als Eugen zur Villa, hatte niemand geöffnet und dann hatte er den Gärtner gesehen, der ließ ihn dann ins Haus und dabei haben sie die tote Linette gefunden“, erzählte Helen, die sich jetzt wieder etwas beruhigt hatte und ihre zuerst hektische Stimme klang dann auch schon wieder ganz normal.
„Okay, schick die Spusi hin, Eugen ist ja noch da, er soll mal alles inspizieren, aber nichts berühren, ich komme so schnell wie möglich“, betonte Kirsch ziemlich energisch zu Helen.