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Kapitel 8

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Es war ihr unerklärlich, weshalb sie diesen Brief erhalten hatte. Er enthielt keine gute Nachricht. Ein Mann wurde beschuldigt, dass er mit einer Firma krumme Dinge gemacht hatte. Sie wusste gar nicht zuerst, was sie mit diesem Brief anfangen sollte. Am liebsten hätte sie ihn gleich weggeworfen. Aber dann las sie ihn immer wieder. Weshalb schickte man ihr diesen Brief? Was sollte sie tun, ihn einfach ignorieren, aber dann würde man ihr vorwerfen, dass sie sich nicht um die Angelegenheit kümmern würde? Also entschloss sie sich, der Sache doch auf den Grund zu gehen. Sie überlegte hin und her. Wen konnte sie einweihen, denn inzwischen war ihr klar, dass sie alleine da stand, ganz alleine. Denn keiner weihte sie ein, keiner wusste etwas, keiner hatte etwas gesehen. Sie hatte ihren Mann, aber hatte er an diesen Dingen Interesse? Sicherlich würde er sagen: „Wirf ihn doch einfach weg, oder verbrenne ihn, zerreiße ihn in Tausend Fetzen!“ Sie hatte schon mehrfach bei ihrem Mann angesetzt zu sprechen, aber er wollte einfach nichts davon wissen.

Dann hatte sie ja noch ihre zwei Töchter. Aber auch die beiden konnten mit diesem Brief nichts anfangen. Deshalb hatte sie dann diese Idee, doch der Sache auf den Grund zu gehen, weil das war auch ihre Natur, einer Sache auf den Grund zu gehen. Doch das war nicht gewollt. Weshalb nicht? Weshalb sollte alles so geheim abgehen? Was war der Grund hierfür? Natürlich durfte nichts herauskommen, nicht, dass es zu viel Öl gab und nicht, dass hier das Paradies beschädigt wurde. Und als sie wieder auf ihrem Weg in ihr Paradies war, das aber nicht mehr ihr Paradies war, denn andere hatten es aus lauter Gier, aus Geldgier, aus Habgier und aus Macht in den Tod geschickt. Das Paradies war gestorben für sie, aber auch für die Anderen. Und die Anderen wollten auch nichts davon wissen, und sie haben auch den Tod für dieses Paradies nicht kommen sehen, für dieses Stückchen Erde, bei dem man dem Himmel ein Stück näher war.

Sie hatte es ja gespürt bei der großen Versammlung direkt auf der Wiese. Nur sie hatte es nicht vorher kommen sehen. Sie war blind auf beiden Augen, weil sie eben vertraut hatte. Aber Wörter sind Schall und Rauch, das hatte sie da erlebt. Sie hatte entsetzt zusehen müssen, wie ihr Paradies vor ihren eigenen Augen von anderen in Grund und Boden gestampft wurde. Einfach so, ohne Wenn und Aber. Nur weil man es nicht zugeben wollte oder konnte oder einfach vergessen hatte, dass es noch Ehre, Scham und Respekt und ein Gewissen, auch untereinander, geben sollte.

Sie hatte eine Tafel mitgebracht, auf der sie viele Zahlen geschrieben hatte, Zahlen, die wichtig waren. Aber nur für sie, nur sie allein konnte diese Zahlen zuordnen. Es gab noch eine Person, die diese Zahlen auch kannte? Weshalb sollte man diese Zahlen schützen und für wen? Wie oft hatte sie sich diese Fragen gestellt, die sie aber nicht weiterbrachten, weil die Anderen sie gar nicht hören wollten. Zahlen sind auch Schall und Rauch.

Deshalb hatte sie dann an der Tür geklingelt, die Adresse lag noch in ihrer Hand. Es hatte ihr eine Frau aufgemacht, die ihr aber auch nicht helfen wollte oder konnte. Wäre sie Mutter Theresa gewesen, hätte sie ihr vielleicht geholfen. So aber war sie vielleicht auch nur eine Hexe oder eine Zauberin, die ihren Mann verhext hatte.

Dann sah sie nur wie die beiden Polizisten in ihren Uniformen sie ergriffen und sie fortführten. Die Alte brachte nur noch ein hämisches Lachen hervor. Die beiden Polizisten gaben ihr, nicht der Hexe, noch einen Stoß und sie landete direkt in der Hölle und dort sah sie wieder diese Teufelsfratze, die auch nur ihr hässliches Gesicht ihr entgegenstreckte und mit ihren langen, spitzen Fingern in die Hände klatschte. Doch da kamen dann die Herren in Weiß und sie versank wieder in ihren Winterschlaf. „Träume weiter kleine Mondfee!“, hörte sie noch die letzten Worte einer Frau und dann war dunkle Nacht um sie.

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