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Kapitel 2 Erfreuliche Begegnung

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Diese etwas unangenehmen Umstände haben bewirkt, dass ich einem wunderbaren Menschen begegnet bin.

Zwei Krankenschwestern schoben mein Bett in ein helles Zimmer, in dem bereits zwei Betten standen. In dem einen lag eine ältere Dame, die an Darmkrebs erkrankt war und kaum Notiz davon nahm, dass ein neues Bett ins Zimmer geschoben wurde. Die andere Frau, die in meinem Nachbarbett lag, sah mich freundlich an und begrüßte mich herzlich. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass sie Gerti hieß, fünfzehn Jahre älter war als ich und zwei erwachsene Söhne hatte.

Es ging von ihr so ein wohlwollendes Stahlen und eine unbesiegbare Lebensfreude aus, dass ich es gar nicht glauben konnte, als sie mir erzählte, dass sie an Krebs erkrankt sei und eine große Operation vor sich hätte, die ihre Lunge und das Zwerchfell beträfen. Sie erzählte das ohne jede Wehleidigkeit. Eigentlich hatte sie schon früher einen Operationstermin gehabt, aber den konnte sie nicht wahrnehmen, weil sie kurz vorher an einer Darmgrippe erkrankt war. Die Tatsache, dass ich ausgerechnet ihren Termin bekommen hatte, war sofort etwas Verbindendes zwischen uns beiden.

Sobald ich wieder einigermaßen auf den Beinen war, gingen wir zusammen auf den Flur der Station und in kurzer Zeit hatten wir eine Gruppe von Menschen unterschiedlichen Alters fröhlich plaudernd um uns versammelt. Schließlich waren wir so ausgelassen, dass wir nach Kuschelrock-Songs, die aus einem kleinen Kofferradio erklangen, tanzten und sangen, obwohl einige von uns noch schwere Operationen vor sich hatten.

Gerti sah aus wie das strahlende Leben und wirkte in ihrem Jogging-Anzug als wäre sie auf dem Weg zum Fitness-Studio, um ein bisschen Sport zu treiben.

Dass sie schon seit vielen Jahren Krebs am Knie hatte und daran nach anfänglicher Fehldiagnose mehrfach operiert worden war, ahnte niemand, der sie so sah. Erst recht hätte man nicht gedacht, dass sie eine schwere Krebsoperation vor sich hatte. Sie wirkte so unbeschwert und hatte ein Ohr für jeden, der über seine Ängste reden wollte.

Mir ging es bald wieder so gut, dass ich das Krankenhaus verlassen konnte. An dem Tag, an dem ich entlassen wurde, schob man Gertis Bett in den Operationssaal und ich war froh, dass ich sie ein Stück auf dem Gang begleiten und ihr alles Gute wünschen konnte. Ein bisschen nervös war sie jetzt schon, aber so heiter wie immer. Kein Mensch in dem ganzen Krankenhaus hatte sich mir so tief eingeprägt wie diese tapfere Frau.

Kaum war ich zu Hause, da überlegte ich, ob ich sie nicht mal im Krankenhaus besuchen sollte.

Sobald es bei mir mit dem Autofahren – trotz meiner 16 cm langen Narbe – wieder so einigermaßen klappte, fuhr ich die 30 Kilometer bis zur Klinik, um Gerti dort zu besuchen. Ich hatte mich nicht angekündigt und war etwas unsicher, ob ich willkommen war. Dann schien es aber, als hätte sie nur auf mich gewartet. Auf meine Frage: „Darf ich dich zum Essen einladen?“, erwiderte sie kurz: „Ja, gerne!“ Trotz ihrer schmerzenden Wunde ging sie mit mir in ein Lokal in der Nähe der Uni-Kliniken. Sehr lebendig erzählt sie mir von ihrem Mann, der in der Klinik, in der wir beide auch operiert worden waren, gelegen hatte. Er war an einem Bronchial-Karzinom gestorben. Sie hatte mit ihrem Mann einige Jahre in Peru gelebt und ihr ältester Sohn ist auch da geboren. Gerne wäre sie in Peru geblieben, aber ihr Mann wollte zurück nach Deutschland, weil er Heimweh nach seiner Mutter hatte.

Für Gerti war das Leben in Peru perfekt und es fühlte sich für sie wohl so an, als hätte ihr Mann sie aus dem Paradies vertrieben, als er sie nach Deutschland zurück schickte. Sie sollte das ‚Nest‘ für seine Ankunft bereiten, ein Haus in der Nähe einer Müllverbrennungsanlage, in deren Umkreis es schon damals zu auffallend vielen Krebserkrankungen gekommen war. Ihr Mann kam erst ein Jahr später nach Deutschland.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich Gerti im Krankenhaus besucht habe. Von Mal zu Mal schien es ihr etwas besser zu gehen.

Schließlich wurde sie entlassen und sie fragte mich, ob ich sie auch einmal zuhause besuchen würde. Das tat ich natürlich gerne, denn es war einfach angenehm mit ihr zusammen zu sein, sich mit ihr zu unterhalten, zu scherzen und etwas zu unternehmen.

Bei den Besuchen in ihrer Wohnung erfuhr ich noch mehr von Gerti. Sie hatte nach dem Tod ihres Mannes das gemeinsame Haus verkauft und war mit ihrem jüngeren Sohn in eine wunderschöne Eigentumswohnung gezogen. Der in Peru geborene ältere Sohn war schon aus dem Haus. Er ging seinem Beruf nach und kam nur gelegentlich zu Besuch.



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