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4.

In unserem Dorf, aus dem Bertram verschwand, als hätte es ihn nie gegeben, lebten etwa 500 Leute. Arbeiter, Bauern, Handwerker und Hausfrauen. Wir waren fast alle katholisch, gehörten also zur Gesamtheit des Christentums römisch-katholischer Prägung, was daran zu merken war, dass wir sonn- und feiertags in die Kirche gingen, mindestens zweimal jährlich beichteten, uns regelmäßig die Kommunion abholten, am Karfreitag und Aschermittwoch kein Fleisch aßen, jede Woche eine Mark in den Klingelbeutel warfen und unser Vieh, die Häuser und Autos segnen ließen.

Die Frauen blieben zu Hause, kümmerten sich um Haus und Hof, um Alte und Kinder. Die Männer gingen schaffen. So nannten sie das. Schaffen gehen. Man sah es ihren Händen an. Wer nicht schwitzte, abends nicht mit leerem Magen und krummem Rücken nach Hause kam, hatte nicht geschafft.

Sie halfen sich gegenseitig beim Häuserbauen und Autoreparieren, arbeiteten viel, waren geschickte Handwerker, die alles konnten, versumpften aber regelmäßig in unseren Kneipen, und die Frauen zuhause sagten: Oh, diese Kerle! Unsere drei Gasthäuser waren gut besucht: Ettens, Arnoldy und das Sonneck. Bitte ein Bit. »Mach mal drei Schnaps, Martha! Und schreib‘s an!«

Wir lebten wie in einem Kokon, der uns schützte, aber damals schon ein Loch hatte, durch das hin und wieder jemand verschwand. So wie Bertram. Bloß dass Bertram nicht deshalb verschwand, weil ihm die Welt in unserem Dorf zu eng geworden war oder weil er woanders eine Arbeit gefunden oder eine Frau kennengelernt hatte.

Vom letzten Tag ein Stück

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