Читать книгу Corona Magazine #353: April 2020 - Uwe Anton - Страница 12
Pandemie – der schleichende Tod
Оглавлениеvon Reinhard Prahl
Der Beginn
Es beginnt immer auf dieselbe Weise. Einige Menschen infizieren sich mit einem gefährlichen Krankheitserreger und tragen von nun an unwissend Gevatter Tod in sich. Ein kleines Husten, ein Händedruck, der Verzehr und das Teilen von Nahrung oder das Anfassen eines alltäglichen Gegenstandes können genügen, um die Kiste der Pandora unwiderruflich zu öffnen. Und der Tod lässt sich nicht lange bitten. Er kommt erst schleichend und unsichtbar und schlägt dann mit der Wucht eines Hammerschlages zu. Innerhalb weniger Wochen breitet sich das Virus, Bakterium oder Prion aus und beginnt sein schreckliches Werk zu verrichten. So erleben wir es derzeit etwa mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, das die Lungenkrankheit COVID-19 auslöst. Zum Zeitpunkt der Abgabe dieses Artikels gab es weltweit etwas mehr als zwei Millionen bestätigte COVID-19-Fälle mit über 200.000 Toten. Allein in Deutschland hatten sich bis Redaktionsschluss 159.000 Menschen infiziert, über 6000 waren an den Folgen der Viruserkrankung gestorben.
Diese kurze Statistik ist durchaus angsteinflößend, vermittelt aber nur einen Hauch der fürchterlichen Ausmaße, die eine Pandemie annehmen kann. Im Gegensatz zu einer Epidemie, die lokal begrenzt auftritt, wird als Pandemie eine länder- und sogar kontinentübergreifende Infektionskrankheit bezeichnet. Die SARS-CoV-2-Pandemie ist ein erschreckendes, aber passendes Beispiel hierfür. Im November 2019 in der chinesischen Provinz Wuhan aufgetreten, verbreitete sich die neue Variante des SARS-CoV-Virus von 2003, der damals rund 770 Menschen das Leben kostete, rasend schnell über den Erdball und hinterlässt derzeit in zahlreichen Ländern der Erde eine Spur der menschlichen und wirtschaftlichen Verwüstung.
Die Pest – Geißel der Menschheit
Im Gegensatz zu einigen historischen Pandemien verläuft die derzeitige allerdings noch verhältnismäßig mild. Zwischen 165 und 180 n.Chr. wütete im römischen Reich die sogenannte Antoninische Pest, deren Ursache bis heute ungeklärt ist, möglicherweise aber auf den Pocken beruhte. Ihr fielen zwischen sieben und zehn Millionen Menschen zum Opfer. Nur 70 Jahre später wurde das gebeutelte Reich wieder von den Pocken heimgesucht und forderte erneut zahlreiche Menschenleben.
Die erste Welle
Die erste große Pandemie, die sicher auf das gefährliche, vom Rattenfloh übertragene Bakterium Yersinia pestis zurückzuführen ist, datiert auf das Jahr 541 und brach im Byzantinischen Reich aus. In 15 bis 17 Wellen wütete der Erreger in den Ländern des Weltreiches und tötete Millionen. Eigentlich war der sporenlose und unbegeißelte Bazillus in seiner Urform, Yersinia pseudotuberculosis, für den Menschen relativ ungefährlich und stammte wohl aus Asien. Im Lauf seiner Evolutionsgeschichte mutierte er dann irgendwann. Fortan verursachte er unter anderem die Beulenpest oder Lungenpest und löste so zwischen 1346 und 1353 eine der bis heute verheerendsten Pandemien in der Geschichte der Menschheit aus.
Die Pest im Mittelalter
Ihren Anfang nahm die Seuche bereits zwischen 1338 und 1339 in einer christlichen Gemeinschaft der assyrischen Kirche am Yssykköl-See im heutigen Kirgisistan. Kurze Zeit später erkrankten erste Menschen auf der Krim und in Sarai an der Wolga, die zum Reich des mittelalterlichen mongolischen Khanates der Goldenen Horde gehörten. Bereits 1346 erreichte die Pest Europa, als die Goldene Horde die von Genuesern besetzte Stadt Kaffa (das heute Feodossija auf der Krim) belagerte. Berichten zufolge spannten die Mongolen an der Pest verstorbene Krieger auf Katapulte und schleuderten sie in die Stadt, was zur schnelleren Ausbreitung beitrug. Über das weit verzweigte Handelsnetz der Genueser gelangte der Schwarze Tod schließlich nach Messina auf Sizilien und über den Landweg nach Frankreich, Venedig, Österreich, Deutschland, Norwegen, Schweden, England und Irland, das 1349 die ersten Todesfälle verzeichnete. Innerhalb kürzester Zeit waren ganz Europa sowie Teile Russlands und Afrikas betroffen. Yersinia pestis fuhr eine schreckliche Ernte ein. Ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung, circa 25 Millionen Menschen, fand den Tod, davon allein 200.000 in den Jahren 1348 und 1349 in Norwegen.
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Niemals besiegt
Zwischen 1665 und 1714 trafen drei weitere Wellen Europa und forderten mehr als eine Million Todesopfer. Die dritte große Pest-Pandemie überraschte die Welt Ende des 19. Jahrhunderts. Ausgehend von Yunnan in China gelangte die Krankheit bis Hongkong. Hier konnte 1894 der Schweizer Arzt Alexandre Yersin den Erreger endlich identifizieren und die zweifelhafte Ehre in Anspruch nehmen, dass das Pest-Bakterium nach ihm benannt wurde. Obwohl die Übertragungswege von Yersinia pestis ebenfalls geklärt werden konnten, breitete sich die Pest wiederum in viele Teile der Welt bis in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und verschlang rund zwölf Millionen Menschenleben. Bis heute ist die Pest nicht besiegt. Obwohl man die Krankheit gut mit Antibiotika behandeln kann, ist der Erreger nicht kleinzukriegen. Allein zwischen 1978 und 1992 meldete die WHO (World Health Organization) Ausbrüche in 21 Ländern, darunter die USA. Seit Mitte der 90er Jahre ist die Pest wieder auf dem Vormarsch. Auf Madagaskar hält sich das Bakterium besonders hartnäckig. Die WHO registriert seit 2008 immer wieder Ausbruchsherde, mit insgesamt 600 Todesfällen bis zum Ende des Jahres 2017.
Die Spanische Grippe – Der schnelle Tod
Nachdem in den Jahren 1910 und 1911 noch einmal 45.000 bis 60.000 Menschen an der Pest gestorben waren, schien Ruhe auf der Erde einzukehren. Erkrankungen wie die Cholera, Pocken oder Typhus führten zwar auch weiterhin zu tausenden Verlusten an Leben. Doch eine Pandemie, die sich über große Teile der Welt erstreckte, blieb aus, bis 1918 das Influenzavirus A/H1N1 die Welt zu verheeren begann. Grippewellen suchen die Menschheit wahrscheinlich bereits seit Jahrtausenden heim und haben im Lauf der Zeit bei vielen Menschen für Anpassungen des Immunsystems gesorgt. Dennoch sterben auch heute noch zwischen 250.000 und 645.000 Personen jährlich an den Atemwegserkrankungen, die durch eine Influenza-Infektion ausgelöst werden.
Die Spanische Grippe in Amerika
Gegen die Spanische Grippe, die ihren Namen daher hat, dass Spanien als neutrales Land in der späten Phase des ersten Weltkriegs die ersten Meldungen über die Seuche herausgab, erscheinen diese Zahlen aber dennoch geradezu harmlos. Dabei verlief die Pandemie, die innerhalb von zwei Jahren zwischen 25 und 50 Millionen Opfer kostete, zunächst wie jede andere Grippewelle auch. Sie begann wahrscheinlich im US-Bundesstaat Kansas und verbreitete sich über Truppenbewegungen nach Europa. Die erste Welle im Frühjahr 1918 verzeichnete zwar ein enormes Ansteckungspotential, im Verhältnis dazu aber relativ wenige Todesfälle. Der milde Verlauf wiegte die Welt in Sicherheit.
Der Tod fährt mit
Der Beginn der wesentlich tödlicheren zweiten Welle wird auf August 1918 datiert, als auf dem norwegischen Frachter Bergesfjord erste Fälle der Spanischen Grippe auftraten. Fast gleichzeitig meldeten Frankreich, Dakar, der Senegal, Sierra Leone in Westafrika und viele Militärlager in den USA unverhältnismäßig hohe Ansteckungsraten. In den Lagern grassierte die Spanische Grippe sogar so stark, dass drei von einhundert Soldaten starben. Militärärzte horchten erschreckt auf und forderten umfangreiche Quarantänemaßnahmen. Die Ansuchen wurden aber aufgrund der Kriegssituation abgeschmettert und die kranken Soldaten, auf engen Schiffen eingepfercht, nach Europa verfrachtet. Sechs von einhundert Männern überlebten die Tortur nicht.
Doch auch in den Städten wütete die Krankheit wie nie zuvor. Allein in der Woche zwischen dem 17. und 23. Oktober 1918 registrierte man in den USA 21.000 an der Spanischen Grippe gestorbene Menschen, die sich erst wenige Tage zuvor infiziert hatten. In Europa, Südamerika, Asien, Afrika und auf den pazifischen Inseln starben Menschen in so großer Anzahl, dass in einigen Städten weder genug Särge noch Gräber zur Verfügung standen, eine erschreckende Parallele zu der Situation, wie wir sie heute in Madrid, New York und Städten in Norditalien erleben. In Indien, das in dieser Zeit zusätzlich unter den Strapazen einer Hungersnot litt, starben fünf von einhundert Erkrankten, was eine ungewöhnlich hohe Letalitätsrate darstellt. Doch auch Mexiko war mit rund 440.000 Toten stark betroffen. Das immer noch kriegsgebeutelte Europa kümmerte sich in einer Zeit, in der sowieso wöchentliche Listen mit tausenden gefallenen Soldaten veröffentlicht wurden, wenig um die Auswirkungen der Spanischen Grippe, was die Zählung der Leichen erheblich erschwerte.
So geisterhaft, wie sie erschien, verschwand die Spanische Grippe wieder. Im Gegensatz zu anderen Grippe-Pandemien oder auch der aktuellen COVID-19-Welle starben an der Infektion übrigens überwiegend jüngere Menschen. Nach Schätzungen waren 99% aller Verstorbenen unter 65 Jahre alt. Dies sollte uns auch in heutiger Zeit ein warnendes Beispiel sein.
Andere Grippewellen
Obwohl das Influenzavirus 1933 isoliert werden konnte und die Virologen ihrem Feind damit zum ersten Mal sprichwörtlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, hat sich bis heute nicht viel daran geändert, dass wir ihm, abgesehen von immer neuen Impfungen, mehr oder weniger hilflos begegnen. Das Virus erscheint äußerst anpassungsfähig und tritt in immer neuen Varianten auf. Die Asiatische Grippe kostete 1957 und 1958 zwischen einer und zwei Millionen Menschenleben, während die Hongkong-Grippe des Subtyps A/H3N2 1968 bis 1970 mehr als eine Million Tote forderte. Nur sieben Jahre später breitete sich der Typ A/H1N1 in Form der Russischen Grippe erneut aus und forderte 70.000 Seelen. 1995 und 1996 hatte die Bundesrepublik ca. 30.000 Tote zu beklagen, wobei 8,5 Millionen Menschen an einer Virusgrippe erkrankten. Die ab 2004 registrierten Varianten Vogelgrippe und Schweinegrippe wirkten sich mit insgesamt 19.000 Opfern zwar weniger vernichtend aus, ihr zoonotischer Charakter zeigt aber, wie anpassungsfähig und gefährlich das Virus mitsamt seiner zahlreichen Mutationen ist.
HIV – aus den Köpfen, aus dem Sinn
Als am 2. Oktober 1985 der Hollywood-Star Rock Hudson an AIDS verstarb, sprach plötzlich die ganze Welt über das erst zwei Jahre zuvor von den französischen Virologen Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi entdeckte Retrovirus. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Welt allmählich klar, dass sie einer neu- und besonders bösartigen Pandemie gegenüberstand, die bis heute über 36 Millionen Erkrankten das Leben nahm und in einigen afrikanischen Ländern wie Swasiland, Botswana oder Lesotho bis zu ein Viertel der 15- bis 49-Jährigen betrifft. Zwar ist weltweit ein Rückgang der Neuinfektionen und Sterbefälle zu verzeichnen, doch in einigen hochindustrialisierten Ländern wie Russland hat sich die Zahl der HIV-Infizierten innerhalb von fünf Jahren sogar verdoppelt.
Auch das HIV-Virus ist äußerst hartnäckig. Eine Heilung, wie etwa bei einigen Hepatitis-Arten, ist bis heute nicht möglich. Das liegt unter anderem am Vermehrungszyklus, wozu das HIV-Virus Wirtszellen benötigt, die den CD4-Rezeptor (ein Glykoprotein an der Oberfläche von Zellen des Immunsystems) auf ihrer Oberfläche haben. Vor allem die T-Helferzellen dienen als Reservoir, weshalb bei Erkrankten auch regelmäßig die Anzahl dieser Zellen bestimmt werden. Ist eine Zelle erst einmal infiziert, kann sie das Virus als T-Gedächtniszelle lange in sich tragen und als Reservoir dienen. Aus diesem Grund können antiretrovirale Medikamente die Infektion zwar soweit eindämmen, dass das Virus praktisch kaum oder nicht mehr nachweisbar ist; setzt man die Medikamente aber ab, kommt es zu einem Rückfall.
HIV heute in Deutschland
In Deutschland spielen HIV und AIDS in der öffentlichen Wahrnehmung leider kaum mehr eine Rolle. Waren vor einigen Jahren noch zahlreiche Plakate und Werbespots zu sehen, die vornehmlich bei jungen Menschen um den Gebrauch von Kondomen warben, sind die Mahnungen heute fast vollständig aus der Medienlandschaft verschwunden. Doch das Robert-Koch-Institut ging noch Ende 2018 davon aus, dass in Deutschland fast 88.000 Menschen mit einer HIV-Infektion leben, wovon geschätzt 10.600 nichts davon ahnen, dass sie eine tickende Zeitbombe in sich tragen.
Ebola, oder wie ein Film die Menschen das Fürchten lehrte
Mitte der 70er Jahre gingen furchterregende Bilder einer Epidemie im Sudan und in Zaire um die Welt. Menschen mit schweren hämorrhagischen Fiebersymptomen, Blutungen aus Mund und Nase, geplagt von Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Erbrechen und Durchfall waren zu sehen. Die Presse berichtete erstmalig über ein neuartiges Virus, das seinen Ursprung offenbar am Fluss Ebola hatte und später nach diesem benannt wurde. Abgesehen von den fürchterlichen Symptomen, war die hohe Sterberate der Infizierten noch sehr viel beängstigender als bei der Pest oder Spanischen Grippe. Im Sudan starben 151 von 284 Erkrankten. In Zaire zeigte das Ebolavirus eine noch grässlichere Fratze. 284 von 318 erfassten Patienten verloren innerhalb kürzester Zeit ihr Leben. Damit lag die Fallsterblichkeit bei 88%. Das Ebolavirus, das eine Gattung aus der Familie der Foloviridae ist, gehört also nicht umsonst zu den tödlichsten und aggressivsten der Welt und wird vom Center for Disease Control and Prevention (CDC) vollkommen zu Recht als Kampfstoff der Kategorie A geführt.
Schlimmer als jeder Film
Der nächste größere Ebola-Ausbruch in Gabun, der Demokratischen Republik Kongo und Südafrika verlief etwa zeitgleich mit dem Erscheinen des Pandemie-Thrillers Outbreak – Lautlose Killer in den Jahren 1994, 1995 und 1996. Der Film von Wolfgang Petersen mit Dustin Hoffmann, Morgan Freeman, Rene Russo und Donald Sutherland in den Hauptrollen ist zwar nicht vollends realistisch, zeigt aber doch sehr eindrücklich eben jene Bilder von Infizierten, die bereits 1976 die Zuschauer der Nachrichten erschüttert hatten. So drang das Ebola-Virus, das im Film allerdings nicht ausdrücklich so genannt wird und in puncto Übertragungswege und Inkubationszeit nicht mit dem realen Vorbild übereinstimmt, in die Popkultur der 90er Jahre vor. Von nun hatte jeder Mensch, der den Film gesehen hatte, eine Ahnung davon, welche Auswirkungen eine Ebola-Pandemie weltweit haben könnte.
Der Kritiker Denis Hoffmann schrieb passend auf Zelluloid.de: »Man könnte meinen, Petersen hätte sich mit der Natur verbündet. Fast pünktlich zum Kinostart häufen sich die realen Schlagzeilen über die Ebola-Epidemie in Zaire. Dadurch erhält der Film einen zusätzlichen Beklemmungsfaktor, den er aber eigentlich gar nicht gebraucht hätte.« Wie prophetisch diese Aussage klingt, zeigt sich, wenn man sich erneut die Sterbefallrate anschaut, die während der 90er-Jahre-Ausbrüche stets sehr hoch zwischen 50% und 81% lag.
rvSV-ZEBOV – ein Ausweg?
Seit einigen Jahren versucht man den fünf Ebola-Virusspezies Bundibugyo Ebolavirus, Reston Ebolavirus, Sudan Ebolavirus, Tai Forest Ebolavirus und Zaire Ebolavirus mittels eines Impfstoffs auf die fadenförmige oder auch bazillusförmige sprichwörtliche Pelle zu rücken. Seit 2014 liefen Tests verschiedener Impfstoffe an Menschen. Besonders vielversprechend zeigt sich der Wirkstoff rVSV-ZEBOV, der laut WHO als erster wirksam und abschließend sicher getestet werden konnte. Als im Sommer 2018 eine neue Ebola-Epidemie die Demokratische Republik Kongo zu überrollen drohte, startete die dortige Regierung erfolgreich eine Impfkampagne. Bis November 2018 erhielten mehr als 28.000 Menschen den Wirkstoff, und auch klinische Studien zeigten höchst erfreuliche Ergebnisse. Das ändert natürlich leider nichts daran, dass bis heute kein wirksames Virostatikum existiert und man im Grunde genommen bei Betroffenen nur die Symptome lindern kann. Doch wenn rVSV-ZEBOV erst einmal flächendeckend eingesetzt wird, kann man dem Ebola-Monster vielleicht irgendwann seinen Schrecken nehmen.
SARS-CoV, MERS-CoV, SARS-COV-2 – Verlangsamen ist alles
Seit 2002 beschäftigt die Menschheit nun eine Virusgruppe, die den Namen Coronaviridae (Corona = deutsch: Krone) trägt und ursprünglich bei Wirbeltieren wie Vögeln, Fischen oder Säugetieren auftrat. Das SARS-assoziierte Coronavirus, das 2002/2003 die erste bekannte Pandemie mit der Erkrankung SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome = schweres akutes Atemwegssyndrom) auslöste, verfügt über eines der umfangreichsten Genome unter den sogenannten RNA-Viren (Viren, deren Erbmaterial aus Ribonukleinsäure besteht). Intensive Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass das Virus seinen Ursprung wahrscheinlich in einem in Fledermäusen vorkommenden Vorfahren hatte. Dieses Virus entwickelte sich zum humanpathogenen SARS-CoV weiter und verbreitete sich 2002 und 2003 über die Welt. Im Jahr 2003 gelang es schließlich auch, das noch unbekannte Coronavirus zu isolieren. Bis dahin waren allerdings über 700 Menschen gestorben.
MERS-CoV
2012 sorgte ein weiterer Vertreter der Corona-Familie, MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) für Aufsehen. Wiederum von Fledermäusen ausgehend, überträgt sich das Virus auf Dromedare und von dort aus sporadisch auf den Menschen. Mensch-zu-Mensch-Ansteckungen sind höchstwahrscheinlich sehr selten, was zu einer relativ geringen Infektionsrate führt. Dennoch erkrankten auf der Arabischen Halbinsel immerhin rund 2.500 Personen, wovon mehr als 850 starben, was einer Fallsterblichkeit von sehr besorgniserregenden 34% entspricht.
Covid-19 – es hat gerade erst begonnen
Damit endet dieser Artikel dort, wo er begann, mit der COVID-19-Pandemie, die seit Ende November 2019 die Welt in Atem hält.
Das Virus SARS-CoV-2 stellt eine so neuartige Variante dar, dass bislang noch immer diskutiert wird, welche Tiergruppen als Ursprung des zoonotischen Erregers gelten können. Hoch im Kurs steht die Hufeisennasen-Fledermaus, bei der man bereits das verwandte SARS-CoV-1-Virus nachgewiesen hatte. Doch kurze Zeit später fand man im Malaiischen Schuppentier Coronaviren mit einer genetischen Übereinstimmung zu SARS-CoV-2 von 90% und sogar 99% in einer bestimmten Region, die dem Virus die Bindung an die für ihn so wichtigen ACE-Rezeptoren (hilft bei der Regulierung des Volumenhaushaltes des menschlichen Körpers und reguliert den Blutdruck) ermöglicht. Die Gefährlichkeit dieses neuen Erregers wird deutlich, wenn man sich die Infektionskurve genauer anschaut. Am 07. März 2020 meldete die WHO über 100.000 Infizierte weltweit sowie 3.486 Tote. Wie eingangs berichtet, liegt die Infektionsrate fast genau einen Monat später 10-mal höher, die Sterberate sogar 20-mal. Es sollte klar sein, dass COVID-19 noch lange nicht besiegt sein wird, und es ist fraglich, ob ein Impfstoff tatsächlich auf Dauer den gewünschten Erfolg bringt oder ob sich das Virus als ähnlich anpassungsfähig wie das Influenza-Virus erweisen wird. Der Kampf hat gerade erst begonnen, und es liegt in unserer Hand, ihn nicht zu verlieren.