Читать книгу Corona Magazine #353: April 2020 - Uwe Anton - Страница 13
Pandemie im SciFi- und Horrorfilm
Оглавлениеvon Thorsten Walch
Das Thema ist in aller Munde, hat uns alle im Griff. Sein Name lautet »Pandemie«. Noch bis vor relativ kurzer Zeit konnte sich kaum jemand vorstellen, dass der Begriff eine Relevanz über Bücher, Filme, Comics oder auch Computerspiele des vorwiegend phantastischen Genres hinaus erlangen könnte. Und zwar genau bis zur derzeitigen weltweiten Situation.
Die Science-Fiction, so sagt man, hat stets einen visionären Charakter: Nicht wenige technische Errungenschaften, die es ursprünglich nur auf Celluloid oder Druckpapier gab, sind nach einer Weile Wirklichkeit geworden. Doch leider lässt sich dies auch mühelos auf vieles Negative übertragen, das ebenso Eingang in unsere Realität gefunden hat, darunter auch Szenarien aus dem benachbarten Horror-Genre. Wir vom Corona Magazine möchten zeitgemäß nachfolgend einen kleinen Ausschnitt der SciFi– und Horrorfilme und auch TV-Serien vorstellen, die sich dem Thema »Pandemie« gewidmet haben … teilweise lange Zeit, bevor es damit begann, unsere Wirklichkeit zu bestimmen.
Weltraum-Viren: Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All
Zu den bekanntesten Science-Fiction-Filmen, die sich der Pandemie-Thematik widmen, gehört bis heute der 1971 entstandene Andromeda —Tödlicher Staub aus dem All von Regisseur Robert Wise. Dieser führte zuvor Regie bei so unterschiedlichen Filmen wie dem Musical Meine Lieder, meine Träume (1965) oder später Star Trek: Der Film (1980). In Andromeda —Tödlicher Staub aus dem All geht es um eine US-Militärraumsonde, die nach Beendigung ihrer Mission in der Wüste von New Mexico niedergeht. Allerdings wurde die Sonde mit einem unbekannten Bakterium offenbar außerirdischer Herkunft kontaminiert. Binnen allerkürzester Zeit rafft eine grauenhafte Seuche fast alle Einwohner der nahegelegenen Kleinstadt Piedmont sowie die Soldaten dahin, die die Sonde bergen sollten: Das gesamte Blut im Körper gerinnt zu Pulverform. Die beiden einzigen Überlebenden sind ein wenige Tage alter Säugling sowie ein alternder Alkoholiker. Im Auftrag der Regierung werden der Wissenschaftler Dr. Jeremy Stone (Arthur Hill) und sein aus den Dres. Dutton (David Wayne), Leavitt (Kate Reid) und Hall (James Olson) bestehendes Team in einem hochgeheimen unterirdischen Laborkomplex mit der Bezeichnung »Steppenbrand« einquartiert, um den »Andromeda« genannten Bakterienstamm zu erforschen und ein Gegenmittel zu finden. Die Seuche breitet sich inzwischen zunehmend im gesamten US-Bundesgebiet aus und befällt plötzlich auch unbelebte Materie, die sich durch sie aufzulösen beginnt. Der Präsident zieht schließlich gar eine atomare Bombardierung betroffener Gebiete in Erwägung, um die Ausbreitung einzudämmen. Dr. Stone und sein Team haben mittlerweile herausgefunden, dass es sich bei dem Bakterium um einen Einzeller auf kristalliner Basis handelt, der seine infektiöse Wirkung durch Einatmen erhält. Fieberhaft gehen sie auf die Suche nach den Gemeinsamkeiten zwischen dem Neugeborenen und dem alten Trinker, die sich für beide als lebensrettend erwiesen haben …
© Universal Pictures
Andromeda gehört zu der Art von Filmen, in deren Genre-Bezeichnung das Wort Science in Science-Fiction besonders hervorgehoben wird. Romanautor Michael Crichton besaß Universitätsabschlüsse in Medizin und Biologie. Bereits in der literarischen Vorlage des Films, die er 1969 als 27-jähriger verfasste, punktet er mit reichlich wissenschaftlichen Hintergründen, was Regisseur Wise nahtlos auf die Verfilmung überträgt. Die ausnehmend realistische Schilderung einer unbekannten Bedrohung und damit verbunden der zumindest anfänglichen Machtlosigkeit der irdischen Wissenschaft macht den überaus spannenden und äußerst beklemmenden Film bis heute zu einem Meilenstein der (im wahrsten Sinne des Wortes) wissenschaftlich orientierten Science Fiction. Das 2008 entstandene 2-teilige TV-Remake von Ridley und Tony Scott kann trotz einiger unbestrittener Qualitäten dem Original nicht das Wasser reichen.
Der letzte Mensch auf Erden: Der Omega-Mann
Aus dem gleichen Jahr wie Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All, 1971, stammt auch Der Omega-Mann, in dem Charlton Heston (Ben Hur) unter der Regie von Boris Sagal die Rolle des (vermeintlich) letzten Menschen auf der Erde spielt. Im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Ansätzen in Andromeda ist Der Omega-Mann jedoch mehr ein actionreicher Endzeit-Streifen mit Elementen des Horrorfilms und nahm in seinem Szenario Teile des acht Jahre später erschienenen Kultklassikers Mad Max vorweg. Auch Der Omega-Mann basierte auf einer literarischen Vorlage, dem Roman Ich bin Legende von Richard Matheson, welcher bereits 1954 erschien. Die erste Verfilmung war schon 1964 mit Horror-Ikone Vincent Price in der Hauptrolle unter dem Titel The Last Man On Earth entstanden, doch hatte es der Film nicht bis in die deutschen Kinos geschafft. Obwohl Der Omega-Mann abgesehen von einigen Modernisierungen weitgehend der Romanhandlung folgt, wurden die nicht-menschlichen Überlebenden wesentlich intelligenter als im Buch und auch den beiden anderen Verfilmungen dargestellt.
In (für damalige Zeiten) naher Zukunft kommt es zu einem Weltkrieg zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China, in dessen Verlauf biologische Waffen zum Einsatz kommen. Einer der verwendeten Bakterienstämme mutiert und wird zu einer Gefahr für die gesamte restliche Welt. Die wenigen Überlebenden der Seuche degenerieren zu bleichen Vampir-Zombie-Hybriden, die kein Sonnenlicht mehr ertragen können und zunehmend tierisches Verhalten annehmen. Der Militärbiologe Dr. Robert Neville (Charlton Heston) kann zwar ein Antiserum entwickeln, stürzt auf dem Weg zur Massenfertigung jedoch mit dem Hubschrauber ab und kann sich lediglich selbst damit impfen. Seitdem ist der Wissenschaftler der titelgebende Omega-Mann, der im entvölkerten Los Angeles sein Leben gegen die bleichen Untoten verteidigen muss. Diese nennen sich schlicht »die Familie« und stehen unter der Führung von Bruder Matthias (Anthony Zerbe). Nachts machen sie gnadenlos Jagd auf Neville. Dabei macht Neville die Bekanntschaft einer Gruppe von Jugendlichen, die von der Seuche und ihren verheerenden Auswirkungen bisher verschont geblieben sind, doch ist einer der jungen Leute bereits erkrankt. Neville versucht, das Leben des Jungen zu retten …
Freilich besitzt Der Omega-Mann bei Weitem nicht die Tiefe des erstgenannten Films und ist eher dem Unterhaltungsbereich zuzuordnen. Wenn Charlton Heston mit einem großkalibrigen Gewehr Jagd auf die Untoten macht (die sich übrigens allesamt biblische Namen gegeben haben und das Ende der Welt predigen), fühlt man sich gleich mehrmals an Rambo und Konsorten erinnert. Dennoch ist auch in Der Omega-Mann der erhobene Zeigefinger nicht zu übersehen. 2008 wurde Mathesons Ich bin Legende übrigens ein drittes Mal verfilmt, diesmal unter dem Originaltitel (auch bei uns heißt der Film I Am Legend) und mit Will Smith (Bad Boys For Life) in der Hauptrolle. Obwohl man die Seuchenopfer hierin wieder zu den zombiehaften Gestalten des Romans machte und der Film echten Schauwert hat, weicht er noch weiter von der literarischen Vorlage ab als Der Omega-Mann.
Die Zombie-Apokalypse
Unbestritten gehört die Furcht vor völligem Verlust der Selbstkontrolle und des Ich-Bewusstseins zu den ausgeprägtesten menschlichen Urängsten.
Ganz sicher liegt hierin auch einer der Grundgedanken bei der Beschäftigung des Horror-Genres mit der Pandemie-Thematik.
Bekanntestes und wegweisendstes Beispiel jenes Subgenres, in dem eine Pandemie aus einem Großteil der Menschheit mörderische fleischfressende Untote gemacht hat, ist zweifellos George A. Romeros Klassiker Dawn Of The Dead von 1978. Für die deutsche Kinoauswertung erhielt er anfangs den schlichten Titel Zombie, der für inoffiziell veröffentlichte Videotheken-Bootlegs in den 80er-Jahren gar auf Zombies im Kaufhaus erweitert wurde. Dawn Of The Dead (belassen wir es beim Originaltitel) war der zweite Teil einer Filmreihe von George A. Romero, welche dieser 1968 mit der No-Bugdet-Produktion Die Nacht der lebenden Toten begonnen hatte. Dieser Film war 1971 auch kurzzeitig in deutschen Kinos gelaufen, hatte jedoch keinerlei Anklang gefunden und war hierzulande unbekannt. Dawn Of The Dead schildert in sehr drastischer und damals noch nie zuvor gesehener Weise den Überlebenskampf einer Gruppe von Menschen in einer großteils von Untoten bevölkerten Welt. Wer von den mörderischen Horrorgestalten gebissen wird, verwandelt sich binnen kürzester Zeit selbst in einen von ihnen. Lediglich am Rande erhält der Zuschauer den Hinweis darauf, dass ein Virus hierfür verantwortlich sei, über dessen Ursprung man jedoch nichts weiter erfährt. Hubschrauber-Pilot Andrews (David Emge), seine schwangere Freundin Francine (Gaylen Ross) und die Polizisten Peter (Ken Foree) und Roger (Scott H. Reiniger) müssen auf dem Dach eines verlassenen Einkaufszentrums notlanden. Dieses ist nicht allein von den Untoten, sondern auch von einer plündernden Rockerbande bevölkert, und die vier versuchen, aus der infernalischen Situation zu entkommen.
Natürlich geht es sowohl in Dawn Of The Dead als auch seinen vier ebenfalls von Romero inszenierten Fortsetzungen und diversen Neuverfilmungen vorwiegend um den hohen Splatter-Faktor. Der Film enthält Gewaltdarstellungen, die auch für abgebrühte Zuschauer der damaligen Zeit nur schwer zu verkraften waren, und entwickelte sich allein deshalb zu einem riesigen Erfolg. Es gab dutzendweise Nachahmungen unterschiedlichster Qualität. Trotzdem muss ganz klar hervorgehoben werden, dass Romeros Dead-Reihe auch sehr offene sozialkritische Züge besitzt: Nicht zuletzt geht es darin auch um die fortschreitende Entmenschlichung während der Pandemie, die bei Weitem nicht allein die seelenlosen Untoten betrifft.
Einem (allerdings nur auf den ersten Blick) recht deutlich an Romero angelehnten Stil folgt die populäre, mittlerweile 10 Staffeln umfassende TV-Serie The Walking Dead (seit 2010). Sie basiert auf der kürzlich eingestellten Comic-Reihe gleichen Titels von Robert Kirkman und Tony Moore. Produziert wird sie von Frank Darabont und Gale Anne Hurd für den Bezahl-Fernsehsender FOX. Auch hier erfährt man so gut wie nichts über die Umstände, die zur geschilderten Zombie-Apokalypse geführt haben. Nach Romero-Art wurde auch hier der Großteil der Bevölkerung der Erde von einem namenlosen Virus im Zuge einer weltweiten Pandemie in fleischfressende Untote verwandelt. Der ehemalige Sheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln) schart eine Gruppe von Überlebenden um sich, darunter den toughen Daryl (Norman Reedus), die einstmals unterdrückte Hausfrau Carol (Melissa McBride), die Schwertkämpferin Michonne (Danai Gurira) und viele weitere mehr. Gemeinsam versuchen sie, wenigstens ein Stück der verlorengegangenen Zivilisation wieder neu zu errichten. Dabei stellen sich ihnen im Laufe der Staffeln vielerlei Gegner in den Weg, darunter der brutale Negan (Jeffrey Dean Morgan) und die psychopathische Alpha (Samantha Morton), die jedoch auf ihre Weise ebenfalls nichts anderes wollen, als lediglich in dem endzeitlichen Szenario zu überleben.
The Walking Dead, welches mit Fear The Walking Dead bereits seit 2015 eine Ablegerserie bekommen hat und ab demnächst mit The Walking Dead: World Beyond eine weitere erhalten wird (beide zu sehen bei Amazon Prime), zeichnet sich durch eine Mischung aus niemals zuvor im TV gezeigter Splatter-Härte (… die Romero mitunter vor Neid erblassen lassen würde …) und großer Tiefe der Charaktere aus. Diese werden als Menschen mit Sorgen und Nöten und nicht nur als reines Kanonenfutter für Gore-Szenen gezeigt. So geht es unter anderem auch um die Auswirkungen auf Überlebende, die versuchen, wieder zu einer halbwegs zivilisierten Lebensweise zurückzufinden, sowie um das stets geschilderte Trachten danach, die eigene Menschlichkeit zu erhalten.
Einem ähnlichen Muster folgte der bereits 2002 von Danny Boyle (Trainspotting) inszenierte 28 Days Later. Im Gegensatz zur namenlosen Zombie-Apokalypse Romeros erfährt der Zuschauer hier von einem in britischen Labors generierten »Wut-Virus«, mit dem als Versuchstiere gehaltene Schimpansen infiziert wurden. Als militante Tierschutzaktivisten die Affen befreien, kommt es zu einer englandweiten Pandemie, während der die Infizierten ebenfalls in fleischfressende Untote verwandelt werden. Im Gegensatz zu den schwankenden Romero-Untoten sind diese körperlich jedoch ziemlich gewandt und entsprechend schnell. 28 Tage später (daher der Titel) erwacht Jim (Cillian Murphy) in einem Londoner Krankenhaus, wo er von der Seuche bisher verschont geblieben ist. Nachdem Jim festgestellt hat, dass seine Eltern verstorben sind, macht er sich zusammen mit seinen unfreiwilligen Gefährten Selena (Naomi Harris), Mark (Noah Huntley), Hannah (Megan Burns) und Frank (Brendan Gleeson) auf den Weg nach Manchester, wo es in einer vom Militär kontrollierten Sperrzone unter dem Kommando von Major West (Christopher Eccleston) angeblich ein Heilmittel gegen die Seuche geben soll …
Der sehr intensive Streifen enthält deutlich weniger harte Gore- und Splattereffekte als Romeros Filme und gestaltet sich um einiges psychologischer, indem er sich mehr den Auswirkungen der Zombie-Apokalypse widmete sowie der Frage, was diese Apokalypse mit den Menschen macht.
Die 2007 entstandene Fortsetzung 28 Weeks Later des spanischen Regisseurs Juan Carlos Fresnadillo (Intruders) aus dem Jahre 2007 hingegen schildert den weiteren Fortgang der Geschehnisse aus der Sicht von Tammy (Imogen Poots), Andy (Mackintosh Muggleton), Scarlett (Rose Byrne) und Don (Robert Carlyle). Nachdem England zunächst wieder für »sicher« erklärt wurde und mit amerikanischer Unterstützung unter anderem durch Sergeant Doyle (Jeremy Renner) und seine Leute wiederbevölkert werden soll, erweist es sich, dass man dem »Wut-Virus« doch nicht so leicht beizukommen vermag, wie man sich erhofft hatte.
Obwohl sich auch dieser Film von zumeist billig produzierter Zombiefilm-Einheitskost durch seine Eindringlichkeit und höchstmöglichen Realismus abhebt, kann er dem ersten Film der Reihe dennoch nicht das Wasser reichen. Trotzdem ist das Spiel mit dem Wechsel aus Angst und Hoffnung in den Zeiten der Pandemie, die das zentrale Thema ist, hier durchaus hervorzuheben.
Gnadenloser Realismus
Zum Abschluss dieses Artikels soll es noch um zwei Filme gehen, die im Zeitraum von etwas mehr als 15 Jahren herauskamen und die Gefahr einer Pandemie in ähnlicher Weise thematisieren, sich dabei jedoch auf verschiedene Facetten konzentrieren.
Outbreak – Lautlose Killer ist der Titel des ersten der beiden Filme und entstand 1995. Unter der Regie des deutschen Hollywood-Imports Wolfgang Petersen (Das Boot) sind Dustin Hoffman, Rene Russo, Morgan Freeman und Donald Sutherland Akteure in einem sowohl actionreichen als auch beklemmenden Pandemie-Szenario, das es insbesondere in Sachen Schockeffekte mit so manchem gestandenen Horrorfilm aufnehmen kann. Ein besonderer Aspekt von Outbreak ist die in der Handlung immer wieder thematisierte Kluft zwischen den humanen und den militärischen Interessen in der gezeigten bedrohlichen Situation.
Ein jahrzehntelang für besiegt gehaltenes Virus aus dem afrikanischen Busch tritt dort erneut auf. Der Militärvirologe Daniels (Dustin Hoffman) findet bei der Untersuchung einer Blutprobe heraus, dass es sich um eine gefährliche mutierte Variante des Ebola-Erregers handelt. Daniels ahnt jedoch nicht, dass das »Motaba« genannte Virus seinen Vorgesetzten, den Generälen Ford (Morgan Freeman) und McClintock (Donald Sutherland) schon lange bekannt ist. Kurze Zeit später tritt das Virus in der kalifornischen Kleinstadt Cedar Creek auf und fordert schnell erste Todesopfer. Daniels schlägt zusammen mit seiner Ex-Frau Robby Keough (Rene Russo) gegen den Willen seiner Vorgesetzen eine mobile Forschungsstation in der Stadt auf. Während sich das Virus mehr und mehr ausbreitet, kommt der Virologe schließlich einer mörderischen Militärverschwörung auf die Spur …
So wie mehrere der in diesem Artikel genannten Filme ist Outbreak trotz des grundsätzlich realistischen Szenarios gleichfalls in erster Linie Unterhaltungskino mit entsprechenden Attributen. Dennoch handelt es sich um einen Film, der im Gedächtnis bleibt. Regisseur Petersen versteht es meisterlich, die Bedrohung durch das Virus auf sehr plastische Weise über die Grenzen der Kinoleinwand hinaus zu transportieren. So gibt es beispielsweise eine enorm eindrucksvolle Szene, in der mittels entsprechender Tricktechnik die Verbreitung des Virus durch Tröpfcheninfektion dargestellt wird – in einem vollbesetzten Kino. Der Verfasser dieses Artikels erinnert sich an überaus heftige Besucherreaktionen im Lichtspieltheater seiner damaligen Heimatstadt. Angesichts der Tatsache, dass viele verordnete Sicherheitsbestimmungen in der realen Pandemie-Situation durch den COVID-19-Erreger ignoriert werden, können Filmszenen wie diese einen durchaus pädagogischen Effekt auf Leute haben, die sich von der Gefahr nicht angesprochen fühlen.
Der zweite Film, der in diesem Zusammenhang genannt werden soll, trägt den Titel Contagion und wurde im Jahr 2011 von Regisseur Steve Soderbergh (Solaris) mit Matt Damon, Kate Winslet, Jude Law, Marion Cotillard und Gwyneth Paltrow in den Hauptrollen inszeniert. Während Outbreak bei aller ernsten Thematik eher dem Action-Genre zuzuordnen ist, lässt sich Contagion trotz gewisser Thriller-Elemente eher als eine psychologische Charakterstudie beschreiben.
Nach der Rückkehr von einer Dienstreise nach Asien leidet Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) an den Symptomen eines grippalen Infektes mit Fieber und Husten. Nur kurze Zeit später kollabiert sie und verstirbt in einem Krankenhaus. Während ihr Mann Mitch (Matt Damon) ihr beisteht, verstirbt auch Beths Sohn Clark (Griffin Kane). Mitch wird im Krankenhaus unter Quarantäne gestellt, erweist sich jedoch als immun gegen den Erreger, dem seine Frau und sein Stiefsohn zum Opfer gefallen sind. Wenig später bricht eine zunächst USA- und kurz darauf weltweite Pandemie aus. Infolgedessen geht es alsbald überwiegend um die verschiedensten Aspekte, die dies mit sich bringt: die Furcht der Regierungsbehörden vor einem Biowaffenanschlag; die unermüdliche Forschungsarbeit von Wissenschaftlern wie Dr. Mears (Kate Winslet) und Dr. Orantes (Marion Cotillard) zur Entwicklung eines Impfstoffs, aber auch um die Machenschaften des Scharlatans Alan Krumwiede (Jude Law), der sich durch den Verkauf eines wirkungslosen homöopathischen Präparates bereichern will.
Dem Realismus geschuldet, kommen viele der Hauptfiguren im Zuge der Handlung zu Tode, was den Film zu einem ebenso geeigneten Mittel der Warnung macht, wie es Outbreak auf seine Weise ist.
Hollywood von gestern
»Alles nur Film!«, mag man im sprichwörtlichen Gestern über Filme wie die hier vorgestellten Produkte gesagt haben. Nichts davon ist schließlich die Wirklichkeit. Dass die Zeiten sich geändert haben, muss an dieser Stelle sicherlich nicht eigens erklärt werden. Passen Sie auf sich auf – und bleiben Sie gesund!