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Expansionsgelüste

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Eine Eigenschaft hat die Normannen – bei diesem Namen, der sie von der wikingischen Herkunft abgrenzt, wollen wir von nun an bleiben – ganz zweifellos für lange Zeit zu „schwierigen“ Nachbarn gemacht; man könnte sie als eine Form von „Ellenbogenmentalität“ bezeichnen. Sie streben danach, sich eine Position der Stärke aufzubauen, und diese nutzen sie gerne aus, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet, Druck auf andere auszuüben und ihren eigenen Machtbereich zu erweitern. Kurz gesagt: Die Normannen erweisen sich als unbarmherzige „Expansionisten“ mit starkem Angriffsgeist (Abb. 5). Das ihnen ursprünglich zugewiesene Territorium in der Gegend von Rouen ist verhältnismäßig klein, ja bescheiden. Aber es ist nicht normannische Art, sich mit solchen Gegebenheiten zufrieden zu geben. So kommen Schritt für Schritt weitere Territorien hinzu. Die „Haute Normandie“ (Obere Normandie) wird um das Gebiet der „Basse Normandie“ (Untere Normandie) erweitert. Zwei Bereiche, zwischen denen es zeitweise zu beträchtlichen Spannungen kommt. Im Einzelnen handelt es sich u. a. um das Bessin (die Gegend um Bayeux) im Jahr 924 und das Hiémois (die Gegend um Falaise) 933. Das ist bereits unter Wilhelm I. Fakt. Außerdem kommen zu diesem Gebiet das Cotentin (die Gegend um Coutances) und das Avranchin (die Gegend um Avranches). Einerseits geht es bei dieser Politik um eine Machtprobe gegenüber Frankreich und andererseits müssen die neuen „Nachzügler“ aus Skandinavien integriert werden. Wilhelm I. gelingt dieses letztere Kunststück durch Heirat mit Gunnor, der Tochter eines norwegischen Fürsten. Der Schachzug erweist sich als so wirksam, dass R. A. Brown von einer „zweiten Gründung des zukünftigen Herzogtums“ sprechen kann.3 Die aggressive Außenpolitik der Rolloniden erinnert an das Vorgehen, das im 20. Jh. als „Salami-Taktik“ charakterisiert worden ist: ein Stück nach dem anderen. Diese Linie lässt sich bis zu Wilhelm „dem Eroberer“ verfolgen, der in den Jahren 1051/1052 Alençon, Domfront und das Passais hinzugewinnt. Aber so weit sind wir an dieser Stelle noch nicht.

Auch im Inneren ist das Herzogtum – auch hier wollen wir von nun an bei dieser Bezeichnung bleiben – durchaus nicht ohne Spannungen. Es gibt Gruppenbildung und Rangfolgekämpfe, die stets im Auge behalten werden müssen, wenn die Regierungsautorität sich behaupten soll. Auch hierfür wird die Zeit Wilhelms „des Eroberers“ typisch sein, besonders in den ersten Jahren, der Phase seiner Unmündigkeit.

Abb. 5

Kampfeslustige Expansionisten? Normannischer Ritter im Angriff.

Mit den Normannen nach England

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