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Kapitel 6

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Blume um Blume

Nach Hause finden.

(Jane Reichhold)

Der Schatten des Gipfelkreuzes wurde länger. Langsam näherte sich die Sonne der Gebirgskette am Horizont. Ich erhob mich und schulterte meinen Rucksack. Ausgeruht und gestärkt begann ich den Abstieg. Mühelos lief ich den mir jetzt bestens vertrauten Weg hinab. Als ich ein paar Stunden später meinen Landrover erreichte, den ich in einer Wiese am Fuße des Berges abgestellt hatte, hörte ich das erste Grollen über mir.

Der Himmel hatte sich verdunkelt. Das aufziehende Unwetter mahnte mich, schleunigst in mein Haus zurückzukehren. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, bevor die ersten Tropfen fielen. Bugsy und Pauline, die ich wegen der ihnen nicht zumutbaren Kletterei in den Felsen im Haus zurückgelassen hatte, stürmten mir entgegen und sprangen freudig bellend an mir hoch. Ein warmes Gefühl durchströmte mich. Es war einfach zauberhaft, derart liebevoll begrüßt zu werden. Auch wenn es „nur“ Hunde waren.

Wenig später umtoste ein gewaltiger Gebirgssturm heulend das Haus. Ein Blitz zerteilte die dunklen Wolken, gefolgt von einem krachenden Donner. Schlagartig wurde es finster im Haus. Im ganzen Tal waren die Lichter erloschen. Kompletter Stromausfall. Ich zündete ein paar der für diesen Fall bereitgelegten Kerzen an und entfachte das Feuer in meinem Kamin. Dann setzte ich mich in meinen Ohrensessel. Der starke Wind fegte über die Bergwiese neben meinem Haus und erzeugte Wellen in ihrem Gras. Die Wolken flogen tief über die Berggipfel. Sie sahen grau gelb und hässlich aus. Fasziniert beobachtete ich die Blitze, die den dunklen Himmel erleuchteten und die Wassertropfen des gegen die Fensterscheiben spritzenden Regens wie Perlen aussehen ließen. Die ihnen folgenden Donnerschläge erschreckten meine Hunde. Sie sprangen zu mir hoch und schmiegten sich an mich. Ich musste lächeln. Es war ein wunderbares Gefühl, mit meinen liebevollen Gefährten auf dem Schoß im Kerzenschein vor dem brennenden Kamin zu sitzen, während der Regen auf das Dach und gegen die Fensterscheiben prasselte. Dabei dem Ächzen und Stöhnen des starken Windes zu lauschen, der mit aller Kraft vergeblich an den massiven Wänden und den soliden Dachsparren des Hauses zerrte.

Ein noch nie erlebtes Gefühl der Geborgenheit und Wärme durchströmte mich. In diesem Augenblick war ich glücklich. Plötzlich musste ich an die Ereignisse denken, die nach dem hermetischen Gesetz von Ursache und Wirkung die Ursachen für diesen einmalig schönen Augenblick gewesen waren …


Limit up - Sieben Jahre schwerelos

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