Читать книгу Sonnig mit heiteren Abschnitten - V. A. Swamp - Страница 6
Mein Bruder, die Nervensäge
ОглавлениеIch blicke auf SCHÖNSTE HÄNDE. Ich versuche herauszufinden, ob sie verheiratet ist oder zumindest einen Freund hat. Aber sie geht auf meine Fragen nicht ein und tut so, als wenn sie mich nicht verstehen würde. Immerhin lässt sie mir genügend Zeit, Ihre Beine und ihre Hände zu bewundern. Scheiße, wenn man schon so alt ist. Dann kommt Strawinsky. Kommen ist Quatsch, er ist plötzlich da. Ich habe ihn bislang weder kommen noch gehen sehen. Wahrscheinlich bin ich zu sehr auf SCHÖNSTE HÄNDE fixiert.
Wie geht es Ihnen?
Ich denke, gesundheitlich geht es mir …,
ich mache eine kleine Pause und denke kurz nach,
… ganz gut.
Und wie geht es Ihrer Frau?
Die Frage überrascht mich. Wir haben doch noch gar nicht über Mona gesprochen. Wahrscheinlich hat Mona sich in Strawinskys Unterbewusstsein geschlichen. Das kann sie gut. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich habe keine Ahnung, wie es ihr momentan geht, aber das muss ich ja Strawinsky nicht unbedingt auf die Nase binden. Immerhin ist sie der Grund, dass ich bei Strawinsky gelandet bin.
Ich vermute, es geht ihr gut. Andernfalls hätte sie sich bestimmt bei mir gemeldet.
Ich schaue in Strawinskys irritiertes Gesicht.
Bitte sehr, die Liege steht für Sie bereit.
Ich mache mich lang.
Sie haben mir bei unserer letzten Sitzung über Ihren Vater berichtet. Über Ihre Mutter haben Sie mir noch nichts erzählt.
Ich denke nach. Meine Mutter. Als ich die zwanzig überschritten hatte, sprach sie öfter davon, dass ich immer ihr Lieblingssohn gewesen sei. Diese Liebe hat sie gezeigt, indem sie Kochlöffel und Teppichausklopfer auf meinem Hintern zertrümmerte, während mein Vater seine Pranken bevorzugte, die er mir am liebsten ins Gesicht schlug. Mit Liebesentzug wurde ich nie bestraft. Meine Eltern kannten keine Liebe, die sie mir hätten entziehen können. Aber das will ich Strawinsky nicht erzählen.
Sie stand unter der Fuchtel meines Vaters und traute sich nie, sich ihm gegenüber durchzusetzen. Das Seltsame ist, dass sie selbst aus einem sehr liebevollen Elternhaus stammte. Leider verstarb ihr Vater schon früh, sonst wären die Dinge vielleicht anders gelaufen.
Ich mache eine Pause, aber Strawinsky unterbricht mich nicht, sondern wartet.
Ich habe mein Elternhaus immer als sehr spießig und sexfeindlich empfunden. Mit 13 zeichnete ich einmal ein Bild mit Hochhäusern und einer Neonreklame mit der Aufschrift STRIPTEASE. Dafür kassierte ich prompt eine Tracht Prügel von meinem Vater. Solche „Sauereien“ duldete er nicht in seinem Haus. Auch war ich lange der festen Überzeugung, dass meine Eltern ihr Sexleben mit der Zeugung meines Bruders ersatzlos eingestellt hatten. Sie zeigten keinerlei Liebe füreinander. Außerdem war der Tagesablauf meines Vaters nicht für Sex geeignet. Er schlief meist bis 11 Uhr, hielt sich danach für mindestens zwei Stunden im Bad auf und ging dann seiner Arbeit als Privatdozent nach. Die Abende und den größten Teil der Nacht verbrachte er in seinem Arbeitszimmer. Erst nachdem mein Vater schon lange tot war, erfuhr ich von meiner Mutter, dass er in den frühen Morgenstunden, wenn er dann endlich zu Bett ging, mehr oder weniger lustvoll über sie hergefallen war, um den Druck aus seinen Lenden zu lassen.
Sie sollten mir eigentlich etwas über Ihre Mutter erzählen.
Warum ist Dir das so wichtig, Strawinsky? Meine Mutter hatte in meinem Elternhaus nichts zu sagen. Immerhin fällt mir dann diese sehr skurrile Geschichte ein.
Als mein Vater die sechzig überschritten hatte, wurde ich bei einem meiner seltenen Besuche im Haus meiner Eltern Zeuge einer Geschichte, die mich aus den Schuhen haute. Ich war im obersten Stock unseres Wohnhauses, als ich ein lautes Geschrei auf der Treppe hörte. Ein Blick in das Treppenhaus offenbarte in der Tat Ungewöhnliches. Meine Mutter, furiengleich, prügelte eine im Vergleich zu ihr wesentlich jüngere Frau die Treppe runter. Für meine Eltern war körperliche Gewalt ein legitimes Mittel in der Kindererziehung. Auch hatte mein Vater kein Problem damit, meine Mutter gelegentlich zu schlagen. Aber Gewalt gegen andere, das war neu. Ich hatte meine Mutter so noch nie erlebt, wie an jenem Tag. Sie war völlig ausgerastet. Sie muss wohl in diesen Minuten befürchtet haben, dass ihr nunmehr, nachdem sie sich all die Jahre gegenüber ihrem Mann klein gemacht hatte und endlosen Ärger und Demütigungen kassiert hatte, von dieser fremden Frau alles, was sie besaß, genommen werden sollte.
Die fremde Frau verließ fluchtartig das Haus, aber sie war noch nicht in Sicherheit. Erst als meine Mutter sie auch noch die steile Steintreppe vor unserem Haus herunter gejagt hatte, dabei wäre sie um ein Haar gestürzt, und sie das einigermaßen sichere Terrain der Straße erreicht hatte, ließ meine Mutter von ihr ab. Die Flüche und Verwünschungen, die meine Mutter ihr hinterher rief, haben sie dann auch wohl davon abgehalten, sich jemals wieder in die Nähe meines Vaters zu wagen.
Äußerte sich Ihr Vater zu diesem Vorgang?
Nein, das tat er nicht. Mein Vater hatte sich bis dahin mir gegenüber immer als absolut integer, unbestechlich und charakterlich einwandfrei geriert. Er forderte von allen, insbesondere von mir, absolute Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Gradlinigkeit. Ich habe mal eine Zeit lang Bierdeckel gesammelt. Er machte immer ein Riesentheater, wenn ich mir ungefragt irgendwo einen Bierdeckel einsteckte. Das kam für ihn einem schweren Diebstahl gleich. Derselbe Mann scheute sich auf einmal nicht, seine Saubermann-Maske fallen zu lassen, sich eine Freundin zuzulegen und die dann auch noch in mein Elternhaus zu bringen. Ich kann es bis zum heutigen Tag nicht verstehen. So kann sich doch nur ein echtes Arschloch verhalten, oder? Später erfuhr ich, dass er auch um meine Mädchen herumscharwenzelte, und dabei den Charming Boy herauskehrte. Er machte ihnen Geschenke, um ihr Wohlwollen zu erheischen. Er versuchte, mit ihnen zu flirten. Meine Mädchen fanden das sehr komisch, sie konnten ihn auf Anhieb richtig einschätzen. Gegenüber meinem Bruder bezeichnete er mich später als „Dorfbulle“. Noch viel später sagte er mir mit fast weinerlicher Stimme, „dass er wohl in seinem Leben viel versäumt habe“. Er war schon ein ziemlich deformierter Mann.
Sie hatten demnach nicht nur ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater, sondern auch zu Ihrer Mutter?
Wenn mein Vater nicht in der Nähe war und meine Mutter sich nicht im Kompetenzbereich meines Vaters bewegte, kam ich mit ihr zurecht. Ich erinnere mich gerne an viele Spaziergänge, die wir ohne meinen Vater machten. An einen liebevollen Umgang kann ich mich allerdings nicht erinnern. Bis zu diesem Vorfall mit der Freundin meines Vaters hätte ich niemals geglaubt, dass meine Mutter eine Kämpferin sein konnte. Erst da wurde mir klar, dass sie sich auch gegenüber meinem Vater hätte durchsetzen können. Das hätte mir viel erspart. Aber für mich kämpfte sie nie.
Wie war denn das Verhältnis zu Ihrer Mutter, nachdem Sie das Elternhaus verlassen hatten?
Da ich meinem Vater weitgehend aus dem Weg ging, bemühte sie sich darum, den Kontakt nicht vollends abreißen zu lassen. Sie besuchte mich sogar ein paar Mal in Berlin und sorgte für große Heiterkeit bei meinen neuen Freunden, da die eine solch spießige Provinzmutter noch nie hautnah erlebt hatten. Erst als unsere Tochter zur Welt kam, ging mit meiner Mutter eine seltsame Verwandlung vor. Sie mutierte zur besten Oma der Welt. Sie warf all die Liebe und Zärtlichkeit, die sie mir all die Jahre vorenthalten hatte, für ihre Enkelkinder in die Waagschale. Unsere Kinder vergötterten sie. Sie war immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde. Das brachte Mona und mir große Vorteile, denn auf diese Weise hatten wir viel Zeit füreinander und für unsere vielen Reisen.
Ein quietschendes Geräusch macht mir klar, dass Strawinsky auf seinem Ledersessel hin und her rutscht. Wahrscheinlich entlastet er eine seiner Arschbacken.
Sie erwähnten einen Bruder. Ist der jünger oder älter?
Ob das Strawinsky wirklich interessiert? Er will wahrscheinlich nur den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen.
Mein Bruder ist jünger, er kam sechs Jahre nach mir zur Welt. Ich erinnere mich noch gut, i ch war nicht sonderlich begeistert. Es war ohnehin zu eng in unserem Haus. Das kleine Einfamilienhaus meiner Oma war nach dem Krieg total mit Zwangseinweisungen belegt. Meine Oma, deren hochbetagte Mutter, meine Eltern und ich mussten sich mit weniger als vierzig Quadratmetern begnügen. Und dann kam auch noch mein Bruder in diese Enge. Ich wollte einfach nicht diesen Schreihals, und als er mir einmal aus dem Kinderwagen fiel, bekam ich keinen Schreck, sondern war nur erstaunt, dass er sich nicht den Hals gebrochen hatte.
Sie waren nicht begeistert, einen Bruder zu bekommen?
Ich weiß bis heute nicht, warum meine Eltern sich noch für ein weiteres Kind entschieden haben. Ich habe später einmal meine Mutter gefragt, aber sie blieb mir die Antwort schuldig. Wahrscheinlich kannte sie den Grund selber nicht. Mir war mein Bruder immer gleichgültig. Das lag wohl am Altersunterschied von sechs Jahren. Ein Vierzehnjähriger kann mit einem Achtjährigen nichts anfangen. Ein Achtzehnjähriger mit einem Zwölfjährigen schon gar nicht. Meine Mutter sagte mir wiederholt, dass mein Bruder mich vergöttere. Das habe ich nie gespürt. Ich sah nur, dass er immer Sorge hatte, dass ich ihm vorgezogen würde und ich mehr bekommen würde, als er. Das war aber Blödsinn. Das Einzige, was ich mehr erhielt als er, war Prügel. Später ärgerte es ihn maßlos, dass unsere Mutter ihre gesamte Aufmerksamkeit ihren Enkelkindern widmete. Wenn Mona und ich mit den Kindern sie besuchten, war er stets verschwunden. Dabei hat mein Bruder sowohl von meiner Mutter als auch von meiner Großmutter am meisten profitiert. Er hat mit einer kleinen Unterbrechung immer im Elternhaus gewohnt und sich nach Herzenslust von den beiden Frauen verwöhnen lassen. Er zeigte aber die gleiche Undankbarkeit wie mein Vater.
Worin zeigte sich diese Undankbarkeit.
Kurz und bündig: Alles nehmen, nichts geben. Wenn die Frauen ihn um etwas baten, was sie selbst nicht bewerkstelligen konnten, hatte er nie Zeit für sie. Heute wohnt er schätzungsweise vier Kilometer von dem Friedhof entfernt, auf dem unsere Eltern und Großeltern in einem Gemeinschaftsgrab beerdigt sind. Er lehnt es ab, das Grab zu pflegen oder jemand mit der Pflege zu beauftragen, obwohl er jahrzehntelang sich von den Frauen hat verpäppeln lassen, und außerdem das Elternhaus geerbt hat. Ich finde diese Haltung unanständig.
Wie kommen Sie denn insgesamt mit Ihrem Bruder zurecht?
Wir haben ein Nichtverhältnis. Wir kommen gelegentlich zusammen. Das sind dann quälende Veranstaltungen, weil ich mir riesige Mühe geben muss, überhaupt eine sinnvolle Unterhaltung zustande zu bringen. Falls wir ein gemeinsames Thema gefunden haben, dann weiß er selbstverständlich alles besser. Das erinnert mich an unseren Vater. Er hat ohnehin viel von ihm. Er ist rechthaberisch und cholerisch. Außerdem muss er mir ständig beweisen, wie weit er es gebracht hat. Er fährt das größere Auto, hat die größere Wohnung, besitzt den größeren Fernseher und so weiter. Er akzeptiert nicht, dass mich das alles nicht interessiert.
Wie kam Ihr Bruder mit ihrem Vater zurecht?
Ich denke, mein Vater hat ihn nie richtig ernst genommen. Er war eben der Kleine. Er hat meines Wissens auch kaum körperliche Gewalt seitens meiner Eltern gespürt. Ich denke bei ihm waren sie schon kraftlos geworden. Wahrscheinlich war er auch wesentlich geschmeidiger als ich. Er zeigte weniger Eigensinn und wenn, dann tat er das, ohne meine Eltern zu provozieren. Vielleicht war er in dieser Hinsicht der Klügere.
Sie hatten demnach auch früher wenig Kontakt zu Ihrem Bruder?
Besonders, nachdem ich nach Berlin gegangen war. Allerdings sind wir einmal gemeinsam in Urlaub gefahren.
Gemeinsam in Urlaub?
Als mein Bruder zwanzig war, überredete er mich zu einem Trip nach Spanien. Er lebte damals noch bei meinen Eltern und er war noch nicht groß herumgekommen. Aber irgendwer hatte ihm von traumhaften Küsten und Stränden an Spaniens Costa Brava erzählt. Er wollte einen Campingurlaub machen. Ich hasste Camping. Bei meinem ersten Campingurlaub musste ich nachts und bei strömendem Regen ein Zelt aufbauen. Ich hatte das vorher nicht geübt und ich hatte keine Ahnung, was ich da tat. Das Ergebnis war dementsprechend verheerend. Überall, wo ich das regennasse Zelt von innen berührt hatte, tropfte später die ganze Nacht der Regen durch.
Mein Bruder meinte, als ich ihm die Geschichte erzählte, dass es im Sommer in Spanien nicht regnet. Wir fuhren in seinem Käfer zur Costa Brava und irgendwo bei Lloret de Mar fanden wir Platz auf einem völlig überfüllten Campingplatz. Es entwickelte sich genauso, wie ich es befürchtet hatte. In der Kühltruhe schwammen Butter, Käse und Wurst im Eiswasser, obwohl wir das Eis täglich erneuerten. Wir schmissen dann alles weg und ernährten uns von Pommes und Ähnlichem, was uns die Imbissbude bot. Jeder von uns schlief in einem Zwei-Mann-Zelt, weil ich keinesfalls mit meinem Bruder ein Zelt teilen wollte. Spanien quälte mich mit schier unerträglicher Hitze. Ich kroch meist morgens noch vor sieben Uhr auf allen Vieren aus dem Zelt. Da hatten die Temperaturen schon längst das erträgliche Maß überschritten. Mein Bruder ging mir tierisch auf den Senkel, weil er sich sowohl auf dem Strand als auch im Wasser wie ein Zwölfjähriger benahm, der es seinem großen Bruder mal so richtig zeigen wollte. Ich dachte die ganze Zeit, hoffentlich geht das hier bald vorüber.
Kein schöner Urlaub?
Nach ein paar Tagen hörten wir von einer Disco in der Nähe des Campingplatzes. Das roch endlich nach Abwechslung und so machten wir uns gegen Abend auf den Weg. Es war eine nette Disco mit großer nach oben offener Tanzfläche und einem Sternenhimmel, wie ich ihn bis dahin weder in Wuppertal noch in Berlin zu Gesicht bekommen hatte. Es waren ausreichend Mädchen da und wir landeten schließlich bei zwei netten Holländerinnen. Ich hatte mir zielsicher die Hübschere von den beiden an Land gezogen. Meinem Bruder war das ziemlich egal. Er stellte keine großen Ansprüche, zumindest was Mädchen betraf. Über mehrere Jahre hielt ich ihn ohnehin für schwul, weil ich ihn nie mit einem Mädchen gesehen hatte. Meine süße Holländerin und ich tanzten eng und die Atmosphäre heizte sich stark auf, trotz der kühlen Nachttemperaturen. Später gingen wir zum Strand und fanden einen Ort, der weit genug von den anderen Pärchen entfernt war. Meine kleine Holländerin war ein wirklich süßes Ding.
Ich erzähle Strawinsky nicht, was dann geschah. Das süße Hollandmädel war eine sehr liebevolle Fickerin und es ist mir selten so gut gekommen, wie in dieser Nacht. Als ich in sie eindrang, hatte ich das Gefühl, dass tausend kleine zarte holländische Händchen meinen Schwanz willkommen hießen und ihn verwöhnten. Ich hätte es danach gerne noch einmal gemacht, aber sie vertröstete mich auf den nächsten Tag.
Auf dem Campingplatz traf ich später meinen Bruder. Sein Mädchen hatte sich etwas spröde angestellt und außer Knutschen war nichts gewesen. Er fand das o.k.. Der nächste Abend würde es bringen. Ich denke heute, dass er eigentlich nichts mit dem Mädchen anfangen wollte, sondern lediglich nicht hinter seinem großen Bruder zurückstehen wollte. Der nächste Abend entwickelte sich für mich wie der Vorhergehende. Wir tanzten, tranken ein wenig, erzählten uns Geschichten und beschlossen schließlich, diesmal nicht zum Strand, sondern in die Zelte zu gehen. Das war kein Problem, unsere Zelte lagen weit genug voneinander.
Ich erinnere mich, dass unser Sex noch besser als am ersten Abend war, obwohl der schon eine kleine Sensation war. Ich bin ein Freund von liebevollem, langsamem Sex. Hektische Rammelei war nie mein Ding. Dieses süße Kind hat mir in dieser Nacht alles gegeben, was auf meiner Wunschliste stand.
Als wir beide genug hatten, brachte ich das Mädchen zurück zum Hotel. Bei meiner Rückkehr zum Campingplatz suchte ich meinen Bruder und fand ihn leise schnarchend in seinem Zelt. Da war es dann definitiv zu spät für Gutenachtgeschichten. Am nächsten Morgen war ich schon wieder früh unterwegs. Ich duschte jeden Morgen zur Abkühlung. Nach dem Duschen setzte ich mich wie gewöhnlich an die Imbissbude. Mein Bruder kam immer später, ihm machte die Hitze nicht so viel aus. Außerdem hatte er mit seinem Zelt einen Platz unter einem Pinienbaum ergattert. Da gab es wenigstens ein bisschen Schatten. An diesem Morgen kam er zunächst nicht und ich fing an, mir Sorgen zu machen. Ich wollte gerade losgehen, um nach ihm zu schauen, dann kam er. 198 Zentimeter Elend. Er sah schrecklich aus und ich tippte auf eine akute Erkrankung. Er wollte sich zunächst nicht zu seinem Zustand äußern. Er kaute lustlos auf seinem Weißbrot und starrte gequält in die Gegend. Dann brach er sein Schweigen.
Was war geschehen?
Er hatte sich bei dem Versuch, in seine Holländerin einzudringen, die Vorhaut eingerissen. Er war eben ein ungeschickter Blödmann. Jedenfalls jammerte er rum, als wenn die Kleine mit dem Messer auf ihn losgegangen wäre. Mein Bruder hatte nun die Nase voll von Spanien und wollte auf dem schnellsten Weg nach Hause. Damit war auch mein Urlaub zu Ende. Ich verabschiedete mich noch von meiner kleinen Holländerin. Wir waren beide sehr traurig und ich versprach ihr, sie in Holland zu besuchen. Dann fuhr ich meinen leidenden Bruder nach Hause.
Haben Sie die Holländerin wiedergesehen?
Die Hollandmieze hat mir nette Briefe geschrieben. Damals gab es ja noch kein Email und Telefonieren war teuer. Ich habe mich immer über ihre Briefe amüsiert, weil sie in einem ulkigen Deutsch abgefasst waren. Immerhin war ihr Deutsch wesentlich besser als mein Holländisch.. Bei meinem nächsten Besuch in Wuppertal habe ich dann meinen Bruder überredet, die beiden Holländerinnen zu besuchen. Er stimmte nur sehr zögernd zu. Er fand keinen Draht zu seiner „Vorhaut-Einreißerin“. Als wir bei den beiden Mädchen waren, wich er mir nicht von der Seite. Dadurch wurde der Hollandtrip für mich zum Fiasko. Ich hab nur ein bisschen knutschen können. Meine Hollandmieze flüsterte mir zum Abschied ins Ohr: „Komm das nächste Mal ohne Deinen Bruder, dann haben wir mehr Zeit für uns.“ Ich wusste, was sie meinte. Leider habe ich sie nie mehr wiedergesehen.