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Der Ausgang

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„Wir sind draußen“, stellte Flora fest, gespannt auf all das, was sie noch erleben würden.

„Das ist ja unser Wald. Dann sind wir ja gleich zuhause…“, entfuhr es Undine.

Die Nacht war bereits hereingebrochen. Der Mond schien hell am Himmel und warf einen silbrigen Glanz auf die Äste der hohen Bäume. Eine große Eule glitt lautlos durch die Luft. Der Wind säuselte in den Baumkronen. Eine Fledermaus flatterte zwischen den Eichen. Aus dem Wald drang ein fast melodisches Wispern.

Flora hob den Kopf und beobachtete die Natur.

„Das ist nicht unser Wald. Bestimmt sind wir im Märchenland, denn bei uns ist die Sonne noch nicht untergegangen.“

Undine war wirklich enttäuscht. Sie wäre am liebsten sofort geflohen aus dieser rätselhaften Welt. Währenddessen setzte Flora ihre Betrachtungen fort.

„Es ist alles anders hier. Die Bäume sind viel höher und beeindruckender als die, die ich kenne. Der Nachthimmel ist klarer und auch der Mond sieht irgendwie grösser aus. Nur die Hitze ist die gleiche wie bei uns.“

Undine grummelte. „Ich möchte endlich nach Hause. Vater wartet bestimmt auf uns und fragt sich, warum wir immer noch unterwegs sind“.

Flora stemmte die Hände in die Hüften.

„Wir müssen zuerst die geheimnisvolle Prüfung erfüllen, stand auf der Schriftrolle!“.

„Mir ist egal, was darauf stand. Wenn wir dieser Richtung folgen, dann kommen wir vielleicht auf die Wiese zurück. Von dort ist es bis zu unserem Ferienhaus nur noch ein Katzensprung.“

„Wenn du unbedingt sofort nach Hause möchtest, dann versuchen wir eben unser Glück“, gab Flora enttäuscht und skeptisch nach.

Sie liefen eine ganze Weile. Aber anstatt aus dem Wald hinauszukommen, gingen sie immer weiter hinein. Sie hatten ihre Wasserflaschen gerade leer getrunken und die Brote, die Undine eingepackt hatte, aufgegessen.

„Ich werde langsam müde“, beklagte sich Flora.

„Häng dich an mich…“, bot ihr ihre Schwester an.

Auch Undine spürte, wie ihre Bewegungen allmählich schwerfälliger wurden. Die Mädchen waren nach dem langen Marsch so erschöpft, dass sie eine Rast machen mussten. Nebeneinander ließen sie sich auf einem Baumstumpf nieder und kämpften gegen den Schlaf.

Mitten in der Stille ertönte mit einem Mal ein Grunzen. Die Schwestern waren auf einen Schlag hellwach. Die dunklen Laute wurden immer stärker.

„Das sind Wildschweine! Sie werden uns angreifen und beim lebendigen Leib auffressen“, rief Undine, die sich schon davor grauste von den Tieren verfolgt zu werden.

Flora schüttelte den Kopf.

„Nein, meine Lehrerin sagte, dass Wildschweine sich vor den Menschen eher fürchten. Wir sollten ihnen nur aus dem Weg gehen und auf einen Baum steigen.

Die beiden Mädchen erkletterten in kürzester Zeit einen nahen Baum. Auf einem Ast kauerten sie sich eng aneinander.

Eine Horde Wildschweine zog prustend und schnaubend unter ihren Füssen vorüber. Undine zitterte. Die Tiere sausten den Weg entlang. Es kam ihr vor, als würde ihr Getrampel sogar den Baum, auf dem sie sich versteckt hatten, zum Wackeln bringen. Selbst Flora, war verängstigt.

„Wir steigen erst runter, wenn das Getöse der Tiere ganz verklungen ist“, rief Flora zu ihrer Schwester.

„Ich warte auf dein Signal.“

Dann war die nächtliche Ruhe im Wald wieder eingekehrt. Flora kletterte den Baum vorsichtig hinunter und begutachtete den Weg. Sie blickte nach oben.

„Du kannst runterkommen.“

Im gleichen Moment knackte auch schon der Ast, auf dem Undine saß. Er brach unter ihrem Gewicht und sie plumpste zu Boden.

„Bin schon da“, Undine warf ihrer Schwester ein schiefes Lächeln zu.

„Bist du verletzt?“ „Nein, bis auf ein paar Kratzer ist alles in Ordnung.“


Undine und Flora

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