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KAPITEL 1

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EMILY

Hochverrat. Genau das warfen sie mir vor. Es war ein gewöhnlicher Tag, doch gleich würde sich die Welt für mich und die Menschheit für einen Moment lang verändern. Ein noch nie da gewesener Sturm, der mit einem Unwetter einhergeht, würde meinen Fall auf die Erde vor den Menschen tarnen. Die Zeit stünde still und niemand nähme Kenntnis von mir, den Gefallen taten sie mir. Nicht aber jenen, dass meine Schwester Sarah meine Verbannung nicht würde mit ansehen müssen. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie noch immer fühlen konnte, was ich fühlte. Der Anblick schmerzte mich mehr als die Angst vor dem Stutzen meiner Flügel selbst. Ich kniete vor ihnen, mit gesenktem Kopf, mit nichts anderem gekleidet außer einem weißen Leibchen, das meine Scham nicht verbergen konnte. Ich spürte, wie jeder einzelne Blick der Anwesenden, die im Kreis um mich herumstanden, verachtend auf mich niederprasselte. In ihren Augen hatte ich sie und alles, wofür wir standen, verraten. Sie hielten mich immer für ihre beste Schülerin und ich hatte die wertvollsten Klienten auf der Erde bekommen. Meine Ausbildung zum Schutzengel war abgeschlossen und ich konnte mir aussuchen, welche Menschen ich beschützen wollte. Normalerweise bekommt niemand dieses Privileg, schon gar nicht als Neuling. Es konnte mir nicht besser gehen und doch strebte ich nach mehr. So kam es, dass ich mich auf das Spiel mit dem Feuer einließ. Jetzt musste ich damit klarkommen, dass sie mir alles nahmen, mich verbannten und meine Schwester mit ansehen musste, wie Castiel mir meine Flügel stutzte.

Castiel, der eigentlich mein Ausbilder war, hatte nun die Aufgabe, meinen Verrat zu bestrafen. Etwas, das in seinen tausenden von Jahren, in denen er unterrichtete, noch nie vorgekommen war. Dieses Mal wurde von ihm verlangt, seine ehemalige Schülerin, also mich, angemessen zu bestrafen. Für Verräter gab es nur die Verbannung und er wurde zum Vollstrecker. Entgegen meiner Emotionen, die in mir überkochten, schien dies meinen einstigen Lehrer völlig kalt zu lassen. Mit dem Flammenschwert Ascalon, welches als einziges dazu in der Lage ist, uns zu verletzen, schnitt er meine Flügel ab. Grob und unachtsam warf er sie neben mir zu Boden.

Meine Schultern brannten wie Feuer und der Aufschrei meiner weinenden Schwester erreichte mich trotz meiner großen Schmerzen. Ich weinte, doch es waren Tränen, die nicht erhört wurden, Tränen der Furcht, weil ich nicht wusste, was mich erwartete und weil ich wusste, dass ich meine Schwester nie wieder sehen würde. Ich wagte es nicht, nach oben zu sehen. Zu gerne hätte ich sie ein letztes Mal umarmt und ihr gesagt, dass alles gut werden würde, auch wenn ich tief im Innersten wusste, dass ich sie damit anlügen würde. Ich spürte, dass es soweit war, der Himmel tat sich auf und Castiel, der mich noch am Arm hielt, ließ mich los und ich fiel in den Abgrund hinein. Ein letztes Mal blickte ich in das Gesicht meiner Schwester, deren herzzerreißender Blick mich bis zum Aufprall nicht wieder losließ. Mein Fall wurde von den wütenden Tränen der Erzengel in Form von Regentropfen begleitet. Sie rauschten an mir vorbei und bildeten kleine Blitze, die das Unwetter auf der Erde verursachten, und die Menschen von den Straßen fernhielten. Die wütenden Worte des allmächtigen Vaters donnerten, doch niemand außer uns Engeln konnte sie verstehen. Für die Menschen war es einfach nur Donner. Ich landete auf dem nassen und kalten Boden, die Federn meiner Flügel segelten elegant zu Boden und ein paar von ihnen blieben an meiner nassen Haut kleben. Sobald ich gelandet war, endete das Unwetter und die Sonne brach durch die Wolken. Nichts erinnerte mehr an meine Verbannung. Unter Schmerzen richtete ich mich auf. Ich war verzweifelt und antriebslos, was sollte ich jetzt nur machen? Ich war ganz alleine in einer Welt, in der Chaos und Habgier regierten. Ich kannte die Menschen zu gut, ich wusste, wie sie dachten und was sie fühlten, dass Erfolg und Reichtum das einzige Ziel der Oberschicht waren. Es gab nur wenige Personen, die den Sinn des Lebens noch fest in ihren Prinzipien verankert hatten. Mein Blick wanderte über die leergefegten Straßen, die sich langsam wieder mit Leben füllten und mir wurde klar, dass ich nicht hier sitzen bleiben konnte. Unter Schmerzen stand ich auf und erkannte, dass die Stadt mir nicht unbekannt war. Ich befand mich direkt vor dem Krankenhausgebäude, in dem einer meiner ehemaligen Schützlinge arbeitete. Wie ironisch, dachte ich mir und blickte nach oben, dass sie mich ausgerechnet hier hatten fallen lassen, wo mein wertvollster und liebster Schützling, arbeitete. Mona ist eine afroamerikanische Einwanderin und sie arbeitet hier als Krankenschwester.

Liebevoll kümmert sie sich um ihre Patienten und arbeitet ehrenamtlich bei der Tafel, um Obdachlosen Nahrung und Kleidung auszuhändigen. Einigen der Straßenkinder bringt sie Lesen und Schreiben bei und hilft ihnen, einen Sinn im Leben zu finden. Warum braucht nun jemand wie Mona einen Schutzengel, wo sie doch so ein gutes Herz hat? Jeder gute Mensch hat auch einen Schatten, der einen verfolgt. In Monas Fall war das ihr Exmann. Ein Trinker der schlimmsten Sorte, dem im Rausch des Öfteren schon die Hand ausgerutscht ist. Seine unkontrollierte Wut kannte keine Grenzen und erst recht kein Erbarmen. Jedes Mal, wenn Mona Überstunden leistete oder sich um die Straßenkinder kümmerte, witterte er eine Affäre und schlug zu. Ein Vorfall war so heftig, dass sie unfruchtbar wurde. Völlig von Sinnen und außer sich vor Wut, weil er seine Gedanken nicht mehr von der Realität unterscheiden konnte, trommelten seine Fäuste auf ihren zierlichen Körper nieder. Als sie sich mit letzter Kraft an der Anrichte hochzog, schlug er ihr so fest in den Magen, dass ihr schwarz vor Augen wurde und sie zusammensackte. Wenigstens hatte er den Krankenwagen gerufen, bevor er einfach abgehauen war.

Das hatte sie nicht verdient und deshalb beschützte ich sie, es kostete mich viel Kraft und Arbeit, Gideon aus ihrem Lebensweg zu entfernen, aber es war die Mühe wert. Ohne ihren Mut und ihren Willen hätte ich es aber nicht geschafft. In diesem Moment fragte ich mich, was Mona wohl macht? Vielleicht konnte ich sie aufsuchen und sie bitten mir zu helfen mich zurecht zu finden. Fest entschlossen, nach Mona zu suchen, machte ich mich bereit, meine ersten Schritte in Richtung Krankenhaus zu gehen, doch meine Füße wollten mich nicht tragen und ich sackte direkt wieder auf die Knie. Inzwischen konnte ich bereits die Stimmen der Menschen hören, die zurück auf die Straßen kehrten und sich über den schnellen Wetterumschwung wunderten. Einige philosophierten darüber, dass dies der Vorbote der bevorstehen-den Apokalypse sei und die Erde nicht mehr lange existieren würde, wiederum andere schoben es einfach auf den Klimawandel. Nicht einer von ihnen kam auf den wirklichen Grund, mich. Aber woher sollten sie es auch wissen? Sie wissen nicht, was es bedeutet, wenn ein Engel zum Nephilim wird. Wo andere vielleicht das Ende sehen würden, kann es auch eine neue Chance sein. Ich sah es als Chance und gab mir selbst ein Versprechen. Ich nahm mir vor, meine neue Rolle anzunehmen und Buße für mein Verbrechen zu tun. Mein Ziel war es, begnadigt zu werden, sodass ich zurück in den Himmel und zu meiner Schwester konnte. Noch einmal würde ich Gott nicht so enttäuschen. Ich nahm all meine Kraft zusammen und versuchte es ein weiteres Mal, es musste doch möglich sein, dass diese Dinger an den Enden meiner Beine, auch Füße genannt, in der Lage sind mich zu tragen. Ich hatte sie seit ich ein Engel war nicht viel genutzt und Sarah hatte mich oft gebeten, die Füße zu benutzen. Man konnte nie wissen wozu man seine Füße brauchte, aber so überheblich wie ich war, dachte ich, was sollte schon passieren? Wieso denn gehen, wenn man schweben kann? Ein weiteres Mal ärgerte ich mich, diesmal über mich selbst und meine Einfältigkeit aber ich gab nicht auf, auch wenn mich die Blicke der vorbei huschenden Menschen sichtlich irritierten. Ich war es nicht gewohnt, gesehen zu werden, noch dazu hatte ich nichts weiter an als diesen labbrigen Fetzen. Zusätzlich hinderten mich die Schmerzen meiner Schultern daran, mich auf meine Füße zu konzentrieren. Doch allmählich verstanden sie, wozu sie gemacht waren, und trugen mich, zunächst etwas schleppend doch dann immer besser, durch die Straßen. Während ich einen Fuß vor den anderen setzte und mich dem Gebäude näherte, fragte ich mich, was ich wohl zu Mona sagen würde, wenn ich sie gefunden hatte:

»Hi, ich bins Emily, normalerweise bin ich dein Schutzengel und passe auf dich auf, du kannst mich nicht sehen aber jetzt bin ich ein Mensch, also lass uns Freunde sein?« Ich musste lachen, so dämlich war das und was noch viel schlimmer war, ich konnte diese Blicke nicht ertragen, das erste Mal seit ich tot war konnte man mich sehen. Die Menschen starrten mich an und dachten vermutlich ich sei aus irgendeiner Irrenanstalt geflohen, so wie ich aussah. Mein braunes Haar fiel ungekämmt und zerzaust über meine Schultern. Ich hatte keine Schuhe an und meine sonst so braunen Augen waren rot vor lauter Weinen. Mein Gesicht aufgequollen und müde dreinblickend, schlurfte ich schweren Schrittes durch die Straßen. Ich erkannte die Blicke, die auf mir ruhten, es war Mitleid und Bedauern, doch keiner von ihnen bot mir seine Hilfe an oder fragte, was geschehen war. Es war genauso, wie ich es erwartet hatte. In dieser Welt war kein Platz für Feingefühl seinen Mitmenschen gegenüber, jeder scherte sich nur um sich selbst und hier sollte ich jetzt also leben? Hervorragend. Mittlerweile war es schon fast Abend und ich schlappte durch die automatisch öffnenden Türen des Krankenhauses und stand in einer riesigen Lobby. Hektisch rannten Ärzte an mir vorbei und Krankenschwestern kümmerten sich um Angehörige oder rannten von einer Station in die Nächste.

Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, dass niemandem auffiel, dass ich blutete. Glücklicherweise konnte mich die Dame am Empfang auch nur von vorne sehen, sodass meine Wunden an der Schulter verborgen blieben. Die stämmige Frau, vermutlich in den Dreißigern, hatte ihr rotblondes Haar zu einem Dutt auf ihrem Hinterkopf zusammengebunden und ohne aufzublicken fragte sie mich, wen ich denn besuchen wolle.

Dann plötzlich fiel mir ein, dass ich Monas Nachnamen nicht kannte, sie war einfach Mona gewesen, schon immer. Während ich überlegte, traf mich ihr gelangweilter Blick, ohne ihren Kopf zu heben, schielte sie mich über ihre breite Hornbrille hinweg an und wartete genervt auf meine Antwort. Stammelnd versuchte ich mich aus der Situation zu retten.

»Ehm..., ich suche Mona. Eine Krankenschwester, die hier arbeitet, leider ist mir ihr Nachname entfallen.« Gut, das war ja gar nicht so schlecht wie erwartet, nun musste ich darauf hoffen, dass Miss Gelangweilt vor mir wusste, wen ich meinte und dass es nur eine Mona gab, die hier als Krankenschwester arbeitete. Ihr Kopf nickte von ihr aus nach rechts und sie antwortete knapp, wie nicht anders zu erwarten:

»Station 4F im zweiten Stock.« Offensichtlich kam es nicht selten vor, dass jemand nach ihr suchte. Es war sicher nicht nur mit bekannt, dass sie ein Herz aus Gold besaß und immer hilfsbereit war. Ich musste furchtbar aussehen, dennoch bedankte ich mich höflich und wollte so schnell wie möglich zu Mona, auch wenn ich immer noch keinen Schimmer hatte, was ich ihr wohl sagen würde, sobald ich ihr gegenüberstand.

Ich lief den Korridor entlang und entschied mich für die Treppe, meine Füße hatten sich lange genug ausgeruht und ich war froh, nicht in einen dieser silbernen Kästen, die die Menschen Fahrstühle nannten, steigen zu müssen, sie hatten für mich etwas Unheimliches und ich fühlte mich nicht wohl in ihnen. Während mich die Stufen Mona näherbrachten, wollte ein anderer Teil von mir am liebsten umdrehen. Mit einem Mal schnürte sich mein Magen zusammen und mir wurde schlecht. Welch Ironie, dass ich direkt im Krankenhaus war, so würde mir wenigstens geholfen sollte ich rücklings die Treppe runterfallen. Ich stoppte kurz und atmete durch, während ich mir in Gedanken selbst Mut machte, es musste weiter gehen und Mona war meine einzige Chance hier. Sobald ich angekommen war, teilte sich der Flur in zwei Richtungen und ich folgte der Markierung an der Wand, die mir den Hinweis gab, nach rechts zu gehen. Jeder einzelne Schritt ließ mich nervöser werden, ich hatte immer noch keine Ahnung was ich sagen sollte, sobald ich Mona gefunden hatte, aber ich war zu weit gekommen, um jetzt aufzugeben und so setzte ich mich auf einen der Stühle im Wartezimmer und hoffte, dass sie früher oder später an mir vorbei hasten würde, genau dann würde ich aufspringen und... ja, was würde ich wohl sagen?

Mir blieb überhaupt gar keine Zeit nachzudenken, denn es verging nicht mal eine Minute, da sah ich sie schon, sie war so anmutig und engelsgleich und wenn ich das schon dachte, dann musste da was dran sein. Diese schlanke, dunkelhäutige Frau in den Vierzigern stand im Flur und ging die Akte eines Patienten durch. Es war meine Chance und ich ergriff sie, mit zittrigen Beinen und schweißnassen Händen ging ich auf sie zu und tippte ihr zaghaft auf die Schulter.

»Entschuldigen Sie bitte«, murmelte ich leise und als sie sich zu mir umdrehte, erkannte ich ihr schönes Gesicht. Ich lächelte und war erleichtert, jedoch schien Mona nicht zu wissen, dass ich es war, die vor ihr stand. Wie auch, sie hatte mich ja nie gesehen.

»Ja?«, fragte sie mich mit einem freundlichen Lächeln. Ich bemühte mich, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und sah sie an. Noch bevor ich weitersprechen konnte, griff sie zaghaft nach meinem Arm.

»Komm mit!«, sagte sie und genau wie die Dame am Empfang, schien sie mich für eine Obdachlose zu halten, die nun ihre Hilfe brauchte. Wir liefen ein paar Schritte, noch immer hatte sie ihre Hand auf meinem Arm. Dann stoppte sie abrupt und schnappte nach Luft. Ich blieb stehen und bemerkte ihren erstaunten Blick. Sie starrte mich an und ich begriff nicht, was hier vor sich ging. »Wer bist du?«, fragte sie mich und ich schluckte.

»E… Emily«, antwortete ich mit zitternder Stimme. Was ging hier vor sich?

»Das ist nicht möglich«, entgegnete sie und schüttelte den Kopf. Sie ließ mich los und wir setzten unseren Weg fort. Sie ließ mir den Vortritt ehe sie abermals nach Luft schnappte. Ich hatte nicht an meinen Rücken gedacht, sie rief entsetzt: »Du blutest!« Ich hielt die Luft an, weil ich hoffte, dass das niemand gehört hatte.

»Das ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, log ich sie an, doch sie durchschaute mich direkt und griff erneut nach meinem Arm. Sie schob mich in ein freies Zimmer.

»Setz dich«, forderte sie mich auf und deutete auf das freie Patientenbett. »Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich glaube, ich weiß, wer du bist, Emily,« sagte sie ruhig und ging einen Schritt auf mich zu. »Du musst das ausziehen, damit ich deine Wunden versorgen kann.« Sie deutete auf mein weißes Leibchen und ich tat, worum sie mich gebeten hatte.

»Du weißt, wer ich bin?«, fragte ich leise, während sie sich so sanft und zaghaft wie möglich an die Versorgung meiner Wunden machte.

»Ich habe es gespürt. Ich konnte früher deine Anwesenheit spüren und als ich dich eben angefasst habe, spürte ich dieselbe Energie.«, antwortete sie und ich presste meine Lippen aufeinander und schloss die Augen. Ein Zischen, um den Schmerz zu unterdrücken, entwich mir und ich ballte meine Hände zu Fäusten. »Wie kommt es, dass ich dich jetzt sehen kann?« Ich seufzte. »Es hat was hiermit zu tun, nicht wahr?« wollte sie wissen und ich nickte nur.

»Ich bin jetzt ein Mensch.« erklärte ich das Offensichtliche. Liebevoll verband sie meine Wunden.

»Fertig.«, sagte sie nach einer Weile. Als sie wieder in meinem Blickfeld war, lächelte sie. Sie fragte nicht, was ich getan hatte, so viel Anstand hatte sie und dafür war es auch noch zu früh. Eines Tages würde ich es ihr erzählen.

»Hast du eine Bleibe?«, fragte sie mich, während ich mich von dem Bett schob und ich schüttelte den Kopf. Als ich mich wieder anziehen wollte, legte sie ihre Hand auf meine und sagte: »Warte hier. So kannst du nicht raus gehen.« Als sie den Raum verlassen hatte, atmete ich durch. Ich war erleichtert, wie sich die Dinge gefügt hatten. Völlig umsonst hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich ihr gegenübertreten sollte.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkt hatte, dass Mona wieder da war. Sie reichte mir eine grüne Hose und ein Oberteil in derselben Farbe. Passend dazu die formschöne Unterwäsche, die man in Krankenhäusern eben bekommt, wenn man operiert wird.

»Zieh das an«, sagte sie und ich war froh, dass ich nicht mehr mit dem Fetzen Stoff auf die Straße musste. Dazu reichte sie mir ihren Schlüssel und ich sah sie fragend an. »Direkt unten am Eingang fährt der Bus Nummer 9. Du fährst bis zur Endstation. Das dritte Haus auf der linken Seite ist meins. Fühl dich wie zu Hause. Ich komme so schnell wie möglich nach.« Sie schloss meine Hand, die ich noch immer geöffnet hatte und zwinkerte mir zu. Ich starrte sie mit offenem Mund an und schüttelte den Kopf.

»Nein, Mona das geht nicht.« Aber sie unterbrach mich und drückte mir noch einen Geldschein in die Hand.

»Und ob das geht. Keine Widerrede.« Drohend hob sie ihren Finger in meine Richtung und sah mich mit strengem Blick an.

Augenrollend und mit einem Seufzen nahm ich das Geld entgegen und musste schmunzeln. So kannte ich Mona. Ich folgte ihren Anweisungen und wartete vor der Tür auf den Bus, der mich nur fünfzehn Minuten später zu meinem Ziel brachte. Während ich aus dem Fenster blickte und die Außenwelt an mir vorbeizog, versank ich in Gedanken. Ich überlegte, wie alles hatte soweit kommen können. Ich hatte mich verliebt. In den Sohn des Teufels und dann mit den Konsequenzen leben müssen. Meine Gedanken kreisten, um das, was die letzten Stunden passiert war. Das erste Mal, seit ich als Mensch auf der Erde war, kam ich dazu, durchzuatmen Meine Knochen schmerzten und ich war müde. Ich fürchtete, vor Erschöpfung einzuschlafen und meine Haltestelle zu verpassen. Ich zwang mich, keinen weiteren Gedanken an Damian zu verschwenden und stieg wenige Minuten später, an meinem Ziel angekommen, aus.

Nephilynn

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