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Molbech, Christian
II

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Kopenhagen, 25. Septbr. 1821.

Ihr gütiger und liebevoller Brief vom 2. Jun., den ich Anfangs Jul. durch meinen Freund Rosenvinge empfing, hat mir eine wahre Freude gegeben, und mir Ihre Erinnerung, mein theurer und hochverehrter Freund! auf die lebhafteste und angenehmste Weise vergegenwärtiget. – Wie oft denke ich an Sie und an Ihre liebenswürdige Familie, an Ihre freundliche Güte, womit Sie den Fremdling für immer fesselten, an Ihre geistvollen Unterhaltungen, die Jeden bezauberten! – Durch Sie allein würde mir das schöne einnehmende Dresden ewig unvergeßlich. Es lebt auch beständig der Wunsch und die Sehnsucht bey mir, Sie und die freundliche Elbstadt noch einmal zu besuchen. Möge das Schicksal mir doch nicht ganz die Aussicht auf diese Freude berauben!

Ich bin so frei diesen wenigen Zeilen, die ich in größter Eile schreiben muß, da der Professor Froriep aus Weimar, der sie mitnimmt, Morgen ganz frühe mit dem Dampfschiffe abreist, weit mehr gedruckte, nemlich den 1sten Theil meiner Reise, beizulegen. Wie wird es mich freuen, wenn Sie dies Buch, wenn auch nicht lesen, doch als ein kleines Andenken eines Sie hoch schätzenden und innig liebenden Freundes, aufheben wollen. Die folgenden Theile, wovon der 2te noch am Ende des Jahres erscheinen sollte, werde ich Ihnen auch zukommen lassen; wenn so viele dänische Bücher Sie nicht belästigen.

Mit großem Vergnügen habe ich eben gestern den 1sten Theil Ihrer gesammelten Gedichte in einer hübschen Ausgabe für meine Lese-Einrichtung erhalten. Aber wie wird es mit der sehnlich erwarteten Fortsetzung des Franz Sternbald?

Sie werden bemerkt haben, daß man ehestens eine deutsche Uebersetzung von Holbergs Komedien durch Oehlenschläger erwarten kann. Es ist dies jetzt seine wichtigste Arbeit. Ich bin in gespannter Erwartung, wie sie ausfallen wird, und besonders wie sie Ihnen gefallen wird. – Das letzte Trauerspiel von Oehlenschl. Erich und Abel, aus der dänischen Geschichte des 13. Jahrhunderts, hat auf dem Theater Glück gemacht. Ich liebe es eben nicht. Es ist hin und wieder zu modern sentimental, öfters manierirt; die Geschichte und geschichtliche Charaktere sind stark und willkührlich verändert; und eben deswegen manches Ueberflüssige hereingebracht, was dem Drama und der Charakterschilderung mehr hindert, als nutzt. – In unserer Litteratur ist es überhaupt im jetzigen Zeitpunkt ziemlich stille und öde. Der Geldmangel drückt die Bücher, die Verfasser und die Leser. Gute Bücher nehmen ab, oder können wegen der Menge elender und nutzloser Tageblätter nicht aufkommen. (!)

Meine Frau, die Sie durch Ihre Grüsse nicht wenig erfreut haben, läßt sich mit ihrem 9 Wochen alten Sohne, Ihrer freundlichen Erinnerung empfehlen. Ich war eben, am Schlusse des Julius, auf einer kleinen Reise in Holstein abwesend, als der eilig-ungeduldige Knabe ein Paar Wochen wenigstens früher, als man ihn erwartete, ganz plötzlich sich einfand. Er ist recht gesund und einigermaßen freundlich und guter Laune, wenn er immer vollauf zu trinken und zu essen hat. Meine Frau hat wieder dann und wann etwas gelitten; ist aber doch jetzt ziemlich wohl.

Nehmen Sie, mit Ihrer mir gewogenen Familie und die Gräfin v. Finkenstein meinen herzlichsten und aufrichtigsten Gruß, und bleiben Sie ferner freundlich gewogen

Ihrem

dankbaren und ergebensten Freunde

C. Molbech.

Ich wünschte gar sehr zu wissen, ob man nicht Ihr Bildniß bald in einem guten Kupferstiche erwarten kann? In einem Kalender glaube ich, wird es erscheinen. Dies aber genügt nicht.

Briefe an Ludwig Tieck 3

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