Читать книгу Briefe an Ludwig Tieck 3 - Various - Страница 4
Molbech, Christian
III
Оглавление(Ohne Datum.)
Theurer, hochgeschätzter Freund!
Ein Däne und Freund von mir, der Canzleyrath Thomsen, Secretair der hiesigen Königl. antiquarischen Commission, ein trefflicher und gelehrter Kunstkenner, eifriger Sammler von Gemälden und Kupferstichen und Besitzer eines der schönsten Münz-Cabinette in Dänemark, wird Ihnen diese Zeilen, nebst einem innigsten Gruß, und beifolgenden 3ten und letzten Theil meiner Reise überbringen. Zürnen Sie nicht, daß ich dort auch mit wenigen Worten, und oft schon bereuete ich es, alzu kurz, gesagt habe, wie theuer und unvergeßlich Dresden mir durch Ihre Freundschaft ward. Mich hat die Menge des Stoffes in diesem Buche alzu sehr gedrängt; und öfters bin ich sehr kurz gewesen, oder habe ganz geschwiegen, da wo meine liebsten Erinnerungen weilen. Und wo sind sie lieber und schöner, als in dem lieblichen, geistvollen Kreise, den Ihre Güte mir so freundlich öffnete?
Sagen Sie mir doch nur mit zwei Worten wie Sie leben, und wie Ihre theure Familie, deren Andenken ich mich durch Ihre Fürsprache empfehle. Ich sehne mich herzlich nach einer Nachricht, sey es auch bloß eine mündliche, von Ihnen. Sagen Sie mir doch auch, wie Ihnen Oehlenschlägers Holberg gefällt? Darnach bin ich etwas neugierig. Ich gestehe, die Uebersetzung kann vielleicht trefflich seyn. Mir aber, und vielleicht den unbefangenen Dänen überhaupt gefällt sie nicht eben alzusehr; und die Vorrede im 4ten Theile hat hier noch weniger Glück gemacht.
Ihre beiden Novellen, der Geheimnißvolle und die Verlobten, sind schon im Dänischen übersetzt; und besonders die letzte gefällt hier besonders. So auch mir in hohem Grade. Ich bewundere Sie hier, wie immer; denn in jeglichem Tone sind Sie der unnachahmliche Darsteller der innern Menschheit, weil Sie den Menschen so kennen und durchschauen, wie wenige Dichter; und wie das Jugendlich-Lustige, so wird das Verständig-Ernste in Ihrer Dichtung ein Spiegel des hellsten Leben.
Verzeihen Sie die wenige Sorgfalt, das vielleicht gänzliche Mißlingen meines Ausdrucks in diesen Zeilen. Kaum 24 Stunden sind verflossen, seit eine äußerst traurige Familien-Nachricht meine Stimmung ganz getrübt und abgespannt hat. – Ich werde daher auch schließen mit dem Wunsche aus meinem Herzen: Leben Sie glücklich, gesund und zufrieden!
Ihr treuer und dankbarer Freund
C. Molbech.