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Prolog

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Die Skyline von New York City verschlug mir den Atem. Als Holly und ich der glitzernden Stadt entgegenfuhren, sann ich über die Flut der Ereignisse nach, die mich hierhergeführt hatten. Ich war zu aufgeregt, um mich auszuruhen, aber andererseits auch zu müde, um mich mit Holly zu unterhalten, und daher beschloß ich, einen Brief an Alice Morgan zu schreiben und mich bei ihr für das Bild zu bedanken, das sie mir zugeschickt hatte und das mich schlagartig diese Odyssee hatte antreten lassen, diese Reise, die dazu dienen sollte, meine Vergangenheit zu ergründen.

Liebe Alice,

danke, danke und noch mal danke für den Versandhauskatalog, den du mir zugeschickt hast und in dem dieses Mannequin abgebildet war, das eine so unwahrscheinliche Ähnlichkeit mit meiner Mutter aufweist. Da Kenneth und ich deiner Meinung sind, hat sich Kenneth mit dem Versandhaus in Verbindung gesetzt. Dort hat man ihm sowohl den Namen des Mannequins genannt, Gina Simon, als ihm auch ihre Adresse gegeben. Und du wirst niemals erraten, wohin ich gerade unterwegs bin, jetzt, in diesem Moment, in dem ich dir diesen Brief schreibe. Es geht schnurstracks nach Los Angeles! Hollywood! Also, genaugenommen bin ich im Augenblick in New York (oder zumindest auf der Durchfahrt – gerade eben sind wir am Empire State Buildling vorbeigerauscht!). Kenneths Freundin Holly war so nett, mich nach New York zu bringen, und Hollys Schwester Dorothy und ihr Mann Philip haben sich gern bereit erklärt, mich anschließend in ihrem Haus in Beverly Hills aufzunehmen. Ist das nicht toll?

Allerdings macht es mir auch ein wenig Angst, einem Traum, und nichts weiter als einem Traum, so weit nachzujagen. Was ist, wenn sich herausstellen sollte, daß es sich bei dieser Gina Simon lediglich um eine Frau handelt, die Mommy auffallend ähnlich sieht? Und was passiert – eine vielleicht sogar noch schlimmere Vorstellung –, wenn sie tatsächlich meine Mutter ist? Was hätte das zu bedeuten? Wer läge dann in ihrem Grab in Provincetown? Und warum hat sie mir nicht Bescheid gegeben, daß es ihr gutgeht und daß sie bei diesem Autounfall in Wirklichkeit gar nicht ums Leben gekommen ist? Vielleicht war sie krank und hat das Gedächtnis verloren. Falls Mommy unter Gedächtnisverlust leiden sollte, könnte es durchaus sein, daß sie mich jetzt dringender braucht denn je. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig als hinzufahren. Ich muß die Antworten auf all diese Fragen finden.

In Anbetracht der hellen Aufregung, in die es mich versetzt, endlich einen Hinweis gefunden zu haben, der zu meiner Mutter führen könnte, sollte man meinen, ich sei glücklicher. Aber statt dessen hat mir der Abschied von Provincetown nahezu das Herz gebrochen. Ich weiß, daß ich dir in meinem letzten Brief geschrieben habe, wie einsam ich mich fühle und daß mir Großmama Olivia das Leben schwermacht, und daran hat sich weiß Gott nichts geändert, aber Cary und ich sind einander mit der Zeit so nahegekommen, daß die Trennung von ihm schmerzlich für mich war. Und es war einfach gräßlich anzusehen, wie die kleine May geweint hat, als sie mir zum Abschied nachgewunken hat. Wir sind tatsächlich zu einer Art Familie zusammengewachsen. Und Cary bedeutet mir inzwischen natürlich noch viel mehr. Wenn wir das nächste Mal in Ruhe miteinander reden, muß ich dir alles ganz genau erzählen.

Mach’s gut, Alice. Ich hoffe, daß ich bald Neuigkeiten für dich habe, und ich hoffe auch, daß du im guten alten Sewell deinen Spaß hast. Ganz im Ernst, ich vermisse West Virginia. Und natürlich auch dich! Grüß alle in der Schule schön von mir, und drück mir die Daumen!

Alles Liebe Melody

Das Lied der Nacht

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