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Endlich frei

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Wie jung wir doch waren an dem Tag, als wir entkamen! Wie sehr hätten wir uns lebendig fühlen müssen, war uns doch endlich die Flucht von einem so düsteren, einsamen und jedes Leben erstickenden Ort gelungen. Was für eine armselige Freude hätte es uns doch wenigstens bereiten müssen, endlich in einem Bus nach Süden zu sitzen. Aber wenn wir irgendwelche Freude verspürten, dann zeigten wir sie niemandem, nicht einmal uns selbst. Wir saßen alle drei blaß und stumm in unseren Sitzen und starrten aus den Busfenstern, von fast allem verängstigt, was wir draußen erblickten.

Frei. Gab es jemals ein wundervolleres Wort? Nein, wir waren frei, frei – selbst wenn die kalte knochige Hand des Todes uns doch noch zu fassen bekommen sollte, wenn Gott gar nicht irgendwo da oben war, auch nicht hier unten bei uns im Bus und mit uns fuhr und über uns wachte.

Die Stunden strichen dahin wie die Meilen. Wir wurden nervöser und nervöser, weil der Bus immer wieder anhielt und Passagiere ein- und aussteigen ließ. Der Fahrer hielt zu einer kleinen Erholungspause für das Frühstück, dann, um eine einzelne, füllige Negerin mitzunehmen, die allein an einer staubigen Nebenstraße der betonierten Bundesstraße stand. Die Zeit, die sie brauchte, um sich selbst und dann die vielen Gepäckstücke, mit denen sie unterwegs war, in den Bus zu hieven, erschien mir ewig. Gerade als sie endlich einen Sitzplatz gefunden hatte, passierten wir mit unserem Bus die Grenze zwischen Virginia und North Carolina.

Was für eine Erleichterung! Der Staat unserer jahrelangen Gefangenschaft lag hinter uns! Zum erstenmal seit Jahren begann ich mich zu entspannen – ein bißchen wenigstens.

Wir drei waren die Jüngsten im Bus. Chris war siebzehn Jahre alt, ein auffällig schöner Junge mit langem, gewelltem blonden Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel und sich dort zu einer großen Locke zusammenrollte. Seine dunkel umrandeten Augen strahlten in der Farbe des Sommerhimmels, und auch seine Persönlichkeit glich einem wunderbaren Sonnentag. Er zeigte sein tapferstes Gesicht, trotz der elenden Situation, in der wir uns befanden. Seine gerade und feine, aber kraftvoll geschwungene Nase drückte Stärke und Reife aus. Sie versprach, daß er all das sein würde, was unser Vater gewesen war – der Typ von Mann, bei dem jeder Frau das Herz schneller schlug, wenn er in ihre Richtung sah. Chris’ Gesichtsausdruck wirkte trotz allem zuversichtlich; er sah fast glücklich aus. Wenn er nicht auf Carrie geblickt hätte, wäre er vielleicht sogar glücklich gewesen. Aber als er ihr krankes, blasses Gesicht sah, runzelte er sorgenvoll die Stirn, und über seine Augen legte sich ein dunkler Schatten. Er zupfte an der Gitarre, die er um die Schultern hängen hatte, und spielte ein paar Griffe von »O Susanna«. Dazu sang er mit einer süßen, melancholischen Stimme, die mir ans Herz ging. Wir sahen einander an und fühlten gemeinsam die Trauer und den Schmerz, die das Lied mit seinen Erinnerungen in uns aufrührte. Wir waren eins, er und ich. Ich konnte es nicht ertragen, ihn länger anzusehen, sonst hätte ich weinen müssen.

In meinem Schoß zusammengerollt lag unsere kleine Schwester. Sie sah nicht viel älter als drei aus, aber sie war acht Jahre alt, bemitleidenswert klein und schwach. In ihren großen, schattigen blauen Augen lagen mehr dunkle Geheimnisse und Leiden, als ein Kind in ihrem Alter hätte kennen dürfen. Carries Augen waren alt, sehr, sehr alt. Sie erwartete nichts: kein Glück, keine Liebe, nichts – denn alles, was in ihrem Leben schön und wunderbar gewesen war, hatte man ihr fortgenommen. Von einer tödlichen Apathie befallen, schien sie bereitwillig den Wechsel vom Leben in eine andere, bessere Welt nach dem Tod zu erwarten. Es tat weh, sie so alleine zu sehen, so furchtbar alleine, denn Cory war ja jetzt nicht mehr bei ihr.

Ich war fünfzehn. Wir schrieben das Jahr 1960, und es war November. Ich wollte alles, brauchte alles, und ich hatte schreckliche Angst, daß ich in meinem ganzen Leben nie genug bekommen würde, um das zu ersetzen, was ich bereits verloren hatte. Verkrampft und angespannt saß ich da, bereit, laut loszuheulen, wenn noch irgend etwas Furchtbares passieren würde. Ich kam mir vor wie das Dynamit an einem Zeitzünder. Früher oder später würde ich explodieren, das wußte ich genau, und dann würde ich alle vernichten, die noch auf Foxworth Hall, jenem Haus unserer schrecklichen Großmutter, lebten!

Chris legte seine Hand auf meine, als könne er meine Gedanken lesen und wüßte, daß ich bereits darüber grübelte, wie ich denen die Hölle auf Erden bereiten könnte, die versucht hatten, uns zu zerstören. Er sagte leise: »Schau nicht so drein, Cathy. Es geht alles in Ordnung. Wir schaffen es schon!«

Er war noch immer der ewige Optimist und glaubte trotz allem, was wir durchgemacht hatten, daß letzten Endes alles zu unserem Besten sein würde. Gott, wie konnte er nur noch immer so denken, selbst jetzt, wo Cory tot war? Wie konnte Corys Tod zu unserem Besten sein?

»Cathy«, flüsterte er, »wir müssen das Beste aus dem machen, was uns geblieben ist, und das sind wir selbst, jeder für den anderen. Wir müssen akzeptieren, was passiert ist, und einen Schlußstrich darunter ziehen. Wir müssen an uns selbst glauben, an unsere eigenen Fähigkeiten, und wenn wir das tun, werden wir auch erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Nur so können wir weiterkommen. Cathy, wirklich, das ist unsere einzige Chance. Anders schaffen wir es nicht!«

Sein Ziel war es, ein langweiliger, gesetzter Arzt zu werden, der seine Tage in einem kleinen Sprechzimmer verbrachte, umgeben von menschlichem Elend. Für mich stellte ich mir etwas wesentlich Hübscheres vor – ein schönes Leben, ein Leben voller wunderschöner Dinge. Ich war fest entschlossen, all meine Träume von Liebe und Romantik Wirklichkeit werden zu lassen – auf der Bühne, wo ich die berühmteste Primaballerina der Welt sein würde; mit weniger würde ich mich nicht abfinden! Damit würde ich es Mammi zeigen!

Zur Hölle mit dir, Mammi! Ich hoffe, daß Foxworth Hall bis auf die Grundmauern niederbrennt! Ich hoffe, daß du nie wieder eine ruhige Nacht in deinem wunderbaren Schwanenbett hast, nie wieder! Ich hoffe, dein junger Mann findet eine Geliebte, schöner und jünger als du! Ich hoffe, er macht dir das Leben so zur Hölle, wie du es verdienst!

Carrie hob den Kopf und flüsterte: »Cathy, mir geht es gar nicht gut. Mir ist so komisch im Bauch ...«

Furcht stieg in mir auf. Carries kleines Gesicht wirkte so unnatürlich blaß. Ihr Haar, das ihr früher so hell und schimmernd um die Schultern gefallen war, hing in stumpfen, verklebten Strähnen herab. Ihre Stimme war kaum mehr als ein schwaches Wispern.

»Liebling, Liebling.« Ich versuchte sie zu trösten und küßte sie auf die Stirn. »Halt noch ein bißchen durch. Wir bringen dich bald zu einem Arzt. Es dauert nicht mehr lange, dann sind wir in Florida, und dort werden wir nie wieder irgendwo eingeschlossen sein!«

Carrie kuschelte sich in meine Arme, während ich aus dem Fenster starrte und mich hundeelend fühlte. Wir waren jetzt in South Carolina. Danach kam Georgia, und bis wir in Sarasota ankommen würden, dauerte es noch viele lange Stunden. Von einem Krampf geschüttelt, fuhr Carrie plötzlich hoch und begann zu würgen.

Ich hatte mir am letzten Rastplatz die Taschen mit Papierhandtüchern vollgestopft, so daß ich Carrie einigermaßen saubermachen konnte. Dann reichte ich sie an Chris weiter, kniete mich in den Gang zwischen die Sitze und begann den Boden zu wischen. Chris rückte ans Fenster und versuchte es zu öffnen, um die schmutzigen Papiertücher rauszuwerfen. Aber das Fenster ließ sich keinen Zentimeter bewegen, wie sehr er auch daran zog und rüttelte. Carrie fing an zu weinen.

»Stopf die dreckigen Dinger unter die Sitze«, flüsterte Chris mir zu, aber der Busfahrer muß uns wie ein Luchs im Rückspiegel beobachtet haben, denn er brüllte los: »Ihr Kinder da hinten – seht zu, daß ihr diesen Dreck anders los werdet!«

Es blieb uns nur, die Papiertücher mit dem Erbrochenen in die Außentasche von Chris’ Fototasche zu stopfen, in der wir persönlichen Kleinkram hatten, den wir in unsere Jackentaschen umpacken mußten.

»Tut mir leid«, schluchzte Carrie, während sie sich verzweifelt an Chris klammerte. »Ich habe das wirklich nicht gewollt. Müssen wir jetzt ins Gefängnis, weil wir den Bus so schmutzig gemacht haben?«

»Ach was! Natürlich nicht«, beruhigte sie Chris auf seine väterliche Art. »Noch zwei Stündchen, und wir sind in Florida. Versuch, es bis dahin irgendwie durchzuhalten. Wenn wir jetzt aussteigen, dann haben wir das ganze Geld verloren, das wir für unsere Fahrkarten bezahlt haben, denn wir müssen dann neue lösen. Und wir können uns nicht leisten, das Geld zu verschwenden.«

Carrie begann leise zu wimmern und zu zittern. Ich faßte an ihre Stirn. Die Stirn war kalt und feucht, und ihr Gesicht war jetzt nicht mehr blaß, sondern kreideweiß! Sie sah genauso aus wie Cory, kurz bevor er gestorben war.

Ich betete zu Gott, daß er wenigstens einmal Mitleid mit uns habe. Hatten wir nicht schon genug mitgemacht? Nahm das alles denn nie ein Ende? Während ich selbst gegen ein Würgen im Hals ankämpfen mußte, übergab Carrie sich zum zweitenmal. Ich begriff überhaupt nicht, wie sie immer noch etwas im Magen haben konnte. Verzweifelt lehnte ich mich gegen Chris’ Schulter. Carrie hing schlaff in seinen Armen und sah aus, als habe sie das Bewußtsein verloren.

»Ich glaube, sie ist in einem Schock«, flüsterte Chris, dessen Gesicht fast so bleich war wie das von Carrie.

In diesem Augenblick begann sich einer unserer Mitreisenden mit lauter, böser Stimme über uns zu beschweren. Sein Geschimpfe tönte durch den ganzen Bus, so daß einige mitfühlendere Passagiere ihn unangenehm berührt anstarrten und unentschlossen zu überlegen schienen, wie sie uns helfen könnten. Chris’ Blick traf meinen. Wie sollte es jetzt weitergehen?

Ich stand kurz vor der Panik, doch dann kam durch den Mittelgang, von einem Fuß auf den anderen schwankend, die große Negerin auf uns zu, die vorhin zugestiegen war, und lächelte uns beruhigend an. Sie reichte mir eine Papiertüte, in die ich die übelriechenden Tücher stecken konnte. Mit Gesten, aber ohne jedes Wort, zeigte sie uns ihre Anteilnahme. Sie streichelte mir die Schulter, kraulte Carrie unter dem Kinn und gab mir dann ein paar Lappen, die sie aus ihren Taschen gekramt hatte.

»Danke«, flüsterte ich heiser und lächelte schwach, während ich mich selbst, Carrie und Chris so gründlich wie möglich säuberte. Dann nahm sie mir die Lappen aus der Hand und stopfte sie ebenfalls in ihren Abfallbeutel. Sie blieb neben uns stehen, als wollte sie uns so unter ihren ganz persönlichen Schutz stellen. Voller Dankbarkeit lächelte ich diese wirklich beeindruckend dicke Frau an, die mit ihrem mächtigen, gut gekleideten Körper den ganzen Mittelgang ausfüllte. Sie zwinkerte mir zu und lächelte zurück.

»Cathy«, sagte Chris mit einem Gesicht, das noch besorgter wirkte als bisher, »wir müssen Carrie unbedingt zu einem Arzt bringen und zwar bald!«

»Aber wir haben doch bis Sarasota bezahlt!«

»Ich weiß, aber das hier ist ein Notfall.«

Unsere Wohltäterin schenkte uns ein weiteres beruhigendes Lächeln, dann beugte sie sich vor, um Carries Gesicht genau zu mustern. Sie strich mit ihrer großen schwarzen Hand über Carries verschwitzte Augenbrauen, dann fühlte sie nach Carries Puls. Sie machte eine seltsame Geste mit den Händen, die ich nicht verstand, aber Chris sagte: »Sie muß stumm sein, Cathy. Mit solchen Handzeichen verständigen sich Taubstumme.« Ich zuckte die Achseln, um ihr anzudeuten, daß wir ihre Zeichen nicht verstanden. Sie runzelte die Stirn, dann fischte sie aus einer Jackentasche ihres dicken roten Kostüms einen kleinen Notizblock mit bunten Blättern und schrieb sehr schnell ein paar Worte darauf, die sie mir reichte. Heiße Henrietta Beech, stand da. Kann hören, aber nicht sprechen. Kleines Mädchen ist sehr, sehr krank und braucht schnell guten Doktor. Ich las, und dann blickte ich sie in der Hoffnung an, von ihr weitere Informationen zu bekommen.

»Kennen Sie einen guten Arzt?« fragte ich. Sie nickte eifrig und produzierte blitzschnell die nächste Notiz: Glück gehabt, daß ich hier im Bus bin. Ich kann euch zu meinem eigenen ›Doktor-Sohn‹ bringen, der ein ganz besonders guter Arzt ist.

»Gütiger Himmel«, murmelte Chris, als ich ihm den Zettel weiterreichte, »wir müssen wirklich unter einem guten Stern stehen, daß wir gleich jemanden treffen, der uns zu einem Arzt bringen kann.«

»Hören Sie mal, Fahrer«, meldete sich der aufgebrachte Passagier von vorhin wieder. »Schaffen Sie dieses Kind endlich in ein Krankenhaus! Ich habe, verdammt noch mal, mein Geld nicht dafür bezahlt, hier in einem stinkenden, vollgekotzten Bus sitzen zu müssen.«

Die anderen Passagiere sahen ihn strafend an, und im Rückspiegel sah ich, wie das Gesicht des Fahrers vor Wut rot anlief; vielleicht schämte er sich auch. Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. Mit unglücklichem Unterton rief er mir zu: »Tut mir leid, aber ich habe eine Frau und fünf Kinder, und wenn ich meinen Fahrplan nicht einhalte, dann haben meine Frau und meine Kinder nichts zu essen, weil ich meinen Job verliere.« Ich bettelte verzweifelt mit den Augen, und er fluchte leise, aber hörbar vor sich hin: »Diese verdammten Sonntage. Die Wochentage, da passiert so was nie, da geht alles glatt, aber die Sonntage, die verdammten Sonntage.« Henrietta Beech hatte offenbar genug gehört. Sie griff wieder zu ihrem Bleistift und schrieb den nächsten Zettel. Dann ließ sie mich einen schnellen Blick darauf werfen.

Okay, Mann auf dem Fahrersitz, der Sonntage haßt. Mach nur weiter so mit kleinen kranken Mädchen, und ihre Eltern werden die Busgesellschaft auf zwei Millionen Dollar für unterlassene Hilfeleistung verklagen!

Kaum hatte auch Chris einen Blick auf den Zettel geworfen, da marschierte sie schwankend den Gang hinunter und wedelte dem Busfahrer mit ihrer Protestnote vor der Nase. Ungeduldig schob er den Zettel zur Seite, aber sie hielt ihm das Blatt wieder unter die Nase, und diesmal versuchte er, es zu lesen, behielt aber dabei den Verkehr im Auge.

»O Gott«, seufzte der Fahrer, dessen Gesicht ich deutlich im Rückspiegel beobachten konnte. »Das nächste Krankenhaus liegt so, daß ich einen Umweg von zwanzig Meilen fahren muß.«

Chris und ich sahen fasziniert zu, wie die schwarze Riesin den Fahrer mit Gesten und Signalen eindeckte, mit denen er genausowenig anzufangen wußte, wie wir vorhin. Wieder mußte sie zu ihrem Notizblock greifen, und was immer sie auf ihren Zettel schrieb, es veranlaßte den Fahrer, von dem Highway auf eine Nebenstraße abzubiegen, die zu einer Stadt namens Clairmont führte. Henrietta Beech blieb neben dem Fahrer stehen; offensichtlich, um ihn zu dirigieren. Aber sie nahm sich hin und wieder Zeit, uns ein strahlendes Lächeln zu schenken, mit dem sie uns versichern wollte, daß jetzt alles gut würde.

Bald rollten wir stille, breite Straßen entlang, über die große Alleebäume ihre Äste wölbten. Die Häuser, die ich dazwischen sah, wirkten reich und aristokratisch mit ihren Veranden und hohen Kuppeldächern. Obwohl es in den Bergen von Virginia, aus denen wir kamen, bereits ein- oder zweimal geschneit hatte, hatte der Herbst seine frostige Hand noch nicht bis hierhin ausgestreckt. Die Ahornbäume, Eichen und Magnolienbüsche trugen noch die meisten ihrer Sommerblätter, und es blühten sogar noch einige Blumen.

Der Busfahrer schien nicht sehr überzeugt davon, daß Henrietta Beech ihn richtig führte, und um ehrlich zu sein, mir ging es nicht anders. Normalerweise baute man Krankenhäuser nicht an solche Prachtalleen, und auch für Arztpraxen war das keine typische Lage. Aber gerade als ich begann, ernsthaft unruhig zu werden, kam der Bus ruckartig vor einem großen weißen Haus zum Stehen, das sich auf einem niedrigen, sanft ansteigenden Hügel erhob und von großen Rasenflächen mit gepflegten Blumenbeeten umgeben war.

»Los, Kinder!« rief der Busfahrer zu uns nach hinten, »packt eure Sachen zusammen, löst eure Fahrkarten bei mir ein oder fahrt mit ihnen im nächsten Bus weiter, solange sie noch gültig sind!« Er sprang schnell aus dem Bus und öffnete das Gepäckfach seitlich neben der Tür, aus dem er mindestens vierzig Koffer räumen mußte, bevor er unsere beiden gefunden hatte. Ich hängte mir Corys Gitarre und Banjo über die Schultern, während Chris sehr sanft und mit nicht zu übersehender Zärtlichkeit Carrie in die Arme nahm.

Wie eine fette Henne ihre Küken, trieb Henrietta Beech uns zum Haus, dann an einer langen Ziegelmauer entlang zur vorderen Veranda. Dort blieb ich zögernd stehen und starrte das Gebäude mit seiner schwarzen Doppeltür an. Rechts daneben hing ein kleines Schild: Eingang nur für Patienten. Hier wohnte offensichtlich ein Arzt, der seine Praxis im eigenen Haus hatte. Unsere beiden Koffer ließen wir im Schatten neben der betonierten Auffahrt zurück. Mein neugieriger Blick wanderte so lange über die Veranda, bis ich im Hintergrund einen weißen Korbstuhl erspähte, in dem ein Mann schlief. Unsere gute Samariterin marschierte mit einem breiten Lächeln zu diesem Mann und berührte ihn sanft am Arm, aber als er davon nicht aufwachte, winkte sie uns zu, selbst mit dem Mann zu sprechen. Als nächstes wies sie auf das Haus und deutete mit ihren Gesten an, daß sie jetzt hineingehen würde, um uns etwas zu essen zu machen.

Ich hätte mir gewünscht, daß sie hiergeblieben wäre, um uns vorzustellen und zu erklären, warum wir seine Sonntagsruhe stören wollten. Als Chris und ich uns dann auf Zehenspitzen zu dem Schlafenden schlichen, nahm ich plötzlich, trotz meiner Angst, überdeutlich den Rosenduft wahr, der die Luft erfüllte; und plötzlich schien es mir, als wäre ich schon einmal hiergewesen und würde diesen Ort kennen. Frische, nach Rosen duftende Luft war alles andere als das, was ich in den letzten Jahren gelernt hatte, für uns zu erwarten.

»Es ist Sonntag, so ein verdammter Sonntag«, flüsterte ich Chris zu, »und dieser Doktor hier wird es nicht sehr schätzen, wenn wir seine Sonntagsruhe stören.«

»Er ist Arzt«, sagte Chris, »da wird er wohl daran gewöhnt sein, daß man ihm seine freie Zeit stiehlt ... trotzdem besser, wenn du ihn weckst.«

Langsam trat ich noch näher an den Mann heran. Er war hochgewachsen und trug einen blaßgrauen Anzug mit einer weißen Nelke im Knopfloch. Die langen Beine hatte er weit von sich gestreckt und auf das Geländer vor sich gestützt. Er wirkte elegant, selbst als er jetzt so langgestreckt dalag, die Hände leger auf den Sessellehnen ruhend. Er schien es sich wirklich gemütlich gemacht zu haben, und irgendwie tat es mir richtig leid, ihn jetzt aufwecken zu müssen und ihm Arbeit zu bringen.

»Sind Sie Dr. Paul Sheffield?« fragte Chris, der den Namen auf dem Arztschild neben der Tür gelesen hatte. Carrie lag mit nach hinten gesunkenem Kopf in Chris’ Armen, die Augen geschlossen, und ihr langes goldenes Haar wehte in der milden warmen Brise. Nur langsam wachte der Doktor auf. Einen langen Moment starrte er uns an, als wolle er seinen Augen nicht trauen. Ich konnte mir denken, wie eigenartig wir in unserer Vermummung aus mehreren übereinandergezogenen Kleidungsstücken auf ihn wirken mußten. Er schüttelte den Kopf, als wolle er damit einen klaren Blick bekommen. Seine Augen wanderten erstaunt zwischen uns hin und her; und was für wundervolle braune Augen er doch hatte, mit winzigen Juwelentupfern von Blau, Grün und Gold auf dem sanften Braun. Diese erstaunlichen Augen schienen meinen Anblick förmlich einzusaugen. Er wirkte benommen, wie jemand, der ein bißchen betrunken ist, oder er war noch zu verschlafen, um seinem Gesicht den gewohnten professionellen Ausdruck zu geben. Jedenfalls musterte er mich mit völlig ungenierten Blicken, die von meinem Gesicht zu meinen Brüsten huschten, dann zu meinen Beinen, bevor sie ganz langsam zurück zu meinem Gesicht wanderten. Mein Gesicht und mein Haar hypnotisierten ihn regelrecht. Es war Haar in wirren, viel zu langen Strähnen, das wußte ich; über der Stirn schlecht geschnitten und an den Spitzen ausgebleicht und spröde.

»Sie sind doch der Doktor, oder?« drängte Chris.

»Ja, natürlich. Ich bin Dr. Sheffield«, sagte er endlich und wandte seine Aufmerksamkeit nun Chris und Carrie zu. In einer überraschend schnellen und eleganten Bewegung schwang er die Beine vom Geländer, stand auf, fuhr sich mit den langen Fingern durch sein üppiges, zerzaustes schwarzes Haar und trat dann näher, um einen Blick auf Carries kleines weißes Gesicht zu werfen. Er zog ihr vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger die Augenlider auf und betrachtete einen Moment lang, was immer es in diesen blauen Augen zu lesen gab.

»Wie lange ist dieses Kind schon bewußtlos?«

»Ein paar Minuten«, sagte Chris. Er war fast selbst schon ein Arzt, jedenfalls hatte er in endlosen Stunden seine medizinischen Fachbücher studiert, während wir auf Foxworth Hall eingeschlossen waren.

»Carrie hat sich im Bus dreimal übergeben, dann begann sie zu zittern und bekam kalte Schweißausbrüche. In dem Bus fuhr eine Dame namens Henrietta Beech mit, und sie brachte uns hierher zu Ihnen.«

Der Doktor nickte, dann erklärte er, daß Mrs. Beech seine Haushälterin sei. Er führte uns zu der Tür mit der Aufschrift Eingang nur für Patienten und durch sie in einen Teil des Hauses, in dem sich zwei kleine Behandlungsräume und ein Büro befanden. Unterwegs entschuldigte er sich ständig dafür, daß seine Sprechstundenhilfe nicht da war.

»Ziehen Sie Carrie bitte bis auf die Unterwäsche aus«, wies er mich an. Während ich mich an diese Arbeit machte, lief Chris zur Auffahrt zurück, um unsere Koffer zu holen.

Bange Fragen jagten Chris und mir durch den Kopf, als wir zusahen, wie der Doktor Carries Blutdruck prüfte, ihren Puls, ihre Temperatur, und sie mit seinem Stethoskop abhorchte. Als er damit begann, kam Carrie langsam wieder zu sich, so daß er sie bitten konnte zu husten. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, daß alle meine Zweifel wieder in mir hochstiegen. Warum war das Schicksal immer gegen uns? Waren wir wirklich so schlecht, wie die Großmutter uns immer gesagt hatte? Mußte Carrie jetzt auch sterben?

»Carrie«, sagte Dr. Sheffield freundlich, nachdem ich unsere Kleine wieder angezogen hatte, »wir lassen dich jetzt einen Augenblick in diesem Zimmer alleine, damit du dich etwas ausruhen kannst.« Er deckte sie mit einer dünnen Decke zu. »Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind auf der anderen Seite des Flures in meinem Büro. Ich weiß, daß es hier auf dem Behandlungstisch nicht sehr bequem ist. Aber es ist besser für dich, wenn du erst einmal ruhig liegen bleibst, während ich mich mit deinem Bruder und deiner Schwester unterhalte.«

Sie sah ihn mit großen, stumpf blickenden Augen an, ohne großes Interesse daran, ob es bequem war oder nicht, solange sie nur liegenbleiben durfte.

Ein paar Minuten später saß Dr. Sheffield hinter seinem großen, beeindruckenden Schreibtisch, die Ellbogen auf die Schreibunterlage gestützt, und begann ernst und mit echter Besorgnis in der Stimme zu uns zu reden: »Ihr beiden seht aufgeregt und beunruhigt aus. Ihr scheint euch nicht recht wohl in eurer Haut zu fühlen. Macht euch keine Gedanken darüber, daß ihr mich an einem Sonntag stören mußtet. Ich bin Witwer, und Sonntage sind für mich nicht anders als alle anderen Tage auch ...«

Er sagte das so, aber wenn man ihn genauer ansah, wirkte er übermüdet, wie jemand, der zu lange gearbeitet hatte.

Ich rutschte unwohl auf dem weichen braunen Ledersofa herum und rückte näher zu Chris. Durch das Fenster fiel ein breiter Streifen Sonnenlicht direkt auf unsere Gesichter, während der Doktor im Schatten saß. Meine Kleider fühlten sich feucht an und rochen widerlich, und plötzlich fiel mir auch wieder ein, warum. Schnell stand ich auf und zog mir das oberste Kleid aus. Es war mir gar nicht unangenehm zu sehen, wie der Arzt mich überrascht ansah. Er hatte offenbar noch gar nicht bemerkt, daß ich zwei Kleider übereinander trug. Als ich mich dann wieder neben Chris setzte, trug ich nur noch ein blaues, weites, ausgeschnittenes Kleid, das ein wenig zu kurz, aber sauber war.

»Trägst du sonntags immer mehrere Kleider übereinander?« fragte er.

»Nur an Sonntagen, an denen ich ausreiße«, antwortete ich. »Und wir haben nur zwei Koffer, in die wir alle wertvollen Sachen packen mußten, die wir später einmal brauchen können; da fehlte einfach der Platz.« Chris stieß mich heftig in die Seite und gab mir mit einem schnellen Blick zu verstehen, daß ich zuviel über uns verraten hatte. Aber ich wußte Bescheid über Ärzte, in erster Linie, weil ich Chris kannte. Diesem Arzt da hinter seinem Schreibtisch konnten wir vertrauen – ich sah es seinen Augen an. Wir konnten ihm alles erzählen, wirklich alles.

»So, so, ihr drei seid also ausgerissen«, brummte er. »Nun, wovor lauft ihr denn weg?«

Oh, wenn er doch nur die geringste Ahnung gehabt hätte!

»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Chris, »und im Augenblick möchten wir von Ihnen nichts anderes hören, als wie es Carrie geht.«

»Ja«, stimmte er zu, »das geht schon in Ordnung. Reden wir also über Carrie.« In professionellem Ton, ganz der praktizierende Arzt, fuhr er fort: »Ich weiß nicht, wer ihr seid oder woher ihr kommt oder warum ihr glaubt, ausreißen zu müssen. Aber dieses kleine Mädchen ist sehr, sehr krank. Wenn heute nicht Sonntag wäre, würde ich sie sofort in ein Krankenhaus bringen lassen, wo man Untersuchungen machen kann, zu denen mir hier die Möglichkeiten fehlen. Ich schlage vor, daß ihr euch sofort mit euren Eltern in Verbindung setzt.«

Dies waren genau die Worte, um mich in Panik geraten zu lassen!

»Wir sind Waisen«, erklärte Chris. »Aber machen Sie sich keine Sorgen wegen ihrer Bezahlung. Wir haben genug Geld dafür bei uns.«

»Es ist gut, daß ihr Geld habt«, sagte Dr. Sheffield, »ihr werdet es brauchen.« Er musterte uns mit einem scharfen, abschätzenden Blick. »Zwei Wochen in einem Krankenhaus wird es schon dauern, um hinter die Ursache der Krankheit eurer Schwester zu kommen. Es gibt da einige Symptome, die ich nicht mit Sicherheit deuten kann.« Und während wir noch nach Luft schnappten, schockiert, daß Carrie so krank war, rechnete er uns vor, wieviel Behandlung und Untersuchung ungefähr kosten würden. Danach waren wir noch schockierter. Mit dem Geld aus dem Schlafzimmer unserer Mutter würden wir nicht einmal eine Woche bezahlen können, geschweige denn zwei.

Meine Augen trafen sich mit Chris’ verstörtem Blick. Was sollten wir jetzt machen? So viel konnten wir nicht bezahlen.

Der Arzt hatte keine Schwierigkeiten, unsere Blicke zu deuten. »Seid ihr noch immer Waisen?« erkundigte er sich.

»Ja, wir sind noch immer Waisen«, erklärte Chris scharf und warf mir einen strengen Blick zu, der mir sagte, daß ich meinen Mund zu halten hatte. »Wenn man einmal Waise geworden ist, bleibt man das ja wohl. Nun erzählen Sie uns bitte, was unserer Schwester fehlt, und was Sie tun können, damit es ihr wieder besser geht.«

»Nun einmal langsam, junger Mann. Erst müßt ihr mir ein paar Fragen beantworten.« Seine Stimme klang noch immer freundlich, aber auch bestimmt genug, um uns merken zu lassen, daß er hier bestimmte, was zu geschehen hatte. »Zunächst einmal, wie ist euer Familienname?«

»Ich bin Christopher Dollanganger, und das hier ist meine Schwester, Catherine Leigh Dollanganger, und Carrie ist acht Jahre alt, ob Sie es glauben oder nicht!«

»Warum sollte ich das nicht glauben?« fragte der Doktor mild, obwohl er einen schockierten Eindruck gemacht hatte, als wir ihm zuvor im Behandlungsraum ihr Alter zum erstenmal gesagt hatten.

»Wir wissen, daß Carrie sehr klein für ihr Alter ist«, verteidigte Chris sich.

»Das ist sie in der Tat.« Der Doktor warf mir einen schnellen Blick zu, während er das sagte, dann beugte er sich vor und legte die Arme auf eine freundliche, vertrauenerweckende Art, die mich in höchste Alarmbereitschaft versetzte, vor sich über Kreuz auf den Tisch. »Nun hört mal her. Wir sollten aufhören, uns gegenseitig zu mißtrauen. Ich bin Arzt, und alles, was ihr mir anvertraut, fällt unter meine Schweigepflicht. Wenn ihr eurer Schwester wirklich helfen wollt, dann könnt ihr nicht hier sitzen und euch Lügen ausdenken. Ihr müßt mir schon sagen, was wirklich los ist, oder ihr stehlt mir die Zeit und bringt Carries Leben in Gefahr.«

Wir saßen beide stumm da, hielten uns an den Händen und lehnten unsere Schultern aneinander. Ich fühlte, daß Chris leicht zitterte. Ich begann auch zu zittern. Wir hatten solche Angst, jemandem die ganze furchtbare Wahrheit anzuvertrauen – denn wer würde sie uns schon glauben?

Unser Vertrauen in die, von denen wir erwartet hatten, daß wir ihnen am meisten trauen könnten, war furchtbar enttäuscht worden, wie sollten wir da je wieder jemandem vertrauen? Und doch, dieser Mann hinter dem Schreibtisch sah so vertrauenerweckend aus, so als würden wir ihn schon lange kennen.

»Na gut«, meinte er, »wenn es so schwierig ist, dann laßt mich ein paar andere Fragen stellen. Erzählt mir doch bitte, was ihr drei zuletzt gegessen habt.«

Chris seufzte erleichtert. »Unsere letzte Mahlzeit war das Frühstück, das wir sehr früh heute morgen gegessen haben. Wir haben alle das gleiche zu uns genommen, Hot dogs mit allem, was dazugehört, Pommes frites mit Ketchup und dann Schokoladenmilch. Carrie hat nur sehr wenig gegessen. Sie ißt auch sonst, wenn es ihr besser geht, immer nur ein paar Happen. Richtig guten Appetit habe ich bei ihr nie erlebt.«

Stirnrunzelnd machte der Doktor sich Notizen. »Und ihr habt alle drei genau das gleiche zum Frühstück gegessen? Und nur Carrie ist davon schlecht geworden?«

»Richtig. Nur Carrie.«

»Wird Carrie oft schlecht?«

»Hin und wieder, nicht oft.«

»Was heißt, hin und wieder?«

»Na ja ...«, erwiderte Chris langsam, »in der letzten Woche ist es ihr zweimal schlecht gewesen und im letzten Monat vielleicht fünfmal. Ich habe mir deshalb schon große Sorgen gemacht. Ihre Übelkeitsanfälle scheinen auch immer schlimmer zu werden, je häufiger sie kommen.«

Die ausweichende Art, in der Chris erzählte, was mit Carrie los war, machte mich rasend! Auch nach allem, was sie getan hatte, hörte er nicht auf, unsere Mutter zu schützen. Vielleicht verriet etwas in meinem Gesicht, daß ich mit Chris nicht einverstanden war, denn der Doktor beugte sich in meine Richtung vor, als habe er verstanden, daß er von mir eine wesentlich vollständigere Geschichte zu hören bekommen würde. »Seht mal, ihr seid zu mir gekommen, damit ich euch helfe, und ich will für euch tun, was in meiner Macht steht. Aber ihr gebt mir keine faire Chance, Carrie zu helfen, solange ihr mir nicht alles sagt, was ich für die Behandlung wissen muß. Wenn Carrie an einer inneren Krankheit leidet ... Ich kann schließlich nicht in sie hineinsehen, also muß sie mir erzählen, was ihr fehlt, oder ihr. Ich brauche Informationen, um meinen ärztlichen Pflichten nachzukommen – alle Informationen. Ich weiß bereits, daß Carrie unterernährt ist und für ihr Alter viel zu klein. Ich sehe, daß ihr alle drei vergrößerte Pupillen habt. Ich sehe, daß ihr alle blaß, dünn und unterernährt seid. Aber ich kann nicht begreifen, warum ihr euch solche Sorgen wegen der Behandlungskosten macht, wo eure Uhren so teuer aussehen, und jemand mit einem teuren und exklusiven Geschmack eure Kleider ausgesucht haben muß – von dem ich allerdings nicht begreife, warum er euch Sachen gekauft hat, die so schlecht sitzen. Ihr sitzt hier mit goldenen Uhren, tragt teure Sachen, die furchtbar dreckig sind, und ihr erzählt mir Halbwahrheiten. Deshalb werde ich euch jetzt ein paar Dinge erzählen, die ganze Wahrheiten sind!« Seine Stimme wurde kräftig und ernst. »Ich vermute, daß eure kleine Schwester an lebensgefährlicher Blutarmut leidet. Und weil sie so anämisch ist, ist sie für unzählige Infektionskrankheiten anfällig. Ihr Blutdruck ist gefährlich niedrig. Und es gibt da noch einen Faktor in ihrem Krankheitsbild, den ich nicht richtig analysieren kann. Und deshalb wird Carrie morgen in ein Krankenhaus gebracht, ob ihr nun eure Eltern anrufen wollt oder nicht. Ihr könnt ja eure Armbanduhren versetzen, um für ihr Leben zu bezahlen. Nun ... wenn wir sie noch heute abend ins Krankenhaus bringen, dann kann man gleich morgen früh mit den Untersuchungen anfangen.«

»Tun Sie, was Sie für notwendig halten«, erklärte Chris dumpf.

»Moment mal!« rief ich, sprang auf und stellte mich direkt vor den Schreibtisch des Arztes. »Mein Bruder hat Ihnen nicht alles erzählt!« Ich warf Chris über die Schulter einen bösen Blick zu, den er mit einer wilden Warnung in seinen Augen beantwortete, nur ja nicht die volle Wahrheit zu enthüllen. Bitter dachte ich, mach dir keine Sorgen, ich werde unsere kostbare Mutter schon so gut schützen, wie ich kann!

Ich glaube, Chris verstand, denn ihm traten Tränen in die Augen. Hatte sie ihn nicht genug verletzt, daß er noch immer ihretwegen weinen konnte? Seine Tränen ließen mich innerlich auch weinen, nicht für sie, aber für ihn, weil er sie so liebte, und für mich, weil ich ihn so liebte; für all das, was wir gemeinsam erlebt und ertragen hatten ... Er nickte, als wolle er sagen, nur zu, erzähl ihm alles, und dann begann ich mit meiner Geschichte, die für den Arzt das Unglaublichste gewesen sein muß, was er jemals in seiner Praxis zu hören bekommen hat. Anfangs merkte ich ihm an, daß er meinte, ich würde lügen oder zumindest übertreiben.

»... und nachdem Daddy bei dem Unfall ums Leben gekommen war, erzählte Mammi uns, daß wir völlig verschuldet wären und daß sie keine Möglichkeit hätte, genug Geld für uns fünf zu verdienen. Sie begann Briefe an ihre Eltern nach Virginia zu schreiben. Zunächst erhielt sie keine Antwort, aber eines Tages kam dann ein Brief. Sie erzählte uns, ihre Eltern lebten in einem schönen, großen Haus in Virginia und wären unglaublich reich, aber weil sie ihren Halbonkel geheiratet hätte, wäre sie enterbt worden. Nun würden wir alles aufgeben müssen, was wir besaßen. Wir mußten unsere Fahrräder in der Garage lassen und durften nicht einmal unseren Freunden auf Wiedersehen sagen, und noch an demselben Abend bestiegen wir einen Zug, der uns nach Virginia, in die Blue Ridge Mountains, brachte.

Wir waren nicht unglücklich, von nun an in einem so reichen Haus zu leben, aber wir hatten unsere Sorgen, wie wohl das Treffen mit einem Großvater ausgehen würde, der uns als so grausam beschrieben worden war. Unsere Mutter erzählte uns, daß sie uns erst einmal eine Zeitlang verstecken müßte, bis sie die Zuneigung ihres Vaters zurückgewonnen hätte. Eine Nacht nur, sagte Mammi, höchstens vielleicht zwei oder drei, dann würde sie uns die Treppe hinunterführen zu ihrem Vater. Er litt an einer tödlichen Herzkrankheit und kam nie die Treppe herauf, so daß wir dort oben sicher versteckt waren, solange wir nicht zuviel Lärm machten. Die Großmutter, die als einzige eingeweiht war, gab uns zum Spielen den Dachboden. Er war riesig – und voller Dreck, Gerümpel, Spinnen, Mäusen und Ungeziefer. Und dort spielten wir dann und versuchten, das Beste aus unserer Zeit zu machen, bis Mammi die Gunst ihres Vaters zurückgewonnen haben würde und uns die Treppe hinunter in das Leben reicher, glücklicher Kinder führte. Doch schon bald mußten wir herausfinden, daß unser Großvater unserer Mutter die Ehe mit seinem Halbbruder niemals verzeihen würde, und wir immer die ›Satansbrut‹ sein würden. Wir mußten dort unter dem Dach leben, bis er starb.«

Ich fuhr fort, trotz der ungläubigen Blicke des Arztes, die mir weh taten. »Und, als ob es noch nicht gereicht hätte, in einem Zimmer eingeschlossen leben zu müssen, mit nur einem Dachboden als Spielplatz, mußten wir bald auch noch feststellen, daß selbst die Großmutter uns aus tiefster Seele haßte. Sie gab uns eine lange Liste mit strengen Gesetzen und Regeln, die wir unter Androhung schlimmster Strafen zu befolgen hatten. Wir durften niemals aus den Fenstern sehen oder die schweren Vorhänge auch nur das kleinste Stückchen beiseiteziehen, um ein wenig Licht hereinzulassen. Zu Anfang waren die Mahlzeiten, die uns die Großmutter jeden Morgen in einem Picknickkorb brachte, noch recht gut, aber mit der Zeit wurden sie immer eintöniger, bis wir nur noch Sandwiches, Kartoffelsalat und gebratenes Huhn bekamen. Nie gab es Süßigkeiten, denn davon hätten wir schlechte Zähne bekommen können, und zu einem Zahnarzt durften wir nicht gehen. Natürlich hatten wir in unserem Gefängnis wunderschöne Geburtstagsfeiern, zu denen Mammi uns Kuchen, Gebäck und Eis brachte, und die tollsten Geschenke, die man sich wünschen konnte. Jede Wette, daß sie uns wirklich alles besorgte, was man für Geld kaufen kann, um uns für das zu entschädigen, was uns das Leben in diesem gräßlichen Versteck nicht geben konnte. Aber mit ihren Büchern, ihren Spielen, ihren Platten, ihren teuren Kleidern konnte sie uns weder für den Verlust unserer Gesundheit, noch für die Zerstörung unseres Selbstwertgefühls entschädigen. Und, was das Schlimmste war, langsam begannen wir auch den Glauben an sie zu verlieren.

Ein Jahr verging, und im nächsten Sommer kam Mammi überhaupt nicht mehr zu uns herauf. Dann tauchte sie schließlich im Oktober wieder auf, um uns zu erzählen, daß sie zum zweitenmal geheiratet hatte und den Sommer über auf Hochzeitsreise in Europa gewesen war. Ich hätte sie umbringen können! Warum hatte sie uns nichts davon erzählt? Aber sie war fortgegangen, ohne uns auch nur mit einem Wort darauf vorzubereiten! Sie brachte uns teure Geschenke – Kleider, die inzwischen zu klein für uns waren – und dachte, damit wäre alles wieder gutgemacht, obwohl längst nichts mehr gutzumachen war. Schließlich schaffte ich es, Chris davon zu überzeugen, daß wir aus diesem Haus fliehen mußten und die Aussicht auf unser Erbe am besten ganz vergaßen. Er wollte zunächst nicht fort, weil er noch immer dachte, daß der Großvater jeden Tag sterben könnte, und Chris wollte auf das College und dann Medizin studieren und Arzt werden – wie Sie.«

»Ein Arzt wie ich ...«, wiederholte Dr. Sheffield und seufzte seltsam. Seine Augen strahlten in warmer Sympathie, aber da war auch noch etwas anderes, Dunkleres in ihnen. »Das ist eine ungewöhnliche Geschichte, Cathy, und es fällt nicht leicht, sie zu glauben.«

»Einen Moment!« rief ich. »Ich bin noch nicht fertig. Das Schlimmste habe ich ihnen noch gar nicht erzählt! Der Großvater starb tatsächlich, und er nahm unsere Mutter wieder in sein Testament auf, so daß sie sein gigantisches Vermögen erbte – aber er ließ noch eine zusätzliche Klausel in sein Testament setzen, die ihr verbot, jemals Kinder zu haben. Sollte sich jemals herausstellen, daß sie ihrem ersten Mann Kinder geboren hatte, würde sie alles verlieren, was er ihr hinterließ, und auch alles, was sie von seinem Geld gekauft hatte.«

Ich machte eine Pause. Ich sah zu Chris hinüber, der blaß und elend dasaß und mich mit flehenden Augen schmerzerfüllt anstarrte. Aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Ich hatte nicht vor, etwas von Cory zu erzählen. Ich wandte mich wieder dem Arzt zu. »Nun, dieser geheimnisvolle, schwer zu deutende Faktor im Krankheitsbild, mit dem Sie solchen Kummer haben – die Sache, die Carrie und auch uns manchmal Brechreiz verursacht: Sehen Sie, als unsere Mutter erst einmal erfahren hatte, daß sie niemals uns und das Geld behalten konnte, entschloß sie sich, uns loszuwerden. Die Großmutter begann, uns in ihrem täglichen Picknickkorb mit Zucker bestreute Berliner mitzubringen. Wir aßen sie, hocherfreut über die Abwechslung, ohne zu wissen, daß sie außer mit Zucker auch mit Arsen bestreut waren.«

Und damit hatte ich es also gesagt.

Vergiftete Berliner, mit denen uns unsere Gefangenschaft versüßt werden sollte, während wir schon begonnen hatten, mit Hilfe eines von Chris geschnitzten hölzernen Nachschlüssels Ausflüge in das nächtliche Haus zu unternehmen, um unsere Flucht vorzubereiten. Wir wurden langsam vergiftet, während wir Nacht für Nacht Raubzüge in das Schlafzimmer unserer Mutter unternahmen, auf denen wir alles Kleingeld einsammelten, was wir lose herumliegend fanden – für die Reisekasse.

»In diesem einen Zimmer lebten wir drei Jahre, vier Monate und sechzehn Tage, völlig abgeschlossen von der Außenwelt.«

Als ich meine lange Geschichte schließlich zu Ende erzählt hatte, saß Dr. Sheffield eher still da und sah mich voller Mitgefühl, Schrecken und Betroffenheit an. »Verstehen Sie nun?« fügte ich hinzu. »Sie können uns nicht zwingen, zur Polizei zu gehen und unsere Geschichte zu erzählen! Man würde unsere Großmutter und unsere Mutter ins Gefängnis werfen, aber wir würden selbst noch viel mehr darunter leiden! Nicht nur, weil die Geschichte in die Presse gezerrt würde, sondern weil man uns trennen würde. Man würde uns in ein Heim stecken oder uns unter gesetzliche Vormundschaft stellen, aber wir haben uns geschworen, immer zusammenzubleiben, immer!«

Chris starrte zu Boden. Er sprach, ohne aufzublicken: »Kümmern Sie sich um unsere Schwester. Tun Sie alles, was nötig ist, um sie wieder gesund zu machen, und Cathy und ich werden einen Weg finden, unsere Schulden zu bezahlen.«

»Chris«, sagte der Doktor auf seine langsame, geduldige Art. »Du und Cathy, ihr seid auch mit Arsen vergiftet, und ihr werdet genauso untersucht werden müssen wie Carrie. Seht euch doch nur an! Ihr seid abgemagert, blaß und schwach. Ihr braucht gutes Essen, Ruhe und viel frische Luft und Sonne. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie ich euch helfen kann.«

»Sie sind für uns ein Fremder, Herr Doktor«, erklärte Chris respektvoll, »und wir können von niemandem Mitleid oder Geld erwarten. Wir würden so etwas auch nicht annehmen. Cathy und ich sind so schwach und krank nicht. Carrie ist diejenige, um die es schlecht steht.«

Aufgebracht wirbelte ich herum und starrte Chris an. Wir wären Narren gewesen, die Hilfe dieses freundlichen Mannes abzulehnen, nur um uns die Reste eines Stolzes zu retten, den man uns schon viel zu oft gebrochen hatte. Auf dieses eine Mal würde es nun nicht mehr ankommen.

»...ja«, fuhr der Arzt fort, als hätten Chris und ich bereits gerade unser Einverständnis mit seinem großzügigen Angebot erklärt, »die Kosten für einen ambulanten Patienten sind nicht so hoch, wie für einen stationären – kein Zimmer und keine Verpflegung, die ihr zu zahlen hättet. Also, hört mal zu, das ist nur ein Vorschlag, den ihr selbstverständlich ablehnen könnt – übrigens, wohin wollt ihr denn nun eigentlich?«

»Nach Sarasota, Florida«, meinte Chris leise. »Cathy und ich haben auf dem Dachboden an Seilen zwischen den Dachbalken geturnt, um uns fit zu halten. Deshalb dachten wir, mit einiger Übung könnten wir in einem Zirkus Trapezkünstler werden.«

Der Arzt sah uns nur noch trauriger an: »Ganz im Ernst, Chris, mir gefällt der Gedanke überhaupt nicht, daß ihr auf diese Art euer Leben riskieren wollt, und als Arzt glaube ich, darf ich nicht erlauben, daß ihr in diesem Zustand eure Reise fortsetzt. Meine persönliche und berufliche Ethik sagt mir, daß ich euch nicht ohne ausreichende Behandlung hier weglassen kann. Ich gebe zu, das, was man praktische Vernunft nennt, rät mir dringend, auf Distanz zu gehen und keinen Gedanken daran zu verschwenden, was aus drei so merkwürdigen Figuren wie euch wird. Denn eure grauenvolle Geschichte könnte schließlich nur ein Berg wilder Lügen sein, mit denen ihr meine Sympathie erschwindeln wollt.« Er lächelte jedoch freundlich, um seinen letzten Worten die Schärfe zu nehmen. »Doch meine Intuition sagt mir, daß ich eure Geschichte glauben kann. Eure teuren Kleider, eure Uhren und die Hausschuhe an euren Füßen, eure blasse Haut und eure gequälten Blicke, das alles beweist mir, daß ihr die Wahrheit sagt.«

Was für eine Stimme er hatte, hypnotisierend, weich und melodisch, mit einem leichten Südstaaten-Akzent. »Nun kommt«, sagte er und wandte sich mit seinem ganzen Charme mehr an mich, auch wenn er bei Chris nicht ohne Wirkung blieb, »denkt nicht mehr an Stolz und Almosen. Bleibt hier bei mir, in meinem Haus mit zwölf leeren, einsamen Zimmern. Gott muß Henrietta Beech in diesen Bus geschickt haben, damit sie euch herführen konnte. Henny ist ungeheuer eifrig und läßt nicht zu, daß es in diesem Haus nur den kleinsten Fleck gibt, aber sie beklagt sich ständig darüber, daß zwölf Zimmer und vier Bäder für eine ältere Frau langsam einfach zuviel werden. Hinter dem Haus habe ich auch noch einen riesigen Garten. Ich muß zwei Gärtner als Hilfen beschäftigen, denn mir fehlt einfach die Zeit, um mich selbst so um den Garten zu kümmern, wie er es verdiente.« Hier richtete er seine schimmernden Augen direkt auf Chris. »Du kannst dir deinen Aufenthalt hier damit verdienen, daß du mir den Rasen mähst, die Hecken schneidest und den Garten auf den Winter vorbereitest. Cathy kann im Haus mithelfen.« Er warf mir einen fragenden, leicht spöttischen Blick zu, begleitet von einem Augenzwinkern. »Kannst du kochen?«

Kochen? Wollte er mich auf den Arm nehmen? Wir waren drei Jahre lang eingeschlossen gewesen und hatten nicht einmal einen Toaster gehabt, um uns morgens das Brot knusprig zu machen. »Nein!« fuhr ich ihn an. »Ich kann nicht kochen. Ich bin Tänzerin. Wenn ich erst eine berühmte Primaballerina bin, werde ich eine Frau anstellen, die mir die Küche besorgt, genau wie Sie eine haben. Ich habe nicht vor, mich von irgendeinem Mann an den Herd stellen zu lassen, ihm die Teller abzuwaschen, das Essen zu kochen und Babys auf die Welt zu bringen! Das ist nichts für mich!«

»Ich verstehe«, antwortete er mit teilnahmsvollem Blick.

»Das sollte nicht undankbar klingen«, versuchte ich zu erklären. »Selbstverständlich werde ich versuchen, Mrs. Beech so gut zu helfen, wie ich kann. Ich werde mir auch Mühe geben zu lernen, für sie zu kochen – und auch für Sie, Herr Doktor.«

»Gut«, sagte er. Er lachte mit den Augen, in denen es lustig funkelte, während er die Finger unter dem Kinn zusammenlegte und lächelte. »Du wirst also eine Primaballerina, und Chris wird ein berühmter Arzt, und das erreicht ihr, indem ihr nach Florida flieht, um dort im Zirkus aufzutreten? Natürlich bin ich noch aus einer etwas verstaubten Generation und kann eure Gedanken nicht recht nachvollziehen, weil ich dafür zu altmodisch denke. Aber, sagt mal, glaubt ihr wirklich, daß das realistische Pläne sind?«

Jetzt, wo wir aus unserem dämmrigen Dachboden ausgebrochen waren und die Dinge im Licht des normalen Alltags betrachteten ... nein, das waren keine realistischen Vorstellungen. Sie klangen kindisch und völlig aus der Luft gegriffen.

»Ihr müßt euch darüber im klaren sein, daß ihr bei jedem Zirkus in Konkurrenz zu professionellen Artisten treten würdet, die von Kindheit an für ihren Beruf trainiert haben«, fuhr er fort. »Ihr müßt zugeben, gegen solche Leute hättet ihr kaum eine Chance. Es wäre jedenfalls alles andere als einfach. Trotzdem, da ist etwas in euren Augen, an dem man merkt, daß ihr verdammt entschlossene junge Leute seid, und ohne Zweifel werdet ihr es irgendwie schaffen, das auch zu erreichen, was ihr euch vorgenommen habt. Aber wie steht es mit eurer Schulbildung? Was soll aus Carrie werden, wenn ihr beim Zirkus arbeitet? Ihr braucht mir das nicht zu beantworten«, sagte er schnell, als ich den Mund öffnen wollte. »Ich bin sicher, ihr habt auch dafür überzeugende Pläne, aber jetzt ist die falsche Zeit für so etwas. Als erstes müßt ihr euch um die Gesundheit von Carrie und um eure Gesundheit kümmern. Jeden Tag könntet ihr beide genauso einen Zusammenbruch erleiden, wie Carrie ihn gerade hinter sich hat, und ihr wärt dann genauso hilflos wie sie. Ihr habt ja schließlich alle drei unter den gleichen miserablen Umständen die letzten Jahre verbracht.«

Alle vier, nicht alle drei, flüsterte etwas in meinem Kopf, aber ich sagte nichts über Cory.

»Wenn Sie uns anbieten wollen, bei Ihnen zu leben, bis Carrie wieder auf den Beinen ist«, erklärte Chris, ohne daß das Mißtrauen aus seinen Augen verschwunden wäre, »sind wir Ihnen ausgesprochen dankbar. Wir werden hart arbeiten, und sobald wir Ihnen jeden Cent zurückbezahlt oder abgearbeitet haben, werden wir Sie nicht weiter belästigen.«

»Genau das will ich euch anbieten. Und ihr braucht mir nichts dafür zu bezahlen, außer daß ihr mir im Haus und im Garten ein wenig bei der Arbeit helft. Ich brauche diese Hilfe, sie kommt mir sehr gelegen. Es ist also kein Mitleid und kein Almosen, was ich euch anbiete, sondern eine Art Geschäftsvereinbarung, von der wir alle unsere Vorteile haben.«

Wie Blüten im Wind

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