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5. KAPITEL
DER GRÖSSTE VERLUST

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Ich versuchte, die Augen zu öffnen, doch schien es dafür einer unglaublichen Anstrengung zu bedürfen. Es war, als ob meine Lider verklebt wären. Ich öffnete und schloß sie mehrere Male. Mit der Zeit ging es dann leichter.

Wo war ich? Der Raum war ganz weiß. Eine häßliche weiße Plastiklampe hing in der Mitte des Zimmers an der Decke. Und dieses Bettzeug . . . es roch frisch gestärkt und war hart. In meinen Ohren summte es.

»Annie? Schwester, sie kommt zu sich. Schwester . . . Schwester!«

Ich wandte langsam den Kopf und hatte dabei den Eindruck, daß er aus Stein war – wie die Büste von Jefferson Davies im Vorgarten der Schule von Winnerrow. Eine weißgekleidete Frau, es war wohl eine Krankenschwester, ergriff mein rechtes Handgelenk und prüfte meinen Puls. Ich wandte den Kopf und sah die Infusionsnadel in meinem Arm.

Dann blickte ich nach links. Dort saß ein älterer, grauhaariger Herr, dessen Augen von einem so leuchtenden Blau waren, wie ich es nie zuvor gesehen hatte. Ich sah zurück zu der Krankenschwester. Sie war eifrig damit beschäftigt, etwas in ein Krankenblatt einzutragen, und warf nur einen flüchtigen Blick auf den Mann, der nun meine linke Hand ergriff und sich so weit zu mir herabbeugte, daß ich den süßlichen Duft seines Rasierwassers roch.

»Wer sind Sie?« fragte ich. »Warum bin ich hier?«

»Annie, ich fürchte, daß mir die Aufgabe zufällt, dir die schrecklichste Nachricht deines Lebens mitzuteilen. Ich hoffe, daß du mich nicht dafür hassen wirst.« Er schloß die Augen und atmete tief durch, so als hätten schon diese wenigen Worte ihm den Atem genommen.

»Welchen Schmerz?« Ich versuchte mich aufzusetzen, doch unterhalb der Taille hatte ich kein Gefühl in meinem Körper. Ich konnte nur meine Schultern wenige Zentimeter von der Matratze heben.

»Du hattest einen furchtbaren Autounfall und warst bewußtlos. «

»Unfall?« Ich blinzelte. Dann sah ich plötzlich alles wieder vor mir: der Regen, der Schrei meiner Mutter und der Ruf meines Vaters: »Annie!« Mein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. »O mein Gott! Wo sind meine Eltern? Wo ist meine Mutter? Mammi!« schrie ich verzweifelt auf. Ich sah die Krankenschwester an. »Wo ist Daddy?« Ich fühlte kalte Panik in mir aufsteigen.

Der merkwürdige Mann schloß die Augen, dann öffnete er sie langsam wieder und umschloß meine Hand fester.

»Annie, es tut mir so leid.«

Ich hatte das Gefühl, einen Alptraum im Zeitlupentempo zu durchleben. Ich betrachtete den Mann und sah tiefen Schmerz in seinen tränengefüllten Augen. Er senkte den Kopf und hob ihn nach einer Weile wieder, um mich anzusehen. »Es tut mir so leid, Annie.«

»Nein!« Ich wollte seine Worte zurückweisen, noch ehe er sie ausgesprochen hatte.

»Sie sind beide tot«, sagte er, und Tränen liefen über seine Wangen. »Und du warst zwei Tage bewußtlos.«

»Nein!« Ich entzog meine Hand dem kräftigen Zugriff seiner Finger und vergrub mein Gesicht in dem Kopfkissen. »Nein, ich glaube Ihnen nicht!«Jetzt hatte ich das Gefühl, mein ganzer Körper wäre steif, wie erfroren . . . Ich wollte nicht hier sein, ich wollte, daß dieser Mann wegging. Alles, was ich wollte, war, daheim bei meinen Eltern zu sein. O Gott, betete ich, bitte erhöre mich, und setze diesem grauenvollen Alptraum ein Ende. Bitte, bitte . . .

»Annie, meine arme Annie.« Ich spürte, wie er über mein Haar strich, so wie es meine Mutter oft getan hatte. »Ich bin gleich gekommen, als sie mich angerufen haben, und seither sitze ich an deinem Bett.

Ich wandte mich langsam um und betrachtete ihn durch meine gespreizten Finger. Auf dem Gesicht des Mannes spiegelten sich Zuneigung und Sorge. Seine Trauer und sein Schmerz waren aufrichtig.

Plötzlich wurde mir klar, wer er war. Dies war der geheimnisvolle Tony Tatterton, der Herr von Farthinggale Manor; und er saß hier neben mir.

»Ich habe rund um die Uhr eine Schwester angestellt und meine eigenen Ärzte einfliegen lassen. Aber die Bedingungen hier sind unzureichend. Ich muß dich nach Boston bringen lassen und dann nach Farthinggale«, fuhr er fort. Alles, was er sagte, glitt an mir vorbei wie im Traum. Ich schüttelte den Kopf.

»Mammi! Ich möchte Mammi sehen. Daddy . . .«

»Sie sind tot und werden wieder nach Farthinggale Manor zurückkehren, um dort beerdigt zu werden. Ich bin sicher, daß dies der Wille deines Vaters gewesen wäre«, sagte er sanft.

»Farthinggale Manor?«

»Die Stonewalls, deine Großeltern väterlicherseits, sind beide tot, sonst hätte ich mich mit ihnen beraten. Aber ich denke, daß sie dasselbe gewollt hätten: eine würdige Beerdigung für deine Eltern. Und das Versprechen, daß ich jeden greifbaren Dollar verwende, um dich wieder gesund zu machen.«

Ich starrte ihn eine Weile an. Dann brachen die Tränen, die sich wie hinter einer Schleuse angestaut hatten, hervor, und ich begann so heftig zu schluchzen, daß mein ganzer Oberkörper bebte. »Es tut mir so leid, meine arme, arme Annie. Heavens wunderschöne Tochter, Leighs Urenkelin«, flüsterte er, während er meine Stirn küßte und eine Haarsträhne aus meinem Gesicht strich. »Aber du bist nicht allein. Du wirst nie allein sein. Ich schwöre dir, ich werde immer für dich da sein, solange ich lebe.«

»Was ist mit mir los?« fragte ich mit tränenerstickter Stimme. »Ich habe das Gefühl, als könnte ich meine Beine nicht bewegen. Ich kann sie nicht einmal fühlen!«

»Dein Rückgrat und dein Kopf haben bei dem Unfall einen schlimmen Stoß abbekommen. Die Ärzte vermuten, daß die Verletzung der Wirbelsäule deine motorische Koordinationsfähigkeit beeinträchtigt hat. Aber mach dir keine Sorgen um das, was geschehen ist, Annie. Ich habe dir ja gesagt, daß ich dich wieder gesund machen werde.« Er küßte meine tränenüberströmten Wangen und lächelte, während er mich sanft mit seinen blauen Augen ansah.

»Drake«, sagte ich. »Wo ist Drake? Und wo ist Luke? Und Tante Fanny?« murmelte ich. Ich brauchte jetzt meine Familie um mich herum. Dieser Fremde konnte sie nicht ersetzen. O Gott, was würde mit mir geschehen? Ich fühlte mich verloren, beraubt und leer, ich schwebte dahin wie ein Ballon im Wind, dessen Halteband gerissen war. Was sollte ich jetzt nur tun?

»Drake wartet in der Halle. Luke und Fanny waren auch ein paar Male hier, und ich werde sie verständigen, daß du wieder bei Bewußtsein bist«, sagte Tony. »Aber zuerst werde ich dir meinen Arzt schicken.«

»Nein, ich will zuerst Drake sehen. Und bitte ruf Luke und Fanny an uns sag ihnen, daß sie sofort kommen sollen.«

»Ja, gut, ich werde es tun. Alles, was du willst.« Wieder küßte er mich sanft auf die Wange und stand auf. Dann sah er lächelnd auf mich herab; der Ausdruck, der jetzt auf seinem Gesicht lag, war liebevoll und dennoch eigenartig. Gleich darauf verließ er das Zimmer. Wenige Augenblicke später trat Drake ein; seine Augen waren rotunterlaufen und sein Gesicht bleich. Ohne ein Wort zu sagen, umarmte er mich und drückte mich an seine Brust. Wieder brach ich in Tränen aus.

Das Schluchzen verursachte mir Schmerzen im Rücken und auch in meinem Herzen. Drake küßte mich und wiegte mich wie ein Baby. Er preßte seine Wange an meine, und unsere Tränen vermischten sich. »Du weißt, daß sie für mich wie Eltern waren«, sagte er. »Meine wahre Mutter hätte mich nicht mehr lieben können, als Heaven es getan hat; und Logan hat mich immer wie seinen eigenen Sohn behandelt.«

»O Drake, es ist also wirklich war? Sie sind wirklich tot?«

»Ja, und es ist ein Wunder, daß du noch lebst. Ich habe den Wagen gesehen. Ein völliges Wrack!«

»Ich kann meine Beine nicht bewegen. Es ist ein Gefühl, ah ob sie gar nicht mehr da wären.«

»Ich weiß. Tony hat mir von den Vermutungen der Ärzte erzählt. Er wird alles Menschenmögliche für dich tun, Annie; er ist ein wundervoller Mann. Als er von dem Unfall erfahren hat, hat er sofort Ärzte einfliegen lassen, die sich jetzt ständig um dich kümmern werden. Er hat einen seiner leitenden Angestellten nach Winnerrow geschickt, damit Logans Fabrik weiter arbeiten kann, denn er weiß, wie wichtig sie für Logan und Heaven war. Er schwört, daß die Produktion nie eingestellt wird, ja daß sie sogar vergrößert werden soll. Und er hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das Unternehmen eines Tages zu leiten, wenn ich mit dem College fertig bin.

Dann hat er mir noch gesagt, daß er Farthinggale wieder herrichten lassen will, damit du dich dort in Ruhe erholen kannst. Wir können von Glück sagen, daß wir ihn in dieser schweren Zeit bei uns haben.«

»Aber ich will nicht nach Farthinggale, ich will nach Hause, Drake! Farthinggale war in meiner Vorstellung nie ein Krankenhaus, es war etwas Besonderes, ein . . . ein Paradies. Bitte, Drake.«

»Annie, es ist schwer für dich, jetzt einen klaren Gedanken zu fassen. Das mußt du im Moment anderen, älteren und besonneneren Menschen überlassen, die nicht so stark von der Tragödie betroffen sind wie wir. Wir müssen jetzt alles tun, damit du wieder gesund wirst. Das möchtest du doch auch, nicht wahr? Du möchtest doch wieder gehen können. Schließlich hast du das Leben noch vor dir.«

»Aber wie soll ich denn weiterleben – ohne Mammi, ohne Daddy? Weit weg von allen anderen, von Luke, von dir, von allen Menschen, die ich liebe?«

»Du mußt, Annie! Glaub mir, genau das würden auch Heaven und Logan zu dir sagen. Deine Eltern gehörten zu jenen Menschen, die nie aufgaben, Annie. Du mußt ebenso denken wie sie. Gleichgültig, welches Hindernis sich auch vor dir auftürmen mag, geh weiter und überwinde es.«

Strebe nach den höchsten Gipfeln, dachte ich unwillkürlich. Das war auch Lukes Rat gewesen.

»Ich werde in deiner Nähe sein, Annie. Ich fahre heute nach Boston zurück und werde dich dort im Krankenhaus besuchen. Natürlich ist es für dich unmöglich, jetzt über all das nachzudenken, weil es viel zu schnell geht, aber bitte vertraue denen, die dich lieben. Bitte!« sagte er.

Ich atmete tief durch und ließ meinen Kopf auf das Kissen sinken. Das Gewicht der ganzen Welt schien auf mir zu lasten. Meine Lider waren wieder schwer geworden, und ich fühlte mich benommen und müde. Vielleicht würde ich einschlafen, und wenn ich wieder aufwachte, würde sich herausstellen, daß alles nur ein furchtbarer Alptraum war, hoffte ich.

Ich würde mich wieder in meinem Zimmer in Hasbrouck House befinden. Es wäre Morgen, und Mammi würde wie immer voller Energie ins Zimmer kommen, um mit mir zu besprechen, was wir an diesem Tag unternehmen würden. Unten würde Daddy beim Frühstück sitzen und das Wall Street Journal lesen. Ich würde duschen, mich anziehen und die Treppe hinabstürmen, um einen neuen, wundervollen Tag zu begrüßen. Daddy würde mir einen Abschiedskuß geben, ehe er in die Fabrik ging, so wie er es jeden Tag tat.

»Roland hat mein Frühstück vorbereitet«, murmelte ich.

»Was?« sagte Drake.

»Ich muß schnell essen, damit wir losfahren können. Mutter und ich gehen einkaufen. Ich brauche ein neues Kleid für Maggie Templetons Geburtstagsparty, und wir wollen ein ausgefallenes Geschenk für sie finden. Mach dich nicht über uns lustig, Drake. Ich sehe sehr wohl, daß du lachst.«

»Annie . . .« Er legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich ein wenig hoch, doch ich konnte die Augen nicht offenhalten, und so bettete er meinen Kopf vorsichtig auf das Kissen.

»Die Spielzeughütte ist . . . so wunderschön . . . so wunderschön . . . – danke, Mammi. Ich werde sie immer lieben, immer . . .«

»Annie . . .«

»Was ruft Daddy da immer wieder? Daddy, hör nicht auf, mich zu rufen, bitte, Daddy.«

Dann umfing mich der warme, tröstende Schlaf, linderte mein Leid und schütze mich vor dem häßlichen, furchtbaren Licht, das in meine Träume einbrechen und alles zerstören wollte.

»Wir dürfen das nicht tun, Luke . . . nein, ich weiß . . . strebe nach den höchsten Gipfeln . . . der Blick . . . der Blick . . .«

»O Annie, du mußt wieder gesund werden«, flüsterte Drake, und seine Hand umschloß die meine. Aber in meinem Traum war es Lukes Hand, und wir liefen über den Rasen zu unserem Paradies, in dem alles möglich war und wo ich mich wieder in Sicherheit fühlte. Und dann versank ich in tiefen Schlaf.

Als ich aufwachte, erblickte ich die Krankenschwester und einen großen, dunkelhaarigen Mann mit rötlichbraunem Schnauzer und haselnußbraunen Augen. Er hielt meine Hand und lächelte mich an.

»Hallo«, sagte er, »ich bin Doktor Malisoff und werde mich um Sie kümmern, bis Sie wieder gesund sind.«

Ich sah zu ihm auf, und sein Gesicht gewann immer schärfere Konturen, bis ich sogar die dünnen, kleinen Falten erkennen konnte, die sich quer über seine Stirn zogen, als ob sie mit einem feinen Stift gezeichnet wären.

»Was ist mit mir los?« fragte ich. Meine Lippen waren so trocken, daß ich sie ständig mit der Zunge benetzen mußte. Statt mir zu antworten, wandte er sich dem jüngeren Arzt zu, der an seiner Seite stand. Er hatte blondes Haar, und eine sehr helle Haut. Seine Wangen waren von winzigen Sommersprossen übersät.

»Mein Assistent, Doktor Carson. Wir werden uns gemeinsam um Sie kümmern.«

Der jüngere Arzt nickte mir zu und vertiefte sich dann in das Krankenblatt, das ihm die Schwester entgegenhielt. »Und dies ist Mrs. Broadfield, Ihre Schwester. Sie wird von jetzt an bei Ihnen bleiben, bis zu dem Tag, an dem Sie wieder gesund genug sind, um allein klar zu kommen.«

»Hallo, Annie«, sagte Mrs. Broadfield, und ein Lächeln erhellte für den Bruchteil einer Sekunde ihr rundes, grobgeschnittenes Gesicht, das von kurzem, schwarzem Haar umrahmt wurde. Ihre Schultern waren so breit wie die eines Mannes.

»Wo ist Drake?« fragte ich und erinnerte mich vage, daß er mir erzählt hatte, er müsse nach Boston zurückkehren.

»Drake?« fragte Dr. Malisoff. »Im Warteraum sind zwei Personen, die Sie besuchen wollen. Die eine ist Ihre Tante Fanny, und ich nehme an, daß der andere ihr Sohn ist?« Er sah zu Mrs. Broadfield hinüber, die eilig nickte. »Ich werde sie gleich hereinholen. Aber lassen Sie mich zunächst erklären, was wir mit Ihnen vorhaben, Annie.

Anscheinend sind Sie, als sich der Wagen Ihres Vaters überschlug, auf irgendeinen harten Gegenstand aufgeschlagen, und der Stoß, den Ihr Rückgrat genau unterhalb der Halswirbel erlitten hat, hat eine Verletzung hervorgerufen, die wir als Trauma bezeichnen. Sie beeinträchtigt Ihre Motorik und ruft die Lähmung Ihres Unterkörpers hervor. Wir wissen bis jetzt nicht genau, an welcher Stelle sich die Verletzung befindet und wie schlimm sie ist, denn in diesem Krankenhaus gibt es nicht die Apparate, die wir zu einer genaueren Diagnose brauchen. Deshalb werden wir Sie nach Boston fliegen, wo ein Neurologe sie untersuchen wird. Dann können wir eine klare Diagnose und einen entsprechenden Therapieplan für Sie entwickeln.«

»Bis jetzt habe ich keine Schmerzen in den Beinen«, sagte ich.

Er lächelte.

»Nein, solange Sie gelähmt sind, werden Sie auch keine Schmerzen haben. Wenn Sie Schmerz empfinden, so ist das ein Zeichen dafür, daß die Muskeln und die Nerven wieder normal zu funktionieren beginnen. Ich vermute, daß Ihre Beine wieder funktionsfähig werden, sobald wir die Verletzung behandelt haben. Aber das wird auf alle Fälle einige Zeit dauern, und währenddessen brauchen Sie mehr als nur liebevolle Pflege. Sie brauchen eine qualifizierte Therapie.«

Sein freundlicher Ton wirkte beruhigend und ermutigend auf mich, aber ich wünschte mir so sehnlich, daß mein Vater neben mir säße und meine Hand hielte und meine Mutter mich tröstete und mir versicherte, daß ich wieder gesund werden würde.

Noch nie hatte ich mich so schrecklich einsam gefühlt, so allein und verlassen in einer fremden, kalten Welt.

»Also«, fuhr der Doktor fort, ließ meine Hand los und richtete sich wieder auf, »ruhen Sie sich aus, bis wir alle Vorbereitungen getroffen haben. Sie werden mit einem Krankenwagen zum Flugplatz gebracht und von dort mit einem Krankentransport-Flugzeug nach Boston geflogen.« Er lächelte wieder und tätschelte meine Hand. »Inzwischen wird Ihnen Mrs. Broadfield flüssige Nahrung geben.«

»Ich habe keinen Hunger.« Wer konnte in einem solchen Augenblick ans Essen denken? Es war mir völlig gleichgültig, ob ich je wieder essen würde.

»Ich weiß, aber ich möchte trotzdem, daß Sie neben dem, was Sie über die Infusion bekommen, noch etwas zu sich nehmen.« Er machte eine Pause und lächelte mir wieder zu. »Ich schicke Ihnen jetzt Ihre Familie.«

Er wandte sich um und verließ mit dem jungen Arzt das Zimmer. Mrs. Broadfield öffnete einen kleinen Karton mit Preiselbeersaft und schob einen Strohhalm hinein.

»Trinken Sie das langsam«, befahl sie und verstellte das Kopfteil meines Bettes, so daß mein Körper in eine sitzende Position kam. Ihre kurzen, dicken Finger und ihre großen Handflächen verströmten einen widerwärtigen Geruch von Desinfektionsalkohol. Ihr Gesicht war jetzt so dicht vor meinem, daß ich die feinen schwarzen Härchen sehen konnte, die auf ihrem runden Kinn sprossen. O wenn doch statt dieser abstoßenden Fremden meine wunderschöne Mutter mit ihrem lieben sanften Lächeln bei mir gewesen wäre!

Sie gab mir den Saft in die freie Hand und schob den Tisch zu meinem Bett. Durch die veränderte Position wurde mir ganz schwindlig, und ich mußte die Augen schließen.

»Mir wird schlecht«, rief ich.

»Versuchen Sie nur ein wenig zu trinken«, beharrte sie. Ich sog an dem Strohhalm und schluckte den Saft schnell hinunter. Meine Kehle schmerzte, und ich stöhnte auf.

»Bitte lassen Sie mein Bett wieder hinunter«, bat ich.

»Sie werden es versuchen müssen, Annie, ein klein wenig jeden Tag. Die Ärzte können nicht alles tun«, sagte sie, und in ihrer Stimme lag Mißbilligung, ja sogar Ungeduld.

»Ich bin noch nicht so weit«, sagte ich. Sie schüttelte den Kopf und zog den Tisch weg. Ich sog noch einmal an dem Strohhalm und reichte ihr dann den Saft. Sie preßte die Lippen zusammen, und auf ihrem teigigen Gesicht spiegelte sich Ärger. Als ich sie eingehender betrachtete, stellte ich fest, wie pickelig ihre Haut war, und ich fragte mich, wie eine Krankenschwester ein so schlimmes Gesicht haben konnte.

In dem Augenblick, als sie mein Bett wieder in eine waagrechte Position brachte, stürmte Tante Fanny, gefolgt von Luke, in den Raum. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich gewesen, sie zu sehen. Tante Fanny rang die Hände.

»O Gott . . . O Gott!« rief sie. Mrs. Broadfield wäre vor Schreck beinahe auf den Serviertisch gefallen.

»O Annie, mein Liebling, mein armes Kind!« Tränen strömten über ihr Gesicht, und sie tupfte ihre Wangen mit ihrem seidenen Taschentuch ab. »O Gott, o Gott . . . schau nur, wie sie da in dem Bett liegt. Mein liebes Kind«, jammerte sie und lehnte sich an Luke. Ihre Schultern wurden von Schluchzen geschüttelt. Dann atmete sie tief durch, kam zu mir und küßte mich auf die Stirn. Ich genoß den Rosenduft, der sie umgab, ihr ganz persönliches Parfum, das sie sich einmal im Monat direkt aus New York schicken ließ.

Sie hielt mich in den Armen und schluchzte so sehr, daß auch mein Körper bebte. Luke blickte mich ein wenig verlegen an; ihm schien es ziemlich unangenehm zu sein, daß seine Mutter ihre Gefühle so offen zur Schau stellte. Tante Fanny hielt mich so fest an sich gedrückt, als ginge es um ihr Leben. Ihr Schluchzen wurde lauter.

»Na«, sagte Luke, »du machst es nur noch schlimmer. Bitte.«

Tante Fanny zuckte zurück.

»Was?« wieder tupfte sie ihre Augen ab. »O. . . o Gott . . . o Gott.«

»Mutter, bitte. Denk daran, was Annie hinter sich hat.« Luke sprach leise, aber seine Stimme klang eindringlich. Meine Mutter hatte immer gesagt, daß niemand Tante Fanny so gut zur Vernunft bringen konnte wie Luke.

»O meine liebe, liebe Annie«, sagte sie und küßte mich auf die Wange, wobei ihre Tränen auf mein Gesicht tropften. Sie wischte sie ab und stand auf.

»Der arme Luke und ich sitzen schon seit Stunden draußen und warten darauf, daß uns die Ärzte und Schwestern zu dir lassen«, fügte sie hinzu und warf Mrs. Broadfield einen strafenden Blick zu. Ihr Kummer hatte sich von einer Sekunde auf die andere in Ärger verwandelt.

»Versuchen Sie, sie nicht aufzuregen«, befahl Mrs. Broadfield und verließ das Zimmer.

»Ich hasse Ärzte und Krankenschwestern, sie ham alle so’n verkniffenes Gesicht. Sehen aus wie Bisamratten. Und ich hasse den Geruch in den Krankenhäusern warum versprühen sie in der Halle nicht so’n Duftspray und bringen ’n paar Blumen hier rein. Wenn ich je krank werden sollte, Luke, dann will ich, daß du auch so ’ne Privatschwester einstellst, wie Annie eine hat, klar?« erklärte Tante Fanny. Es war, als könnte Sie ihren Kummer nach Belieben abstreifen wie einen Mantel.

Luke trat an mein Bett. Er sah jung und schön aus wie immer, doch seine Augen waren von Trauer und Schmerz erfüllt.

»Hallo, Annie.«

»Luke, o Luke!«

Sanft ergriff er meine Hand. Die Tränen, die in seinen Augen schimmerten, erfüllten mein Herz mit noch größerem Kummer. Er empfand ebenso tiefe Trauer wie ich, denn auch er hatte ja seinen Vater verloren. Und meine Mutter war oft liebevoller und freundlicher zu ihm gewesen als seine eigene.

»Aber, aber. Hat doch auch keinen Sinn, daß wir alle hier rumstehen und uns die Augen aus’m Kopf weinen«, sagte Tante Fanny plötzlich. »Wir können sie ja doch nich zurückholen. Würde ja alles dafür geben, was ich habe. Glaubt mir, ich hab Heaven mehr geliebt, als ich ihr je gesagt hab. Tut mir leid, daß ich immer so gemein zu ihr war, aber ich konnte einfach nix gegen meine Eifersucht machen. Das hat sie sicher kapiert. Hat mehr für mich getan als ich für sie.« Sie betupfte ihre Augen vorsichtig mit ihrem durchnäßten Taschentuch; dann holte sie tief Luft, und ihre Schultern strafften sich.

»Aber«, verkündete sie, »sie hätte sicher gewollt, daß ich die Dinge jetzt in die Hand nehme.« Tante Fanny nickte bekräftigend. »Ich kann genauso gut für dich sorgen wie dieser widerwärtige alte Knacker, der behauptet, daß er dein Urgroßvater is.«

»Ma«, Luke ergriff ihre linke Hand und wies mit dem Kopf zu mir hinüber, »dies ist nicht der richtige Augenblick . . .«

»Unsinn! Wir müssen tun, was getan werden muß! Der Kerl behauptet, deine Eltern hätten gewollt, daß er sich jetzt um dich kümmert, aber ich sage . . .«

Luke warf Fanny einen zornigen Blick zu.

»Ma, Annie ist jetzt nicht in der Verfassung, solche Dinge zu besprechen. Sie hat andere Sorgen.«

»Ist ja okay, daß er sich um die beste medizinische Versorgung für dich kümmert«, fuhr Tante Fanny unbeeindruckt von Lukes Vorhaltungen fort, »aber was Hasbrouck House angeht . . .«

»Ma, bitte.«

Enttäuscht verzog sie den Mund, so daß man ihre schimmernden weißen Zähne sah, die in reizvollem Kontrast zu ihrem dunklen Teint standen.

»Okay, schon gut, ich werd warten, bis du dich besser fühlst. Mach mir nur Sorgen darüber, was dieser alte, verkalkte Millionär mit deinem Vermögen anstellen wird.«

»Bis jetzt war er sehr nett, Tante Fanny«, wandte ich mit matter Stimme ein.

»Na ja. Hatte wohl seine Gründe.«

»Gründe?«

»Ma, bitte«, Luke wandte sich zu ihr um, und seine Augen funkelten wütend. »Ich habe dir doch gesagt, daß dies nicht der richtige Moment ist.«

»Okay, is ja schon gut.«

Mrs. Broadfield hatte wieder das Zimmer betreten und stand plötzlich hinter den beiden. In ihren weichen, weißen Schwesternschuhen ging sie so leise, daß keiner von uns sie hatte hereinkommen hören.

»Ich fürchte, Sie müssen jetzt gehen. Wir müssen Annie für ihre Reise vorbereiten.«

»Gehen? Sind doch grade erst gekommen. Sie ist meine Nichte, klar?«

»Es tut mir leid aber, wir müssen einen festen Zeitplan einhalten«, beharrte die Krankenschwester.

»Und wo bringen Sie sie hin?«

»Ins Bostoner Krankenhaus. Alle weiteren Informationen bekommen Sie im Schwesternzimmer auf dieser Etage«, sagte Mrs. Broadfield. Tante Fanny schüttelte ärgerlich den Kopf, doch Mrs. Broadfield ging, ohne sie weiter zu beachten, um mein Bett herum, um die Infusionsflasche zu überprüfen.

»Na gut, Annie, mein Liebling, mach dir bloß keine Sorgen und kümmer dich nur darum, daß du schnell wieder gesund wirst, ja?« Tante Fanny küßte mich auf die Wange und drückte meine Hand. »In ein paar Tagen werd ich in dieses komische Bostoner Krankenhaus kommen und schauen, ob sie dich da auch richtig versorgen«, fügte sie hinzu und warf Mrs. Broadfield einen grimmigen Blick zu; doch diese tat weiter ihre Arbeit, als ob Tante Fanny gar nicht mehr da wäre.

»Ich werde mitkommen, Annie«, sagte Luke und ergriff wieder meine Hand.

»O Luke, jetzt werde ich die Abschlußfeier und deine Rede verpassen«, weinte ich.

»Das macht nichts«, sagte Luke mit der für ihn typischen Ruhe. »Ich werde dir die ganze Rede am Telefon vorlesen. Und an dem Tag der Abschlußfeier werde ich vorher noch zu unserem Pavillon gehen . . .«

»Was redet ihr’n da?« fragte Tante Fanny, und auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, das Neugier und Verständnis verriet.

»Wir sprechen unsere eigene Sprache«, sagte Luke, und in seinen Augen las ich die Zärtlichkeit, die er für mich empfand. Er beugte sich über mich und küßte mich auf die Wange.

Im selben Augenblick betrat Tony Tatterton wieder das Zimmer.

»Nun, wie geht es dir?« fragte er und warf Luke einen raschen Blick zu. Dieser zuckte zurück und musterte Tony mißtrauisch. »Ich bin Tony Tatterton«, sagte Tony hastig und streckte ihm die Hand entgegen. »Und Sie müssen . . .«

»Mein Sohn, Luke junior«, verkündete Tante Fanny. »Wer ich bin, wissen Sie vermutlich. Heavens Schwester.« Sie stieß diese Worte so scharf und haßerfüllt hervor, wie ich es noch nie bei ihr erlebt hatte. Verstört blickte ich auf Tony, doch er nickte nur.

»Natürlich. Nun, wir müssen uns jetzt um Annie kümmern und sie für die Reise vorbereiten. Ich warte unten am Krankenwagen«, fügte er hinzu und warf Luke abermals einen raschen Blick zu. Lukes Augen arbeiteten ununterbrochen, abschätzend und kritisch musterte er Tony.

»Wir werden auch in Boston bei dir sein«, wiederholte er und verließ mit Tante Fanny das Zimmer.

Ehe ich in Tränen ausbrechen konnte, erschienen die Krankenträger. Einen Augenblick später wurde ich aus dem Zimmer gebracht und den Korridor entlang gerollt. Und an meiner Seite war niemand, der meine Hand hielt, niemand, den ich liebte und der mich liebte. Alle Gesichter, die mich umgaben, waren leer und fremd, es waren die Gesichter von Menschen, für die ich nichts als ein Teil ihrer täglichen Arbeit war. Mit geübtem Griff zog Mrs. Broadfield die Decke über meine Schultern, als wir den Ausgang zum Parkplatz erreichten. Der Krankenwagen erwartete uns schon.

Obwohl der Himmel grau und bedeckt war, schloß ich meine Augen in dem Augenblick, als das Tageslicht auf mein Gesicht fiel. Die Träger hoben mich in den Krankenwagen. Als die Türen geschlossen waren und Mrs. Broadfield sich neben mich setze, öffnete ich die Augen wieder. Sie richtete meine Infusionsflasche und lehnte sich zurück. Ich spürte, wie der Krankenwagen anfuhr und die Auffahrt des Krankenhauses hinabrollte, um mich zum Flughafen zu bringen, wo das Flugzeug wartete, das mich in das Bostoner Krankenhaus fliegen würde.

Auf einmal fragte ich mich, ob ich Winnerrow je wiedersehen würde. Ich wollte einen letzten Blick auf die kleine Stadt werfen, um die Erinnerung in meinem Herzen zu bewahren, und den sauberen kleinen Gehöften mit ihren sommerlich bestellten Feldern ein letztes Adieu zurufen. Aber vor allem wollte ich von den Willies Abschied nehmen, wollte die Berge mit den Bergarbeiterkaten und den Hütten der Schwarzbrenner noch einmal sehen.

Ich wurde plötzlich aus meiner Welt gerissen, wurde von den Menschen und den Orten, an denen mein Herz hing, getrennt. Überwältigt von Trauer schloß ich die Augen und versuchte mir vorzustellen, was wohl in diesem Augenblick in Hasbrouck House geschah. Sicherlich würden alle Hausangestellten noch wie betäubt sein, unfähig zu begreifen, was geschehen war.

In meinem Kopf begann es zu hämmern, und Tränen schossen aus meinen Augen. Ich wurde von einem heftigen Schluchzen geschüttelt.

Ich würde sie also nie wiedersehen? Nie wieder hören, wie mein Vater, wenn er nach Hause kam, rief: »Wo ist meine Tochter? Wo ist meine kleine Annie?« Als ich klein war, versteckte ich mich immer hinter der hohen Lehne des mit blauem Chintz bezogenen Sessels und preßte meinen kleinen Zeigefinger gegen die Lippen, um ein Kichern zu unterdrücken, während er so tat, als würde er überall nach mir suchen. Dann wurde sein Gesicht traurig, und mir brach fast das Herz bei dem Gedanken, ihm Kummer zu bereiten.

»Hier bin ich, Daddy«, zwitscherte ich, und er nahm mich auf den Arm und küßte mich. Dann trug er mich in das Arbeitszimmer, wo Mammi und Drake saßen und über die Schule sprachen. Wir ließen uns auf der Ledercouch nieder; und dann krabbelte ich auf Daddys Schoß. So saßen wir eine Weile und hörten ihnen zu, bis Mammi sagte, daß es nun Zeit für uns wäre, uns zu waschen und zum Abendessen umzuziehen.

Diese Tage waren von Sonnenschein und Lachen erfüllt gewesen; doch jetzt hatten sich dunkle Wolken über mir zusammengebraut, und eisige, finstere Schatten legten sich über mich wie ein Leichentuch.

»Versuchen Sie zu schlafen, Annie«, sagte Mrs. Broadfield und riß mich aus meinen Träumen. »Wenn sie daliegen und weinen, werden Sie nur schwächer und schwächer. Sie haben noch viele schwere Kämpfe vor sich, glauben Sie mir das.«

»Haben Sie schon früher Patienten wie mich betreut?« fragte ich, denn mir wurde klar, daß ich Freundschaft mit dieser Frau schließen mußte. Oh, wie sehr ich jetzt Freunde brauchte, Menschen mit denen ich sprechen konnte, Menschen, die älter und weiser waren als ich, die mir sagen konnten, was ich jetzt tun sollte! Ich brauchte jemanden, der Lebenserfahrung besaß, aber auch warmherzig und voller Zuneigung mir gegenüber war.

»Ja, ich habe schon viele Unfallopfer betreut«, sagte sie, und in ihrer Stimme lag ein überheblicher Ton.

»Sind sie alle wieder gesund geworden?« fragte ich.

»Natürlich nicht«, antwortete sie brüsk.

»Werde ich gesund werden?«

»Ihre Ärzte haben große Hoffnung.«

»Aber was glauben Sie?« Ich fragte mich, wie jemand, dessen Aufgabe es doch offensichtlich war, anderen zu helfen, so kalt und unpersönlich sein konnte. Wußte sie denn nicht, wie wichtig eine warmherzige und liebevolle Pflege war? Warum war sie so unnahbar? Tony hatte sicherlich genaue Erkundigungen über diese Frau eingezogen, ehe er sie eingestellt hatte. Meine Genesung bedeutete ihm so viel, daß er bestimmt die beste Krankenschwester ausgewählt hatte. Und doch wünschte ich, er hätte eine andere Frau gefunden, die mehr Wärme ausstrahlte, zu der ich Vertrauen fassen konnte und die noch etwas jünger war. Dann erinnerte ich mich daran, was Drake mir gesagt hatte: daß ich mich jetzt den Menschen anvertrauen sollte, die älter und erfahrener waren und die Dinge genauer überdachten, als ich es im Moment konnte.

»Ich denke, Sie sollten sich jetzt ausruhen und sich keine Sorgen mehr machen. Im Augenblick können wir sowieso nichts tun«, sagte Mrs. Broadfield, doch ihre Stimme klang immer noch kalt und schneidend. »Ihr Urgroßvater hat die beste Behandlung für sie organisiert, die man für Geld bekommen kann. Sie haben Glück, daß er für Sie da ist. Ich kannte viele Patienten, die viel weniger hatten als Sie.«

Ich nickte. Wie rasch er mir doch zu Hilfe geeilt war und wie sehr er sich dafür einsetzte, daß ich wieder gesund wurde! Jetzt erschien mir alles noch viel rätselhafter. Was hatte meine Mutter von einem Mann weggetrieben, der anscheinend ein so großes Herz besaß?

Ich war so müde. Mrs. Broadfield hatte recht, ich konnte jetzt nichts anderes tun, als mich auszuruhen und zu hoffen.

Ich hörte die Sirene des Krankenwagens, und undeutlich wurde mir bewußt, daß sie meinetwegen heulte.

Nacht über Eden

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