Читать книгу Greta, Jupp und die Geister - Verena Prym - Страница 8
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Am nächsten Morgen ist Greta hundemüde. Sie will sich nicht anziehen, sie will keine Zähne putzen, sie will nicht frühstücken, sie will nicht in die Schule. Muss sie aber.
Auf dem Pausenhof zankt Greta sich mit Caro und in der Garderobe schmeißt sie Ruben den Hausschuh an den Po.
Frau Gruber, die Lehrerin, kommt schnell herbeigelaufen. „Greta, warum ärgerst du Ruben?“, fragt sie und erhebt mahnend ihren knorrigen Zeigefinger.
„Er hat gesagt, dass ich lüge“, antwortet Greta.
„Und wieso hat er das gesagt?“, fragt Frau Gruber und schickt Ruben zurück ins Klassenzimmer, um in Ruhe ihre Ermittlungen anstellen zu können.
Greta seufzt. Es ist schwer zu erklären. Vor allem Frau Gruber. „Weil ... auf meinem Dach ... Also, ich habe nicht gut geschlafen“, antwortet sie deshalb und fächert sich ein wenig Luft zu.
Frau Gruber roch stets ausgesprochen merkwürdig ... und hatte natürlich sogleich eine mahnende Antwort parat: „Aber, Greta, du bist nun ein Schulkind! Und Schulkinder benehmen sich, auch wenn sie mal nicht gut geschlafen haben.“
Greta überlegt einen Moment. Dann nimmt sie all ihren Mut zusammen und erzählt Frau Gruber die Wahrheit, dass nämlich auf ihrem Dach wilde Geister wohnen, die nachts herauskommen, laut lärmen und sie nicht schlafen lassen. Und dass ihre Eltern meinen, es wäre bloß ein Marder oder die Katzen. Und dass Caro und Ruben behaupten, sie lüge.
Frau Gruber verzieht ihr Gesicht zu einem gequälten Lächeln und kommt einen Schritt näher. Greta zieht die Nase kraus. Ihre Lehrerin müffelt wahrhaftig wie eine uralte Klamottenkiste, die in einem feuchten Keller steht und zu einer Mäusehochburg geworden ist.
Frau Gruber schiebt ihre rote Brille hoch. „Eine Geistergeschichte also. Das ist ja einfallsreich.“
„Aber wenn ich es doch sage, auf meinem Dach wohnen wirklich ...“, versucht Greta, ihr zu erklären, aber Frau Gruber schneidet ihr das Wort ab.
„Papperlapapp! Deine Eltern haben recht. Es gibt keine Geister! Ich meine, wozu sollte es sie auch geben? Sie sind vollkommen zwecklos, eine reine Erfindung, mehr nicht. Hör auf, an sie zu denken, dann schläfst du besser und ärgerst keine anderen Kinder!“
Greta ballt die Fäuste. „Aber ich höre sie doch nachts. Und sie lassen mich nicht schlafen.“
Frau Gruber sieht sie eindringlich aus ihren blassblauen Augen an und seufzt schwer, so als müsse sie der kleinen Schülerin etwas erklären, was diese einfach nicht zu verstehen imstande ist.
„Greta, es gibt Geschichten über Geister, schön und gut. Aber existieren tuen sie höchstens in deiner Fantasie. Und da dann irgendwann auch nicht mehr. Also, lass Caro und Ruben in Frieden und erzähle keine krummen Geistergeschichten mehr!“
„Aber ich lüge doch nicht!“, ruft Greta und stemmt die Hände in die Hüften. „Es gibt sehr wohl Geister – auf meinem Dach!“
Frau Gruber streicht sich gequält eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr. „Es war der Wind“, erklärt sie knapp.
„Es war windstill“, entgegnet Greta. Frau Gruber kann doch nicht einfach behaupten, sie lüge und erzähle Geistermärchen, nein, das kann sie nicht auf sich sitzen lassen! Sie verzieht das Gesicht, so wie sie es immer macht, wenn sie mit Papa böse gucken übt: Augen auf das Gegenüber gerichtet, Augenbrauen zusammengezogen und Mund schnurdünn zusammengepresst.
Aber Frau Gruber schüttelt nur den Kopf und schickt sie zurück ins Klassenzimmer.