Читать книгу Greta, Jupp und die Geister - Verena Prym - Страница 9

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Die folgende Stunde ist Musikunterricht. Frau Gruber hat im Klassenzimmer die Tische beiseitegeschoben und bittet die Kinder, einen Stuhlkreis zu bilden. Greta schiebt ihren Stuhl neben Jupps.

Jupp ist neu in der Klasse und erst vor Kurzem mit seinen Eltern aus Hamburg hergezogen. Er hat wuschelige, helle Haare und blaue Augen, in denen es funkelt, wenn er lacht.

Greta mag ihn sehr.

Außerdem hat er einen blauen, mit einem bunt karierten Tuch abgedeckten Eimer, den er immer bei sich trägt. Niemand darf hineinsehen. Auch Frau Gruber nicht. Und das ärgert sie gewaltig ...

„Jupp, bring den Eimer raus, damit wir endlich anfangen können zu singen“, fordert sie ihn auf, als alle Kinder nach langem Stühlerücken endlich im Kreis sitzen.

„Wir können doch auch so anfangen zu singen“, erwidert Jupp.

„Ein Eimer hat aber im Unterricht nichts zu suchen“, widerspricht Frau Gruber.

„Mein Eimer sucht auch gar nichts, er steht einfach nur da“, erklärt Jupp.

Greta und ein paar andere Kinder kichern.

Frau Grubers Augenbrauen türmen sich über ihrer roten Brille auf wie Gewitterwolken und sie wiederholt energisch: „Der Eimer muss raus! Jetzt!“

„Gut“, sagt Jupp und erhebt sich vom Stuhl. „Dann muss auch ich raus, denn es ist wichtig, dass der Eimer bei mir bleibt.“ Er ergreift seinen Eimer und geht stolz zur Tür hinaus.

Anerkennend blickt Greta ihm nach. Sie weiß genau, was ihr Vater nun sagen würde: „Der Junge hat Schneid.“

Als Greta den Ausdruck zum ersten Mal hörte und ihren Vater fragte, was es denn bedeute, wenn jemand Schneid habe, da erklärte er ihr mit seiner tiefen, ruhigen Stimme: „Schneid, meine liebe Greta, haben diejenigen Menschen, die bei einem bleiben, auch wenn alle anderen wegrennen. Wenn zum Beispiel ein Kind im Pausenhof ruft: Die Greta ist doof, lasst uns schnell wegrennen! Und alle folgen und rennen davon wie die Hasen, doch ein Kind bleibt trotzdem bei dir und sagt: Ich mag dich. Dann ist das ein Mensch, der Schneid hat.

Und solche Menschen sind die besten Freunde. Nur treue und mutige Menschen haben den Schneid, das zu tun, was sie für richtig halten, selbst wenn andere anders handeln.“ So hatte ihr Vater es ihr erklärt.

Und nun hatte Jupp also den Schneid, bei seinem Eimer zu bleiben, weil er es für richtig hielt, obwohl er wusste, dass er sich dafür Ärger mit Frau Gruber einheimsen würde.

Und tatsächlich. Nach Frau Grubers von rosa zu fleckig rot wechselnder Gesichtsfarbe zu urteilen, findet sie Jupps Benehmen einfach unmöglich. Mit rasselndem Atem ringt sie nach Luft und bittet Ruben ungeduldig, nun endlich das Lied An meiner Ziege hab ich Freude anzustimmen.

Da klappt Greta ihr Liederbuch zu. „Ich gehe mit Jupp“, erklärt sie.


Greta, Jupp und die Geister

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